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Mutters

Agenda

ersten Band

4. April 1956

(Brief von Satprem an Mutter)

Pondicherry, 4. April 1956

Mutter, vor zwei Monaten hatte ich die klare mentale Wahrnehmung, daß von mir verlangt wurde, mein ganzes Leben hier zu verbringen. Darin liegt die ganze Quelle meiner Schwierigkeiten und der inneren Hölle, in der ich seitdem lebe. Jedesmal wenn ich versuche, die Oberhand zu bekommen, sehe ich dieses Bild, das sich in mir aufrichtet: dein-ganzes-Leben – und das mich in einen heftigen Konflikt zurückwirft. Als ich hierher kam, dachte ich zwei oder drei Jahre zu bleiben, und das Ashram war für mich ein Mittel der Verwirklichung, kein Ende.

Nun verstehe ich, daß es keinen Ausweg, keine "Genesung" geben kann, solange nicht mein ganzes Wesen AKZEPTIERT, sein Leben hier zu beenden. Durch meine mentalen Kräfte allein ist diese Zustimmung unmöglich, seit zwei Monaten drehe ich mich in einem Teufelskreis und das Mental macht sich zum Komplizen des Vitals. Deshalb muß eine größere Kraft als die meine mir zu dem Einverständnis helfen, daß mein Weg hier liegt. Ich brauche Dich, Mutter, denn ohne Dich bin ich verloren. Ich brauche Deine Zusage, daß die Wahrheit meines Wesens wirklich hier liegt und daß ich wirklich bereit bin, diesem Weg zu folgen. Mutter, ich flehe Dich an, hilf mir, die Wahrheit meines Wesens zu sehen, gib mir ein Zeichen, daß mein Weg hier liegt und nicht woanders. Ich bitte Dich, Mutter, hilf mir zu wissen.

Ich hatte auch das sehr deutliche Gefühl, Du gäbest mich auf, ich könnte wohl alles tun, was ich wollte, Du hättest kein Interesse mehr an mir. Vielleicht verzeihst Du mir gewisse innere Revolten nicht, die heftig wüteten? Bin ich völlig schuldig? Hast Du mich wirklich aufgegeben?

Ich bin im Grunde meines Wesens gebrochen und zerschlagen, so wie ich es im KZ in meinem Körper war. Wird die göttliche Gnade Mitleid mit mir haben? Kannst Du, willst Du mir helfen? Ganz allein vermag ich nichts, ich bin in einer vollkommenen Einsamkeit, sogar jenseits aller Empörung, am Ende meiner selbst.

Und ich liebe Dich trotz allem, was ich bin.

Bernard

 

(Mutters Antwort)

4.4.56

Mein Kind, ich habe Dich nicht aufgegeben und ich bin bereit zu vergessen, alle Revolten auszulöschen.

Meine Hilfe ist immer bei Dir.

Mutter

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