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Mutters

Agenda

achten Band

21. Juni 1967

Vor einigen Tagen sagte ich etwas über die Moslems und die Israelis, und F schrieb es auf... Die Aufzeichnung macht auf mich den Eindruck (wie soll ich es ausdrücken)... Jedenfalls ist alles Leben daraus verschwunden: es ist hohl, trocken, wie ein Ballon – nun, es kommt mir vor wie eine Lampe, die nicht brennt. Eine Lampe ohne Licht! (Mutter lacht) Ich gebe es dir trotzdem zum Lesen:

Die Moslems und die Israelis repräsentieren die zwei Religionen, in denen der extremste Glaube an Gott herrscht. Nur ist der Glaube der Israelis ein Glaube an einen unpersönlichen Gott, und der Glaube der Moslems ein Glaube an einen persönlichen Gott.

Vielleicht besteht die Feindschaft nur, weil sie Nachbarn sind...

Es muß erwähnt werden, daß dies eine Antwort auf einen Brief von B ist, in dem er mir allerlei Fragen stellte, insbesondere sagte er darin: "Warum? Es sind zwei Nachbarstaaten, warum hassen sie sich so?"

Die Verteufelung der Juden ist eine christliche Angelegenheit, sie hat nichts mit den Moslems zu tun.

Die Gewalttätigkeit und Feindschaft... wenn Brüder sich hassen, hassen sie sich viel mehr als andere es tun. Sri Aurobindo sagte: "Haß ist ein Hinweis auf die Möglichkeit einer noch viel größeren Liebe."

Die Araber sind leidenschaftliche Menschen. Sie leben fast ausschließlich im Vital, mit seinen Leidenschaften und Wünschen, während die Israelis hauptsächlich im Mental leben, mit einer ganz außergewöhnlichen Macht der Organisation und Realisation. Die Israelis sind Intellektuelle, mit einer außergewöhnlichen Willenskraft. Sie sind nicht sentimental, das heißt, sie lieben keine Schwäche.

Die Moslems sind impulsiv, die Israelis vernünftig.

Dies ist nicht der Konflikt, der die Zukunft unserer Zivilisation entscheiden wird.

[ungefähre Notiz vom 15. Juni 1967]

Ja, am Ende seines Briefs sagte er: "Dieser Konflikt, der über die jetzige Zivilisation entscheiden muß ..." 1 Mein letzter Satz ist die Antwort darauf.

Ja, da wird es sich nicht entscheiden.

Nein.

Aber diese Aufzeichnung ist wie eine Lampe ohne Licht.

Als Pakistan und China Indien angriffen [1965], hatte ich eine sehr klare Intuition, daß der Konflikt – wenn ein solcher stattfinden sollte –, der das Schicksal der Zivilisation entscheiden wird, sich nur in Indien abspielen kann...

Ja.

Denn hier soll der letzte Asura [Dämon] kommen, um zu sterben. Es wird sich nicht anderswo abspielen. 2

(Mutter verharrt schweigend)

*
*   *

(Einen Monat später schickte ein Schüler Mutter den folgenden Brief, dieselbe Frage betreffend:)

... Jetzt arbeitet die supramentale Kraft direkt. Ihre sofortige Wirkung auf die Welt der Selbstsucht, des Streits und der Disharmonie ist nicht ermutigend. Überall sehen wir Zusammenstöße; in der Welt geht alles nach wie vor seinen alten Gang, vielleicht sogar schlimmer. Wir erinnern uns an die alte Legende, daß das erste, was durch das Aufwühlen des Ozeans des Lebens nach oben gespült wurde, Gift war. Der Nektar kam zuletzt 3 . Was sich jetzt abspielt, scheint ähnlich zu sein. Indien verfolgt den gleichen alten Kurs, indem es Pakistan, den Moslems und den Russen zu gefallen sucht.

Ein Satz von Mutters Antwort in Verbindung mit dem israelisch-arabischen Krieg erscheint mir sehr beunruhigend: "Dies ist nicht der Konflikt, der über die Zukunft unserer Zivilisation entscheiden wird." Bedeutet das, daß es einen anderen, größeren Konflikt geben wird, der zur Zerstörung der gegenwärtigen Zivilisation führt, wenn auch die Welt gerettet werden wird? Oder bedeutet es, daß es überhaupt keinen Krieg geben wird und das Schicksal unserer Zivilisation durch eine natürliche Evolution des Bewußtseins entschieden werden wird? Aber diese letzte Hypothese scheint recht unwahrscheinlich, es sei denn, daß die vollständige Transformation von Mutters Körper eine solch ungeheure allgemeine Wirkung hervorbringt, daß jede Disharmonie unmöglich sein wird.

(19. Juli 1967)

(Mutter antwortete folgendes:)

Es scheint offensichtlich, daß die Notwendigkeit eines erneuten Weltkriegs nicht mehr bestehen würde, wenn die unternommene Transformation zur Gänze vollzogen werden könnte.

Aber die Zukunft wird uns absichtlich – im Interesse unserer Arbeit – nicht offenbart. Deine Frage kann daher nicht beantwortet werden. Für jeden ist es also das Klügste, sich so weit wie möglich der Kraft zu öffnen, die zur Manifestation drängt, aufrichtig eine brennende Aspiration und einen unerschütterlichen Glauben zu bewahren... und geduldig das Ergebnis abzuwarten.

(27. Juli 1967)

 

Addendum

(Hier sei, trotz seiner unangebrachten oder etwas gewagten Voraussagen, ein Text angeführt, den Satprem am 24. Juni 1967 schrieb, denn vielleicht trägt er doch ein Körnchen Wahrheit in sich, das die Zeit an den Tag bringen wird, besonders da er offensichtlich von Mutters Vision beeinflußt war. Dies sei also nicht als Voraussage sondern als Denkanstoß gemeint.)

Das Ende des Asuras

Wenn, wie Sri Aurobindo es verkündete, die supramentale Kraft 1967 in eine Phase der Verwirklichung treten soll, und wenn, wie Mutter sagte, sich das Schicksal der jetzigen Zivilisation 1967 entscheiden wird, ist es offensichtlich, daß zahlreiche verborgene Krankheiten der Erde ans volle Tageslicht treten und sich irgendwo festsetzen müssen, so wie ein Abszeß die Krankheit des Körpers, unseres irdischen Körpers, an einen Ort bindet.

Es gibt keine "Katastrophen". Das Supramental ist eine Kraft der Ordnung und Harmonie. Was uns am Anfang wie eine Katastrophe erscheinen mag, wird deshalb letztlich die Dinge an ihren Platz rücken und auf alle Arten und in allen Details dazu beitragen, die Erde in Ordnung zu bringen.

September, Oktober sind häufig Monate von Kriegen.

Das gesamte Geschehen entscheidet sich, symbolisch betrachtet, an einem einzigen Ort auf der Welt: in Indien. Demzufolge wird sich die Krankheit der Erde dort fixieren. Es gehört zur Ordnung der Dinge, daß der letzte Asura zu Füßen der Mutter sterben wird.

Aber Indien, das die Kräfte der Wahrheit inkarnieren sollte, ist der gleichen Lüge zum Opfer gefallen wie der Rest der Erde. Der Asura ist auch in Indien, und dort vielleicht noch gefährlicher, weil er sich unter dem Schleier einer falschen Wahrheit maskiert.

Der erwartete Konflikt wird demnach zuerst Ordnung in das Haus der Mutter bringen müssen, so wie er die anderen Häuser der Erde in Ordnung bringen wird.

Der Teufel wird sich selbst demaskieren und sich in seiner eigenen Falle verfangen.

Die Lüge Indiens wird notwendigerweise ähnliche Lügen anziehen: die von China und die von Pakistan. Schon bereiten die kommunistischen Unruhen an den Grenzen Bengalens der chinesischen Aggression den Weg, und die Lüge von Taschkent ließ in Kaschmir eine offene Wunde zurück. Hier wird Indien den Gnadenstoß erhalten, der seine lügenhafte Regierung stürzen und einer Militärregierung Platz machen wird, die eine andere, wahrere Regierung vorbereiten soll. Hier wird China einen Schlag erhalten, der es von seinem maoistischen Asura befreien wird, während gleichzeitig Rußland und Amerika angesichts der gemeinsamen Gefahr zusammenrücken werden. Hier wird Vietnam seine beiden lügnerischen Kreaturen des Nordens und Südens verlieren, und hier wird es Ordnung in sein eigenes Haus bringen. Hier wird Pakistan in die eigene Falle laufen, indem es sich mit China verbündet, und hier wird es seine Rechte über Bengalen und den östlichen Teil Indiens 4 verlieren. So wird Pakistan, auf seine westlichen Gebiete reduziert, die wirtschaftlich nicht autark sind, gezwungen sein, ein Bündnis mit Indien einzugehen und zu verstehen, daß seine Bestimmung untrennbar mit der Indiens verknüpft ist. Hier wird ein reiferes Rußland und ein reiferes Amerika und eine verängstigte Erde sich dessen bewußt werden, daß auch sie Teil eines Bündnisses aller Länder der Erde werden müssen und daß die Bestimmung eines Landes untrennbar mit jener aller anderen Länder verknüpft ist.

Und Ordnung wird in das Haus einkehren. Dann wird sich der Mensch auf ein weit größeres Abenteuer vorbereiten können.

Letztlich begeht jeder die Fehler, die der Wahrheit zu ihrem größten Triumph verhelfen.

Satprem
24. Juni 1967

 

1 Die gestellte Frage lautete: "Soll man sich vorstellen, daß diese zwei großen Völker, die sich im Konflikt befinden, symbolische Kräfte repräsentieren, auf den Plan gerufen, um das Schicksal unserer Zivilisation zu entscheiden?"

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2 Siehe Satprems Artikel im Addendum.

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3 Ramayana und Mahabharata.

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4 Bangladesch wird vier Jahre später, im Dezember 1971, entstehen.

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