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Mutters

Agenda

ersten Band

3. April 1958

(Brief von Satprem an Mutter)

Kataragama, 3. April 1958

Liebe Mutter,

Ich wartete, bis alles in mir gut geordnet ist, um Dir von neuem zu schreiben. Ein bedeutender Wechsel hat sich vollzogen: etwas in mir scheint sich "angeklammert" zu haben – vielleicht das, was Sri Aurobindo den "zentralen Willen" nennt – und ich lebe wörtlich unter dem Zwang der göttlichen Realisation. Es ist das, was ich will, nichts anderes, es ist das einzige Ziel des Lebens, und ich habe endlich verstanden (nicht mit dem Kopf), daß die äußere Verwirklichung in der Welt die Folge der inneren Verwirklichung sein wird. So wiederhole ich Tausende und Tausende Male am Tag: "Mutter, ich will Dein immer bewußteres Instrument sein, Deine Wahrheit, Dein Licht ausdrücken. Ich will das sein, was Du willst, wie Du willst, wann Du willst." Jetzt herrscht in mir ein Bedürfnis nach Vollkommenheit, ein Wille, dieses Ego zu vernichten, eine wahre Einsicht, daß Dein Instrument zu werden gleichzeitig bedeutet, die ganze Fülle meiner Persönlichkeit zu finden. So lebe ich in einem Zustand fast ständiger Aspiration, ich fühle ständig oder fast ständig Deine Kraft, und wenn ich einige Minuten zerstreut bin, empfinde ich eine Leere, ein Elend, das mich zu Dir zurückführt.

Und gleichzeitig habe ich gesehen, daß Du es bist, die alles tut, Du, die in mir die Aspiration ist, Du, die den Fortschritt will, und alles, was "ich" in dieser Geschichte bin, das ist eine Wand, ein widerstrebendes Hindernis. O Mutter, zerbrich diese Wand, daß ich ganz durchsichtig vor Dir bin, daß Deine Kraft der Transformation alle Winkel und Ecken in meinem Wesen reinigt, daß nichts bleibt, nur Du und Du allein. O Mutter, möge mein ganzes Wesen ein lebender Ausdruck Deines Lichtes, Deiner Wahrheit sein. Mutter, vom Grunde meines Wesens bitte ich Dich nur um eines: Dein immer vollkommeneres Instrument zu sein, wie ein Lichtschwert in Deinen Händen zu werden. Ah, aus diesem Ego herauskommen, das alles herabsetzt, alles verkleinert, davon wegkommen! Alles ist Falschheit in ihm.

Und ich, der nichts von Liebe versteht, fange an zu erahnen, was "Satprem" bedeutet. Mutter, Deine Gnade ist unendlich, sie hat mich überall in meinem Leben begleitet.

Wir sind noch in Kataragama und werden erst gegen den 15. in den Norden von Ceylon nach Jaffna zurückgehen, dann werden wir Anfang Mai nach Indien kommen, wenn die Geschichten mit dem Visa in Ordnung gehen, erst in Indien, im Tempel von Rameswaram, kann ich das orangefarbene Gewand bekommen. Ich lebe hier wie ein Sannyasin, aber in Weiß gekleidet wie ein Hindu. Es ist ein nacktes Leben ohne irgend etwas. Ich habe übrigens gesehen, daß die Wahrheit nicht in der Entblößung liegt, sondern in der Änderung des Bewußtseins (das Verlangen findet immer ein Mittel, sich hinter den ganz kleinen Einzelheiten zu verstecken, hinter winzigen, dummen, aber stark verwurzelten Begierden).

Mutter, ich sehe alle die winzigen Kleinheiten, gegen die Dein göttliches Werk stößt. Zerstöre meine Kleinheit und nimm mich in Dich.

Möge ich aufrichtig sein, völlig aufrichtig.

Mit unendlicher Dankbarkeit bin ich Dein Kind.

Satprem

P.S. Mein Organismus ist nicht vollkommen in Ordnung aufgrund der unsinnig scharf gewürzten Nahrung und des Flußwassers, das für alles benutzt wird.

 

(Mutters Antwort)

Sri Aurobindo Ashram, 10.4.58

Mein liebes Kind,

Mit großer Freude werde ich Dich empfangen, wenn Du im Mai zurückkehrst.

Wir haben viel Arbeit zusammen zu erledigen, denn ich habe alles für Deine Rückkehr aufgehoben.

Ich versuche, Dir nahe zu sein, so MATERIELL wie möglich, um Deinem Körper zu helfen, die Prüfung siegreich zu bestehen.

Ich will, daß er für immer gestählt von da herauskommt, allen Angriffen überlegen.

Möge die Freude der leuchtenden Liebe mit Dir sein.

Bis bald,

Mutter

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