SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 09 Bande

Mutters

Agenda

neunten Band

11. Dezember 1968

(Mutter liest die Neujahrsbotschaft für 1969:)

Keine Worte: Taten.

No words – acts.

*
*   *

(Zu Sujata:) Was wünschst du dir zu deinem Geburtstag?

Ich möchte mich noch vollständiger hingeben.

Darbieten, das bist du – geben, das bin ich.

*
*   *

(Danach hört sich Mutter ein altes Entretien vom 22. Juli 1953 an.)

Das sind Dinge, die ich heute gar nicht mehr schreiben würde... Auf ihrer Ebene (Geste zum Boden) haben sie jedoch ihre Gültigkeit.

(Schweigen)

Die Erfahrung geht weiter und wird immer bewußter und fast praktisch. Wenn eine Person kommt, ist es, als sähe ich... beinahe als könnte ich die Anzahl der Schleier ermessen, die sie daran hindern, das Höchste Bewußtsein zu sehen und zu empfinden. Das ist wirklich sehr interessant geworden: ich befinde mich jemandem gegenüber und schaue die Person an, und ich konzentriere mich sehr beharrlich, bis der Kontakt mit dem höchsten Bewußtsein hergestellt ist, und so kann ich die Reaktion messen: bei einigen ist es sehr schwierig, den Kontakt herzustellen; bei anderen (und zwar völlig unerwartet, es hat nichts damit zu tun, was man denkt, das ist wirklich höchst erstaunlich) bei manchen Leuten macht es sofort hopp! (Geste, durch einen Schleier zu dringen) und der Kontakt ist hergestellt – Personen, bei denen es ganz unverhofft ist. Dann gibt es andere, die eine Sadhana betreiben, die völlig hingegeben sind, die... und was für eine Arbeit das ist! Wirklich interessant. Und dann gibt es jene, die sich einfach nicht mehr rühren wollen, sobald die Verbindung hergestellt ist. (Ich glaube nicht, daß sie wissen, was geschehen ist, aber jedenfalls wollen sie sich nicht mehr vom Fleck rühren). Dann gibt es wieder andere, bei denen es so geht (Geste eines Zitterns), am liebsten würden sie sich aus dem Staub machen. (Mutter lacht) Das ist ungeheuer interessant.

Ich erinnere mich an die Zeit, wo ich vom "Bad des Herrn" sprach, das ich invozierte – das erscheint mir jetzt völlig überholt, es ist nicht das... Der Herr ist immer und überall gegenwärtig. (Ich sage "der Herr", um keine langen Phrasen zu machen, manchmal sage ich auch "Höchstes Bewußtsein", um weniger... wie soll ich sagen?... kindisch zu sein, denn im Grunde ist alles, was man sagt, kindisch.) Aber die Erfahrung wird immer wunderbarer.

Wie weit ich davon entfernt war, als ich das sagte! (dieses Gespräch aus dem Jahr 1953) Wie weit... Es war eine mentale Übertragung. Nun, das macht nichts; die Leute unterhält es. Das verstehen sie; was ich jetzt tun kann, verstehen sie nicht. Und dann...

Es bleibt noch die Gewohnheit, "ich" zu sagen, aber ich glaube, dies liegt daran, daß es sonst sehr schwierig wäre, sich zu verständigen. Ich denke jedenfalls nicht so, ich weiß nicht, was dieses "Ich" ist. Was da spricht,... ist das Bewußtsein, das besonders mit der Arbeit des Körpers beschäftigt ist. Weißt du, der Körper wird für eine bestimmte Arbeit verwendet, und ein Bewußtsein ist beauftragt, sich besonders damit zu beschäftigen – um ein wenig genauer zu sein, aber man kann sich nicht andauernd in Phrasen ergehen.

Aber wie interessant das ist!... Mitunter wird es so schön, ach, und andere Male ist es so mühselig. Eine solche Arbeit ist nötig, und manchmal (lachend) bei Leuten mit dem besten Ruf... Das ist wirklich interessant. Ich bin selbst erstaunt darüber.

(Schweigen)

Sobald man spricht, sinkt das Bewußtsein ab. Das liegt aber nicht notwendigerweise daran, daß man sich verständlich machen will, sondern weil das Bewußtsein zu subtil ist für die Worte, die uns zur Verfügung stehen.

(lange Meditation)

Ich weiß nicht, ob ich das jemals auf ausdrucksvolle Weise sagen kann... Für den Moment jedoch bilden die Worte einen fürchterlichen Schleier.

Der Körper ist etwas überaus Einfaches und sehr Kindliches, und er macht die Erfahrung auf solch zwingende Weise, weißt du, er braucht nicht danach zu "suchen": er muß lediglich eine Minute in seinem Wirken innehalten, und es ist gegenwärtig. Und so fragt er sich, warum die Menschen das nicht von Anfang an wußten. Er fragt sich: "Warum bloß haben sie nach allem möglichen gesucht – Religionen, Götter... alles mögliche eben –, dabei ist es doch so einfach!" So einfach. Für ihn ist es so einfach, so offensichtlich.

All diese Konstruktionen – die Religionen, die Philosophien, die... – all diese Konstruktionen sind das Bedürfnis des Mentals, seine Sache durchzuziehen. Es möchte sein Spiel spielen. Das andere ist so einfach und so offensichtlich! Also fragt er sich: "Warum nur, warum suchten sie all diese Verwicklungen und Schwierigkeiten, und dabei ist es doch... so einfach." Selbst zu sagen "das Göttliche ist tief in uns"... (der Körper erinnert sich an seine eigene Erfahrung), ist immer noch zu kompliziert für etwas so Einfaches.

Und er kann es nicht erklären, kann es nicht sagen, ihm fehlen die Worte, dabei besteht eine Art bewußte Wahrnehmung von... (Mutter vollführt eine leichte Drehung der Fingerspitzen) von dem, was deformiert und verschleiert. Und für das Bewußtsein aller Menschen ist dies zur Realität geworden.

Das ist schwer auszudrücken.

Für ihn ist es eine so offensichtliche Tatsache geworden... Er fragt sich, wie man überhaupt nur anders denken, anders empfinden kann. Es ist so offensichtlich.

(Schweigen)

Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen Eindruck mir das gemacht hat! (das Anhören des alten Gesprächs aus dem Entretien von 1953) Ich hatte den Eindruck, um viele Leben zurückversetzt zu werden...

Es ist nützlich.

Nützlich...

Die Leute brauchen ein Mittel, um den "Kontakt" herzustellen, das ist es eben!

Es gibt so viel Unnützes bei diesen Mitteln.

Aber ja! Denn die Mittel werden sofort zu einer Einschränkung.

Ja.

Ach, vor allem dieses "ICH", dieses ungeheure Ich, das bei allen hervortritt – und alles verfälscht. Der Körper beginnt sich jedoch zu fragen, wie man... Es handelt sich nicht um einen Gedanken sondern um eine Art Empfindung, ich weiß nicht, eine Art Wahrnehmung (die Sprache liegt weit UNTER seinem Bewußtsein; er sagt "ich" aus Gewohnheit, vielleicht aus der Notwendigkeit, sich verständlich zu machen, vor allem aber aus Gewohnheit), und das Ich...? Er ist sich so bewußt, daß es EIN Ich gibt (Geste nach oben, mit einem Finger in die Luft weisend).

(Mutter lächelt, schüttelt den Kopf  und verharrt schweigend)

Gut. Man muß abwarten – Geduld, Geduld, bis alles so weit ist.

in French

in English