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Mutters

Agenda

ersten Band

14. Juli 1959

(Brief von Satprem an Mutter)

Pondicherry, 14. Juli 1959
Dienstag abend

Liebe Mutter,

Dies ist was ich Dir heute morgen hätte sagen sollen. Ich hatte Angst. Seit einem Monat habe ich Angst vor Dir, Angst, daß Du nicht verstehst. Aber ich kann nicht mit dieser Last in mir fortgehen. Ich flehe Dich an, verstehe mich, Mutter. Ich begehre nichts Schlechtes, nichts Unreines. Ich fühle, ich habe etwas mit Sujata zu gestalten, ich fühle, sie ist absolut ein Teil von etwas, das ich zu erfüllen habe, das wir zusammen zu erfüllen haben. In den fünf Jahren, seit wir uns kennen, hatte ich nie einen falschen Gedanken – plötzlich öffnete sie mein Herz, das so ummauert war, da war es wie ein Wunder in mir und zugleich eine Angst. Eine Angst, vielleicht weil diese Liebe in mehreren vergangenen Leben vereitelt wurde.

............

Mutter, ich brauche Sujata wie meine eigene Seele. Mir scheint, daß sie ein Teil von mir ist, daß sie allein mir helfen kann, mit dieser schrecklichen Vergangenheit zu brechen, und daß sie allein mir helfen kann, wirklich zu lieben. Ich brauche so sehr den Frieden, ein ruhiges, FRIEDLICHES Glück – eine Grundlage des Glücks, auf der ich meine Kräfte konstruktiv einsetzen könnte, anstatt immer im Kampf, immer zerstörerisch. Mutter, ich weiß nicht genau, was sein soll, aber ich weiß, daß Sujata mit dieser Verwirklichung verbunden ist.

Das ist alles, Mutter. Vergib mir, aber ich habe solche Angst. Denn wie ist dies im Ashram möglich? Was würden die Leute sagen?

Mutter, meine ganze Seele schreibt Dir dies. Ich schwöre, in mir herrscht ein großes Bedürfnis nach Liebe, nach Schönheit, nach Höhe, nach Reinheit. Und wir werden zusammen für Dich arbeiten, endlich in der Freude.

Dein besorgtes Kind,

Satprem 1

 

1 . Kurz darauf verreiste Satprem und kehrte erst zwei Monate später zurück.

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