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Mutters

Agenda

ersten Band

11. November 1958

(Mutter bringt eine weitere Modifikation ihrer Botschaft für den 1. Januar 1959: anstatt "eine allmächtige Feder, die mich mit einem Stoß in eine Unermeßlichkeit ohne Form und ohne Grenzen schleuderte, die Quelle der neuen Schöpfung", schreibt Mutter: "eine Unermeßlichkeit ohne Form und ohne Grenzen, in der die Keime der neuen Welt schwingen".)

Die Objektivierung der Erfahrung geschah graduell, wie immer bei mir. Wenn ich eine Erfahrung habe, bin ich ganz und gar "weiß" wie ein neugeborenes Kind: alles widerfährt ihm "einfach so". Ich weiß nicht, was geschieht, ich erwarte nichts. Wie lange brauchte ich, um das zu lernen!

Ich habe keinen vorherigen Gedanken, kein vorheriges Wissen, keinen vorherigen Willen: all dies existiert nicht. Ich bin einfach wie ein Aufnahmespiegel für die Erfahrung. Die Einfachheit eines kleinen Kindes, das das Leben lernt. Genauso. Und das ist wirklich das Ergebnis der Gnade: angesichts der Erfahrung, die Einfachheit eines kleinen Kindes, das gerade geboren wurde. Und es ist spontan so, aber auch willentlich, das heißt während der Erfahrung gebe ich mir große Mühe, mich nicht dabei zu beobachten, wie ich der Erfahrung habe, damit nichts des vorherigen Wissens eingreift. Danach schaue ich. Das ist keine mentale Ausarbeitung, nicht einmal etwas Höheres als das Mental (nicht einmal ein Wissen durch Vereinigung, das mich die Dinge sehen läßt): nein, der Körper (wenn die Erfahrung im Körper stattfindet), der Körper ist... auf Englisch würde man sagen blank. Als wäre er neugeboren, als wäre er in diesem Augenblick mit der Erfahrung geboren worden.

Und erst nach und nach, nach und nach wird die Erfahrung mit dem vergangenen Wissen in Verbindung gebracht. Dann erscheint graduell ihre Erklärung und Einschätzung.

Das ist unerläßlich, wenn man nicht willkürlich sein will.

So ist im Grunde nur die letzte Formulierung richtig, aber aus Sicht der "historischen" Entwicklung ist es interessant, den Fortlauf zu sehen. Bei der Erfahrung der Supramentalen Manifestation war es dasselbe Phänomen. Beide Erfahrungen, die vom 7. November und die des Supramentals, geschahen auf genau die gleiche Weise: ich war die Erfahrung und nichts anderes. Ausschließlich die Erfahrung in dem Augenblick, wo sie geschah. Und nur langsam, beim Verlassen der Erfahrung, trat das vorherige Wissen, die vorherigen Erfahrungen, die ganze Ansammlung der vergangenen Geschehnisse hinzu und betrachtete das, ordnete es ein.

Aus diesem Grunde geschieht die Formulierung nach und nach, stolpernd: kein literarisches Stolpern, sondern um so präzise, so genau und zugleich so bündig wie nur möglich zu sein.

Wenn ich etwas schreibe, erwarte ich nicht, daß die Leute es verstehen, aber ich versuche zu erreichen, daß die Erfahrung, das Bild, möglichst wenig durch diese Art Reduzierung der Beschreibung entstellt wird.

Und was bedeutet diese Feder?

Die Feder? Genau folgendes: in den tiefsten Tiefen des Unbewußten liegt die höchste Feder, die uns das Allerhöchste berühren läßt. Es ist wie der Höchste, der uns den Höchsten berühren läßt: die allmächtige Feder. Wenn man den äußersten Grund des Unbewußten erreicht, berührt man den Höchsten.

Dann ist das der kürzeste Weg!

Nicht der kürzeste Weg! Für mich war es bereits schwierig, den Grund des Unbewußten zu berühren, aber für die Leute würde das eine Ewigkeit dauern.

Es gleicht ein wenig dem, was Sri Aurobindo in A God's Labour beschreibt.

Der Höchste auf dem äußersten Grund des Unbewußten schleudert euch direkt zum Höchsten?

Ja, weil in der äußersten Tiefe des Unbewußten der Höchste ist. Das gleicht der Idee, daß die höchsten Höhen die tiefsten Tiefen berühren. Das Universum ist wie ein Kreis – es wird dargestellt durch die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, deren Kopf den Schwanz berührt. Das bedeutet, daß die höchsten Höhen die materiellste Materie berühren, ohne Zwischenträger. Ich habe das mehrere Male beschrieben. Aber hier war es eine Erfahrung. Ich wußte nicht, was geschah, ich erwartete nichts und... es war überwältigend: mit einem Schlag wurde ich emporgeschnellt! Ich versichere dir, wenn jemand die Augen offen gehabt hätte, hätte er lachen müssen: ich wurde immer tiefer nach unten gezogen, immer tiefer gebeugt, mein Kopf berührte fast meine Knie, und auf einmal – hopp! Vollkommen gerade, den Kopf völlig aufgerichtet, mit einem Schlag!

Aber sobald man es beschreiben will, läuft es einem wie Wasser durch die Finger; die ganze Fluidität geht verloren, verschwindet. Eine etwas vage, poetische, artistische Ausdrucksweise ist viel wahrer, der Wahrheit viel näher: etwas Verschwommenes, etwas Undefiniertes. Es wird nicht so konkretisiert wie eine starre, mentale Ausdrucksweise – diese Starrheit, die das Mental in das Unbewußte brachte.

Diese Vision des Unbewußten... (Mutter verweilt einen Moment in Betrachtung) es war ein MENTALES Unbewußtes. Denn der Ausgangspunkt war mental. Ein besonderes Unbewußtes – starr, hart, widerstrebend – all das, was das Mental unserem Bewußtsein gebracht hat. Es ist viel schlimmer, viel schlimmer als ein rein materielles Unbewußtes! Sozusagen ein "mentalisiertes" Unbewußtes. Diese ganze Steifheit, diese Härte, diese Enge, diese Starrheit – eine STARRHEIT – entstammt der Anwesenheit des Mentals in der Schöpfung. Als das Mental noch nicht manifestiert war, war das Unbewußte nicht so! Es war formlos und besaß die Plastizität der Formlosigkeit – diese Plastizität ist verschwunden.

Das ist ein schreckliches Bild der mentalen Wirkung im Unbewußten.

Es hat das Unbewußte aggressiv gemacht – vorher war es das nicht. Aggressiv, widerstrebend, HARTNÄCKIG. Vorher war das nicht da.

Das ist der Gedanke. Es war sozusagen kein "urspüngliches" Unbewußtes. Es ist ein mentalisiertes Unbewußtes. Mit allem, was das Mental an WIDRIGKEIT, an Widerstand, Härte, Starrheit gebracht hat.

Das wäre interessant zu erwähnen.

Denn der Ausgangspunkt war gerade die Betrachtung des mentalen Unbewußtseins dieser Leute. Das mentale Unbewußtsein. Und das mentale Unbewußtsein WEIGERT SICH, sich zu ändern – dies hat das andere nicht; das andere hat nichts, existiert nicht, ist in keiner Weise organisiert, hat keine spezielle Seinsart, während das hier ein ORGANISIERTES Unbewußtes ist – organisiert durch den Anfang eines mentalen Einflusses. Hundertmal schlimmer!

Dieser Punkt ist wichtig zu notieren.

Es ist anders als die Erfahrung, die ich damals mit dem ursprünglichen Unbewußten hatte. Diesmal war es die Erfahrung des Unbewußten, dem der Einfluß des Mentals in der Schöpfung widerfahren ist. Es wurde... ein VIEL grösseres Hindernis als zuvor. Vorher hatte es nicht einmal die Kraft zu widerstehen, es hatte nichts, es war wirklich unbewußt. Jetzt ist es ein Unbewußtes, das sich in seiner Weigerung gegen die Änderung organisiert hat!

Diese Erfahrung ist sehr neu.

Und die allmächtige Feder ist das vollkommene Bild dessen, was geschieht – was geschehen muß, geschehen wird – FÜR ALLE: auf einmal wird man in die Unermeßlichkeit geschleudert.

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