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Mutters

Agenda

zweiten Band

30. Oktober 1961

(Am Vortag und zu Beginn dieses Gesprächs hatte Satprem Mutter Teile seines Manuskripts vorgelesen, die vom Veda handeln. Dann suchte Mutter ein Bild von Sri Aurobindo für den Umschlag aus. Sie spricht langsam, wie aus großer Ferne, fast in Trance:)

So sah ich ihn beim ersten Mal, am oberen Treppenende.

(Schweigen)

Als ich dich lesen hörte, hatte ich eine Erfahrung. Es war, als hörte ich: "Der Anfang der Legende... der Anfang der Legende..."

Sehr sonderbar.

Er ist anwesend, die Atmosphäre ist erfüllt von einer konzentrierten Kraft, und ich höre diese zwei Dinge: "So beginnen die Legenden... Der Anfang der Legende..." Eine Art Analogie mit den alten Überlieferungen: Buddha, Christus... Sonderbar.

Als blickte ich nach einigen Tausend Jahren zurück auf die jetzige Zeit (ich bin nicht mehr in der heutigen Zeit, sondern blicke von irgendwo zurück, und die jetzige Zeit liegt einige Jahrtausende zurück), und es ist der Anfang der Legende.

Für die Legende wurde das Foto gewählt, wo er jung ist, von vorne, nur der Kopf. Dieses Foto wurde in Frankreich aus einem alten Bild von schlechter Qualität präpariert, sie nahmen nur den Kopf heraus – zur selben Zeit, als sie dieses Foto von mir mit dem Schleier machten.

Ein seltsamer Eindruck...

Am Anfang des Buches hätte ich mir meine Vision gewünscht: wie ich ihn jetzt sehe. Aber das ist unübersetzbar.

(Schweigen)

Es ist so gebündelt.

Ein sonderbarer Eindruck – der Eindruck des Körpers und der Atmosphäre – als ich mich in die Zukunft versetzte. Etwas Dichteres und Kompakteres als das Physische: die Neue Schöpfung. Man neigt immer dazu zu denken, es wäre etwas Ätherisches, aber das stimmt nicht! Théon sagte das, aber er drückte sich nicht gut aus. Seine Beschreibungen hatten nicht diese Macht der Offenbarung (sie basierten auf Erfahrungen, aber das waren nicht seine eigenen, sondern die von Madame Théon, und sie... sie war eine wunderbare Frau vom Standpunkt der Erfahrung – einzigartig –, aber ohne wirkliche Intelligenz, äußerlich war sie kultiviert und intelligent, aber mehr nicht, das war nichts Außergewöhnliches). Sie waren wirklich als Vorläufer gekommen. Und Théon betonte immer: "Es wird eine größere Dichte haben." Vom wissenschaftlichen Standpunkt scheint das eine Häresie zu sein, weil "Dichte" etwas anderes bedeutet. Aber er sagte das: "Eine größere Dichtigkeit." Auf mich machte diese Atmosphäre den Eindruck von etwas Kompaktem – kompakt, aber gleichzeitig ohne Schwere oder Dicke. Vom wissenschaftlichen Standpunkt sind das natürlich alles Absurditäten. Aber der Eindruck ist von etwas Kompaktem.

Gestern war es so. Ich blieb mit... diesem Soliden (Mutter berührt ihren Kopf) – wie soll ich sagen?... Es ist solide, aber nicht in der Weise, wie wir es verstehen! Es ist anders.

Dann wurde mein Kopf schwer.

Aber er war die ganze Zeit anwesend, während du lasest. Auch jetzt noch ist es dasselbe: er ist da. In seinem Bewußtsein lag all dies bereits in der Vergangenheit (ich wurde in die Zukunft versetzt, und der gegenwärtige Augenblick lag in der Vergangenheit), und es hieß: "Ah, dies ist der Anfang der Legende!"

Folglich wird es eine Legende geben.

Aber ich hatte den Eindruck desselben Unterschieds wie zwischen der physischen Tatsache von Christus oder Buddha und dem, was wir jetzt darüber wissen (und sagen und denken und fühlen) – es bestand derselbe Unterschied zwischen dem, was wir jetzt über Sri Aurobindo wissen, und in der Zeit, in die ich versetzt wurde.

Dieses Buch war wie der Auslöser der Legende. Sri Aurobindo war anwesend: so, wie ich ihn jetzt kenne – denn ich kenne einen ewigen Sri Aurobindo.

So solide! Ein solcher Zusammenhalt, etwas so MASSIVES, und zugleich... ich weiß nicht. Etwas ganz anderes, als man erwartet – völlig anders. Du kannst es dir nicht vorstellen.

Das blieb den ganzen Tag: etwas Kompaktes und ohne Teilungen.

Als ich dann gestern nachmittag und abends meinen Kopf berührte, schien er weich zu sein! Das ist das Erstaunliche – wenn ich es so berühre (Geste), scheint es weich zu sein! Der Kopf scheint weich geworden zu sein! Und gleichzeitig eine dichte Masse.

Was bedeutet das alles?

Man wird mich einsperren!

Gut, mein Kind. Das ist eine Erfahrung für deinen Geburtstag.

Gestern begann ich das zu sehen, da dachte ich: "Hier ist der Faden!" Ich weiß nicht warum, aber es ist etwas in der Art, wie du die Sache darstelltest, als du erklärtest, daß das Unbewußteste und das Bewußteste sich berühren 1 – das war... wie der Faden oder der Schlüssel. Dann verfolgte ich diesen Faden, und diese Erfahrung kam. Heute ist es die Fortsetzung.

Das heißt, man glaubt den falschen Weg genommen zu haben... Wenn man das Supramental sucht, sucht man es meist dort oben, aber das ist falsch! Das ist es nicht. Und man stellt sich immer eine Verdünnung, etwas Ätherisches vor – aber das ist es nicht.

Das ist es nicht.

Gut, all das darfst du nicht aufheben [für die Agenda], sonst stecken sie mich in eine Zelle!

Diesen Eindruck hatte ich heute morgen: "Wenn ich so weitermache, werde ich bald nichts mehr sagen können, sonst stecken sie mich ins Irrenhaus!"

Oder nicht?...

Nein, Mutter, das scheint mir sehr...

Keine Gefahr? (Lachen)

Oh, ich fürchte mich vor nichts!

Ein gutes Jahr, mein Kind. Aber dein Jahr fängt gut an.

 

Anhang:

Das Geheimnis des Veda

(Ein Teil von "Sri Aurobindo oder die Transformation der Welt", den Satprem Mutter vorlas. Dieses Manuskript wurde nie veröffentlicht, es erschien später in veränderter Form als "Das Abenteuer des Bewußtseins")

Es scheint, daß wir es seit Adam vorzogen, die Frucht vom Baum des Wissens zu essen, aber auf diesem Weg gibt es keine Halbheiten und kein Bereuen, denn bleiben wir unter dem Einfluß einer falschen Demut mit der Nase im Staub auf den Knien liegen, so werden die Titanen und Djinne unter uns nicht zögern, die Macht an sich zu reißen, die wir verschmähten – sie tun es auch bereits, und sie werden den Gott in uns erdrücken. Wir müssen wissen, ob wir diese Erde nun den Händen des Schattens überlassen wollen, um wieder einmal in unsere diversen Paradiese zu flüchten, oder ob wir Die Macht ergreifen werden – und sie erst einmal finden –, um diese Erde nach einem göttlicheren Bild zu gestalten und in den Worten der Rishis "die Erde und den Himmel gleich und eins werden" lassen.

Es gibt ein Geheimnis, das ist offensichtlich. Alle Überlieferungen bezeugen es, seien sie jene der Rishis, der Magier von Iran, der Priester von Chaldäa oder Memphis oder Yucatan...

......

Als er zum ersten Mal die Veden in den Übersetzungen der westlichen Sanskritisten oder der indischen Gelehrten las, sah Sri Aurobindo darin nur ein wertvolles Dokument für Indiens Geschichte, aber von geringem Interesse oder Bedeutung für die Geschichte des Denkens oder für eine lebendige spirituelle Erfahrung. 2 Fünfzehn Jahre später las er die Veden jedoch im Sanskrit Original und entdeckte in ihnen eine beständige Goldader des reichsten Denkens und der spirituellen Erfahrung. 3 In der Zwischenzeit hatte Sri Aurobindo seine eigenen inneren Erfahrungen gehabt, für die er weder in der europäischen Psychologie noch in den Lehren des Vedanta oder Yogas hinreichende Erklärungen fand, die aber die Mantras des Veda mit klarem und präzisen Licht erhellten. 4 Seine "eigenen" Erfahrungen hatten Sri Aurobindo also befähigt, die wahre innere Bedeutung des Veda zu entdecken (vor allem des ältesten der vier Veden, des Rig-Veda, den er besonders aufmerksam studierte). Der Veda gab ihm nur eine Bestätigung dessen, was er bereits direkt empfangen hatte. Aber erwähnten die Rishis nicht selber "geheime Worte, hellseherische Weisheiten, die dem Seher ihre innere Bedeutung offenbaren" (Rig-Veda IV.3.16)?

Es überrascht also nicht, daß die Gelehrten darin nur eine Sammlung von Beschwörungsriten sahen, die von Opferfeuern und obskuren Inkantationen an die Naturgottheiten handelten: Wasser, Feuer, Morgenröte, Mond, Sonne usw., um Regen und reiche Ernten für den Stamm, männliche Nachkommen und Segnungen für Reisen oder Schutz vor den Räubern der Sonne zu erhalten – als wären diese Hirten so barbarisch zu glauben, an einem schlechten Tag würde die Sonne nicht mehr aufgehen, weil sie endgültig gestohlen wurde. Nur einige "moderne" Hymnen ließen hier und dort fast aus Versehen einige erleuchtete Stellen durchblicken, die mit Mühe und Not den Respekt rechtfertigen könnten, den die Upanischaden zu Beginn der Geschichtsschreibung dem Veda bekundeten. Für die indischen Überlieferungen waren die Upanischaden zum wahren Veda geworden, zum "Buch des Wissens", während der Veda als Werk einer stammelnden Menschheit ein "Buch der Werke" war, auf das sich alle gewiß als ehrfürchtige Autorität bezogen, das aber keiner mehr anhörte. Man mag sich mit Sri Aurobindo fragen, warum die Upanischaden, deren Tiefgründigkeit alle Welt bezeugt, sich auf dem Veda begründeten, wenn dieser nur eine Sammlung primitiver Rituale wäre, oder wie es kommt, daß die Menschheit abrupt von diesem angeblichen Gestottere zum intensiven Reichtum der upanischadischen Epoche übergegangen wäre oder wie wir im Westen von den arkadischen Hirten zur Weisheit der griechischen Denker springen könnten. Wir können kaum annehmen, zwischen dem primitiven Wilden und Plato oder den Upanischaden hätte es nichts gegeben. 5

......

Nicht umsonst stand das Feuer, Agni, im Zentrum der vedischen Mysterien: Agni, die innere Flamme, die Seele in uns (und wer kann nicht bestätigen, daß die Seele Feuer ist?), die tiefe Aspiration, die den Menschen in die Höhen zieht; Agni, der inbrünstige Wille dessen, das seit allen Zeiten in uns sieht, und sich erinnert; Agni "der Opferpriester", "der göttliche Arbeiter", "der Vermittler zwischen Erde und Himmel" (Rig-Veda III.3.2), "er ist dort inmitten der Behausung" (I.70.2). "Die Väter mit ihrer göttlichen Sicht legten ihn dorthin wie ein Kind, das geboren werden soll" (IX.83.3). Er ist "das Kind verborgen in der geheimen Höhle" (V.2.1). "Er ist wie das Leben und wie der Atem unseres Daseins, er ist wie unser ewiges Kind" (I.66.1). "O Sohn des Körpers" (III.4.2)... "O Feuer, Sohn des Himmels durch den Körper der Erde" (III.25.1). "Unsterblich in den Sterblichen" (IV.2.1)... "alt und verbraucht wird er wieder und wieder jung" (II.4.5). "Wenn er geboren wird, wird er zur Stimme der Gottheit; wenn er in der Mutter geformt wird, wie das Leben, das in der Mutter wächst, wird er ein galoppierender Wind in seinen Bewegungen" (III.29.11). "O Feuer, wenn Du von uns richtig getragen wirst, wirst Du das höchste Wachstum, die höchste Weite unseres Wesens; alle Pracht und alle Schönheit sind in Deiner begehrlichen Farbe, in Deiner vollkommenen Sicht. O Weite, Du bist die Fülle, die uns ans Ende des Weges trägt, Du bist eine allerseits ausgebreitete Vielfalt von Reichtümern" (II.1.12). "O Feuer... leuchtender Ozean von Licht, in dem die göttliche Vision ist" (III.22.2), "O Flamme mit den hundert Schätzen... O Kenner aller geborener Dinge" (I.59).

Wir haben aber nicht das ausschließliche Anrecht auf das göttliche Feuer; Agni ist nicht nur im Menschen: "Es ist das Kind der Wasser, das Kind der Wälder, das Kind der festen Dinge und das Kind der bewegten Dinge. Selbst im Stein ist es zugegen..." (I.70.2).

......

Aber wir haben noch nicht den Kern des vedischen Geheimnisses berührt. Die Geburt von Agni, der Seele (so viele Menschen sind noch nicht geboren) ist erst der Anfang der Reise. Diese innere Flamme sucht, sie ist der Suchende in uns, denn sie ist ein Funken des großen Ursprünglichen Feuers und sie wird erst dann zufrieden sein, wenn sie ihre sonnenhafte Gesamtheit wiederfindet, "die verlorene Sonne", von der im Veda ständig die Rede ist. Aber wenn wir von Ebene zu Ebene höher gestiegen sind und die Flamme nacheinander in der dreifachen Welt unseres niederen Daseins geboren wurde – in der physischen, der vitalen und in der mentalen Welt –, wird sie noch nicht zufrieden sein. Sie will höher und höher steigen, und bald erreichen wir eine mentale Grenze, wo es scheint, als gebe es nichts mehr zu erfassen, nicht einmal mehr zu sehen, und als müsse alles aufgelöst werden, um in die Ekstase eines Großen Lichts zu springen. Dann spürt man überall um sich diesen fast schmerzlichen Panzer der Materie, der uns einsperrt und die Apotheose der Flamme verhindert. Nun versteht man den Ausruf dessen, der sagte: "Mein Königreich ist nicht von dieser Erde", die vedantischen Weisen Indiens und vielleicht sogar die Weisen aller Welten und aller Religionen, die ohne Unterlaß erklärten: man muß diesen Körper verlassen, um Das Ewige zu erschließen. Wird unsere Flamme hier unten also immer unvollständig bleiben und unsere Suche enttäuscht werden? Werden wir immer zwischen den beiden wählen müssen, um des Himmels willen auf die Erde verzichten?

Doch jenseits der dreifachen niederen Welt entdeckten die Rishis "ein bestimmtes Viertes", turiyam svid. Sie entdeckten "die weite Wohnstätte", "die sonnenhafte Welt", svar: "Ich erhob mich von der Erde in die Welt der Mitte [das Leben], und von der Welt der Mitte stieg ich in den Himmel [das Mental]. Vom himmlischen Firmament ging ich in die sonnenhafte Welt, in Das Licht." (Yayur-Veda 17.67) Und es heißt: "Als Sterbliche erreichten sie die Unsterblichkeit." (Rig-Veda I.110.4) Was war also ihr Geheimnis? Wie gingen sie vom "mentalen Himmel" in den "großen Himmel", ohne den Körper zu verlassen, ohne sich sozusagen in Ekstase zu verlieren?

Das Geheimnis liegt in der Materie. Denn in der Materie ist Agni eingeschlossen, wie wir selber. Es heißt, Agni sei "ohne Kopf und ohne Füße", "er verberge seine beiden Extreme": oben entschwindet er im "großen Himmel" des Überbewußten (das die Rishis auch "großen Ozean" nannten), und unten versinkt er im "formlosen Ozean" des Unbewußten (das sie auch "den Fels" nannten). Wir sind verstümmelt. Aber die Rishis waren Menschen von solidem Realismus (des wahren Realismus, der auf dem Geist basiert), und nachdem die Gipfel des Mentals in eine leuchtende Leere führten – sicherlich ekstatisch, aber ohne Einfluß auf die Welt –, schlugen sie den Weg nach unten ein. 6 Hier beginnt die Suche nach der "verlorenen Sonne", die lange "Wallfahrt" des Hinabstiegs ins Unbewußte und der erbarmungslose Kampf gegen die dunklen Kräfte, die "Räuber der Sonne", die panis und vritras, Pythons und Riesen, die sich samt der ganzen Horde von Thronräubern in der "dunklen Höhle" verbergen: sie sind jene, die dualisieren, verstellen, zerreißen und VERDECKEN. Aber dem "göttlichen Arbeiter", Agni, helfen die Götter, und in seiner Suche wird er vom "intuitiven Strahl" geführt: Sarama, der himmlische Hund mit seinem subtilen Gespür bringt sie auf die Fährte der "gestohlenen Herden" (seltsame "leuchtende" Herden). Manchmal erleuchtet eine flüchtige Morgenröte, dann verlischt alles. Man muß Schritt für Schritt voranschreiten, "graben und graben", gegen die "Wölfe" kämpfen, die sich um so mehr erbittern, je näher man zum Versteck gelangt – Agni ist ein Krieger. Agni wächst an seinen Schwierigkeiten, unter den Schlägen des Gegners wird seine Flamme immer funkelnder. Aber sagten die Rishis nicht: "Die Nacht und Der Tag säugten beide das Göttliche Kind", sie sagten sogar, Die Nacht und Der Tag seien "zwei unsterbliche Schwestern mit einem gemeinsamen Geliebten [der Sonne]... eins, in Wahrheit, obwohl von verschiedener Form" (I.113.2, 3). Die Folge von Nacht und Helligkeit beschleunigt sich. Schließlich bricht Der Tag an, und "die Herden der Morgenröte" 7 stoßen hervor und "erwecken einen, der tot war" (I.113.8). "Der unendliche Fels" des Unbewußten wurde gebrochen, der Suchende ent-deckt "die Sonne, die in der Finsternis weilt" (III.39.5), das göttliche Bewußtsein im Herzen der Materie... Im tiefsten Grund der Materie, das heißt im Körper, auf der Erde, fanden sich die Rishis plötzlich ins Licht versetzt – dasselbe Licht, das andere hoch oben suchten, ohne Körper und ohne Erde, in Ekstase –, und sie nannten es "den Großen Übergang". Ohne die Erde zu verlassen, hatten sie "die weite Wohnstätte" gefunden, "die eigentliche Wohnstätte der Götter", Svar, die ursprüngliche sonnenhafte Welt, die Sri Aurobindo die supramentale Welt nennt: "Menschenwesen [die Rishis betonten deutlich, daß sie Menschen waren] töteten Jenen-der-Verdeckt und durchquerten die Erde und den Himmel [die Materie und das Mental] und machten die weite Welt zu ihrer Wohnstätte" (I.36.8). Sie betraten "das Weite, das Wahre, das Genaue", Brihat, Satyam, Ritam, "das ungebrochene Licht", "das Licht, das ohne Angst ist", denn es gibt kein Leiden, keine Lüge und keinen Tod mehr: es ist die Unsterblichkeit, amritam.

......

Alles ist wieder versöhnt. Der Rishi ist "der Sohn der beiden Mütter", der Sohn von Aditi, der leuchtenden Kuh, der Mutter des unendlichen Lichts, der Schöpferin der Welten, aber er ist auch der Sohn von Diti, der schwarzen Kuh, der Mutter des "finsteren Unendlichen" und des geteilten Daseins, denn am Ende ihrer scheinbaren Nacht gibt uns Diti letztlich die Milch des Himmels und die göttliche Geburt. Alles ist erfüllt. Der Rishi "hält in derselben Bewegung die menschlichen Kräfte und die göttlichen Dinge" (IX.70.3), er hat das Universelle im Individuellen verwirklicht, er wurde Das Unendliche im Endlichen: "Dann wird deine Menschheit wie das Werk der Götter, als wäre der Himmel des Lichts sichtbar in dir begründet" (V.66.2). Weit davon entfernt, die Erde abzuweisen, betet er: "O Gottheit, bewahre für uns das Unendliche und überschütte uns mit dem Endlichen" (IV.2.11).

Die Reise ist vollendet. Agni findet seine sonnenhafte Ganzheit wieder, seine beiden verborgenen Extreme. "Das unantastbare Werk" wird erfüllt. Denn Agni ist der Ort, wo das Hohe dem Tiefen begegnet – und in Wahrheit gibt es kein oben und unten mehr, sondern nur noch eine einzige Sonne überall: "O Flamme, Du gehst zum Ozean des Himmels, zu den Göttern. Du führst die Gottheiten der Ebenen zusammen, die Wasser der Lichtbereiche über der Sonne und die Wasser, die unten weilen." (III.22.3) "O Feuer, O universelle Gottheit, Du bist der Nabelknoten der Erden und ihrer Bewohner, alle geborenen Menschen beherrschst Du und stützt Du wie eine Säule." (I.59.1) "O Flamme, Du begründest das Sterbliche in einer höchsten Unsterblichkeit... Du schaffst göttliche Wonne und menschliche Freude." (I.37.7) Denn die Freude ist das Herz der Welt, sie ist der Grund der Dinge, sie ist "der Honigbrunnen, der vom Fels verdeckt ist" (II.24.4).

 

1 Am Vortag hatte Mutter den Teil des Manuskripts angehört, der sich auf Das Geheimnis des Veda bezieht. Als Anhang zu diesem Gespräch fügen wir einige Auszüge davon an.

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2 The Secret of the Veda, S. 34

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3 Ibid., S. 38

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4 Ibid., S. 37

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5 Ibid., S. 25

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6 Besonders auf diese Stelle bezog sich Mutter im vorhergehenden Gespräch.

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7 Erinnern wir an Homer und die "Herden von Helios"

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