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Mutters

Agenda

sechsten Band

15. September 1965

Ich verbrachte meine Nacht in... Es war kein Orkan, kein Zyklon, sondern... schlimmer als jeder Zyklon. Ich befand mich in einer finsteren Halle, ganz von Glas umgeben (symbolisch), und durch die Scheiben sah ich... Überall, wo ich hinblickte, blies der Wind von allen Seiten und riß alles mit sich: Häuser, Bäume, einfach alles. Es nahm kein Ende.

Ein höllischer Lärm. Eigentlich hätte das den Ort, wo ich mich befand, auch fortreißen müssen, aber nichts bewegte sich dort.

Ein Hinweis... Der Ort, wo ich mich befand, war sehr groß (größer als ein Haus), und ich ging umher. Ich wollte mich irgendwo ausruhen, aber der Lärm und Krach waren so fürchterlich, daß es unmöglich war, und so stand ich auf. Drei Personen waren anwesend, zwei davon haben noch einen Körper, die andere nicht (ich kenne sie), sie befanden sich nicht alle am selben Ort. Die erste Person war bei mir, dort, wo ich mich ausruhen wollte, aber ich sagte: "Es ist unmöglich", und so ging ich von dort auf die andere Seite, wo ich die Person antraf, die keinen Körper hat und die wie gebannt durch die Glaswände schaute (was beweisen würde, daß dies auch im Subtilphysischen oder sogar im materiellsten Vital stattfindet). Oh, man kann sich das gar nicht vorstellen!... Ich schaute dem eine Weile zu und ging dann weg, um an den Ort zurückzukehren, wo ich mich ausruhen wollte (mit einer gewissen inneren Anstrengung, indem ich mir sagte: "Gut, ich werde trotzdem einen Ort zum Ausruhen finden"). Im Vorbeigehen sah ich jemanden (N, um seinen Namen nicht zu nennen), der in einer Art Korridor stand (es war aber nicht eng: ein breiter Korridor), auch er schaute wie gebannt hinaus.

In diesem Korridor hatte der Orkan nicht genau die gleiche Farbe wie an dem Ort, wo sich die Person ohne Körper befand (wie soll ich das erklären?); dort war es sehr rot, als ob alle Blätter rot wären, die Bäume waren rot (es gab auch andere Farben, aber das Rot dominierte), während hier schlammigere Farben vorherrschten. Aber es war so stark. So stark, daß es schwierig war, von dort herauszutreten.

Als ich schließlich herauskam (um drei Uhr morgens), sagte ich mir: "Gut, nun will ich mich mit etwas anderem beschäftigen." Ich konzentrierte mich auf eine bestimmte Weise, um dem ein Ende zu setzen, und fand mich an einem Ort wieder, den ich sehr gut kenne, der wie eine Nachbildung ist – eine mentale Nachbildung dessen, was man als gewisse "Räume des Ashrams" bezeichnen könnte (es ist nicht genau das, aber es entspricht diesen), und hier befand sich ein Herr, den ich sehr gut kannte, ein Franzose, der mich besuchen wollte. Er saß an einem großen Schreibtisch und wartete auf dich (deshalb erzähle ich es dir). Aber ich wollte ihm etwas mitteilen, bevor er dich sah. Und so nahm ich statt der gewohnten Tür einen anderen Weg und kam dir zuvor. Ich traf ihn (wir tauschten keine Worte aus – ich spreche nie mit den Leuten), aber er war sehr warmherzig, sehr begeistert, sehr freundlich und erfüllt von einem angenehmen Eifer – unwissend, aber angenehm. Ein größerer Mann, wie mir schien, in europäischer Kleidung. Ich kann ihn nicht genau beschreiben; wenn ich ihm begegnete, würde ich ihn jedoch sofort erkennen. Er sagte mir zwei Worte wie... (sie hatten überhaupt keine Bedeutung), aber sie waren wie der Ausdruck seines Gefühls. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es war nichts: "oh!" oder so ähnlich. Daraufhin übermittelte ich ihm meine Botschaft und ging dann wieder, und im Weggehen (lachend) wäre ich fast über dich gestolpert, du kamst so schnell herein. Ich sagte dir: "Mach dir keine Sorgen, alles geht gut!"

Vielleicht ist es einer deiner Verleger oder vielleicht der Mann, dem du deinen Artikel geschickt hast 1 .

Aber ich ging nur an diesen Ort, um dem Orkan zu entkommen: ich hatte nicht wirklich die Absicht, mich um all das zu kümmern, tat es aber trotzdem; ich sagte dir: "Mach dir keine Sorgen, alles geht gut!"... Ich sehe dich selten so konkret: wir wären beinahe zusammengestoßen. Es war gegen halb vier Uhr morgens. Du schliefst tief, nicht wahr?

Aber deine physische Gestalt war unverkennbar: das bedeutet, daß es ziemlich materiell war. Es betraf deine Arbeit, etwas, was du geschrieben hattest. Nicht, daß es mich besonders beschäftigt hätte, nein, ich tat es wie nebenbei.

Aber was bedeutet dieser Orkan? Wird er über uns kommen?

(Schweigen) Er war nicht örtlich beschränkt... Es könnte einen allgemeinen Krieg bedeuten.

Ich habe viele Dinge "empfangen". Ich beginne, ihnen Bedeutung beizumessen, denn ich habe festgestellt, daß diese "Dinge" (die ich immer für vorbeiziehende Gedankenströme hielt, die man aufschnappt) im allgemeinen irgendeinem zukünftigen Ereignis entsprechen und mir als eine Art Warnung dienen sollen. Deshalb achte ich jetzt ein wenig darauf. Ich habe viele solche Dinge empfangen: zum Beispiel die Bestrebung der Chinesen, die Gelegenheit auszunützen, um wieder aktiv zu werden, auch die Geschichten über Indonesien 2, die ebenfalls als Anlaß dienen könnten, etwas in Bewegung zu setzen. Es wurde mir gesagt (ich hatte auch das gesehen – viele Dinge kommen), d.h. es gibt ein Gerücht (das bis zur indischen Regierung gedrungen war): Der Premierminister 3 erklärte, man werde von einem Bündnis Chinas mit Indonesien und Pakistan bedroht, um dem Angriff Gewicht zu verleihen. Er meinte jedoch, das mache nichts... Aber schließlich ist es seine Aufgabe, Optimismus zu verbreiten.

Auf mich machte es den Eindruck... einer weltweiten Angelegenheit. Es war ungeheuerlich. Ungeheuerlich – meinen Körper schüttelte es im Bett. Es war ungeheuerlich. Ich mußte ein wenig Sadhana tun, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.

(Schweigen)

Es scheint, daß die Amerikaner die Inder um Erlaubnis gebeten haben, ihre Landsleute evakuieren zu dürfen (es gibt viele Amerikaner in Lahore, denn dort befindet sich eine große amerikanische Niederlassung). Sie baten die Inder um Erlaubnis, eine kleine Flotte von Flugzeugen schicken zu dürfen, um alle diese Leute in Sicherheit zu bringen, was von Indien genehmigt wurde.

Schau mal, ich will dir etwas zeigen... (Mutter steht auf, um ein Foto von General Chaudhuri zu holen). Vor etwa einem Monat (ich weiß nicht, es war ungefähr eine Woche, bevor S.M. kam 4)... Ich war auf der Suche nach einem Mann, ich fühlte, daß Indien einen Mann benötigte, und so bot man mir an, uns das Foto des Armeekommandanten zu schicken. Ich sagte ja (er ist übrigens der Vetter von K hier). Das Foto ist nicht klar, aber ich sah, was ich sehen wollte. Dies war vor ungefähr einem Monat oder eineinhalb Monaten, und seither habe ich eine massive Dosis an Kraft auf ihn hier angesetzt (das Foto befindet sich auf einem kleinen Tisch, nicht weit von Mutter). Er führt jetzt die Armee.

Das Foto ist nicht sehr klar, aber der Mann ist in Ordnung!

Schon lange bevor sich irgend etwas tat, war er bei mir. Ich lud ihn mit Kraft auf.

(Schweigen)

Den Astrologen zufolge scheinen die Gestirne im September sehr schlecht für die Erde zu stehen. Natürlich muß man mit diesen Angaben immer vorsichtig umgehen, sie hängen von der Intuition der Leute, ihrer Fähigkeit der Interpretation ab und davon, ob ihre Sicht weit genug reicht usw., aber wie es scheint, weisen alle Zeichen darauf hin, daß es "schlecht", "katastrophal" steht (nun, das ist vage). Man hatte mir das schon im Juli gesagt. Allerdings messe ich ihren Aussagen nie großen Wert bei, weil sie immer... Außerdem sagen sie sehr unklare Dinge und widersprechen sich. Ich selbst kenne mich da nicht aus, ich versuche nicht zu sehen – genau genommen versuche ich NIE zu sehen (was ich heute nacht sah, kam ganz spontan, ohne daß ich es suchte). Weißt du, die Arbeit geschieht, ohne zu denken, ohne verbalen Ausdruck, und sie ist schon seit langem konstant: Das erste Mal kam es ungefähr am Anfang des Jahres, vor mehr als einem halben Jahr. Das zweite Mal, wie du dich erinnerst, erzählte ich dir von einer Erfahrung, die ich nachts hatte (der "Druck des Höchsten"), noch bevor etwas wirklich Ernsthaftes geschehen war. Und meine erste Erfahrung von diesem Bewußtsein, das eine ungeheure Kraft auf die Erde schleuderte und notgedrungen Dinge in Bewegung setzte, datierte mindestens sechs Monate vor dieser zweiten Erfahrung. Seit sechs Monaten war es also konstant: sobald ich mit dem irdischen Bewußtsein in Verbindung trat, war es da, und es war konstant. Dann kam dieser Hinweis: der Druck des höchsten Herrn. Und der dritte Schritt folgte gestern abend.

Wir werden ja sehen.

Ich möchte absichtlich keine Hypothesen aufstellen.

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(Daraufhin stellt Mutter die Texte für das nächste Bulletin zusammen, darunter Sri Aurobindos Zitat aus den Essays über die Gita: "Rudra hält die Welt noch immer in seinen Händen ..." Siehe Gespräch vom 25. August.)

Siehst du, ich habe es dir ja gesagt! Du hattest mich gefragt: "Siehst du etwas?" (lachend) Ich darauf: "Wir werden ja sehen."

Dieser Text muß veröffentlicht werden, egal was geschieht.

 

1 Der Artikel über Sri Aurobindo, der schließlich in der Zeitschrift Synthèses veröffentlicht wurde.

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2 Aufstände gegen die Militärkreise. Beschlagnahme englischen und amerikanischen Vermögens.

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3 Lal Bahadur Shastri.

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4 S.M., eine Vertrauensperson der indischen Regierung, kam am 16. Juli.

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