Mutters
Agenda
ersten Band
25. August 19541
(Mutter liest den Schülern einen Text von Sri Aurobindo vor: "Die Mutter", wo er die verschiedenen Aspekte der schöpferischen Kraft beschreibt – in Indien "Shakti" oder "Mutter" genannt –, die über die Evolution des Universums regiert:)
"... Es gibt andere große Wesenheiten der göttlichen Mutter, aber ihre Herabkunft ist schwieriger herbeizuführen und sie standen in der Evolution des irdischen Geistes nicht so ausgeprägt im Vordergrund. Unter ihnen befinden sich Wesen, die für die supramentale Realisation unentbehrlich sind, vor allen anderen das Wesen dieser Ekstase, das Wesen des rätselhaften und mächtigen Ananda, das aus der höchsten Göttlichen Liebe entspringt, das Ananda, das allein die Kluft zwischen den erhabensten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie heilen kann, das Ananda, das den Schlüssel zu einem wunderbaren, höchsten göttlichen Leben hält, und das selbst jetzt, von seinen verborgenen Stätten aus, das Werk aller anderen Kräfte des Universums unterstützt."
(Sri Aurobindo, Die Mutter, XXV.35)
(Ein Schüler:) Liebe Mutter, welches ist diese Wesenheit und wann wird Sie sich manifestieren?
Ich habe meine Antwort vorbereitet.
Ich wußte, daß ihr mich dies fragen würdet, denn es ist in diesem Abschnitt das Interessanteste – hier meine Antwort und auch meine Antwort auf eine andere Frage. Aber zuerst will ich euch dies hier vorlesen. Du hast mich gefragt: "Welches ist diese Wesenheit und wann wird Sie kommen?" Meine Antwort lautet (Mutter liest):
"Sie ist gekommen und brachte eine Herrlichkeit von Kraft und Liebe mit sich, eine Intensität der göttlichen Freude, die bisher auf der Erde unbekannt war. Die physische Atmosphäre wurde davon völlig verändert, durchdrungen von neuen und wunderbaren Möglichkeiten.
Aber damit Sie dauernd bleiben und hier wirken kann, muß Ihr wenigstens ein Minimum an Empfänglichkeit entgegengebracht werden und Sie muß wenigstens ein menschliches Wesen finden, das die erforderlichen Eigenschaften im Vital und Physischen hat, eine Art Über-Parzival, in dem eine spontane, integrale Reinheit herrscht, der aber gleichzeitig einen Körper besitzt, der stark und ausgeglichen genug ist, die Intensität des Ananda, das Sie herbeibringt, auszuhalten, ohne zu weichen.
Bis jetzt hat Sie nicht erhalten, was nötig war. Die Menschen bleiben hartnäckig Menschen und wollen oder können nicht Über-Menschen werden. Sie können nur eine auf ihren Maßstab reduzierte Liebe empfangen und ausdrücken: eine menschliche Liebe. Und die wunderbare Freude des göttlichen Ananda entschlüpft ihrer Wahrnehmung.
Dann denkt Sie manchmal daran, sich zurückzuziehen, weil sie findet, daß die Welt nicht bereit ist, Sie zu empfangen. Das wäre ein grausamer Verlust.
Es ist wahr, daß im Augenblick Ihre Gegenwart mehr dem Namen nach als in der Tat besteht, weil Sie keine Gelegenheit hat, sich zu zeigen. Aber auch so bedeutet Sie eine machtvolle Hilfe für das Werk. Denn von allen Gestalten der Mutter besitzt diese die größte Macht für die körperliche Transformation. In der Tat, die Zellen, die im Kontakt mit der göttlichen Freude vibrieren können, sie empfangen und bewahren können, diese Zellen werden regeneriert und sind auf dem Wege zur Unsterblichkeit.
Aber die Vibrationen der Göttlichen Freude und die des Vergnügens können nicht im gleichen vitalen und physischen System zusammenleben. Man muß also VOLLKOMMEN darauf verzichten, irgendein Vergnügen zu suchen, um das Ananda empfangen zu können. Aber es gibt äußerst Wenige, die auf das Vergnügen verzichten können, ohne dadurch jeder Teilnahme am aktiven Leben zu entsagen und sich in eine strenge Askese zu vertiefen. Und unter denen, die wissen, daß die Transformation im aktiven Leben stattzufinden hat, versuchen gewisse, das Vergnügen für eine mehr oder weniger abwegige Form des Ananda zu nehmen, um ihre Suche nach persönlicher Befriedigung zu rechtfertigen; dadurch errichten sie ein fast unüberwindliches Hindernis für ihre eigene Transformation."
Wenn jetzt jemand etwas anderes fragen will... Jeder darf fragen, nicht nur die Schulkinder.
Mutter, wenn es uns bis jetzt nicht gelungen ist, können wir immer noch versuchen?
Wie? (Der Schüler wiederholt die Frage). Oh! ihr könnt es immer versuchen!
Die Welt erneuert sich in jeder Minute. Ihr könnt selbst in dieser Minute eine neue Welt schaffen, wenn ihr wißt wie, das heißt, wenn ihr fähig seid, eure eigene Natur zu ändern.
Ich habe nicht gesagt, Sie wäre weggegangen. Ich sagte, Sie denkt daran wegzugehen... manchmal, von Zeit zu Zeit.
Aber Mutter, wenn Sie herabgekommen ist, muß Sie eine Möglichkeit gesehen haben!
Sie kam, weil eine Möglichkeit bestand; weil die Dinge ein gewisses Stadium erreicht hatten und der Augenblick für ihre Herabkunft gekommen war.
Eigentlich kam Sie... weil ich glaubte, daß es Ihr gelingen könnte.
Es gibt immer Möglichkeiten. Sie müssen sich nur materialisieren.
Ein Beweis dafür ist, daß dieses Ereignis in einem gegebenen Augenblick stattfand, und während ungefähr zwei oder drei Wochen war die Atmosphäre, nicht nur im Ashram, sondern auf der ganzen Erde, überladen mit einer solchen Macht von einer so intensiven göttlichen Freude, die eine so wunderbare Kraft schuf, daß Dinge, die vorher schwierig zu erreichen waren, nun fast augenblicklich ausgeführt werden konnten.
Das hatte Rückwirkungen in der ganzen Welt. – Ich glaube nicht, daß ein einziger unter euch es bemerkt hat... Ihr könnt nicht einmal sagen, wann es war, oder?
Wann hat es sich ereignet?
Jahreszahlen kann ich mir nicht merken. Ich erinnere mich nicht an das Datum. Ich kann nur sagen, daß es geschah, bevor Sri Aurobindo seinen Körper verließ, er hat es vorher erfahren und... die Tatsache anerkannt.
Und es entstand ein ungeheurer Konflikt mit dem Unbewußten, denn als ich sah, daß die Empfänglichkeit nicht so war, wie sie sein sollte, machte ich das Unbewußte dafür verantwortlich, und... dort versuchte ich, den Kampf zu führen.
Ich sage nicht, daß es kein Ergebnis hatte, aber zwischen dem erreichten und dem erhofften Ergebnis lag ein großer Unterschied. Ihr seid alle so nahe, ihr badet in der Atmosphäre, aber... wer hat etwas bemerkt? – Ihr habt euer kleines Leben wie gewöhnlich weitergeführt.
Ich glaube es war 1946, Mutter, denn während dieser Zeit habt ihr uns so vieles gesagt.
Richtig.
(Ein Kind:) Liebe Mutter, was sollen wir tun, jetzt, wo Sie gekommen ist?
Ihr wißt es nicht?
(Schweigen)
Versucht euer Bewußtsein zu ändern.
(Schweigen)
Stellt mir jetzt eure Fragen.
Mutter, gibt es keinen einzigen Menschen?
Ich weiß nicht.
Mutter, du vergeudest jetzt deine Zeit mit all diesen Leuten im Ashram.
Oh... Aber siehst du, vom okkulten Gesichtspunkt ist das eine Auslese. Vom äußeren Gesichtspunkt könntet ihr sagen, daß es in der Welt Leute gibt, die euch sehr überlegen sind (ich würde nicht widersprechen), aber vom okkulten Gesichtspunkt ist es eine Auswahl... Es läßt sich mit Sicherheit sagen, daß die Mehrheit der jungen Leute hier gekommen sind, weil ihnen versprochen wurde, sie würden im Augenblick der Realisation anwesend sein. Sie erinnern sich nicht daran! (Mutter lacht) Ich sagte schon öfters, wenn man auf die Erde herabkommt, fällt man auf den Kopf und verdummt (Lachen). Jammerschade! Aber man kann ja schließlich aus dieser Stumpfheit herauskommen. Man muß in sich dringen, in sich das unsterbliche Bewußtsein finden, und dann wird man sehr wohl gewahr und erinnert sich deutlich der Umstände, unter denen man danach verlangte, hier zu sein, wenn das Werk sich erfüllt.
Aber im Grunde glaube ich, ihr habt wirklich ein so leichtes Leben hier, daß ihr euch nicht viel Mühe gebt! Gibt es wohl viele unter euch, die wahrhaft ein INTENSIVES Bedürfnis haben, in sich ihre Seele zu finden? Zu wissen, was sie wirklich sind? Was sie zu tun haben, warum sie hier sind?... Man läßt sich leben. Man beklagt sich sogar, wenn es Schwierigkeiten gibt! Und dann nimmt man die Dinge "solala", wie sie kommen. Und wenn sich manchmal eine Aspiration erhebt und wenn man einer Schwierigkeit in sich begegnet, sagt man sich: "Oh, Mutter ist da, sie wird das für mich in Ordnung bringen", und dann denkt man an etwas anderes.
Mutter, früher war es im Ashram sehr streng, jetzt ist es nicht mehr so, warum?
Ja, das habe ich immer gesagt: seit wir gezwungen wurden, die ganz Kleinen aufzunehmen. Du kannst dir kein asketisches Leben mit kleinen Kindern vorstellen, die nur so groß sind! Das ist nicht möglich. Das ist ein Mitbringsel des Krieges. Als man entdeckte, daß Pondicherry der sicherste Ort auf der Erde ist, kamen die Leute mit Scharen von Babys an und baten um Obdach, wir konnten sie nicht wegschicken, oder? So und nicht anders kam das... Am Anfang lautete die erste Bedingung, daß man nichts mehr mit seiner Familie zu tun hat. Wenn ein Mann verheiratet war, mußte er von diesem Augenblick an vollkommen vergessen, daß er eine Frau und Kinder hatte – er mußte alle Bindungen trennen, er hatte nichts mehr mit ihnen zu tun. Und wenn jemals eine Frau kommen wollte, weil ihr Mann hier war, antwortete man ihr: "Sie haben hier nichts zu suchen."
Am Anfang war es sehr, sehr streng. Während langer Zeit.
Die erste Bedingung war: "Ihr habt nichts mehr mit eurer Familie zu tun..." Nun, davon sind wir weit entfernt! Und es ist nur so gekommen. Nicht, daß wir nicht die Notwendigkeit sahen, die Bindungen zu trennen: es ist eine sehr notwendige Bedingung; wie könnt ihr ausschließlich dem Göttlichen angehören, solange ihr alle die Bindungen bewahrt, die euch an das Leben fesseln, die euch zu Sklaven des gewöhnlichen Lebens machen? Das ist eine Albernheit, das ist nicht möglich... Aber wenn ihr euch die Mühe macht, die ursprünglichen Regeln des Ashrams zu lesen: selbst Freundschaften zwischen Personen wurden als gefährlich und wenig wünschenswert angesehen... wir versuchten eine Atmosphäre zu schaffen, wo nur eines zählte: das Göttliche Leben.
Aber wie gesagt, nach und nach... änderte es sich. Das hat einen Vorteil: wir standen zu sehr außerhalb des Lebens. Viele Probleme stellten sich nicht, die sich plötzlich gestellt hätten, sobald wir uns voll manifestieren wollten. Wir haben die Probleme ein wenig zu früh aufgenommen. Aber sie mußten gelöst werden. Vieles lernten wir so, viele Schwierigkeiten konnten wir überwinden. Aber es wird komplizierter. Und vielleicht, unter den jetzigen Bedingungen, mit einer so großen Anzahl von Elementen, die nicht die mindeste Idee haben, aus welchem Grunde sie hier sind... das verlangt eine viel größere Anstrengung von Seiten der Schüler als vorher.
Vorher, als es... Es fing an mit fünfunddreißig, sechsunddreißig; aber selbst bis zu hundertfünfzig, sogar mit hundertfünfzig Schülern war es... sie waren alle wie in einem Ei in meinem Bewußtsein enthalten, so nah, daß ich ALLE ihre inneren und äußeren Bewegungen ständig lenken konnte. In jedem Augenblick, Tag und Nacht, war alles vollkommen unter Kontrolle. Und natürlich glaube ich, daß sie in dieser Zeit Fortschritte machten. Tatsächlich machte ich DIE GANZE ZEIT die Sadhana für sie. Aber dann mit dieser Invasion: für die kleinen Knirpse von drei, vier und fünf Jahren kann man keine Sadhana machen. Das steht außer Frage. Alles, was ich tun kann, ist das Bewußtsein auf sie zu richten und zu versuchen, daß sie unter den bestmöglichen Bedingungen aufwachsen. Ein Vorteil dabei ist, daß jeder seine kleine Anstrengung machen muß, anstatt so VOLLKOMMEN und PASSIV abhängig zu sein. In Wahrheit ist das sehr gut.
Ich weiß nicht mehr, mit wem ich heute sprach (ich glaube, es war zu einem "Geburtstagsbesuch" 2)... jemand, der mir sagte, er wäre achtzehn Jahre alt. Ich erklärte ihm, daß ich zwischen achtzehn und zwanzig Jahren die bewußte und ständige Vereinigung mit der Göttlichen Gegenwart erlangte, und ich erreichte das GANZ ALLEIN, ohne daß IRGEND JEMAND mir half, nicht einmal ein Buch. Als ich (ein wenig später) das Radja-Yoga von Vivekananda in die Hände bekam, erschien mir das so wunderbar, daß jemand mir etwas erklären konnte!... Es half mir, in einigen Monaten das zu erreichen, wozu ich sonst vielleicht Jahre gebraucht hätte.
Als ich einundzwanzig oder zwanzig war, begegnete ich einem Inder, der von hier kam und mir von der Gita erzählte. Es gab eine Übersetzung (die übrigens schlecht genug war), und er riet mir, sie zu lesen, und gab mir den Schlüssel – SEINEN Schlüssel, es war sein Schlüssel. Er sagte mir: "Lesen Sie die Gita..." (Diese Übersetzung der Gita, die nicht viel taugte, aber schließlich war es die einzige in Französisch und zu der Zeit hätte ich keine anderen Sprachen verstanden; die englischen Übersetzungen waren übrigens genauso schlecht, und ich hatte nicht... Sri Aurobindo hatte seine noch nicht geschrieben!) Er sagte: "Lesen Sie die Gita, und betrachten Sie Krishna als Symbol für den immanenten Gott, den inneren Gott." Das war alles, was er mir sagte. "Lesen Sie dies mit diesem Wissen, daß Krishna in der Gita den immanenten Gott darstellt, den Gott, der in Ihrem Inneren ist." In einem Monat war die ganze Arbeit getan!
Und ihr, ihr seid hier, einige seit sie ganz klein waren, man hat euch alles erklärt, hat euch die ganze Arbeit vorgekaut, hat euch auf den Weg zu dieser inneren Entdeckung gebracht (nicht allein mit Worten, sondern mit psychischen Hilfen und auf jede mögliche Weise)... und nun laßt ihr euch einfach so dahinleben: es kommt, wann es kommt – wenn ihr überhaupt daran denkt!
Aber das entmutigt mich überhaupt nicht. Ich finde das amüsant. Nur etwas anderes finde ich viel bedenklicher... Das ist, wenn ihr versucht, euch selber etwas vorzumachen. Das ist nicht schön. Man darf nicht das eine für das andere nehmen. Man muß sozusagen eine Katze eine Katze nennen und einen Hund einen Hund, und den menschlichen Instinkt den menschlichen Instinkt, und man darf nicht von Göttlichem sprechen, wenn es rein menschlich ist. Und man darf nicht vorgeben, supramentale Erfahrungen zu haben, wenn man in einem völlig gewöhnlichen Bewußtsein lebt.
Wenn ihr euch wirklich ehrlich betrachtet und dann wißt, wie ihr seid, und zufällig einen Entschluß faßt... Das erstaunt mich überhaupt, daß ihr nicht das dringende Bedürfnis fühlt: "Wie kann ich wissen?" Denn ihr wißt, man hat es euch gesagt, wiederholt, es euch eingehämmert, ihr wißt, daß ihr in eurem Inneren ein göttliches Bewußtsein habt. Und ihr könnt Nacht für Nacht schlafen und Tag für Tag spielen, Tag für Tag lernen, ohne... voller Begeisterung zu sein, erfüllt von dem BRENNENDEN Willen, in Kontakt mit euch selbst zu kommen! – Mit euch, ja, mit euch selbst, dort innen (Geste zur Mitte der Brust)... Das kann ich nicht begreifen!
Das erste Mal, als ich wußte – und niemand hatte es mir gesagt, ich wußte es durch eine Erfahrung – das erste Mal, als ich wußte, daß innen in mir eine Entdeckung zu machen war, da wurde es DAS ALLERWICHTIGSTE. Das mußte Vorrang vor allem haben.
Und wenn zufällig, wie ich schon sagte, ein Buch, ein Mensch kam, gerade genug, um mir einen kleinen Hinweis zu geben, mir zu sagen: "Hier, wenn Sie es so machen, wird sich der Weg vor Ihnen öffnen", dann stürzte ich mich darauf... wie ein Orkan, und nichts hätte mich aufhalten können.
Und ihr seid nun wieviele Jahre hier... in halber Schlaftrunkenheit? Ihr denkt wohl von Zeit zu Zeit daran, vor allem wenn ich mit euch darüber spreche; manchmal wenn ihr lest. Aber dieses Feuer, dieser Wille, der alle Hindernisse besiegt, diese Konzentration, die ALLES überwindet?...
Wer fragte mich eben, was ihr tun müßt?
(Das Kind:) Ich!
Nun, das müßt ihr tun, was ich gerade gesagt habe.
(Schweigen)
Was ist das andere, Mutter, was Du geschrieben hast?
Ich dachte, jemand würde fragen: "Warum bleibt Sie 3 nicht deinetwegen?... Wenn Sie auf deinen Ruf gekommen ist, warum bleibt Sie nicht deinetwegen?"
Sag es, Mutter! Das würde uns sehr interessieren!
Für Sie ist dieser Körper nur ein Instrument unter vielen anderen in der Unendlichkeit der zukünftigen Zeiten, für Sie hat er nur die Bedeutung, die die Erde und die Menschen ihm geben, er ist nur in dem Maße wichtig, wie er als Vermittler dienen kann, um ihrer Manifestation und ihrer Verbreitung zu helfen. Wenn ich von Leuten umgeben bin, die Sie nicht empfangen können, nutze ich Ihr nichts.
Das ist offensichtlich.
Also ist es nicht das, was Sie zum Bleiben veranlassen könnte. Und sicherlich kann ich Sie nicht aus irgendeinem egoistischen Grund bitten zu bleiben. Alle diese Aspekte, alle diese Persönlichkeiten manifestieren sich andauernd – sie manifestieren sich niemals aus persönlichen Gründen. Keine hat jemals daran gedacht, meinem Körper zu helfen. Und ich bitte sie nicht darum. Denn dafür kommen sie nicht. Aber es ist ganz gewiß, wenn ich von mehr Empfänglichkeit umgeben wäre, so daß Sie sich dauernd manifestieren könnte, weil die Leute fähig sind, Sie zu empfangen, dann würde es meinem Körper sehr helfen, denn alle diese Vibrationen würden durch meinen Körper gehen und das wäre eine Hilfe. Aber Sie hat keinerlei Gelegenheit, sich zu manifestieren – Sie hat überhaupt keine Gelegenheit. Sie begegnet nur Leuten, die... nicht einmal fühlen, wenn Sie da ist! Sie bemerken es nicht einmal, das macht für sie gar keinen Unterschied. Wie könnte Sie sich da manifestieren? Und ich werde Sie nicht bitten: "Komme bitte, um meinen Körper zu verwandeln", wir haben nicht diese Art von Beziehung miteinander!
Der Körper selbst würde das nicht wollen. Er hat niemals an sich selbst gedacht, er hat sich niemals mit sich selbst beschäftigt. Er kann sich nur durch das Werk transformieren. Ja, gewiß, wenn es Empfänglichkeit gegeben hätte, als Sie kam, und Sie sich mit der Macht hätte manifestieren können, mit der Sie kam... Sogar vor Ihrer Ankunft – ich kann euch etwas erzählen. Es war als ich mit Sri Aurobindo anfing, vom Mental in das Vital hinabzudringen, als wir unser Yoga vom Mental in das Vital hinabbrachten: nach einem Monat (ich war damals vierzig, ich sah nicht alt aus, jünger als vierzig Jahre, aber ich war jedenfalls vierzig), nach einem Monat des Yogas sah ich genau wie mit achtzehn Jahren aus! Jemand, der mich gekannt hatte, der mit mir in Japan gelebt hatte und der gerade angekommen war, hatte Schwierigkeiten, mich wiederzuerkennen. 4 Er fragte mich: "Sind Sie es wirklich?" Ich sagte: "Natürlich!"
Nur, als wir vom Vital ins Physische hinabgingen, verschwand es. Denn im Physischen ist die Arbeit viel härter, und wir hatten viel mehr zu tun, viel mehr mußte geändert werden.
Aber wenn eine solche Kraft manifestiert und empfangen werden könnte, hätte es eine UNGEHEURE Wirkung!... Nun, ich spreche davon, weil ich dachte, ihr würdet die Frage stellen, andernfalls... Ich habe keine derartige Beziehung. Ich will sagen, wenn ihr meinen Körper nehmt, diesen armen Körper, er ist sehr unschuldig, er versucht überhaupt nicht, Aufmerksamkeit oder Kräfte anzuziehen, er will nichts anderes tun als seine Arbeit, so gut wie er kann. Das verhält sich so: seine Wichtigkeit für die Arbeit entspricht seiner Nützlichkeit... und der Bedeutung, die ihm die Welt gibt, denn die Arbeit geschieht für die Welt.
Für sich genommen ist er ein Körper unter unzähligen anderen, das ist alles.
(Zum Schüler, der das Mikrophon bedient:) Es ist jetzt zu Ende.
(Mutter erhebt sich und auf dem Weg zu ihrem Zimmer sagt sie den Kindern in ihrer Nähe:) Wenn ihr eine kleine Entscheidung treffen könntet, eure Seele zu fühlen, hätte ich meine Zeit nicht vergeudet.
1 Der folgende Text ist ein Auszug aus der "Mittwochsklasse". Jeden Mittwoch beantwortete Mutter die Fragen, die ihr von Schülern und Kindern auf dem "Sportplatz" des Ashrams gestellt wurden.
2 Mutter empfing jeden Schüler individuell an seinem Geburtstag.
3 Die Mutter des Ananda, Aspekt der Freude der schöpferischen Kraft.
4 Ein Freund von Tagore, W.W. Pearson, kam 1923 von Tagores Ashram. Mutter hatte ihn 1916 mit Tagore in Japan getroffen.