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Mutters

Agenda

zehnten Band

31. Dezember 1969

(Mutter überreicht Neujahrsgeschenke und einige Exemplare des Abenteuer des Bewußtseins auf italienisch.)

Das ist auf italienisch... ich habe mehrere davon, möchtest du welche?

Oh, weißt du, Mutter, ich kenne nicht viele Italiener... Du konntest früher Italienisch, nicht wahr?

Oh, früher verstand ich es sehr gut. Ich lernte viel...

(Mutter zeigt andere Geschenke...
darunter ein "Stylophon", auf dem sie spielt)

Das klingt natürlich bizarr... Möchtest du spielen?

In Italien hat das Buch (Das Abenteuer) großen Erfolg: zahlreiche Italiener kommen...

Kennst du Paolo, hast du ihn gesehen? Er ist nett.

Er ist nett. Genau zu diesem Thema wollte ich etwas sagen: Gestern besuchten mich Paolo und N, und Paolo erläuterte mir eine Art Inspiration, die er im Zusammenhang mit Auroville hatte. Ich fand sie sehr schön, sehr gut und sehr wichtig. Daher sagte ich ihm: "Das müssen Sie Mutter unbedingt selber erzählen." Wann könntest du Paolo sehen?

Werde ich ihn verstehen können? Die Schwierigkeit besteht darin, daß die Leute nicht deutlich sprechen: sie sprechen zu schnell, und ich kann nicht folgen.

Erzähl mir, was er mir sagen will!

Ich würde dem Thema den Reiz des Neuen nehmen...

Das macht nichts.

Er sagt, daß sich die Energien in Auroville seit einigen Jahren zerstreuen: Die Leute sind egoistisch, jeder will seine kleine Hütte erbauen, seine kleine Angelegenheit verfolgen, oder bestenfalls hoffen sie, eine Superstadt zu errichten, die lediglich eine Verbesserung aller existierenden Städte der Welt sein wird. Diesem Auroville fehlt eine Achse, ein Zentrum. Es fehlt... eine Vereinigung des Bewußtseins um ein Zentrum, eine Achse. Er sagte: Früher erbaute man Pyramiden, errichtete man Kathedralen, und um diese symbolische Konstruktion konnte sich das Bewußtsein der Einzelnen vereinen...

(Mutter nickt zustimmend)

... und sich erheben und läutern. Wir müßten in Auroville als Symbol der neuen Welt, die man schaffen will, eine Achse, ein Zentrum, einen Tempel errichten, und das Bewußtsein der Einzelnen müßte sich in der Konstruktion dieser Pyramide oder dieses Tempels der neuen Welt vereinen – und zugleich würde dies der Herabkunft dessen helfen, was sich da ausdrücken soll.

Sehr gut. Das war die erste Idee: die Stadt organisierte sich um ein Zentrum. Jetzt tun sie das Gegenteil. Sie wollen die Stadt erbauen und das Zentrum später einrichten...

Deswegen funktioniert es nicht, sagt er. Er meint: Mit dem Zentrum müssen wir anfangen, sonst werden wir nichts erreichen.

Das war mein erster Eindruck. Aber ich weiß nicht, wie wir das R (dem Architekten Aurovilles) verständlich machen können. Denn R änderte den Plan; er wollte mit "Auromodèle" anfangen, um zuerst in einem kleineren Maßstab Versuche und Experimente zu machen.

Jetzt läuft alles darauf hinaus, daß sich alle mit ihren kleinen individuellen Angelegenheiten und ihrer eigenen kleinen Hütte beschäftigen, es fehlt der "Zement", die Sache, die sie miteinander verbindet und über sich selbst und ihre kleinen Geschichten hinausheben würde.

Theoretisch hat er völlig recht.

Sicher! Es ist merkwürdig, denn als er mir davon erzählte, sah ich es fast, ich sah es. Er ist jemand, der das "herbeiziehen" könnte.

Ja, er hat die Kraft.

Aber warum trifft er sich nicht mit R?

Er fragte mich: "Soll ich mit R darüber sprechen?" Denn er sagt, dies sei das Problem: "Wenn ich selber mit ihm darüber spreche, wird R sich zurückziehen oder ..." Ich riet ihm: "Nein, sprechen Sie nicht direkt mit R; sprechen Sie mit Mutter, und Mutter wird wissen, was zu tun ist."

Ich werde R morgen sehen, ich kann es ihm sagen. Paolo ist ja Architekt.

Nur du besitzt Autorität gegenüber R.

Ja... Wenn ich ihm sage "Tu dies!", wird er zwar nicht "nein" sagen, aber er wird nichts tun... Man muß ihn wirklich überzeugen... Ich kann ihm lediglich erklären, daß ich die Idee kenne, daß ich sie vollauf gutheiße, und ihn bitten, sich mit Paolo zu treffen und sich mit ihm zu einigen.

Ich glaube, Paolo besitzt die nötige Überzeugungskraft.

Ja, als er mit mir sprach, fühlte ich jedenfalls die Inspiration und die "Sache", die bereit war herabzukommen.

Gewiß ist sie bereit zu kommen. Ich kenne sie seit langem. Sie ist da (Geste nach oben), sie wartet.

Ja, er hat den Kontakt damit.

Ja, ja.

Während er sprach, fühlte man, daß er die wahre Sache berührt hatte. Die anderen denken nur daran, Millionen herbeizuziehen, Propaganda zu machen – sie fangen die Dinge am verkehrten Ende an.

Ich glaube, Paolo und R sind sich bisher noch nicht begegnet?

Doch, sie kennen sich... Aber R vertritt einen sehr materialistischen Standpunkt.

Ja.

Ich fürchte, er wird sofort sagen: "Ach, was mischt der sich ein?"

Oh, nein. Wenn ich ihn darum bitte, wird er nicht so reagieren...

Nur du kannst...

Ja, ich muß selber mit ihm darüber sprechen.

Ja, denn sie spannen den Karren vor den Ochsen, sie fangen am falschen Ende an.

(nach einem Schweigen)

Ich fürchte allerdings, daß sie das Land noch gar nicht gekauft haben. Darin liegt die Schwierigkeit. Denn wir haben das Zentrum der Stadt schon bestimmt, und ein großer Teil dieses Gebiets gehört noch der Regierung, glaube ich, und sie versuchen gerade zu verhandeln, um es zu bekommen.

(Schweigen)

R hatte die Idee einer Insel im Zentrum, mit fließendem Wasser rundherum, das gleichzeitig zur ganzen Wasserversorgung der Stadt dienen soll, und nachdem es die Stadt durchlaufen hat, wird es in einer Anlage aufbereitet und dann für die Bewässerung alles kultivierten Landes ringsum verwendet. Dieses Zentrum ist also wie eine Insel, und dort steht das, was wir zuerst das Matri Mandir nannten. Ich sehe es immer als einen sehr großen, völlig leeren Saal, der von oben her Licht erhält. Es sollte so eingerichtet sein, daß das einfallende Licht auf eine Stelle gebündelt wird, auf das... was wir in den Mittelpunkt der Stadt stellen wollen. Zunächst dachten wir an Sri Aurobindos Symbol, aber man kann auch etwas anderes nehmen. Zu jeder Tageszeit fällt stets ein Lichtstrahl darauf – immer der Sonne folgend. Wenn dies richtig ausgeführt ist, wird es sehr gut sein. Unten gäbe es etwas, damit die Leute sich hinsetzen und meditieren oder sich einfach ausruhen können, sonst NICHTS – nur etwas Bequemes auf dem Boden, damit sie sich setzen können, ohne zu ermüden, wahrscheinlich mit Säulen, die zugleich als Rückenstützen dienen. So ähnlich. Das SEHE ich dauernd. Ein Saal mit einer ausreichend hohen Decke, damit die Sonne den Stunden entsprechend als STRAHL eintreten kann und auf den Mittelpunkt trifft.

Wenn sich das ausführen ließe, wäre es sehr gut.

Der Rest ist mir gleichgültig – sie werden es einrichten, wie sie wollen. Zuerst wollten sie eine Bleibe für mich bauen, aber ich würde nie dorthin gehen, das ist also nicht der Mühe wert, es wäre völlig überflüssig. Es war abgemacht worden, daß es ein kleines Haus für H geben würde, die lediglich als Wächterin dort leben wollte, um diese Insel zu bewachen... Auch hatte R ein ganzes System von Brücken entworfen, um die Insel mit dem umgebenden Ufer zu verbinden. Das umgebende Ufer bestünde nur aus Gärten. Diese Gärten... wir hatten an zwölf Gärten gedacht – den Umfang in zwölf Abschnitte geteilt –, zwölf Gärten, von denen sich jeder auf einen Aspekt konzentriert: einen Bewußtseinszustand mit Blumen, die ihn repräsentieren. Der letzte Garten wäre auf der Insel, um das Mandir herum (daneben), mit dem Banyanbaum, der schon dort steht. Dies bildet das Zentrum der Stadt. Dort gäbe es eine Wiederholung der zwölf umgebenden Gärten, und die Blumen wären ähnlich angeordnet... Hier leben jetzt zwei Amerikaner, ein Ehepaar, und der Mann hat Gartenbau studiert und brachte dieses Wissen mit. Ich bat ihn, sofort damit zu beginnen, den Plan für den inneren Garten zu entwerfen – sie arbeiten daran.

Aber die Antwort ist immer dieselbe: Wir haben doch kein Geld!

Aber Mutter, ich glaube, und Paolo sprach das auch an: Wenn diese... sagen wir zwanzig oder fünfzig Aurovillianer ihre Herzen in der Konstruktion dieser Pyramide oder dieses Tempels der neuen Welt aufrichtig vereinigten, würde dies das Geld, die nötigen Millionen, ANZIEHEN.

So müßte es sein.

Das Geld wird kommen. Man muß nicht "nach Millionen suchen", sondern man muß zuerst das Bewußtsein der Einzelnen um etwas vereinen.

Ja.

Das ist der Schlüssel zu den Millionen.

Du kannst Paolo alles erklären, was ich gesagt habe... So ergäbe das wirklich etwas sehr Schönes.

Offensichtlich müssen wir... Es gibt materielle Schwierigkeiten: für diese Insel brauchen wir natürlich Wasser, sonst ist es keine Insel. Und das Wasser müssen wir aus dem Meer gewinnen – es gibt nicht genug unterirdisches Wasser.

Ist nicht genug Wasser da?

Es gibt Wasser, aber das reicht für einige Häuser, nicht für eine künstliche Insel. Wir müssen also das Meerwasser umwandeln. In Israel fanden sie dafür eine wirtschaftliche Methode (wir haben sogar die Broschüren bekommen), aber verstehst du: wirtschaftlich für eine Stadt, nicht für einen Einzelnen. Wir brauchen also Wasser für diese Insel, da liegt die Schwierigkeit.

Aber bevor wir die Insel schaffen, können wir schon damit anfangen, den eigentlichen "Tempel" zu bauen... Man muß mit einem Stein anfangen.

Ja, das könnten wir tun.

Wichtig ist, daß die Leute einen ersten Stein in die Hände nehmen, ihn setzen und sich dabei vereinen – denn mit ihren kleinen abgetrennten Hütten und persönlichen Geschichten werden sie sich niemals vereinen.

Ja, das wäre viel besser.

Sicher!

Logischerweise oder eher psychologisch ist es sicher ein Fehler, mit dem Umfeld anzufangen und das Zentrum später einzurichten.

Aber ja!

Wie können wir ihm das begreiflich machen?

Nachdem wir "etwas anderes" schaffen wollen, sollten wir zumindest Vertrauen in etwas anderes haben.

Ja. Ich werde morgen mit R darüber sprechen und ihn bitten, sich mit Paolo zu treffen.

Ich glaube, daß Paolo in einem bestimmten Ausmaß Geld herbeischaffen kann, wenn er sich engagiert.

Gut.

Das heißt: mit der Konstruktion schon anfangen, bevor man eine Insel daraus macht.

(Schweigen)

Für das Äußere dieses Tempels hatte R an die Form eines großen Lotos gedacht. Aber dann weiß ich nicht, ob das Innere – dieses Spiel des Lichtes – mit einer Lotosform möglich sein wird?

Wenn die beiden zusammenarbeiten könnten... Wenn sie sich zusammentun könnten, und einer immer hier wäre... – abwechselnd der eine und der andere, so daß immer einer von beiden hier wäre – mit einem gemeinsamen Plan, den sie ausarbeiten würden, dann ginge alles viel schneller.

Das würde die Herzen der Menschen ergreifen.

Ja.

Diese Idee des Lichtstrahls... sobald ich schaue, sehe ich ihn sofort. Ein Lichtstrahl, der zu jeder Tageszeit einfallen könnte – so arrangiert, daß er die ganze Zeit käme (der Bewegung der Sonne folgende Geste). Im Mittelpunkt gäbe es ein Symbol, das zugleich aufrecht steht, damit man es von allen Seiten sehen kann, und flach wäre, damit es das Licht voll empfangen kann – was soll man da nehmen?... Und laßt es um Gottes Willen keine Religion werden!

Ja.

(Schweigen)

Du weißt, daß ich mit einigen Äthiopiern in Verbindung stehe (ich glaube, dieses Land ist von allen Ländern der Erde das christlichste geblieben). Da ist ein junger Mann, der Botschaftssekretär in Delhi (an der äthiopischen Botschaft), er ist zutiefst ergriffen. Vor zwei Tagen war sein Geburtstag (lachend), und er kam mit einem Geschenk... Etwas aus Holz, Ebenholz, so groß, auf der einen Seite war mein Bild, auf der anderen Seite das Bild Sri Aurobindos, und dazwischen befand sich ein silbernes Kreuz. Oben am Kreuz, da, wo sich die beiden Arme treffen, war auf der einen Seite mein Symbol, auf der anderen das Symbol Sri Aurobindos... Was geht nur in seinem Kopf vor?

Entsetzlich!

Als ich ihn sah, legte er mir das auf den Schoß... Es war so groß.

Sobald ich ihn sah, kam sofort etwas (Geste einer massiven Herabkunft) wie eine Antwort auf den Willen, das Christentum zu transformieren. Dies war so kraftvoll und enthielt eine so mächtige Schwingung, daß ich den Eindruck hatte, es sei BEREITS im Gange.

Das Kreuz ist das Symbol der Transformation: die vom Geist durchdrungene Materie (horizontale Geste), und der Schnittpunkt ist die Transformation. Und es kam eine ungeheure Kraft, damit dieses Kreuz wirklich... die Blume der Transformation werde.

Aber ich sagte ihm nichts. Er selbst dachte sich nichts dabei, er machte es instinktiv.

Er schrieb dem Kaiser, um ihm von Auroville zu erzählen, und er bekam eine Antwort. Habe ich sie dir gezeigt? (Mutter sucht in ihren Papieren) Das muß darunter stecken, ganz unten...

"Ich habe meinem Kaiser Haile Selassie I. über die Ziele der internationalen Stadt Auroville geschrieben und daß Äthiopien das zweite Land sein solle, das diese Ideale unterstützt. Er hat mir sehr positiv geantwortet. In seinem Brief hat er Ihre Arbeit gewürdigt und sie sehr bewundert. Ich bitte Sie, ihn mit geistigem Frieden und guter Gesundheit für ein langes Leben zu segnen – und Frieden für sein Volk."

Er verpflichtet sich zu nichts. Immerhin ist er guten Willens.

(Mutter ordnet die Papiere unter einem Stapel von Akten neben ihr)

Ich bewahre all diese Dinge in meiner Nähe auf, weil das den Kontakt aufrechterhält.

(Schweigen)

Daß die Kraft wirkt, daran kann es nicht den Schatten eines Zweifels geben. Es gibt einen so starken... (wie soll ich sagen?) einen sehr aktiven Willen: KEINE RELIGION, keine religiösen Formen. Die Leute finden natürlich immer gleich... Deshalb habe ich den Leuten große Freiheit gelassen. Deshalb habe ich zunächst nicht auf der Konstruktion des Zentrums bestanden, weil das immer gleich die alte Kathedrale, der alte Tempel, all jenes Alte ist (Geste, etwas in die Erde zu pflanzen), und alles organisiert sich dann darumherum: die Religion – wir WOLLEN KEINE Religion.

Ja, aber wir können etwas anderes als eine Religion herbeiziehen.

Aber wir ziehen sie nicht herbei. Die Leute haben sie ja bereits. Sie sind ganz klein, sie brauchen eine Religion, zumindest glauben sie das.

Sie brauchen das, ich sehe es, ich habe weitere Briefe bekommen, die ich beantworte... (Mutter sucht vergeblich nach anderen Papieren in ihrer Nähe). Täglich treffen sie ein. Sri Aurobindo schrieb wunderbare Dinge darüber... erst neulich (gestern oder vorgestern) beantwortete ich eine Frage über einen Aphorismus, wo er sagt, daß der Atheismus wegen der Religionen und all ihrer Untaten UNERLÄSSLICH war. 1 Man stellte mir eine Frage, und ich antwortete auch darauf.

Die Menschen sind noch ganz klein.

Aber interessante Zeichen kommen: aus Nordeuropa, aus Schweden und Norwegen und Dänemark schrieben mir Priester; einer von ihnen ist das Oberhaupt einer Kirche, ein anderer steht einem Kloster vor. Sie schreiben, um zu fragen und zu sagen, daß sie mitarbeiten wollen, um dort herauszukommen... Das ist sehr stark dort oben. Ein oder zwei schickten mir ihre Fotos und baten mich, ihnen zu helfen. Sie arbeiten – sie arbeiten dort für Auroville. Das heißt, daß...

Aber sogar unsere Kinder haben so dumme Reaktionen! Ein Mädchen hier schrieb mir, weil ich ihr gegenüber einmal erwähnt hatte, daß das Bewußtsein auf die Erde herabgekommen sei, sich auf die Erde konzentriert habe, um den Menschen zu helfen, sich auf die Transformation vorzubereiten; sie schrieb mir: "Wie kommt es, daß man die Menschen so lange ohne Hilfe gelassen hat?..." Man könnte heulen vor Verzweiflung! Sie wurden hier erzogen und stellen immer noch solche Fragen!... Ich mußte mich beherrschen, ihr nicht zu antworten: "Mein armes Mädchen (lachend), was für ein Dummerchen du bist!"

(Schweigen)

Wer könnte wohl den Mechanismus für diesen Lichtstrahl im Innern entwerfen?... Denn an Sonne fehlt es hier nicht (offensichtlich gibt es sonnenlose Tage, aber die meisten sind sonnig): von allen Seiten, aus allen Winkeln, muß der Strahl auf das Symbol fallen... So muß es arrangiert werden. Das ist eine Frage der Geometrie.

Du kannst mit Paolo darüber sprechen. Wenn er eine Idee hätte...

Als er sprach, fühlte ich, daß er es herbeiziehen könnte.

Ja. Genau das brauchen wir... ein Symbol – wir werden das Richtige finden, wir werden sehen – offensichtlich etwas wie einen Altar, aber... was? Ein Symbol, welches zugleich das Licht direkt von oben empfängt und seitlich abstrahlt.

Und sonst keine anderen Fenster, verstehst du? Alles übrige in einer Art Halbschatten, und nur dieses Licht... Das könnte wirklich gut sein. Ich wünsche mir jemanden, der das empfinden kann. Ich habe keine Ahnung, ob R dazu fähig ist, es zu empfinden, aber Paolo kann es.

Wenn dies gut verwirklicht wäre, könnte es schon sehr interessant für die Leute sein. Das würde etwas konkretisieren...

Sie werden sagen, es sei eine Sonnenreligion. (Gelächter) Oh, weißt du, ich bin an alle, wirklich ALLE Dummheiten gewöhnt.

(Schweigen)

R und seine Mitarbeiter haben die Vorstellung, Industrien aufzubauen, um Geld für Auroville zu sammeln, daher...

Sie täuschen sich.

Das heißt, anstatt rasch zu geschehen, wird es Jahrhunderte dauern.

Dies würde auch bedeuten, vom alten Prinzip auszugehen.

Ja.

Man muß von etwas anderem ausgehen.

Es ist aus Angst vor den Religionen.

Man könnte das sehr wohl als Symbol der neuen Welt einrichten, nicht als Religion.

Ja... wir brauchen jemanden, der das begreift – vielleicht wird Paolo verstehen.

Bestimmt! Und ich glaube, daß er die Leute überzeugen kann.

(Schweigen)

Ja, ich werde Paolo sehen. Es wäre besser, wenn er an einem Tag kommt, wo du da bist, weil ich befürchte, nicht zu hören... Laut zu sprechen, beunruhigt sie. Also Samstag? Morgen werde ich mit R darüber sprechen, d.h. ich werde ihn bitten, sich mit Paolo zu treffen, der ausgezeichnete Ideen hat, und sich mit ihm zu einigen.

Das ist sehr einfach: wir werden versuchen, es R begreiflich zu machen und eine Zusammenarbeit zu initiieren. R wird es mir nicht abschlagen – aber er wird nichts tun, verstehst du, das ist es. Wenn er es tun kann, wenn sie sich einigen können, wenn R zustimmt, dann wird es sehr gut sein, und es wird keine Schwierigkeiten geben. Sonst muß Paolo eben kommen, wenn R nicht da ist, und wir müssen es selber tun... Verstehst du, für mich ist die Lage so. (Mutter lacht) Denn R hat genug Arbeit, er hat ungeheuer viel Arbeit. Es ist nicht so, als ob wir ihm Arbeit wegnähmen – aber wenn er sich weigert, tun wir es selber, das ist alles.

Ich werde sehen, ob sie sich einigen können.

Für mich sind die Dinge jetzt überhaupt nicht mehr einander ausschließend. Ich sehe sehr wohl die Möglichkeit, die gegensätzlichsten Tendenzen GLEICHZEITIG zu nutzen... mit ein bißchen Geschick, das ist alles. Es ist nicht ausschließlich, ich sage nicht: "Ach, nein, nicht das!" Nein, nein: alles miteinander. Dies wünsche ich mir: Daß es uns gelingt, einen Ort zu erschaffen, wo sich die Gegensätze vereinen können.

Das...

Wenn uns das nicht gelingt, dann... geht der alte Kreis endlos weiter (Geste).

Es ist gut. Ja, ich verstehe: Wir müssen das Zentrum bauen, selbst wenn wir es noch nicht als Insel gestalten können.

Vielleicht kann Paolo R überzeugen. Ich werde morgen mit ihm darüber sprechen, zum Jahresbeginn.

Voilà.

Ich wünsche dir ein gutes Neues Jahr!

(Satprem legt seine Stirn auf Mutters Schoß)

Dieses Mal wechseln wir das Jahrzehnt. Wir müssen all das abschütteln (Mutter macht eine Geste, als ob sie das Alte über die Schulter würfe).

Ganz neu und ganz klein... um wachsen zu können.

 

1 Aphorismus 241 (siehe S. 466), sowie Aphorismus 242 – "Wieviel Haß und Dummheit haben die Menschen schon erfolgreich dekorativ verpackt und als "Religion" etikettiert!" Kürzlich hatte Mutter diese beiden Texte so kommentiert: "Solange es Religionen gibt, bleibt der Atheismus unerläßlich als Gegengewicht. Beide müssen verschwinden und einem aufrichtigen und unvoreingenommenen Forschen nach der Wahrheit und einer totalen Hingabe an den Gegenstand dieser Forschung weichen."

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