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Mutters

Agenda

achten Band

8. November 1967

(Zu Beginn liest Mutter die Botschaft für den indischen Rundfunk, die sie am 21. Februar 1968 zum Anlaß ihres neunzigsten Geburtstags ausstrahlen will.)

Nicht die Anzahl der Jahre, die du gelebt hast, macht dich alt. Du wirst alt, wenn du aufhörst, Fortschritte zu machen. Sobald du fühlst, du hast getan, was du tun solltest, sobald du denkst, du weißt, was du zu wissen hast, sobald du dich niedersetzen willst und die Ergebnisse deiner Anstrengungen genießen willst, mit dem Gefühl, du hättest genug im Leben gearbeitet, dann wirst du sofort alt und beginnst abzubauen. Wenn du aber im Gegenteil davon überzeugt bist, daß dein Wissen nichts ist im Vergleich zu all dem, was zu wissen übrig bleibt, wenn du fühlst, daß deine Taten nur der Startpunkt all dessen sind, was noch zu tun ist, wenn du die Zukunft wie eine lockende Sonne siehst, die mit unzähligen, noch zu erreichenden Möglichkeiten strahlt, dann bist du jung, wieviele Jahre du auch immer auf der Erde verbracht hast: jung und reich an allen Verwirklichungen von morgen. Und wenn du nicht willst, daß dein Körper dich im Stich läßt, dann vermeide, deine Energien in unnützer Geschäftigkeit zu verschwenden. Was immer du tust, tue es in ruhiger und gesammelter Ausgeglichenheit. Im Frieden und Schweigen liegt die größte Kraft.

Voilà.

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Wir haben einen großen Teil der Nacht damit verbracht, zusammen zu arbeiten, ungefähr von elf Uhr bis... oh, lange, bis drei Uhr morgens – zu arbeiten, umherzugehen. Dies sind Orte – wie Häuser und Landschaften –, sehr vertraute Plätze, wohin ich regelmäßig gehe, in einer speziellen Atmosphäre und für eine spezielle Arbeit. Dort gibt es Berge, absteigende Wege... Es ist immer gleich: es handelt sich um einen Ort, der permanent besteht, aber jedesmal finden verschiedene Ereignisse statt (wie im Leben). Die Ankunft dort ist unterschiedlich: manchmal gehe ich, manchmal bin ich im Auto, manchmal habe ich ganz besondere Transportmittel. Ich treffe nicht immer die gleichen Leute und verrichte nicht immer die gleiche Arbeit, aber die Qualität der Atmosphäre (Mutter macht eine Geste, als fühle sie die Luft) bleibt immer die gleiche. Ein gewisser Ort der Organisation: der Macht der Organisation.

Seit unzähligen Jahren kenne ich diesen Ort und gehe dorthin. Aber letzte Nacht verbrachte ich... oh, gute drei Stunden dort – drei Stunden unserer Zeit hier (ich weiß nicht, wie viele es dort waren).

Ich traf dich, sprach mit dir, erklärte dir Dinge, und wir arbeiteten zusammen: präzise und genau in allen Details, all das... Wäre ich beim Aufwachen völlig unbewegt geblieben, dann könnte ich mich jetzt erinnern, aber so habe ich nur einen vagen Eindruck, einige Bilder kommen auf (verstreute Geste, als ob Mutter verschiedene Punkte eines Bildes berührte, wie Teile zurückbleibender Bilder). Der Eindruck, die Erinnerung an die Art der Arbeit, und dann... Der Ort steht offensichtlich in Verbindung mit dem Bau der Zukunft der Erde.

Aber ich kam dort mit einer großen Befriedigung und der Feststellung heraus, daß die Dinge jetzt viel besser gehen... Man sah: die Zukunft ist heller.

Gewöhnlich bleibe ich nicht so lange – es muß ein entscheidender Augenblick gewesen sein.

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(Mutter geht zu verschiedenen Arbeiten über und bemerkt nebenbei:)

Ach, gestern sah ich den Ex-Bruder A. Er besuchte mich (er hatte mich darum gebeten, so ließ ich ihn kommen). Er trat ein und gab mir einen Blumenstrauß; er setzte sich auf den Boden und schaute mich an. Wir sahen uns mindestens fünf Minuten an; dann lächelte ich, daraufhin machte er ein großes Pranam, erhob sich und ging wieder. Ich fand ihn sehr aufnahmefähig und sehr aufrichtig in seinem Bestreben, sich selbst zu finden, seine Seele zu finden. Sehr gut, sehr konzentriert. Ich war sehr zufrieden. Kurzum, er verhielt sich ausgezeichnet. Sehr friedlich und sehr empfänglich.

In einem bestimmten Augenblick lächelte ich (ich weiß nicht warum), da erhob er sich und ging. Das war gut.

Er ist aufrichtig, er kommt nicht mit Hintergedanken – gar nicht wie die andere (Madame Z).

(Schweigen)

Am 11. ist der Geburtstag von M. Sie wurde am elften Tag, im elften Monat, im Jahr 1911 geboren – elf ist die Zahl des Fortschritts. Spirituell ist sie vielleicht nicht sehr interessiert, aber auf materieller Ebene ist sie eine Frau, die wirklich gerne etwas gut macht, es gut machen will, und das, was sie tut, gerne gut macht.

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(Am Ende des Gesprächs kommt Mutter auf ihre Erfahrung vom Anfang zurück:)

Letzte Nacht war es sehr gut – du bist sehr bewußt, sehr bewußt.

(Satprem ist überrascht)

Die Verbindung fehlt (Mutter zeigt eine dünne Schicht zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger). Bei mir selbst wird bei der Rückkehr eine ganze Welt ausgewischt. Es ist noch da: Wenn ich mich bemühte, käme es zurück, aber es nimmt Zeit in Anspruch, es ist schwierig, und man muß sehr ruhig sein, man darf nicht beschäftigt sein. Diese Welt steht der unseren sehr nahe, sie wirkt sich hier sehr aktiv aus, und deshalb erinnert man sich viel besser an jene Dinge, die ganz oben geschehen, doch mit dem Naheliegenden ist es schwierig.

Ich muß fast jeden Tag dorthin gehen, aber nur kurz, während es letzte Nacht bemerkenswert war. Du warst dabei und fühltest dich sehr wohl; ja... du warst dabei, wie etwas Gewohntes – ich treffe dich übrigens häufig dort an. Gestern dauerte es viel länger: allerlei Erklärungen, Vorführungen, Organisationen. Dann gibt es auch Orte, wo man die Welt von oben sieht. Es ist der Erde sehr nahe.

Weißt du, es genügt, daß etwas Hauchdünnes, so wie ein Blatt Papier, nicht entwickelt ist, und beim Wechsel von dort nach hier verliert das Bewußtsein die Erinnerung (Geste zwischen beiden).

Aber die Wirkungen, das Ergebnis bleibt – man hat es: es dringt von innen nach außen, man ist nicht etwa abgeschnitten. Nur das aktive Bewußtsein, die aktive Erinnerung fehlt.

Voilà, auf Wiedersehen, mein Kind.

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