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Mutters

Agenda

vierten Band

25. Mai 1963

(Bezüglich eines Briefes an Satprem von einem persönlichen Freund beim Verlag Seuil, worin ihm die Ablehnung des zweiten Manuskripts über Sri Aurobindo, Das Abenteuer des Bewußtseins, mitgeteilt wird: "Ich weiß nicht, ob P.A.L. es gelesen hat, wir haben noch nicht darüber gesprochen, aber schon bei den ersten Seiten spürte ich, daß dieses Manuskript nie bei Seuil herausgegeben werden wird. Es hat Mängel, Schwerfälligkeiten, aber das ist nicht der eigentliche Grund für seine Ablehnung...")

Gut! (Lachen) Warten wir ab, was sie sagen. Ich habe keinen Moment lang geglaubt, daß diese Leute es veröffentlichen würden – andere werden es tun.

Wenn WIR es einmal gedruckt haben, bin ich sicher – sicher –, daß andere es veröffentlichen werden. Dies ist auch kein Buch, das für einige Zeit Erfolg hat und dann in Vergessenheit gerät. Die Wirkung wird langanhaltend sein.

Was meint er mit "Schwerfälligkeiten"? – Wohl das, was er nicht verstanden hat!

Er ist ein Mann mit Verständnis. Wahrscheinlich will er sagen, daß in literarischer Hinsicht einige Stellen etwas zu lang sind. Aber ich weiß es nicht, er wird mir das schreiben. Er wird es mir sagen... Ich bin wirklich neugierig zu erfahren, was er verstanden hat. Er ist immerhin ein offener Mensch.

Mir scheint, daß man bereits viel wissen muß, um den Wert des Buches wirklich zu erkennen – sehr viel mehr, als diese Leute wissen.

Ich habe den Eindruck – und deshalb hat sich Sri Aurobindo auch so sehr für das Buch interessiert und so starken Anteil daran genommen –, daß es die Dinge für Leute mit einer europäischen Bildung am besten erklärt. Jedenfalls für alle mit einer modernen Bildung und Geisteshaltung – auch für Amerika ist es sehr gut. Der ganze Teil Indiens, der unter dem Einfluß der englischen Bildung steht, wird damit ebenfalls so angesprochen, daß sie verstehen können.

Ich habe keine Sekunde gedacht, daß sie das Buch veröffentlichen würden – um dir die Wahrheit zu sagen: ich wäre nicht einmal sehr froh darüber gewesen! Es ist kein Buch für ihre "Kollektion". Ihre Kollektion ist viel zu banal und oberflächlich.

In jedem Fall wäre es nicht für die "Kollektion" bestimmt gewesen, denn es hat mehr als 300 Seiten, und für ihre Kollektion müßten es 150 sein. Aber es hätte unabhängig von ihrer Kollektion erscheinen können – nun, es soll nicht sein... Ich bin gespannt darauf, ihre Kritik zu erfahren.

Ach, sie werden nichts verstehen.

Zeig mir seine Handschrift.

(Mutter sieht sich den Brief an)

Oh, der Mann ist intuitiv. Oh, ja!

Ach, er ist sehr gut! Viel besser als das, was er sagt.

*
*   *

Ich möchte dir eine kurze Frage stellen. In dem Buch über Sri Aurobindo erwähne ich, daß die drei Aspekte – das Transzendente, das Immanente und das Kosmische – wahrscheinlich der katholischen Trinität entsprechen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Kannst du mir sagen, was die genaue Entsprechung ist? Offensichtlich ist der Vater das Transzendente, aber der Sohn?...

Der Sohn ist die Immanenz.

Aber was soll der Heilige Geist und seine Herabkunft bedeuten?

Ja, das habe ich mich auch oft gefragt.

Früher wußte ich es – ich habe einmal mit dem Freund eines Kardinals darüber gesprochen, und er gab mir eine Erklärung. Er sagte, man lehre die Kardinäle diese esoterische Fassung mit dem Verbot, jemals darüber zu sprechen. Man lehre sie auch, daß die Jungfrau die Natur sei, die universelle Mutter.

Aber was ist der Heilige Geist, der an Pfingsten "mit Feuerzungen" herabsteigt? Diese "Feuerzungen" sehen nicht nach einem kosmischen Symbol aus.

Aber ich sehe nicht, wie Christus kosmisch sein könnte. Er ist doch ganz offensichtlich Gott im Menschen.

Und warum? Steigt der Heilige Geist überall herab, oder ist er begrenzt?

Nach der Tradition steigt er an Pfingsten herab.

Wann ist Pfingsten?

Ich glaube vierzig Tage nach Ostern.

Vierzig Tage nach der Auferstehung.

Die zwölf Apostel waren versammelt, und die "Herabkunft" des Heiligen Geistes fand in Form von Feuerzungen statt.

Aber das Immanente kommt doch nicht "herab", mein Kind!

Ja, das ist offensichtlich! Aber wie soll das Kosmische "herabsteigen" (wenn wir davon ausgehen, daß der Heilige Geist ein kosmisches Symbol ist)? Noch dazu in Form von Feuerzungen?

Vielleicht überfordern wir den Vergleich, und es bedeutet etwas anderes.

(Schweigen)

Vielleicht gehört er eher zur Ankündigung (nicht Verkündung) der neuen Welt – einer neuen Welt. Der Heilige Geist entspräche damit der Welt, die nach der menschlichen Welt herabkommen wird.

Ich sage das, weil Théon immer die Ankunft einer "neuen Welt" verkündete. Er sprach nicht vom "Supramental", aber er sagte: "Es wird neue Himmel und eine neue Erde geben." Das war seine Erklärung. Vielleicht hatte man anfänglich, im ursprünglichen Katholizismus, die Vorstellung, daß vierzig Tage nachher (das kann auch symbolisch sein, vielleicht vierzig Jahrhunderte oder vierzig Zeitalter) die Herabkunft des Heiligen Geistes in Form von Flammen stattfinden werde, die in jene eindringen würden, die bereit sind. Diese Erklärung erscheint mir logischer.

Offensichtlich könnte der Vogel, diese "weiße Taube", von der man spricht, das Universelle sein. Vielleicht wird es sich als Ergebnis dieser Herabkunft offen manifestieren.

All diese Erklärungen zerlegen die Dinge nur in kleine Stücke. Offensichtlich symbolisiert es die Manifestation, eine neue Manifestation des Göttlichen, die sich eine gewisse Zeit nach der Wiederauferstehung des Göttlichen im Menschen ereignet. Das Göttliche ist im Menschen wiederauferstanden, das ist völlig klar: er ist bewußt geworden. Einige Zeit danach (4 bedeutet Manifestation, 10 ist die Vollkommenheit der Manifestation) erlaubt die wiederauferstandene Vollkommenheit der Manifestation Gottes im Menschen dem Universellen oder Kosmischen, sich zu manifestieren. So ergibt es einen Sinn.

Dieses "universelle" Element bedeutet vielleicht eine kollektive Transformation. Eine Transformation, die sich nicht mehr nur individuell vollzieht – die Herabkunft des Heiligen Geistes in die Kollektivität?

Man sagte mir, daß selbst im Kardinalskollegium diese Dinge nur angedeutet würden und man es jedem einzelnen überlasse, wirklich zu verstehen oder nicht. Das ist sehr wahrscheinlich. Aber wer hielt die Tradition intakt?... Wir wissen nichts darüber.

So ergibt es jedenfalls einen Sinn.

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