Mutters
Agenda
ersten Band
Ohne Datum 1957
Wenn man einen schweren Entschluß zu fassen hat, wie kann man wissen, auf welcher Seite sein wahres Schicksal liegt? 1
Man hat nicht ein Schicksal, sondern mehrere.
Jeder hat das Recht, sich wieder mit seinem höchsten Ursprung zu vereinen, was auch sein Platz in der Weltordnung ist – dies ist das Geschenk, das das Göttliche der Materie gemacht hat, und dies ist euer wahres Schicksal. Es ist ein besonderes Geschenk an die Erde; in den anderen Welten gibt es das nicht. Gleichzeitig hat jeder eine besondere Rolle in der Manifestation, die vom Höchsten für ihn festgelegt wurde, aber diese eine Rolle kann auf verschiedenen Ebenen vollzogen werden, gemäß dem Grad der Evolution von "Dem", was in euch ist. Wenn "Das" in euch noch sehr jung ist, kann eure Realisation zwar vollkommen sein und ihr könnt euch tatsächlich mit dem Höchsten vereinen, aber das Feld der Verwirklichung in der Welt wird begrenzt sein, ganz klein. In der vertikalen Richtung könnt ihr direkt das Höchste berühren, trotz eurer Kleinheit, aber auf dem horizontalen Plan wird die Ausdehnung eurer Verwirklichung sehr beschränkt sein. Wir können das Beispiel von Maheshwari, Mutter der Macht und All-Weisheit, nehmen. Dieser Aspekt der Mutter kann verschiedene Formen annehmen, gemäß dem Grad der Evolution von "Dem" in euch: sie kann ein einfacher Gruppenführer sein, eine Königin, eine Kaiserin. Sie wird im Gruppenführer ebenso zugegen sein wie in der Kaiserin, aber das Feld der Verwirklichung ist offensichtlich sehr verschieden.
Auf dieser vertikalen Linie, die euch zu eurem göttlichen Ursprung führt, könnt ihr mehrere äußere Schicksale haben, entsprechend dem Zustand eurer Entwicklung. Das Yoga versucht, die Etappen zu beschleunigen, aber das ist nicht immer möglich. Es gibt psychologische Verbindungen im Wesen, die nur durch Erfahrung gelöst werden können. Diese Erfahrung kann in einigen Leben, einigen Jahren, einigen Monaten oder einigen Minuten gemacht werden.
Wenn man die Entfaltung aller Schicksale und aller Möglichkeiten des Schicksals aus dem höchsten Bewußtsein betrachtet, dann ist das etwas unendlich Interessantes. Man klagt manche Wesen des Größenwahns an, weil sie weite Projekte und große Pläne haben, die nicht immer mit den gegenwärtigen Möglichkeiten der Welt übereinstimmen. Meistens ist das ein einfacher Mangel an Urteilsvermögen ihrerseits, ein Mangel an Wissen. Sie sind zwar in Verbindung mit einer höheren Wahrheit getreten, die vielleicht einer zukünftigen Entwicklungsstufe ihrer Bestimmung entspricht (und deshalb sind sie so überzeugt), aber aus Mangel an Urteilskraft sehen sie nicht, daß der Augenblick dieser Wahrheit noch nicht gekommen ist, daß die Umstände nicht bereit sind oder daß die Bedingungen, in denen sie geboren wurden, sie daran hindern, das auszuführen, was sie als wahr empfinden. Es besteht ein Verschiebung zwischen der Vision der Wahrheit und den gegenwärtigen Möglichkeiten der Verwirklichung. Aber man darf diese großen Träume nicht töten, denn das hieße, etwas von seiner eigenen Zukunft zu töten. Vor allem muß man diese häßliche Moral von "es ändert sich doch nie etwas" energisch ablehnen und zurückweisen, diese brave, platte und ordinäre Einstellung eines Sancho Pansa. Man muß einfach warten können und seine Träume lange nähren.
Abschließend kann man sagen: im Universum gibt es nicht, kann es nicht zwei gleiche Schicksale geben.
Es ist unausweichlich das Schicksal eines jeden, das sich für ihn erfüllt, und je näher man dem Göttlichen ist, um so mehr nimmt dieses Schicksal göttliche Qualitäten an.
1 Diese Unterhaltung wurde aus dem Gedächtnis aufgezeichnet. Zu dieser Zeit war noch kein Tonbandgerät vorhanden, und Satprem hielt es leider für angebracht, alle persönlichen Elemente auszulassen, um nur den Aspekt der "Lehre" bestehen zu lassen. Der "schwere Entschluß", um den es sich handelt, war, das Ashram zu verlassen.