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Mutters

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zehnten Band

22. Januar 1969

(Es geht erneut um die Herabkunft des Bewußtseins des Übermenschen.)

Ich wollte dir etwas sagen, aber jetzt ist es weg...

Hier herrscht seit heute morgen ein solches Durcheinander.

(Mutter bleibt versunken)

Ich erzählte dir schon, daß ich wie umgeben war [von einem Schutzwall]... Ach, dieses Bewußtsein ist hoch interessant. Es gibt mir ständig Lektionen. Wirklich interessant.

Nachts gibt er 1 mir Unterricht, um mir die Dinge zu erklären, die sich ändern müssen, mit bildhaften Tönen, damit ich auch wirklich verstehe: er läßt mich gewisse Situationen ERLEBEN, damit ich weiß, was zu ändern ist – wirklich erstaunlich!

Das setzt sich in allen Details fort. Man kann nicht alles erzählen.

Es beschäftigt sich nicht nur mit den Individuen sondern auch mit den Ereignissen auf der ganzen Erde. Ich sehe es deutlich, denn es greift in die Geschehnisse dieses oder jenes Landes ein... Besonders nachts sehe ich das.

Es ist sehr aktiv.

Es nimmt meine Erziehung in die Hand: die Erziehung dieses Körpers. Das ist wirklich hervorragend! (Mutter lacht) Wir werden sehen, was geschieht... Es hängt von der Plastizität des Körpers ab.

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*   *

Etwas später

Ich stehe vor einem wichtigen Problem, und ich wollte dich bitten, Sri Aurobindo zu fragen, was zu tun ist... Es handelt sich um den Zyklus der menschlichen Entwicklung. Nach den letzten Neuigkeiten ist der Herausgeber in Paris durchaus bereit, einen ersten Text von Sri Aurobindo zu veröffentlichen. Und nun kam mir ein Nachgedanke, denn als Der Zyklus der menschlichen Entwicklung ein erstes Mal abgelehnt wurde, hatte man das Manuskript irrtümlicherweise hierher zurückgeschickt. Deshalb frage ich mich, ob dies nicht vielleicht ein Zeichen sei, daß anstelle des Zyklus der menschlichen Entwicklung eher Die Synthese des Yoga als erstes Buch von Sri Aurobindo herausgegeben werden sollte... Das ist sehr wichtig: Womit beginnen? Der Zyklus der menschlichen Entwicklung erschien mir damals äußerlicher und allgemein zugänglicher.

Hast du denn die Übersetzung der "Synthese" schon bereit?

Ich müßte sie ein bißchen überarbeiten, aber das ist in einem Monat getan. In dem Fall könnte man den ersten Teil schicken: "Der Yoga der Werke."

Ja, der Yoga der Werke.

Ich glaube, das ist besser, ja.

Ja. Es ist neuer und wesentlicher.

Im Zyklus der menschlichen Entwicklung spricht er über Dinge, von denen die Leute schon gehört haben, und man muß eine besondere Öffnung haben, um zu erkennen, daß sein Gesichtspunkt neu ist. Das andere hingegen ist völlig neu.

Ich glaube auch.

Ja, beginne damit!

Ich erinnere mich, daß genau dieses Buch mir persönlich die Tür weit geöffnet hat. Es bewirkte, daß... "Ach!", und ich trat in etwas Neues ein (selbst mit all meinen europäischen mentalen Konstruktionen).

Das wird interessant sein.

Welcher Herausgeber ist es denn?

Arthème Fayard. 2

Es müßte in mehreren Bänden erscheinen.

Ja, es könnte in drei Teilen veröffentlicht werden.

Ganz richtig. Es wäre gut, wenn es zu seinem hundertsten Geburtstag erscheinen könnte.

Sicher! Ich zähle darauf, daß erste Band in diesem Jahr erscheinen wird 3 . Ich muß noch ein wenig daran arbeiten, aber in drei bis vier Wochen könnte ich ihnen den ersten Band schicken.

Gut.

Wenn es im August erscheinen könnte, wäre es gut. Auf jeden Fall sollten sie im August damit beginnen.

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Am Ende des Gesprächs

Ich wollte dir eine kleine Geschichte erzählen (sie ist nicht "ernsthaft" interessant, illustriert aber eine interessante Denkweise). Du weißt, daß der Doktor einen Tempel im Süden besucht hat, den Tempel von Tirupathi 4 . Das gab mir die Gelegenheit, damit in Kontakt zu treten... Diese Leute erhalten jedes Jahr zig Millionen Rupien an Spenden, sie haben eine große Organisation und ernähren täglich Tausende von Leuten – ihr Ashram nimmt physisch viel Platz ein, und der Doktor sagte mir, daß alles tadellos in Ordnung gehalten werde, ein wunderbares Anwesen, er war selbst erstaunt. Sie haben mehrere hundert Gasthäuser, um die Leute zu beherbergen – eine große Sache. Alles basiert auf einem Gott, den sie "Tirupathi" nennen, glaube ich, und dieser Gott hat die Besonderheit, daß er einem alles gibt, was man von ihm verlangt – so lautet der allgemeine Glaube. Sie errichteten eine Statue des Gottes: seine Augen sind verbunden (heute sah ich ein Foto), und er hat vier Hände, die geöffnet sind, vier Hände, die geben, zwei zu jeder Seite. Es wird gesagt: "Ihr seht den Gott, ihr bittet ihn um etwas, und er gibt es euch automatisch, ohne euch anzusehen."

Das bedeutet, dieser Gott sieht weder Fehler noch Tugenden noch sonst etwas... nichts: er nimmt die Wünsche entgegen und gibt.

Das ist seltsam.

In diesen Tagen konnte ich den Kontakt herstellen, denn einige unserer Leute waren dort zu Besuch. Heute sah ich das Foto und fand es interessant (Mutter macht eine Geste, als ob sie die Luft abtastete) ... Keine Gerechtigkeit, keine Unterscheidungen, kein... einfach: ihr verlangt, und ihr erhaltet. Wenn ihr etwas Wahres verlangt, bekommt ihr etwas Wahres; wenn ihr etwas Lügnerisches verlangt, grabt ihr euch tiefer in die Lüge ein. Sehr interessant als Idee.

Ich glaube, dies ist das bedeutendste religiöse Zentrum in Indien: Es liegt oben auf einem Hügel, und sie haben eine ganze Flotte von Lastwagen, die die Leute jeden Tag den Hügel hochbringen. Ist das nicht seltsam?

Sogar Leute von der Regierung, Wissenschaftler, alle kommen... Es ist das Bedürfnis, Hilfe von einem Wesen zu erbitten, das größer ist als man selbst.

Und dieser Glaube: Alles, was man verlangt, wird man bekommen.

Ich weiß nicht, ob es sich im Detail immer verwirklicht, aber so sieht das Prinzip aus.

Besteht dort wirklich eine Kraft?

Ja.

Vielleicht dient es als Beweis, daß man mit Glauben, mit Vertrauen und einer Art inneren Gewißheit etwas zustandebringt.

Und diese Vorstellung: Er schaut nicht auf eure Verdienste, auf gar nichts (Mutter öffnet ihre Hände), ihr bittet, und ihr bekommt.

Das ist hübsch!

 

1 Er = der Mentor.

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2 Auch dieser Herausgeber wird schließlich passen.

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3 Er wird drei Jahre später herauskommen.

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4 Tirupathi oder Sripati: Der Meister der Reichtümer (er wird auch als Vishnu verehrt, der Gatte von Lakshmi, der Göttin der Reichtümer).

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