Mutters
Agenda
ersten Band
25. Februar 1958
(Über das Leiden)
Diese oberflächlichen Dinge sind nicht dramatisch. Sie erscheinen mir immer mehr wie Seifenblasen, vor allem seit dem 3. Februar.
Manche Leute kommen in Verzweiflung zu mir, in Tränen, in, wie sie es nennen, furchtbaren moralischen Leiden; wenn ich sie so sehe, dann verstelle ich ein wenig den Zeiger in meinem Bewußtsein, das euch enthält, und wenn sie weggehen, fühlen sie sich völlig getröstet. Es ist genau wie die Nadel in einem Kompaß: man verstellt den Zeiger im Bewußtsein ein wenig, und es ist vorbei. Natürlich kommt es aus Gewohnheit später wieder. Aber das sind nur Seifenblasen.
Ich habe auch Leiden gekannt, aber es gab immer einen Teil von mir, der sich abseits im Hintergrund halten konnte.
Das einzige, was mir jetzt noch in der Welt unerträglich erscheint, sind alle die physischen Gebrechen, die physischen Leiden, die Häßlichkeit, die Unfähigkeit, diesen Gehalt an Schönheit auszudrücken, der in jedem Wesen ist. Aber auch das wird eines Tages erobert werden. Auch da wird eines Tages die Kraft kommen, den Zeiger ein wenig zu verstellen. Man muß nur höher ins Bewußtsein steigen: je tiefer man in die Materie hinabdringen will, um so höher muß man sich im Bewußtsein erheben.
Das wird Zeit verlangen. Sri Aurobindo hatte sicher recht, wenn er von einigen Jahrhunderten sprach.