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Mutters

Agenda

zweiten Band

16. November 1961

Mitten während des Gehens ging ich in Trance! Das passierte mir sonst nie. So stehe ich aufrecht, unbewegt, ganz in ein weißes Licht gehüllt, in völligem Schweigen, und nichts im Kopf – nichts.

Weil es ziemlich gefährlich ist, in diesem Zustand zu stehen, lege ich mich auf mein Bett, und dort dauert es an: ich höre nichts mehr, sehe nichts mehr, nur noch dieses weiße Licht. In meinem Kopf ist kein einzige Gedanke mehr, keine Idee mehr, nichts. Jemand könnte sogar ins Zimmer kommen (wenn er keinen Lärm macht), ohne daß ich es merke. Ich merke es nur, wenn jemand mich beobachtet, denn dann spüre ich den Druck der Kraft. Dann öffne ich die Augen und sehe, daß tatsächlich jemand da ist.

Aber arbeiten, mein Kind, das kann ich nicht. Ich kann nicht arbeiten. Selbst die einfachsten Dinge, die ich mir merken soll, vergesse ich! Jetzt wollte ich dir sagen, an welchen Tagen ich frei bin, aber ich erinnere mich nicht mehr.

Doch dies führt zu einer außerordentlich empfindlichen Wahrnehmung dessen, was hinter den Dingen ist. Ich sah zum Beispiel gerade diese Schulkinder (die ich alle mehr oder weniger gut kenne), und ich sehe genau ihre innere Natur (nicht in bildhafter Form), ich sehe sie viel deutlicher als sonst. Die innere Wahrnehmung dessen, was die Leute fühlen und denken, ist so scharf, daß ich sie besser sehe als ihr physisches Aussehen.

Aber arbeiten: nichts. Doch: ich übersetze The Synthesis of Yoga, und das fällt mir jetzt leichter. Ich tue es langsam, eine Spannung ist weggefallen, und die Bedeutung erscheint mir noch offensichtlicher als früher. Insgesamt bin ich also verinnerlicht!

Vom äußeren Standpunkt ist es aber jämmerlich. Einen Berg von Briefen habe ich nicht beantwortet – ich antworte den Leuten nicht, ich vergesse alles, und ich versuche nicht, mich zu erinnern. Vom äußeren Standpunkt tauge ich zur Zeit nichts.

Das wird so lange dauern, wie es muß.

Wie immer verlangt natürlich eine Schar von Besuchern, mich zu treffen. Dieser äußere Widerspruch dauert an.

Auf einen Tag kommt es nicht an.

Ich bin schon zu spät dran... (Mutter steht in Eile auf)

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