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Mutters

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ersten Band

14. September 1956

(Brief von Satprem an Mutter)

Hyderabad, 14. September 1956

Liebe Mutter,

Seit meiner Abreise ist kaum ein Augenblick vergangen, daß ich nicht an Dich dachte, und ich wollte warten, Dir zu schreiben, bis alles in mir klar und entschieden ist, denn ich denke wohl, daß Du schon mehr als genug platonische Erklärungen bekommst.

Meine Freunde hier hören nicht auf, mir zu wiederholen, daß ich nicht bereit bin und daß ich wie R 1, den sie kennen, eine gewisse Zeit in die Welt gehen sollte. Sie sagen, daß meine Idee, in den Himalaja zu gehen, unsinnig ist und raten mir, für einige Jahre nach Brasilien zurückzukehren, zu W, einem alten amerikanischen Multimillionär – der einzige "gute Reiche", den ich kenne –, er wollte mich irgendwie zum Erben seiner Geschäfte machen und behandelte mich ein wenig wie seinen Sohn. Er war sehr enttäuscht über meine Abreise nach Indien. Meine Freunde sagen mir, wenn ich eine Etappe in der Außenwelt verbringen sollte, dann am besten bei jemandem, der mich gern hat und der mir gleichzeitig eine materielle Unabhängigkeit für die Zukunft sichern kann.

Diese Geldangelegenheiten interessieren mich nicht. Tatsächlich interessiert mich nichts außer dem Etwas, das ich tief in mir fühle. Die ganze Frage für mich ist, wirklich zu wissen, ob ich bereit für das Yoga bin oder ob meine Fehler ein Zeichen der Unreife sind. Mutter, Du allein kannst mir sagen, was richtig ist.

Ich fühle mich ein wenig verloren, abgeschnitten von Dir. Die Idee, in den Himalaja zu gehen, ist unsinnig und ich gebe sie auf. Meine Freunde sagen mir, daß ich bei ihnen bleiben kann, solange ich will, aber das ist keine Lösung; ich habe nicht einmal mehr Lust, ein Buch zu schreiben, ich scheine an nichts mehr Geschmack zu finden außer an den Bäumen in diesem Garten hier und an der Musik, die einen großen Teil meiner Tage einnimmt. Es gibt keine andere Lösung als das Ashram oder Brasilien. Du allein kannst mir sagen, was ich tun soll.

Ich WEISS, daß letztendlich mein Platz bei Dir ist, aber ist es jetzt mein Platz, nach all diesen Fehlern? Spontan suche ich Dich, Du allein stellst das Licht dar und was es an Wahrem in der Welt gibt; ich könnte niemanden außer Dir lieben, nichts anderes interessiert mich als das Etwas in meiner Tiefe, aber wird nicht alles wieder anfangen, sobald ich ins Ashram zurückkehre? Du allein weißt, in welchem Stadium ich mich befinde, was richtig für mich ist, was möglich für mich ist.

Liebe Mutter, kann ich noch um Deine Liebe bitten, Deine Hilfe? Denn ohne Deine Hilfe ist nichts möglich, und ohne Deine Liebe hat nichts einen Sinn.

Ich fühle mich als Dein Kind, trotz all meiner Widersprüche und all meiner Fehler. Ich liebe Dich.

Bernard

 

1 Ein alter Schüler, der das Ashram verließ; später beging er Selbstmord.

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