SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 01 Bande

Mutters

Agenda

ersten Band

8. Oktober 1960

Wenn ich The Synthesis of Yoga lese, spüre ich in manchen Momenten so deutlich, daß er genau dieses Wort an genau diese Stelle setzte und daß es nicht woanders sein kann – und darin liegt die Schwierigkeit beim Übersetzen.

Denn die richtige Stelle im Englischen ist nicht dieselbe wie im Französischen. Die Stellung des Adverbs, zum Beispiel, ist im Englischen von kapitaler Wichtigkeit für die Präzision der Bedeutung. Im Französischen auch, aber meistens ist sie nicht dieselbe! Wenn es wenigstens genau das Gegenteil vom Englischen wäre, wäre es sehr leicht, aber es ist nicht das genaue Gegenteil. Oder die Reihenfolge der Worte bei einer Folge von Adjektiven oder einer Aufzählung: im Englischen kommt meistens das wichtigste Wort zuerst und das am wenigsten wichtige zuletzt. Im Französischen ist es meistens das Gegenteil – aber das funktioniert nicht immer!

Der Geist der Sprache ist nicht derselbe. Etwas geht immer verloren. Darin liegt sicherlich der Grund, daß die Offenbarungen (was Sri Aurobindo "Offenbarungen" nennt) mir manchmal in der einen Sprache kommen, manchmal in der anderen. Und das hängt nicht von meinem momentanen Bewußtseinszustand ab, sondern von dem, was gesagt werden soll.

Wahrscheinlich wären die Offenbarungen präziser, wenn wir über eine vollkommenere Sprache verfügten. Unsere Sprache ist arm.

Das Sanskrit war besser. Sanskrit ist eine viel vollständigere und viel subtilere Sprache. Deshalb war es wahrscheinlich besser. Aber die modernen Sprachen sind so künstlich (im Sinne von oberflächlich, intellektuell): sie schneiden die Dinge in kleine Stückchen und berauben sie des dahinterliegenden Lichts.

Ich las auch On the Veda, und dort spricht Sri Aurobindo über den Unterschied zwischen dem modernen Geist und dem alten Geist, und vom linguistischen Gesichtspunkt ist gerade das besonders deutlich. Gewiß war Sanskrit sehr viel fließender und ein besseres Instrument für ein globaleres Licht, ein umfassenderes Licht, das mehr Dinge in sich selbst enthält.

Hier, bei den modernen Sprachen, geht es wie durch ein Sieb, und alles teilt sich in kleine Stücke; dann muß man sich anstrengen, um sie wieder zusammenzufügen. Und etwas geht immer verloren.

Ich bezweifle sogar, daß der moderne Geist, so wie er jetzt gebaut ist, das Sanskrit noch auf diese Weise kennen kann. Ich glaube sie zerschneiden auch das Sanskrit, aus Gewohnheit!

Wir brauchen eine neue Sprache.

Eine neue Sprache schaffen.

Nicht irgendein Esperanto! – Töne, die von dort oben entspringen.

Man muß DEN Ton erfassen. Es muß einen Ton am Ursprung der Sprachen geben... Daher die Macht, ihn zu erfassen und wiederzugeben. Schwingen lassen: hier schwingt es nicht auf dieselbe Weise wie dort oben.

Das wäre eine interessante Arbeit.

Daß die Worte eine Kraft hätten – eine Ausdruckskraft. Ja, daß sie die Bedeutung in sich tragen!

in French

in English