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ersten Band

15. August 1954

(Botschaft zu Sri Aurobindos Geburtstag)

DIE STUNDE GOTTES

Es gibt Augenblicke, wo der Geist unter den Menschen wandelt und der Atem des Herrn über die Meere unseres Wesens reist; in anderen Zeiten zieht er sich zurück, und die Menschen werden in der Stärke oder Schwäche ihres Egoismus ihren Taten überlassen. Erstere sind Epochen, in denen selbst eine geringe Anstrengung große Wirkungen hervorbringt und die Bestimmung verändert; die zweiten sind Zeiträume, wo viel Arbeit nur wenig Wirkung erreicht. Es ist wahr, daß letztere die ersteren vorbereiten mögen, der schwache Rauch des Opferfeuers sein können, der in den Himmel steigt und den Regen von Gottes Gabe herabruft.

Unglücklich ist der Mensch oder die Nation, welche der göttliche Augenblick schlafend antrifft oder unvorbereitet, ihn zu nutzen, denn die Lampe wurde nicht für das Willkommen bereitet und die Ohren sind dem Ruf versiegelt. Doch dreimal wehe denen, die stark und bereit sind, jedoch die Kraft vergeuden oder den Augenblick mißbrauchen; ihnen gilt unwiderruflicher Verlust oder große Zerstörung.

In der Stunde Gottes reinige deine Seele von aller Selbsttäuschung und Hypokrisie und eitler Selbstschmeichelei, auf daß du deinem Geist direkt ins Gesicht blickest und das hörst, was ihn einberuft. Jede Unaufrichtigkeit der Natur, vormals deine Verteidigung gegen das Auge des Herrn und das Licht des Ideals, wird jetzt zur Lücke in deiner Rüstung und lädt den Stoß ein. Selbst wenn du vorübergehend siegst, ist es um so schlimmer für dich, denn der Stoß wird später kommen und dich inmitten deines Triumphes fällen. In deiner Reinheit aber lege alle Furcht beiseite; denn die Stunde ist oft schrecklich, ein Feuer und Wirbelwind und Sturm, ein Trampeln der Weinpresse von Gottes Zorn; doch jener, der in der Wahrheit seines Ziels aufrecht in ihr steht, der wird stehen; selbst wenn er fällt, wird er sich wieder erheben; selbst wenn er auf den Flügeln des Windes zu entschwinden scheint, wird er wiederkehren. Auch laß weltliche Vorsicht nicht zu dicht an deinen Ohren flüstern, denn es ist die Stunde des Unerwarteten.

Sri Aurobindo