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Mutters

Agenda

zwölften Band

3. März 1971

(Nachdem Mutter Sujatas Entwurf für den Umschlag der "Genèse" gutgeheißen hatte:)

Hast du nichts zu fragen?

Ich habe den Eindruck, als habe dein Blick sich sehr verändert...

(Mutter nickt)

Schon seit fast einem Jahr ähnelt er mehr und mehr dem Blick Sri Aurobindos.

Sieh an!... (lächelnd) Das ist möglich.

Vorher war dein Blick "diamanten"... Er war dir eigen, machtvoll du selbst. Jetzt ist es... als werde er zur Unendlichkeit.

Ach, meine Art zu sehen ist nicht mehr dieselbe.

Ja, Sujata wollte dich gerade fragen: Was siehst du, wenn du die Leute so anschaust?

Ich glaube, ich sehe... Das Genaueste wäre zu sagen: ihre Verfassung, den Zustand, in dem sie sich befinden. Dann sehe ich vor allem, daß einige wie verschlossen sind – für mich sehen sie nicht und stecken in einem völlig äußerlichen Bewußtsein; andere sind offen – gewisse Kinder sind bemerkenswert, ganz offen (eine zur Sonne hingewendete Blume andeutend) und bereit aufzunehmen... Ich sehe vor allem die Aufnahmefähigkeit der Leute, ihre Verfassung: manche kommen mit einer Aspiration, manche aus Neugierde, andere kommen... aus einer Art Verpflichtung, und dann die nach Licht Dürstenden – von denen gibt es nicht viele, aber einige Kinder. Heute sah ich ein so Liebes!... Sein Vater hat ein Haus am See gekauft; dort lebt er mit seiner Frau und seinen Kindern; eines seiner Kinder hatte Geburtstag – oh! (Mutter öffnet ihre Augen weit) wunderbar!

Ich sehe nur das. Nicht, was sie denken, was sie sagen (all das erscheint mir oberflächlich und uninteressant): den Zustand der Aufnahmefähigkeit, in dem sie sich befinden. Vor allem das sehe ich.

(Schweigen)

Ich glaube wirklich, daß sich vor allem unter den Kindern jene finden, die die neue Spezies beginnen können. Die Erwachsenen sind... verhärtet.

Ständig muß ich mich mit Leuten herumschlagen, die hierher gekommen sind, um es bequem zu haben und "um frei zu sein, zu tun, was ihnen beliebt", dann sage ich ihnen stets: "Die Welt ist groß, ihr könnt gehen." Keine Seele, keine Aspiration, nichts... Ich zähle sehr auf dein Buch.

Hat T [die englische Übersetzerin] ihre Übersetzung abgeschlossen?

Noch nicht, aber es geht voran.

Was sagt sie? Zeigt sie eine Reaktion?

Nun... ich weiß es nicht.

(Mutter nickt)

Hie und da.

Weißt du, was mein Eindruck ist? Daß sie alle alt sind, und ich als einzige jung bin 1! Es geht um diese Flamme, diesen Willen... was man push [Elan] nennt – sie geben sich mit dummen kleinen persönlichen Befriedigungen ab ..., die zu nichts führen; sie sorgen sich, was sie essen wollen und... oh!

Ich habe den Eindruck, daß es jetzt wie ein display ist (kennst du "display"?), eine Zurschaustellung von allem, was nicht sein soll.

Ja.

Aber die Flamme, die Flamme der Aspiration (Mutter schüttelt den Kopf), nicht viele bringen sie mir.

Solange sie es nur "angenehm" haben, wie sie es nennen, ist das alles, was sie brauchen – und frei, einigen Unfug zu treiben, den sie in der normalen Welt nicht treiben würden. Während man doch fühlt, um die Ankunft zu beschleunigen... Man KÖNNTE sie beschleunigen, wenn man... wenn man ein Eroberer wäre.

Ja.

Nun...

(Schweigen)

Im Grunde... im Grunde ist es ihnen egal.

Nicht allen.

Nein, aber die Anzahl jener, die anders sind, ist minimal – wenigstens unter denen, die ich sehe... ich weiß es nicht. Natürlich gibt es jene, die nahe sind – jene, die nur dafür leben; bei denen ist es selbstverständlich, von denen spreche ich nicht. Bei denen geht es gut, glaube ich... Von Zeit zu Zeit empfange ich einen Schrei der Aspiration, eine wirkliche Aspiration – das, ja, und wenn das da ist, ist es sehr gut, es ist von sehr guter Qualität. Ansonsten...

Ich könnte mich selber schelten, denn ich gebe ein schlechtes Beispiel ab: ich dürfte keinen so erschöpften Körper haben, aber es ist, als ob... Nachts schlafe ich zum Beispiel nicht, sondern trete in eine sehr tiefe Ruhe ein; dann verschlimmert sich alles, was in schlechter Verfassung ist (Mutter berührt ihre geschwollene Backe). Nur wenn ich mich hier konzentriere, wird es ein wenig besser; aber wenn ich den Körper seinem eigenen Frieden überlasse... er befindet sich noch auf der alten Seite – er dürfte nicht so sein. Ich weiß, daß die größte Schwierigkeit für die Leute mein Alter ist – sie denken alle: "Ach, sie ist alt, sie ist alt, sie ist alt ..." Ich aber... Im Grunde bin ich jünger als sie! (Lachen)

Ja.

(Schweigen)

Aber die Schwierigkeit rührt daher, daß viele die Einfachheit der Sache nicht begreifen.

Ja.

Viele von ihnen suchen noch die Erfahrungen hoch oben, Visionen, das mentale Schweigen, usw., doch um all das geht es gar nicht!

Richtig.

Ich sehe ziemlich viele Leute, und ich muß... Ich komme immer auf die einfache Sache zurück, daß man ein VERLANGEN danach haben muß.

Aber ich zähle besonders auf dein Buch, um das aufzuzeigen – darin ist das sehr gut erklärt.

Ich erinnere mich, als Pavitra zum ersten Mal etwas von dir las 2 (vor langer Zeit, vor mehreren Jahren), sagte er mir: "Ach, für mich ist das eine Offenbarung!" Er war schon seit so vielen Jahren hier 3... Er sagte mir: "Ja, endlich habe ich begriffen, daß es sich in der Einfachheit vollzieht ..."

Das war eine Offenbarung für ihn... Ich zähle wirklich sehr auf das Buch.

Und wenn ich es ihnen zu erklären versuche, sind sie immer erstaunt über die Einfachheit der Sache.

Ja, ja!

Es erstaunt sie, als ob...

Es ist nicht kompliziert genug.

(Schweigen)

Hat S jemanden für das Russische gefunden?

Sie hat einen ersten Versuch unternommen, der nichts einbrachte, dann einen zweiten, und jetzt wartet sie.

Ich habe den Eindruck, daß genau dieses Buch dort eine neue Orientierung geben wird. Deshalb beharre ich darauf. Und Rußland... Wenn sich Rußland der wahren Seite zuwendete, wäre das großartig!... Ich weiß nicht, warum... Natürlich war ich eine Russin in einer der letzten Inkarnationen, als ich... war es Katharina?

Katharina, ja.

Das ist noch sehr lebendig in mir.

Ich habe den Eindruck, wenn der ganze russische Block die richtige Richtung einschlüge, wäre das eine gewaltige Unterstützung. Sie sind nicht zufrieden; sie sind in einem Zustand, wo man fähig ist, Dinge zu tun, weil man nicht zufrieden ist – sie sind NICHT zufrieden. Ihre Erfahrung... Sie geben es nicht zu, aber im Grunde ist ihre Erfahrung gescheitert.

(Schweigen)

Alles, was die Politik und die Länder betrifft, darf nicht erscheinen, das müssen wir aufbewahren. Denn offiziell mache ich keine Politik.

Ja, sicherlich, liebe Mutter.

Unser nächster Tag?

Samstag, liebe Mutter.

Wird das Buch erschienen sein?

Ich glaube nicht. Nächste Woche, denke ich.

Wir werden unsere ganze Kraft hineingeben.

(Mutter nimmt Satprems Hände, dann nähert sich Sujata. Sujata hatte einer der Personen, die Mutters Essen zubereiten, vorgeschlagen, ihr Kokosnußmilch zu geben. Dieser Vorschlag war Mutter zugetragen worden. Mutters Antwort läßt eine Welt von Dingen erahnen.)

Es geht vielmehr um die ART der Zubereitung als um neue Dinge.

 

1 Erinnern wir uns an das Tantrasara: "Obwohl du der uranfängliche Grund der Welten bist, bist du dennoch ewig jung."

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2 Das Abenteuer des Bewußtseins.

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3 Neununddreißig Jahre.

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