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Mutters

Agenda

achten Band

22. November 1967

(Mutter nimmt Blumen entgegen) Ich werde sie ins Wasser stellen... Blumen, das ist die Schönheit des Lebens.

Ein Fortschritt ist eingetreten.

Ach, ja?

Am Ende der Sportschau [am 2. Dezember 1 ] werden alle Kinder im Chor beten, und ich selbst habe das Gebet geschrieben. Ich werde es dir vorlesen.

Die Idee stammt nicht von mir: man bat mich darum, und so verfaßte ich es.

Wahrscheinlich lasen sie das Bulletin und baten dann um ein Gebet – ein wirkliches Gebet des Körpers. Ich antwortete darauf:

THE PRAYER OF THE CELLS IN THE BODY

Now that by the effect of the Grace we are slowly emerging out of inconscience and waking up to a conscious life, an ardent prayer rises in us for more light, more consciousness:

"O Supreme Lord of the Universe,

we implore Thee, give us

the strength and the beauty,

the harmonious perfection

needed to be Thy divine instruments upon earth."

Das Gebet der Zellen des Körpers

Jetzt, da wir durch die Wirkung der Gnade langsam aus der Unbewußtheit auftauchen und zu einem bewußten Leben erwachen, steigt ein brennendes Gebet in uns auf nach mehr Licht und mehr Bewußtsein:

O Höchster Herr des Universums,

wir flehen Dich an, uns die Stärke, die Schönheit

und die harmonische Vollkommenheit zu geben,

die notwendig sind, um Deine göttlichen Instrumente

auf Erden zu sein!

Das ist fast eine Verkündigung.

Gut, laß es uns jetzt ins Französische übersetzen.

Sie werden es nach ihrer Vorführung sprechen; offenbar wollen sie die ganze Entwicklung des Sports zeigen, und am Schluß werden sie sagen: Wir sind noch nicht am Ende, wir sind am Beginn von etwas, und dies ist unser Gebet.

Ich war sehr froh darüber.

Du sprachst von Fortschritt?

Das ist ein unglaublicher Fortschritt! Früher dachten sie nie an so etwas, nie; als Kollektiv haben sie noch nie an die Transformation gedacht. Sie dachten höchstens daran, die besten Athleten der Welt zu werden und all den üblichen Unsinn.

Der Körper – sie baten um ein Gebet des KÖRPERS –, endlich haben sie verstanden, daß der Körper sich in etwas anderes transformieren muß. Vorher waren sie voll von allen möglichen Sportgeschichten aus allen Ländern, in welchem Land der Sport am weitesten fortgeschritten sei, der Gebrauch des Körpers, wie er jetzt beschaffen ist... usw. – eben das alte Ideal der Olympischen Spiele. Jetzt haben sie das endlich überwunden: es gehört der Vergangenheit an, jetzt wollen sie die Transformation.

Die Leute strebten in ihrem Mental und ihrem Vital danach, göttlich zu werden – kurz die ganze alte Geschichte der Spiritualität, seit Jahrhunderten wird das bis zum Überdruß wiederholt – aber jetzt ist es der KÖRPER. Der KÖRPER selbst will daran teilhaben. Das ist ein echter Fortschritt.

Ja, man versteht gut, wie sich die Aspiration im Mental aufrechterhält, wie sie von selbst fortbesteht. Auch im Herzen sieht man wohl, wie die Aspiration lebt. Aber im Körper? Wie läßt sich die Aspiration im Körper erwecken?

Aber, guter Gott, sie ist voll erwacht! In mir ist sie seit Monaten wach! Genau das spürten und spüren sie.

Wie es vor sich geht? – Es geschieht gerade.

Aber wie kann es in uns...

Nein, nein, nein! Wenn es in einem einzelnen Körper geschehen ist, kann es in allen Körpern geschehen.

Ja, aber ich meine, wie... Ja, wie?

Genau das versuche ich seit Monaten zu erklären.

Zuerst muß das Bewußtsein in den Zellen erweckt werden...

Ja, genau!

Aber wenn es einmal getan ist, ist es getan: Das Bewußtsein erwacht immer mehr, die Zellen leben bewußt, rufen bewußt an. Mein Gott, ich versuche dies seit Monaten zu erklären! Genau das macht mir Freude, daß sie zumindest die Möglichkeit begreifen.

Dasselbe Bewußtsein, das ein Monopol des Vitals und des Mentals war, ist körperlich geworden: Das Bewußtsein wirkt in den Zellen des Körpers.

Die Zellen des Körpers werden bewußt, vollkommen bewußt.

Ein unabhängiges Bewußtsein, das überhaupt nicht vom vitalen oder mentalen Bewußtsein abhängt: ein körperliches Bewußtsein.

(Schweigen)

Dieses physische Mental, von dem Sri Aurobindo gesagt hatte, es stelle eine Unmöglichkeit dar, es drehe sich ewig im Kreise und werde sich immer im Kreise drehen, wie eine Art Maschine ohne Bewußtsein, wurde verwandelt, wurde schweigsam, und im Schweigen empfing es die Inspiration des Bewußtseins. Es begann zu beten: dieselben Gebete, die vorher im Mental waren.

Ich verstehe wohl, daß es bei dir so abläuft, aber...

Wenn es in einem Körper geschieht, kann es in allen Körpern geschehen. Ich bin aus keinem anderen Stoff gebaut als alle anderen. Der Unterschied liegt im Bewußtsein, das ist alles. Mein Körper ist aus genau demselben Stoff gemacht, aus denselben Elementen, ich esse dasselbe, und er wurde auf die gleiche Art geformt, ganz und gar.

Er war genauso dumm, genauso finster, genauso unbewußt, genauso widerborstig wie alle anderen Körper der Welt.

Es begann, als die Ärzte erklärten, ich sei sehr krank, das war der Beginn 2 . Denn als der ganze Körper all seiner Gewohnheiten und seiner Kräfte entleert war, da erwachten die Zellen ganz langsam zu einer neuen Aufnahmefähigkeit und öffneten sich direkt dem göttlichen Einfluß.

Jede Zelle vibriert.

Sonst gäbe es keine Hoffnung. Wenn diese Materie, die anfangs... Selbst ein Stein hat schon eine Organisation; ganz zu Beginn war es sicherlich schlimmer als ein Stein: das träge, absolute Unbewußte. Und dann erwachte es ganz allmählich. Man sieht es, man braucht nur die Augen zu öffnen, man sieht es. Nun, das gleiche spielt sich jetzt ab: Damit das Tier zum Menschen wurde, war nur das Einflößen eines Bewußtseins nötig – in jenem Fall war es ein mentales Bewußtsein –, und jetzt erwacht dieses Bewußtsein, das ganz unten auf dem Grunde schlummerte. Das Mental hat sich zurückgezogen, das Vital hat sich zurückgezogen, alles hat sich zurückgezogen; als man mich für schwer krank hielt, war das Mental verschwunden, war das Vital verschwunden, und der Körper war sich selbst überlassen – mit Absicht. Gerade weil das Vital und das Mental fort waren, entstand der Eindruck einer sehr schweren Krankheit. In dem sich selbst überlassenen Körper begannen die Zellen ganz allmählich zum Bewußtsein zu erwachen (Geste einer aufsteigenden Aspiration); denn dieses Bewußtsein, das dem Körper DURCH das Vital eingeflößt worden war (vom Mental zum Vital, vom Vital in den Körper), trat langsam, langsam in Erscheinung, als die beiden fort waren. Es begann mit dem Ausbruch der Liebe ganz oben, auf der obersten Höhe, und dann stieg es ganz allmählich bis in den Körper herab. Dadurch wurde dieses physische Mental, das heißt, etwas ganz und gar Idiotisches, das sich endlos im Kreise drehte und stets dasselbe, hundertmal dasselbe wiederholte, allmählich erleuchtet und bewußt, es organisierte sich und trat dann in das Schweigen, und im Schweigen fand diese Aspiration ihren Ausdruck als Gebet.

(Schweigen)

Das ist die Widerlegung aller spirituellen Behauptungen der Vergangenheit: "Wenn ihr im vollen Bewußtsein des göttlichen Lebens leben wollt, müßt ihr euren Körper verlassen – der Körper kann nicht folgen." Sri Aurobindo kam und erklärte: "Der Körper kann nicht nur folgen, sondern er kann die das Göttliche manifestierende Basis sein."

Die Arbeit muß noch getan werden.

Aber jetzt gibt es eine Gewißheit. Das Ergebnis liegt noch weit entfernt. Sehr weit entfernt, vieles muß noch getan werden, damit diese äußere Kruste – die Erfahrung auf der äußersten Oberfläche, so wie sie ist – das manifestiert, was sich innen abspielt (nicht "innen" in den spirituellen Tiefen: innen im Körper). Damit sie fähig wird, das zu manifestieren, was innen ist... Es wird als letztes kommen, und das ist sehr gut so, denn käme es vorher, würde man die Arbeit vernachlässigen; man wäre so zufrieden, daß man vergäße, seine Arbeit zu vollenden. Innen muß alles getan sein, bestens verändert sein, dann wird das Äußere es ausdrücken.

Aber alles ist EINE EINZIGE Substanz, überall genau die gleiche und überall gleich unbewußt; bemerkenswerterweise geschehen jetzt AUTOMATISCH Dinge (Geste in der Welt verstreuter Punkte), ganz unerwartet, hier und da, selbst bei völlig unwissenden Leuten.

(Schweigen)

Die materiellen Zellen mußten die Fähigkeit erwerben, das Bewußtsein zu empfangen und zu manifestieren; aber was dann eine radikale Transformation ermöglicht anstatt eines fast endlosen, zeitlich unabsehbaren Aufstiegs, ist das Erscheinen eines neuen Typus – eine Herabkunft von oben. Die vorherige Herabkunft war eine mentale Herabkunft, und jetzt ist es, wie Sri Aurobindo sagt, eine "supramentale Herabkunft"; das Gefühl ist: ein Herabstieg des höchsten Bewußtseins, das in etwas einfließt, das fähig ist, es zu empfangen und zu manifestieren. Wenn es gut durchgeknetet worden ist (wie lange wird das dauern? Man weiß es nicht), wird daraus eine neue Form entstehen, die Sri Aurobindo die supramentale Form nannte – sie wird... irgend etwas sein, ich weiß nicht, wie diese Wesen sich nennen werden.

Welche Ausdrucksmittel werden sie haben, wie werden sie sich verständlich machen, all das...? Beim Menschen hat es sich sehr langsam entwickelt. Nur hat das Mental alles gut durchgeknetet und so die Dinge im Grunde beschleunigt.

Wie werden wir dorthin gelangen?... Sicherlich wird es Stadien in der Manifestation geben, vielleicht mit einem Prototyp, der kommt, um zu sagen: So wird es sein (Mutter sieht vor sich hin). Man kann das sehen.

Nur, als sich der Mensch aus dem Tier entwickelte, gab es kein Mittel, um das aufzuzeichnen – es zu notieren und den Vorgang festzuhalten –, jetzt ist es völlig anders, daher wird es interessanter sein.

(Schweigen)

Aber bis heute ist – bei weitem – die Mehrheit der menschlichen Intellektuellen völlig damit zufrieden, sich mit sich selbst zu beschäftigen und bei ihren kleinen Fortschritten dieser Art zu bleiben (Mutter bezeichnet einen mikroskopischen Kreis). Sie strebt nicht einmal – sie hat nicht einmal den Wunsch nach etwas anderem.

Demzufolge kann sich die Ankunft eines übermenschlichen Wesens sehr gut unbemerkt vollziehen oder nicht verstanden werden. Ich kann es nicht sagen, weil es keine Analogie gibt; hätte ein Affe, einer der großen Primaten, den ersten Menschen getroffen, hätte er offensichtlich einfach gespürt, daß es ein etwas... seltsames Wesen wäre, mehr nicht. Aber jetzt ist es anders, denn der Mensch denkt, überlegt.

Bei allem, was dem Menschen überlegen ist, dachte er gewöhnlich, es seien... nun, göttliche Wesen; das heißt, sie hätten keine Körper und würden im Licht erscheinen, kurz, all die Götter nach menschlicher Auffassung – aber so ist es ganz und gar nicht.

(langes Schweigen)

Sollen wir das übersetzen?

(Mutter übersetzt das "Gebet der Zellen im Körper"
ins Französische.)

LA PRIÈRE DES CELLULES DU CORPS

Maintenant que par l'effet de la Grâce, nous émergeons lentement de l'Inconscient et que nous nous éveillons à une vie consciente, une prière ardente s'élève en nous:

«O Seigneur suprême de l'univers,

nous T'implorons, donne-nous

la force et la beauté,

la perfection harmonieuse,

qui nous permettront de devenir Tes instruments divins sur la terre.»

(Schweigen)

Nun?

Bist du nicht überzeugt?

Warum versuchst du es nicht?

Aber ja! Eben deshalb habe ich dich gefragt. Ich zweifle an nichts. Ich stellte dir die Frage und sagte: Wie geht man es an, ich verstehe nicht, wie es geschehen kann... Zum Beispiel rasiere ich mich morgens. Nun, morgens ist man stumpfsinnig, man ist müde, das Mental arbeitet nicht, das Vital arbeitet nicht...

Ja, das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit.

Aber ja, genau das meine ich! Und ich sage: Nun, ich verstehe einfach nicht. Ich weiß nicht, wie sich das rühren kann – es rührt sich einfach nicht... Es rührt sich nicht, wenn ich nicht das Mental oder das Vital oder das Herz hinzunehme.

Bah!

Nicht daß ich Zweifel hätte! Ich sage, daß mein Körper möglicherweise ein Esel ist, aber ich zweifle nicht.

Er ist kein Esel, der Arme! (Mutter lacht)

Er hat keine Zweifel. Aber Fragen über das How, das "Wie", ja, ich weiß es nicht.

Für mich hat sich das Problem nie gestellt, denn... Wenn man musiziert oder malt, merkt man deutlich, daß das Bewußtsein die Zellen durchdringt und daß die Zellen bewußt werden. Zum Beispiel diese Erfahrung: Es befinden sich Gegenstände in einer Schachtel, und man sagt der Hand: "Nimm zwölf davon!" und die Hand bewegt sich, man kümmert sich nicht mehr darum, und findet zwölf (ohne zu zählen, einfach so), sie nimmt zwölf Gegenstände, und reicht sie einem. Diese Erfahrung hatte ich schon vor langer Zeit; mit zwanzig fing ich mit solchen Experimenten an; folglich weiß ich, wie das Bewußtsein funktioniert. Es ist unmöglich, Klavierspielen oder das Malen zu lernen, ohne daß das Bewußtsein in die Hände dringt, wobei die Hände UNABHÄNGIG vom Gehirn bewußt werden – das Gehirn kann mit etwas anderem beschäftigt sein, das spielt keine Rolle. Das geschieht übrigens bei sogenannten "Schlafwandlern": sie besitzen ein ihrem Körper eigenes Bewußtsein, das ihre Bewegungen steuert und sie Dinge ganz unabhängig vom Mental und Vital ausführen läßt.

Ich wollte sagen, wenn ich nicht innerlich zum Mantra greife oder mit einer vom Herzen aufsteigenden Aspiration arbeite, während ich vor dem Spiegel stehe, um mich zu rasieren, nun dann rasiert sich ein träges Stück, und darüber hinaus dreht sich das Mental im Kreis. Aber wenn ich das Mantra oder einen mentalen Willen einsetze...

Aber nein! DER KÖRPER selbst spricht schließlich spontan das Mantra! So spontan, daß selbst, wenn du zufällig an etwas anderes denkst, dein Körper das Mantra sprechen wird. Hast du diese Erfahrung nicht?

Nein.

Der Körper selbst ruft an, der Körper spricht das Mantra, der Körper will das Licht, der Körper will das Bewußtsein – du selbst kannst an etwas anderes denken: Pierre, Paul, Jacques, ein Buch usw., das ist unwichtig.

Jetzt verstehe ich es gut, ich verstehe es gut! Zu Beginn verstand ich es nicht, ich glaubte, ich sei "sehr krank" geworden, um das Leben, das ich dort unten führte, aufzugeben 3, – jetzt führe ich ein noch viel geschäftigeres Leben, als ich es dort unten führte, folglich... Ich fragte mich, warum: War es ein Augenblick des Übergangs? Aber jetzt verstehe ich: abgeschnitten – ich wurde regelmäßig ohnmächtig. Deswegen erklärte der Arzt, ich sei krank, weil ich nicht einen Schritt tun konnte, ohne ohnmächtig zu werden: ich wollte von hier nach dort gehen, und auf dem Weg, paff! fiel ich in Ohnmacht; man mußte mich halten, damit der Körper nicht fiel. Entscheidung des Arztes: ins Bett, nicht bewegen! Aber ich selbst verlor das Bewußtsein nicht eine Minute. Ich wurde ohnmächtig, war aber bewußt, ich sah meinen Körper, ich wußte, daß ich ohnmächtig war; ich verlor nicht das Bewußtsein, und der Körper verlor nicht das Bewußtsein. Jetzt verstehe ich es: Er war vom Vital und vom Mental abgeschnitten und seinen eigenen Mitteln überlassen; und dann, allmählich, ganz allmählich...

Ich erinnere mich zum Beispiel an alles, was die Ärzte taten: man gibt einem Vitamine, dies und jenes, gut; sofort merkte ich nach der Einnahme dieser Vitamine, daß das physische Mental unruhig wurde, also sagte ich: "Die Vitamine möchte ich nicht mehr nehmen, sie bringen das Gehirn in Erregung." Da änderte man es, und man ließ mich etwas zu einer anderen Zeit nehmen, was gut war. All das war ganz einfach der Körper: alles, was er wußte, alle Erfahrungen, die er hatte, die ganze Meisterung aller seiner Seinszustände, vom Vital zum Mental und darüber hinaus, all das, verschwunden! Der arme Körper war sich selbst überlassen. Natürlich baute es sich ganz allmählich wieder auf. Lange konnte ich nicht... Ich konnte nicht mehr viel ausrichten (ein klein wenig), aber allmählich bildete es sich wieder: ein bewußtes Wesen, rein bewußt – das jetzt viel schwatzt. (Er konnte sich nicht ausdrücken.)

Ja, ich verstehe. Ich verstehe. Aber vielleicht meinte Sri Aurobindo das, als er mir sagte: "Dein Körper ist jetzt der einzige auf Erden, der das tun kann." Ich hielt es für Freundlichkeit seinerseits... Aber es ist wahr, daß er abgeschnitten war, ich wußte es – ich sah es – abgeschnitten, die Seinzustände fortgeschickt: "Geht weg, man benötigt euch nicht mehr!" Da mußte er sich wieder eine Existenz aufbauen. Anstatt durch all diese Seinszustände hindurchgehen zu müssen, wie er es vorher tat, durch dieses aufeinanderfolgende Erwachen (Geste eines Aufstiegs von Stufe zu Stufe, wie bei den alten Yogis) bis ganz hoch oben, oberhalb der Form, öffnet er sich jetzt einfach (Geste einer aufsteigenden Aspiration, die sich wie eine Blume öffnet), er benötigt überhaupt nichts mehr von alldem... Etwas hat sich geöffnet und hat sich innen entwickelt, was bewirkte, daß sich dieses dumme Körpermental organisierte und fähig wurde, still in einer Anrufung zu verharren; und... so besteht nun der direkte Kontakt ohne Vermittler – ein direkter Kontakt. Jetzt hat er ihn ständig. Ständig, ständig, ständig steht er in direktem Kontakt. Der KÖRPER: es geschieht nicht durch alle möglichen Dinge und Seinsweisen, nein, direkt.

Ist dies einmal getan (Sri Aurobindo hat das gesagt), hat es EIN Körper vollbracht, besteht die Fähigkeit, es an andere weiterzugeben; ich habe dir das gesagt, jetzt gibt es hier und da (verstreute Geste, verschiedene Punkte auf der Erde anzeigend) plötzlich die eine oder andere Erfahrung, die sich in den Leuten vollzieht (vielleicht nicht in der Totalität und im Detail, wahrscheinlich nicht). Manche (die meisten) kriegen Angst, natürlich geht es dann weg – weil sie innerlich nicht genug vorbereitet waren (wenn es nicht eine ständige kleine Routine jeder Minute ist, kriegen sie Angst, und wenn sie einmal Angst haben, ist es vorbei; Jahre der Vorbereitung sind dann nötig, damit es sich wieder einstellt). Wenn sie aber keine Angst bekommen, erleben sie plötzlich eine Erfahrung: "Ach!..." Etwas ganz Neues, Unerhörtes, an das sie niemals gedacht hatten.

Es ist ansteckend. Ich weiß es. Das ist die einzige Hoffnung, wenn nämlich alle durch dieselbe Erfahrung gehen müßten... jetzt bin ich neunzig – mit neunzig sind die Leute müde, sie haben genug vom Leben. Man muß sich jung wie ein kleines Kind fühlen, um das zu tun.

Es dauert lange – ich weiß wohl, daß es lange gedauert hat.

Es ist noch nicht getan, es GESCHIEHT GERADE, aber es ist noch nicht getan – weit entfernt davon, weit entfernt davon... Was ist der Prozentsatz bewußter Zellen? Man weiß es nicht.

Von Zeit zu Zeit schimpfen einige von ihnen die anderen aus, das ist sehr amüsant. Sie ertappen sie, weisen sie zurecht (auf ihre Art), wenn sie... (Mutter bezeichnet einen winzigen Kreis) ihre alten Gewohnheiten fortsetzen wollen. Die Verdauung will auf eine bestimmte Weise ablaufen, die Nahrungsaufnahme will auf eine bestimmte Weise ablaufen, die Durchblutung will auf eine bestimmte Weise ablaufen, die Atmung will... alle Funktionen wollen nach der Methode der Natur ablaufen. Wenn es nicht so verläuft, beunruhigt es sie. Aber diejenigen, die wissen, packen sie und versetzen ihnen ein gutes Bombardement des Herrn, das ist sehr lustig.

Etwas drückt dies in Worten aus (es vollzieht sich ohne Worte, aber etwas drückt es dort in Worten aus). So finden Unterhaltungen unter den Zellen statt (Mutter lacht): "Dummkopf, warum hast du Angst? Verstehst du nicht, daß hier der Herr selbst handelt, um dich zu transformieren?" Dann die andere: "Ach!..." Worauf sie sich ruhig verhält und sich öffnet und wartet, und... der Schmerz verschwindet, die Störung verschwindet, und alles ordnet sich.

Wunderbar.

Aber wenn unglücklicherweise das Mental eingreift und beistehen oder sein Urteil abgeben will, hört alles auf und fällt in die alte Gewohnheit zurück.

(langes Schweigen)

Im Grunde wurde das vitale und mentale Ego, all das, paff! entfernt. Eine Radikaloperation.

Jetzt besteht ein Art Geschmeidigkeit, Formbarkeit. All das lernt – es steht in enger Beziehung zu dem Ganzen (horizontale Geste), aber es lernt, seinen Halt, seine ganze Kraft, sein ganzes Wissen, all sein Licht, seinen ganzen Willen, all das so zu suchen (vertikale Geste, dem Höchsten zugekehrt), einzig so, in einer außerordentlichen Formbarkeit.

Und dann: die Pracht der Gegenwart.

(Schweigen)

Nun gut.

Was soll ich für dich tun?

Ich weiß nicht, eine Operation!

Eine radikale Operation. (Mutter lacht)

Ja, vielleicht.

Sag mir, als man dich betäubte, um dir den Blinddarm herauszunehmen, warst du da bewußt? Gar nicht? Nichts?

Nein.

Wir werden sehen...

Wir werden sehen.

 

1 Alljährlich am 2. Dezember führen alle Schulkinder und Schüler eine gemeinsame Sportschau vor.

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2 Der Wendepunkt am 16. März 1962, der zur Erfahrung vom 13. April 1962 führte: die großen Pulsationen.

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3 Seit dieser "Krankheit" von 1962 hat sich Mutter in ihre oberen Räume zurückgezogen.

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