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Mutters

Agenda

zweiten Band

7. Februar 1961

(Mutter liest folgenden Brief auf Englisch vor, den sie einer Schülerin schickt:)

"Sie fragen mich, was Sie tun sollen. Es wäre besser zu fragen, was Sie sein sollen, denn die Umstände und Handlungen im Leben haben keine große Bedeutung. Das Bedeutsame ist unsere Haltung ihnen gegenüber."

Hier geht's los...

"Die Natur des Menschen ist derart beschaffen, daß, konzentrieren Sie sich auf Ihren Körper, werden Sie krank; konzentrieren Sie sich auf Ihr Herz und Ihre Gefühle, so werden Sie unglücklich; konzentrieren Sie sich auf Ihren Verstand, dann verstehen Sie überhaupt nichts mehr."

(Lachend) Und das ist vollkommen wahr!

"Es gibt zwei Wege aus diesem Dilemma.

Der eine ist sehr schwierig: eine strenge und beständige Askese. Das ist der Weg der Starken, die dazu vorbestimmt sind.

Der andere besteht darin, etwas zu finden, das es wert ist, sich darauf zu konzentrieren, und das Sie von Ihrem eigenen kleinen Selbst ablenkt. Am wirksamsten ist ein großes Ideal, aber in diese Kategorie fallen unzählig viele Dinge. Am häufigsten wählen die Menschen die Heirat, weil sie am leichtesten zu finden ist (Mutter lacht). Jemanden zu lieben und Kinder zu lieben beschäftigt Sie und zwingt Sie, Ihr eigenes Selbst ein wenig zu vergessen. Aber dies ist nur selten erfolgreich, weil Liebe etwas Seltenes ist.

Andere wenden sich der Kunst zu, andere der Wissenschaft, manche wählen ein gesellschaftliches oder politisches Leben usw., usw.

Aber auch hier hängt alles von der Aufrichtigkeit und Ausdauer ab, mit der man dem gewählten Weg folgt, denn auch hier sind Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden.

Man erreicht also nichts im Leben ohne Anstrengung und Kampf.

Wenn Sie nicht bereit sind, die Anstrengung und den Kampf zu liefern, dann ist es besser, Sie akzeptieren, daß das Leben fade und unbefriedigend sein wird und fügen sich dieser Tatsache."

Das ist für die Jammerer.

(langes Schweigen)

Es ist absolut wahr – wahr in jedem Stadium und auf allen Ebenen. Welche Ebene auch immer man erreicht hat, selbst die höchste: wenn man sich auf den Körper konzentriert, ist es vorbei! Selbst eine Konzentration, um das Licht und die Kraft hineinzubringen – yogische Konzentration selbst –, das löst all die Schwierigkeiten überhaupt erst aus.

Es scheint also... wenn man sich seiner Person, seines Körpers bedienen will, um die Ganzheit zu verwandeln, das heißt wenn man seine körperliche Gegenwart benutzen will, um auf die universelle Körpersubstanz einzuwirken, dann gibt es kein Ende. Kein Ende der Schwierigkeiten, kein Ende der Schlacht... SCHLACHT!

(Schweigen)

Man hat diejenigen, die ein spirituelles Leben führen wollen, immer mit Kriegern verglichen (darüber gibt es altüberlieferte Texte). Man muß wirklich ein Kämpfer sein – "Kämpfer" ist richtiger als "Krieger"; man bekriegt niemanden: alles bekriegt euch! Alles... (Geste wie eine Lawine, die auf Mutters Kopf fällt) mit einem derart ungebändigten Widerstand!... Aber nun.

(Schweigen)

Verstehst du, solange es innen noch Wirbel gibt – Wirbel im Vital oder im Mental – sagt man sich: diese Wirbel verursachen all die Schwierigkeiten. Aber wenn da nichts mehr ist!? Wenn da ein erhabener und unbewegter Friede ist, und trotzdem... Oh, es greift einen derart grimmig an. Das kannst du dir nicht vorstellen.

(Schweigen)

Seit... seit Mitte November macht mein Körper alle nur möglichen Schwierigkeiten durch, eine nach der anderen, eine nach der anderen – manchmal alle gleichzeitig. Und mit einer derartigen Besessenheit, einer Gewalt!...

Es hat ihm gut getan (nicht äußerlich, aber innerlich, das heißt seinem Bewußtseinszustand: dem Körperbewußtsein), es tat ihm gut, aber... Jetzt ist er so (Mutter öffnet ihre Hände in einer Geste der vollkommenen Ergebung). Bei jedem Schlag, den er bekommt (Hammerschläge, mein Kind!), bei jedem Schlag ist er so (gleiche Geste). Gestern schrieb ich etwas, um ihn zu erfreuen (über seine letzte Schwierigkeit): "Wenn das nützlich ist..." (der Körper spricht zu dem Herrn, und der Herr ist... Das ist eine ständige Anbetung: alle Zellen schwingen, schwingen mit der Freude der Liebe, und trotzdem...), "wenn diese oder jene Schwierigkeit Deinem Werk nützlich ist, sei es. Aber wenn es ein Ergebnis meiner Dummheit ist" (der Körper spricht), "wenn es ein Ergebnis meiner Dummheit ist, dann bitte ich dich innigst, mich von meiner Dummheit zu heilen."

Er bittet nicht, von seiner Krankheit geheilt zu werden! Das erbittet er nicht, er ist bereit zu allem, er sagt: "Gut. Solange ich noch gehen kann, werde ich gehen. Solange ich durchhalten kann, werde ich durchhalten. Aber darum geht es mir nicht: ich bitte, von meiner Dummheit geheilt zu werden." Ich glaube das ist es, was ihm erlaubt... ja, was ihm die nötige Ausdauer verleiht.

Gut.

Das reicht. Ich hatte mir vorgenommen, nichts zu sagen! Siehst du, wie du bist?... Drüben sage ich mir immer: "Heute, nichts. Ich will nicht anfangen, Unangenehmes zu erzählen." Und dann...

Unangenehmes?

Ja, es ist besser von Sieg zu sprechen, als... (Mutter lacht) als von Schwierigkeiten!

(Schweigen)

Sri Aurobindo sagte mir, als wir über all diese Dinge und die Schwierigkeiten des Weges sprachen: "Aber..." (er verglich seinen Körper mit meinem), "aber ich habe nicht das Zeug zu dieser Ausdauer; ich bin nicht so gebaut – dein Körper ist solide!" (Geste wie Eisen)

Was für Sachen er nicht alle durchgemacht hat!... Und er ist lieb. Er ist lieb und beschwert sich nicht.

So, mein Kind, wenn also dein Körper ein wenig Schwierigkeiten hat, denk dir, daß es aus Sympathie zu meinem ist! (Mutter lacht) Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.

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