SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 08 Bande

Mutters

Agenda

achten Band

6. September 1967

...Ich habe vier volle Körbe mit Briefen – mehr als hundert Briefe. Morgens ist es so (Mutter weist auf einen Stapel Briefe auf dem Tisch), und nachmittags wird es dasselbe sein. Dann kommt A um sieben Uhr abends mit noch mehr... Das bedeutet fünfundzwanzig bis dreißig Briefe pro Tag. Davon (lachend) kann ich, wenn ich hart arbeite, vier oder fünf beantworten. Verstehst du, der Rückstand vermehrt sich: vier Körbe!

*
*   *

Etwas später

Ich mache Entdeckungen... Ich habe entdeckt, daß mein Psychisches in ich weiß nicht welchen früheren Leben mehrere Male in einem gefolterten Körper war. Es kommt wieder für eine... (wie soll ich es ausdrücken?) weltweite, kollektive Aktion auf der Erde, damit solche Geschehnisse unmöglich werden. Eine recht interessante Arbeit.

Ich bemerkte das, weil ich mich fragte: "Warum beschäftige ich mich dauernd damit?" Ich betrachtete es aufmerksam und sah, daß das Psychische vor langer Zeit mehrere Male in einem gefolterten Körper war, während der Inquisition, aber wahrscheinlich auch in neuerer Zeit bei politischen Fällen. Wirkliche Folterungen, diese Erfindungen, bei denen die Menschen schlimmer als Monster sind – es gibt kein Tier, das so ungeheuerlich ist wie ein derartiges menschliches Bewußtsein... Es kam wieder, mit dem "Gesetz", dem Prinzip der Sache, der Entstellung des Bewußtseins, und als ich es verstanden hatte, betrachtete ich mich selbst (ich fragte mich: "Warum? Warum beschäftige ich mich damit?"), und ich beobachtete, ich verstand. Ich begann, alles Notwendige zu tun, um es aus der Schöpfung zu verbannen – manche Dinge wird es nicht mehr geben.

Nichts in der Schöpfung, das der Welt der Mineralien, der Welt der Vegetation, der Tierwelt angehört, muß verschwinden. Es gab ungeheuerliche Tiere: sie verschwanden materiell, aber nicht... nicht das Prinzip der Schöpfung; erst seit der Mensch mit seinem Mental existiert: als das Mental entstellt und von den gegnerischen Kräften pervertiert wurde. Das ist wirklich häßlich.

Wie läßt sich das auslöschen? Die Folter abschaffen zum Beispiel, Dinge dieser Art? Wie ist es möglich, sie aus dem irdischen Bewußtsein zu tilgen, so daß es nicht wieder vorkommt?

Oh, für alle wirklich abscheulichen Dinge gibt es nur eine Kraft – nur eine Kraft, die sie auflösen kann. Das wußte ich im Prinzip, aber jetzt kenne ich das praktische Mittel: es ist die Kraft der Liebe. Die Liebe ist tatsächlich allmächtig – aber die wahre Liebe, nicht was die Menschen "Liebe" nennen, nein: die wahre, göttliche Liebe.

Sieht man nur einen Tropfen von "Dem" in seiner Vollkommenheit, verschwinden alle Schatten – alle Disharmonie verschwindet. Das geschieht nur in ihrer vollkommenen Form, in ihrer essentiellen Reinheit.

Das ist wahrhaftig die Allmacht.

Und ohne... ohne die Empfindung des Sieges, das ist so wunderbar! Es ist der Über-alles-Siegreiche, der überhaupt nicht das Empfinden hat, siegreich zu sein – ganz und gar nicht.

(Schweigen)

Heute morgen spielten sich für mehr als eine Stunde wirkliche Folterszenen in ihrer Vollständigkeit ab, in allen Einzelheiten und dann... dieses wunderbare Geschehen.

Im selben Augenblick, in dem die Tortur in diesem Bewußtsein stattfindet, verschwindet sie. Sie verschwindet nicht nur für das Opfer, sondern auch für den Täter. Und die Sache selbst... Das war interessant.

Alle Details des Geschehens wurden gezeigt, mit einer solchen Präzision! Die ausgesprochenen Worte, die Bewegungen... wenn es aufgeschrieben würde, ergäbe dies einen außergewöhnlichen Roman. Das erstaunte mich besonders, denn ich bin keine Schriftstellerin, und gewöhnlich interessiert es mich nicht. Warum kam es in der Art zurück, dargestellt in so totaler Weise? Bis zur... bis zur Vollendung – das Ende war wunderbar: "Das".

*
*   *

(Dann wendet sich Mutter der Lektüre des ersten Entretiens zu, das für das nächste Bulletin bestimmt ist. In diesem Entretien vom 29. April 1953 stehen die Religionen zur Debatte... wie durch Zufall. Mutter sagte: "... andernfalls gäbe es keine Religionen: es gäbe Meister und Schüler, Menschen, die eine höhere Lehre und eine außergewöhnliche Erfahrung haben. Das wäre sehr gut. Aber häufig verwandelt sich das vom Meister übermittelte Wissen nach dessen Ableben in eine Religion. Man stellt starre Dogmen auf, religiöse Regeln bilden sich, und man muß sich den Gesetzestafeln beugen, während es zu Beginn ganz anders war. Dann wird behauptet: "Dies ist wahr, jenes ist falsch, der Meister hat gesagt ..." Nach einiger Zeit wird der Meister zum Gott, und man sagt: "Gott hat gesagt."")

Soll ich das durchlassen? Es wird einen Orkan auslösen! (Das wäre gar nicht übel.)

War es so, oder hast du es verbessert?

Nein, Nein! Manchmal verbessere ich die Grammatik, aber ich habe es wirklich nicht angerührt, es war genau so.

Ich frage dich das, denn als ich diese Zusammenkünfte (auf dem Sportplatz) abhielt, fühlte ich an manchen Tagen die volle Kraft (Geste der Herabkunft), und alles, was ich sagte, kam direkt. Andere Male sprach die Erinnerung, da war alles flach. Aber wenn du mir die Gespräche wieder vorliest, merke ich, welche direkt sind und bei welchen einfach eine Maschine ablief. Und dieses Entretien war sehr gut.

Besonders bei den letzten, im letzten Jahr war es sehr klar für mich: An manchen Tagen sprach Das (Geste nach oben), ich war nur der Mund, der Klang der Stimme. Andere Male war es der ganze Vorrat an Erinnerungen, und es kam überhaupt nichts Wertvolles zum Ausdruck.

Während langer Zeit ordnete ich die Entretiens, die im Bulletin veröffentlicht wurden, anders an, denn es erschien mir zu sehr als gesprochene Sprache und zu zergliedert. Aber wenn ich jetzt eine Gesamtausgabe zusammenstelle, stelle ich die Dinge fast wörtlich wieder her, wie du sie sagtest, außer wenn es allzu holprig klingt. Sonst lasse ich es, denn ich finde, daß es gerade so seine Kraft hat.

(Mutter versinkt in Kontemplation)

Ein so großer Kopf... Er lächelte, und dann zeigte er uns beiden so etwas wie ein symbolisches Abbild der Entretiens. Wirklich interessant! Sein Kopf war so groß (etwa fünfzig Zentimeter), ganz leuchtend, in diesem supramentalen Licht... golden, aber mit Rot darin – nicht rot: rosa, aber... es ist unaussprechlich. Fast wie eine Flamme, aber nicht blendend, es gibt einem das Gefühl einer Kraft – einer wirklich allmächtigen Kraft. Er befand sich zwischen uns beiden, er hielt seine Hand ausgestreckt (alles war von dieser Farbe), und darin lag ein Würfel. Dieser Würfel stellte all die Entretiens dar. Er zeigte den Würfel, der aus einem transparenten Licht bestand... (wie soll ich sagen?) einem stetigen, ruhigen, transparenten Licht – nicht unbeweglich, aber stetig. Adern liefen hindurch: blaue Adern, silberne Adern und... Es war ein Würfel, ein symmetrischer Würfel, aber er bewegte sich: blaue Adern, silberne Adern, rote Adern und dann von Zeit zu Zeit eine kleine dunkle Linie. Er zeigte uns das, um zu sagen: "Nun, so sieht es aus." Das Ganze war ein durchsichtiger Würfel aus farblosem, transparenten Licht – rein transparent und rein leuchtend. Darin verliefen Strömungen. In einer Ecke... (es bewegte sich, es war nicht starr) manchmal war es dunkelblau (nicht dunkel, sondern tiefblau – wirklich blau), manchmal war es silbern, manchmal weiß, und von Zeit zu Zeit, hier oder da (Geste zu verschiedenen Punkten) war an einer Ecke oder Kante (lachend) eine kleine schwarze Linie.

Er hielt es in seiner Hand und lachte.

Das war sehr gut! (Mutter lacht) Genau die Darstellung der Entretiens.

Er schien sagen zu wollen, daß das Ganze der Würfel war – ein wohl organisierter Würfel transparenten Lichts, sehr rein und sehr leuchtend, und darin (lachend) bewegte sich etwas.

Ich sah ihn im Profil (er stand gerade zwischen uns), und seine Hand, die ich sah, war gerade so zwischen uns beiden. Er zeigte es, damit wir beide es sehen konnten, dann lächelte er... ich glaube, er wollte lachen!

in French

in English