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Mutters

Agenda

ersten Band

26. November 1960

(Mutter hatte entschieden, dieses persönliche Gespräch sei zu zerstören – die Tonbandaufzeichnung zu löschen –, wegen seiner Wichtigkeit hielten wir für richtig, es dennoch aufzuheben.)

Deine Kraft heilte mich in wirklich spektakulärer Weise, in weniger als einer Stunde. Wenn du nur die Grippe geheilt hättest, könnte ich es noch verstehen, denn das ist etwas allgemeines und kann mit einer starken allgemeinen Vibration beseitigt werden, doch deine Kraft wirkte mit überraschender Präzision und Direktheit: zuerst fegte sie die Grippe weg, dann berührte sie einen kranken Zahn, unter dem ich seit drei Tagen litt, und in drei Minuten war es vorbei damit; schließlich hatte ich eine beschädigte Sehne – seit drei, vier Jahren beschädigt, die mir immer wieder Schmerzen verursachte (genau handelt es sich um eine Sehne des Oberschenkels, dort wo sie am Becken hängt) – und diese Sehne machte mir seit acht Tagen solche Schmerzen, daß es mir sehr schwer wurde, mich zur Meditation mit gekreuzten Beinen hinzusetzen. Ich spürte die Kraft genau diesen Punkt berühren, und der Schmerz verschwand. Obwohl das etwas Organisches war, keine allgemeine Krankheit!...

(Mutter schweigt einen Augenblick, dann sagt sie:)

Nicht letzte Nacht, sondern in der Nacht davor berührte ich wenigstens einen der Gründe (in dem Moment erschien es wie DER Grund) für eine gewisse Machtlosigkeit, direkt auf die Materie einzuwirken... Denn der Wille und die Macht kommen, sie sind überall äußerst wirksam, BIS ZU EINEM BESTIMMTEN BEREICH (das heißt, ob die Leute empfänglich sind oder nicht, offen oder nicht, hat keine Bedeutung: wenn der Wille sich tätigt, ist er BIS ZU einem bestimmten Bereich allmächtig), wenn es aber gerade dort hinrührt, in das Allermateriellste, dann hängt die Wirksamkeit von sehr vielen Dingen ab – eine Macht, die abhängig ist, ist jedoch keine Macht! Seit langer, langer Zeit bin ich auf der Suche nach den Gründen dieser Machtlosigkeit. Nach und nach fand ich eine Anzahl davon, und in diesen Punkten wurde die Wirkung sofort vollständig. Doch es blieben noch Dinge, die sich widersetzten (oh! mehrere, in verschiedenen Richtungen): wie die Wirkung auf Krankheiten, auf die Zellen, die Wirkung auf den Zweifel (nicht der mentale Zweifel: der Zweifel im physischen Bewußtsein, der gewisse Dinge, die ihm unmöglich erscheinen, einfach nicht zulassen kann – was Sri Aurobindo disbelief [Unglauben] nennt – kein Zweifel des Mentals, der "disbelief" des physischen Bewußtseins, das nicht zulassen kann, was seiner eigenen Natur und seinen eigenen Abläufen widerspricht). Und dann bestimmte Krankheiten. Manchmal ist die Wirkung auf eine Krankheit augenblicklich, manchmal zögernd, und manchmal muß sie ihren sogenannten normalen Lauf nehmen. In diesen drei Punkten fühlte ich deutlich ein Hindernis. Das sind die Bastionen des Widersachers: alles, was nichts vom Göttlichen wissen will, bedient sich dessen und blockiert sogar das Wirken der Macht von oben, denn wenn sie sich hier im Körper ausüben soll, wird sie aufgehalten oder entstellt oder verändert oder verringert.

All das geschieht im Unterbewußten; es sind Dinge, die vom physischen Bewußtsein ins Unterbewußte verdrängt wurden, und dort bleiben sie und kehren zurück, wann es ihnen gefällt.

Vor zwei Nächten (nein, drei: die Nacht vor dem Darshan), hatte ich eine dieser Erfahrungen, die einen den ganzen Tag lang nachdenklich machen...

(Schweigen)

Am Darshan kam ich damit nach unten, und trotz all meinem Willen, liebenswürdig zu sein und nett zu erscheinen, war ich wie ein Stein, in Betrachtung dieser... Jetzt kann ich noch nicht darüber sprechen, denn es ist der Schlüssel für ETWAS SEHR GROSSES.

(Schweigen)

In diesem Punkt ist die Natur (ich meine die passive Seite der Schöpfungskräfte) Sklave der gegnerischen Kräfte. In einem Punkt wird sie von ihnen beherrscht. Und das muß geheilt werden, damit die Kraft von oben, die Kraft der Shakti alles durchdringen und alles beherrschen kann, unfehlbar sein kann...

Die Sache wurde erkannt, die Erfahrung gemacht, aber manchmal dauert es lange, bis alle Konsequenzen davon... worked out [ausgearbeitet] werden.

Doch schon am nächsten Tag, also am Tag des Darshans, konnte ich, im Maße, daß es durchkam (denn etwas arbeitete innen), wieder anfangen, mich um die anwesenden Leute zu kümmern. Und etwas seltsames geschah in dem Augenblick, wo du kamst, plötzlich gab es einen kleinen Schock, wie ein elektrischer Schlag, und ein Funke sprang hervor. In diesem Augenblick wirkte die Kraft, während dem Bruchteil einer Sekunde vielleicht... Denn dich betreffend war da dieses schlechte Karma, diese alte Formation, die seit sehr langer Zeit da war und die nicht... Ich erinnere mich, dir vor einigen Jahren gesagt zu haben: "Erst wenn das Supramental herabkommt, werde ich Fälle wie dich heilen können." Und das war immer geblieben, stets lebendig, mit diesem Gefühl der Unfähigkeit, eines Widerstandes – es fehlt einem das Nötige, um das zu beherrschen. Doch nur für eine Sekunde, als du vorbeigingst, war es wie ein Blitz von... wie wenn zwei elektrische Drähte sich berühren und es blitzt, genau so. Ein goldener Funken, von einem prachtvollen Licht, prrt! sprang es hervor. Ich sagte mir: Ah! Gut!

Das war alles.

Als du mir dann später schriebst, du wärest krank, fragte ich mich: "Nanu! Was bedeutet das?" Ich antwortete nichts, sagte nichts, aber als ich nach oben zurückkehrte und für das Japa zu gehen begann, brachte ich diese Erfahrung vom Darshan – diesen Augenblick des Darshans – zurück, und ich spürte, daß es etwas hinterlassen hatte (keine vollkommene und absolute Wirkung, aber es blieb doch etwas), und dadurch, sagte ich mir, wollte ich versuchen zu erreichen, daß es dir besser geht!

Ich spürte deutlich den Eingriff. Mir ging es wirklich elend, aber als ich aus dem Japa kam, spürte ich, daß es vorbei war. Es bleibt noch ein kleiner Rest im Bein, etwas, das ein bißchen zieht, aber es ist so gut wie verschwunden.

Das ist die Erinnerung. Die Erinnerung in den Zellen.

Gut, es ist gut. Ich bin zufrieden. Das ist die erste Erfahrung.

Die Krankheit hatte mit einem seltsamen Traum begonnen: Ich stand hier im Flur, und eine ziemlich düstere Person kam und sagte mir, Mutter wolle, daß ich meine Arbeit wechsele. Ich erinnere mich, ich setzte eine sehr große Kraft dahinter, zu versuchen zu sagen: aber warum, warum denn? Schließlich erschienst du. Du befandst dich dort, bei einem Tisch mit verschiedenen Personen. Ich ärgerte mich ziemlich, weil diese Leute mich störten, mich scheinbar hinderten, mit dir zu sein. Und du sagtest mir sehr deutlich: "Es ist Zeit, daß dieser Herr fortgeht." Dieser Herr bezeichnete vielleicht einen Teil meines Wesens, der verschwinden oder sich ändern mußte, jedenfalls trugst du mir auf, etwas sehr Schwieriges zu tun, ich fühlte eine große Schwierigkeit. Ich erinnere mich sogar, dich in dem Traum einen Augenblick verlassen zu haben, als wollte ich das Ashram verlassen, und dann mußte ich auf und ab schreiten, eine riesige Anstrengung unternehmen, um zurückzukehren und mich neben dich zu setzen, auf eine Bank, die symbolischerweise sehr hart war... Am nächsten Morgen wachte ich mit der Grippe auf.

Dann ist es sehr einfach: die Krankheit stammt daher, daß ein Teil deines Wesens schneller voranging als der andere. Wahrscheinlich blieb ein Teil des physischen Bewußtseins zurück, und das bewirkte eine Unausgewogenheit, das verursachte die Krankheit.

In meinem Traum war es eine große Anstrengung.

Ja, es ist gut. Alles geht gut. Vielleicht ist es nicht nett, jemandem, der krank war, zu sagen, "es ist gut", aber es ist gut!

(Schweigen)

Ich verfolge die Sadhana wirklich... auf einem Weg, den noch niemand zurücklegte. Sri Aurobindo tat es... prinzipiell. Und mich beauftragte er, es in meinem Körper zu tun.

Das war die große Schwierigkeit gewesen, als wir zusammen waren, all diese feindlichen Kräfte kämpften (sie versuchten ich-weiß-nicht-wieviele Male, mich umzubringen; jedesmal rettete er mich; auf absolut wunderbare Weise). Aber das schien ihm sehr große KÖRPERLICHE Schwierigkeiten zu verursachen. Wir sprachen sehr oft darüber, und ich sagte ihm: If one of us must go, I want that it should be me. [Wenn einer von uns beiden gehen muß, will ich es sein.]

Er antwortete: It can't be you, because you alone can do the material thing. [Sie können es nicht sein, denn Sie allein sind fähig, die materielle Arbeit zu tun.]

Und das war alles.

Mehr sagte er nicht. Er verbot mir, meinen Körper zu verlassen. Das war alles. Er sagte: "Dies ist ein absolutes Verbot, you can't, you must remain." [Sie dürfen nicht, Sie müssen bleiben.]

Danach (dies war ungefähr zu Beginn des Jahres 1950) ging er allmählich... Er ließ sich krank werden. Denn er wußte sehr gut, wenn er mir sagte: I must go [ich muß gehen], hätte ich ihm nicht gehorcht, ich wäre selber gegangen. Denn für mein Empfinden war er viel unersetzlicher als ich. Aber er sah das von der anderen Seite. Und er wußte, daß ich die Fähigkeit hatte, meinen Körper willentlich zu verlassen. Deshalb sagte er nichts, sagte nichts bis zur letzten Minute...

(Schweigen)

Ein–, zwei Male "hörte" ich bestimmte Dinge ihn betreffend, die ich ihm berichtete (denn ich erzählte ihm alles, was ich sah und hörte), und ich sagte ihm, dies käme mir... dies wären Suggestionen des Widersachers, gegen die ich heftig kämpfte. Doch da schaute er mich an – zweimal –, schaute mich an, nickte mit dem Kopf und lächelte. Und das war alles. Mehr sagte er nicht. Ich dachte mir: "Was für eine seltsame Sache!" Und das war alles. Ich selber muß es vergessen haben – weil er wollte, daß ich es vergesse.

Ich erinnerte mich erst hinterher wieder daran...

(Schweigen)

Aber...

(Schweigen)

...dieser Weg ist sehr hart.

(Schweigen)

Und die Dinge geschehen überhaupt nicht so, wie sie im gewöhnlichen Leben geschehen... Für drei, vier Minuten, manchmal fünf Minuten, zehn Minuten, bin ich ab-scheu-lich krank, mit allen Zeichen, daß es das Ende ist.

(Schweigen)

Und das kommt nur, damit ich finde... damit ich die Erfahrung mache und die Kraft finde. Und um dem Körper diesen absoluten Glauben in seine göttliche Wirklichkeit zu geben: daß das Göttliche hier ist und daß Er hier sein will und daß Er hier sein wird. Und nur in diesen "Augenblicken", wo es logischerweise, nach der normalen physischen Logik das Ende ist, da erhascht man den Schlüssel.

All das muß man durchmachen, ohne zu schwanken.

Ich habe es niemandem gesagt, noch niemandem bis jetzt, vor allem nicht denen, die für mich sorgen, denn ich will sie nicht... erschrecken. Auch weil ich mir ihrer Reaktionen nicht sicher bin: verstehst du, wenn sie anfingen Angst zu haben, wäre es schrecklich. Ich sage es nicht. Aber das passierte sicher fünf- oder sechsmal, meistens morgens, bevor ich zum Balkon gehe, wenn ich keine Zeit habe... Und alles muß schnell gehen! Weil ich rechtzeitig fertig sein muß.

Das ist sehr interessant, sehr interessant. Doch in diesen Augenblicken, ist die... concreteness of the Presence [das Konkrete der Gegenwart] – das heißt, konkret zu berühren, materiell zu berühren, außerordentlich!

Wieviel davon wird es noch erfordern? Ich habe keine Ahnung, ich bin dabei, den Weg zu schaffen.

(Schweigen)

Schreib diese Dinge nicht auf, lösche sie, denn... Später werde ich sie sagen – wenn es zu Ende ist, wenn ich das Ziel gefunden habe. Ich will nicht, daß es zufällig jemandem in die Hände fällt. Und du behältst es so, in deinem Bewußtsein.

(Schweigen)

Ich erzähle dir all das wegen dem, was neulich geschah. Mit diesen Erfahrungen erlangt man... die wahre Macht.

Und es passieren recht interessante Dinge in diesem Zusammenhang: stell dir vor, X ist dabei bestimmte Dinge zu lernen, das heißt, auf seine Art entdeckt er manche der Fortschritte, die ich gerade mache; er entdeckt sie in Form einer Lehre, die er empfängt [auf subtile Weise]; und vor zwei oder drei Tagen schrieb er Amrita einen Brief, in dem er in seine Sprache übersetzt, mit seinen Worten und Redeweisen, genau meine neuesten Erfahrungen beschreibt: Dinge, die ich in allgemeiner Weise überwunden hatte.

Das interessiert mich wirklich, denn diese Dinge laufen überhaupt nicht über das Mental (dort empfängt er nichts, er ist verschlossen), und in seinem Brief sagt er: dies und jenes ist notwendig (das er mit seinen Worten erklärt), und er fügt hinzu: "Deshalb müssen wir so dankbar sein, daß wir unter uns... the great Mother haben, wie er sagt, die große Mutter, die diese Dinge weiß." Da dachte ich mir: Gut! (Es ging um etwas sehr Präzises bezüglich dem Unterscheidungsvermögen in der äußeren Welt, die unterschiedliche Beschaffenheit und die unterschiedlichen Aufgaben verschiedener Wesen, und daß dies sozusagen von ihrer inneren Struktur abhängt.) So sehe ich, daß selbst diese physischen Erfahrungen empfangen werden (obwohl ich es nicht versuchte, ich versuchte nie, ihn etwas empfangen zu lassen), es ist einfach so (Geste der allgemeinen Verbreitung) und die Erfahrung ist sehr... wie soll ich sagen?... radikal, mit einer Art... [Ausstrahlungskraft]. Zwingend.

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