SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 02 Bande

Mutters

Agenda

zweiten Band

23. Dezember 1961

(Mutter rät Satprem, sich mit der Antwort für den Verleger nicht zu beeilen, weil sie eine Möglichkeit sieht, die die Lage ändern könnte)

Etwas Tieferes kam, und dieses Tiefere sagte: ruhig, ruhig, ruhig – laß uns warten. Mit dem Gefühl (sehr vage, fern und nicht sehr sicher) einer sehr guten Möglichkeit, die man in die Atmosphäre zu bringen versucht (weiß du, ich sehe die Dinge nie auf der rein materiellen Ebene sondern stets auf der Ebene des Subtilphysischen; das ist die Ebene der Möglichkeiten – für mich ist das von größerer Wirklichkeit, und das gänzlich Physische entgeht mir meistens, doch das Subtilphysische sehe ich deutlich), und ich sah etwas wie... ich weiß nicht, aber etwas Höheres, wie von oben, das jemanden ins Feld der Möglichkeiten zu bringen versucht, ein Gehirn, das plötzlich von dem Buch berührt würde, und das würde eine Wende bewirken. Ich weiß nicht, wer oder was oder wie – weißt du, wie die Rose, die ich dir gab 1, sie hat einen dünnen rosa Saum: dies war wie ein schmaler rosa Saum, der eintrat und die Atmosphäre dieser Angelegenheit durchlief.

Es ist möglich – alles ist möglich!

Nachdem, was er schreibt [der Verleger], war er viel stärker berührt, als er glaubt. Dies war die Antwort des oberflächlichen Intellekts, aber etwas im Innern vibrierte – das spürte ich sofort, als du mir seinen Brief vorlasest. Er wehrt sich heftig dagegen! Das störte ihn sehr (!), deshalb wehrt er sich heftig, aber es könnte ihn auf den Gedanken bringen, das Buch anderen zu lesen zu geben, und es könnte jemanden berühren. Ich weiß es nicht, ich gebe dir diese Erklärung dessen, was ich sah – ich sah dies mit dem Gefühl: warten, sich nicht rühren, einige Zeit warten. Es wurde sogar begleitet von: "Du wirst informiert werden, wenn es Zeit zu handeln ist." Warte also bis Neujahr, dann werden wir sehen.

Ich hatte kein gutes Gefühl...

Nein, diese Reaktion hat man immer, man sagt: "hmm!" (Mutter murrt verärgert), dann vergeht es – das bedeutet nichts.

Ich weiß nicht... Nicht daß mir das Schreiben zuwider würde, aber ich ermesse zutiefst die Beschränktheit dieses Mittels.

Aber mein Kind, das hängt von dem ab, was in dir vorgeht – was ich kenne –, und das ist sehr gut. Sorge dich nicht, das läuft sehr gut. Das Innere läuft bestens, nach einiger Zeit wirst du es merken! Es wird aber Zeit brauchen. Es braucht Zeit und nimmt manchmal seltsame Formen an.

Ich sehe jetzt, daß diese ganze sonderbare Zeit, die ich gerade durchmachte, einen ungeheuren Fortschritt darstellt... und ich hatte keine Ahnung davon – ich bin noch nicht am Ende, aber ich verstand, was es ist. Es ist von höherer Bedeutung.

Ja, ich spürte, daß du eine seltsame Zeit durchmachst.

Jetzt kenne ich das Endergebnis, und vorher sah ich es nicht. Es wird aber Zeit brauchen. Für den Augenblick scheint es... Es war ja nicht angenehm; ein Zustand, in dem einem alles vergeblich und unmöglich erscheint... Aber es ist sehr gut! (Mutter lacht) Es ist sehr gut.

Über diese Dinge darf man aber nicht reden, während sie im Gange sind.

Deshalb... brauchen wir trotzdem etwas für das Bulletin!

(Satprem liest Mutter ein altes "Entretien" vom 4. Januar 1956 für das nächste Bulletin vor:)

"... Und von einem bestimmten Punkt an wird man unfähig sein zu sagen: 'Dies ist göttlich, und das ist es nicht..."

Ah, das ist vorzüglich! In manchen Augenblicken ist es wirklich ungeheuer [die Erfahrung, daß das "göttlich-antigöttlich" verschwindet]... Macht nur weiter, das wird eine Zeit dauern (!)

"... Denn es kommt ein Punkt, wo man das Universum in so totaler und umfassender Weise wahrnimmt, daß es wahrlich unmöglich ist, etwas daraus zu entfernen, ohne alles zu stören. Noch ein oder zwei Schritte weiter, und man weiß mit Gewißheit, daß das, was uns als ein Widerspruch zum Göttlichen schockiert, ganz einfach Dinge sind, die sich nicht an ihrem Platz befinden. Jedes Ding muß genau an seinem Platz sein und darüber hinaus flexibel und plastisch genug sein, um in einer fortschreitenden harmonischen Organisation all die neuen Elemente aufzunehmen, die sich ständig dem manifestierten Universum anfügen. Das Universum befindet sich in einer ständigen Bewegung der inneren Umordnung und wächst zugleich, wenn man so sagen kann, oder wird immer komplexer: es wird immer vollständiger und umfassender – endlos. Mit der Manifestation neuer Elemente muß die gesamte Umordnung auf einer neuen Grundlage stattfinden. Daraus ergibt sich, daß es keine einzige Sekunde gibt, wo sich nicht ALLES in ständiger Bewegung befindet. Wenn die Bewegung jedoch der göttlichen Ordnung entspricht, ist sie harmonisch, so harmonisch, daß sie fast nicht erkennbar ist... Wenn man nun aber von diesem Bewußtsein zu einem äußerlicheren Bewußtsein herabkommt, spürt man natürlich in sehr präziser Weise, welche Dinge einem helfen, das wahre Bewußtsein zu erreichen, und welche den Weg verstellen oder einen zurückhalten oder sogar gegen den Fortschritt kämpfen. Dann ändert sich der Blickpunkt, und man ist gezwungen zu sagen: dies ist göttlich oder dies hilft zum Göttlichen, und jenes ist gegen das Göttliche oder der Feind des Göttlichen. Das ist jedoch ein pragmatischer Standpunkt, für die Handlung, für die Bewegung im materiellen Leben... weil man noch nicht das Bewußtsein erreicht hat, das all das übersteigt, weil man noch nicht diese innere Vollkommenheit erlangt hat, die bewirkt, daß man nicht mehr zu kämpfen braucht, weil man den Bereich des Kämpfens hinter sich gelassen hat. Bevor man diesen Zustand erreicht, gibt es notwendigerweise den Kampf im Bewußtsein und in der Handlung, und wenn es den Kampf gibt, muß man entscheiden, und um zu entscheiden, bedarf es des Unterscheidungsvermögens."

(Mutter schweigt)

*
*   *

(Dann liest Satprem die nächste Frage aus demselben Entretien von 1956 vor:)

"Sind alle Dinge vom Göttlichen angezogen? Sind auch die gegnerischen Kräfte vom Göttlichen angezogen?"

Weißt du, dazu kann ich etwas erzählen... Es gibt einen bestimmten Typ von Frauen, dem ich in meinem Leben ziemlich regelmäßig begegnete: es sind Wesen, die unter dem Einfluß von Kräften stehen (oder sie verkörpern oder ihnen jedenfalls gehorchen), die Théon "passiv" nannte – nicht die eigentlichen weiblichen Kräfte aber der Aspekt der Prakriti 2 des Universums: der Aspekt der schwarzen Prakriti (es gibt einen aktiven schwarzen Aspekt, das sind die asurischen Kräfte, und einen passiven schwarzen Aspekt). Diese Wesen sind schrecklich! – Sie stiften ein schreckliches Unheil im Leben. Sie stellen eine der größten Schwierigkeiten der Schöpfung dar. Und sie fühlen sich von mir angezogen! Mein Kind, sie beten mich an – sie verabscheuen mich, sie möchten mich zerstören, aber individuell KÖNNEN SIE NICHT ohne mich auskommen, sie kommen zu mir... wie Nachtfalter zum Licht. Und sie hassen mich! Sie möchten mich zermalmen. So ist es.

Ich bin fünf solchen Frauen begegnet, den beiden letzten hier (sie waren die schrecklichsten). Das ist ein Phänomen von Haß und Wut vermischt mit allem, was es an mächtigster Anziehung in der Liebe geben kann – keine Sanftheit (natürlich nicht, keine Zärtlichkeit, nichts dergleichen), aber das VERLANGEN, die mächtigste Anziehung, die es in der Liebe geben kann, vermischt mit Haß. Sie kleben, weißt du! Und sie halten sich nicht zurück!

Vor einigen Tagen hatte ich eine solche Sitzung. Das ist eine der Arbeiten, die ich verfolge (genauso wie ich die ganze Zeit mit dieser gegnerischen Kraft konfrontiert bin, von der ich dir einmal erzählte, die sich immer verkörpert, um mich zu belästigen 3 – hier wird es genauso freundlich vom einen Wesen zum anderen weitergereicht!). Vor einigen Tagen (nicht sehr lange, letzte Woche oder letzten Monat) hatte ich gerade dieser Person eine Verabredung gegeben, und ich hatte beschlossen, nichts zu sagen – weil nichts zu machen war (die schönsten Dinge werden verdorben, da ist nichts zu machen). So blieb ich still, ins Innere gekehrt: der volle Kontakt mit der Höchsten Gegenwart und die Auslöschung der äußeren Persönlichkeit (diese Erfahrung – die fast eine Stunde dauerte – gab mir zudem den Schlüssel zu den Ereignissen der letzten Zeit). Nur noch der Höchste war hier zugegen. Aber, mein Kind, dann war es auch DORT der Höchste, im Körper der anderen Person, in diesem Gebilde und diesem scheinbar absolut antigöttlichen Einfluß – es war Seine Gegenwart!

Das war eine wirklich ungeheure Erfahrung, obwohl dieses Objekt [die betroffene Person] unbedeutend war (winzig, ohne weitreichende Auswirkungen, ohne große Macht: eine mindere Inkarnation, aber dennoch mit nicht ganz menschlichen Fähigkeiten, die jedoch von der winzigen menschlichen Persönlichkeit so weit verschleiert werden, daß außer mir kaum jemand sie erkennen kann).

In dieser Erfahrung gab es keinen Unterschied zwischen dem Physischen und dem Inneren mehr (das trifft übrigens mehr und mehr zu), in diesem Fall war es aber sogar physisch, äußerlich eine Art Liebe voller Verehrung, sogar ohne sich darüber zu wundern, so spontan! Und das enthielt eine ungeheure Macht! So ungeheuer vom Standpunkt der gesamten Erde, daß... Es blieb eine Stunde lang. Nach einer Stunde begann die Erfahrung langsam zu verblassen (aus rein praktischen Gründen, weil sie verblassen mußte). Das hinterließ in mir ein solches Vertrauen in eine Änderung – keine vollkommene Änderung, weil sie nicht endgültig ist, aber so radikal, daß selbst äußerlich und ganz unten etwas sagte: "Wie werden die Meditationen mit X jetzt wohl sein?" Ich erwischte mich dabei... nicht "zu denken", nicht "ich", aber jemand dachte das, irgendwo ganz unten. Das zog mich aus der Erfahrung heraus, und ich dachte: "Sieh an! Wie seltsam, was mag wohl so denken?" – Eine der Persönlichkeiten [von Mutter] – vom Gesichtspunkt der Arbeit, wenn ich all die Handlungen erwäge –, jemand ganz unten hatte spontan diesen Eindruck: "Sieh an! Das wird die Meditationen verändern. Wie werden sie jetzt wohl sein?" Damit kam ich zurück und begann die Dinge mit der gewohnten Sicht zu betrachten (und ich hatte das Gefühl, daß vielleicht tatsächlich eine Änderung stattfinden würde).

In dem Augenblick war aber wirklich ALLES verändert: etwas war vollbracht worden. Und es war die Erkenntnis der Macht – diese Macht, die von dem rührt, was für das Höchste Bewußtsein Die Liebe ist (es hat keinerlei Beziehung mit dem, was man unter diesem Wort versteht). Es war... einfach! Keine der Komplikationen, die vom Denken, von der Intelligenz, vom Verständnis kommen. All das war völlig verschwunden. Eine ungeheure Macht! Und sie gab mir eines zu verstehen: daß der Zustand, in den man mich versetzte ("man" ist der Herr des Yogas), dazu dient, diese Macht zu erlangen, die von einer Vereinigung mit allen materiellen Dingen stammt – diese Macht haben manche Leute, die nicht immer Yogis sind: manche Mediums, zum Beispiel. Das sah ich bei Madame Théon. Sie bewirkte mit ihrem Willen, daß etwas zu ihr kam, anstatt es selber zu holen: wenn sie ihre Sandalen brauchte, ließ sie sie zu sich kommen, anstatt sie zu holen, und sie tat es durch ihre Fähigkeit, ihre eigene Materie auszustrahlen – sie besaß einen Willen über diese Materie –, ihr zentraler Wille wirkte auf diese Materie, wo immer es ihr beliebte, weil sie selber DORT war. Doch jetzt sah ich diese Macht aus einer methodischen, geordneten Sicht: nicht etwas Zufälliges oder Sporadisches wie bei einem Medium, sondern eine Organisation der Materie. Dann... kam das Verständnis: "Aber damit hat man die Macht, jedes Ding an seinen Platz zu setzen!"... Wenn man nur genügend universell ist.

Damit verstand ich es. Jetzt weiß ich, wo ich stehe.

Ein sehr weiter Weg, aber jetzt ist der Weg wenigstens klar.

Wenn man dann zu dieser Fähigkeit der materiellen Vereinigung und der Anwendung des Willens DAS hinzufügt, dieses Etwas, das in diesem Augenblick zugegen war – und das ist wirklich ein Ausdruck von... Ich weiß nicht, ob es der höchste Ausdruck ist, aber für den Augenblick ist es sicher der höchste mir bekannte (es ist weit höher als das Wissen, das Reine Wissen durch Identität, mit dem man das Ding kennt, weil man es IST – es ist weit mächtiger), ungeheuer! Das hat die Macht, alles zu ändern, und wie!!

Man IST ganz einfach Das – eins, eine Schwingung von DEM.

(Schweigen)

Seit dieser Erfahrung (seit drei, vier Tagen, vielleicht fünf) vervielfältigt sich die TATSACHE der Vereinigung (das heißt man IST das, folglich TUT man das), ständig, für all die kleinen Dinge der Materie, die kleinsten Dinge der materiellen Welt.

(Mutter steht auf)

Aber das wird lange dauern. Man darf sich nicht einbilden, daß es mit einem Augenzwinkern getan ist – ich bin bereit, Jahre darauf anzuwenden (wenn es schneller kommt, um so besser).

Doch das ist der Schlüssel. Das ist der Schlüssel.

Wenn das permanent zugegen ist, werden die Leute aufpassen müssen, wenn sie bei mir sind! (Mutter lacht)

Aber diese Macht ist die Liebe?

Ja-a... die Essenz der Liebe.

Das, was sich durch die Liebe ausdrückt. Natürlich meine ich nicht das materielle menschliche Schlammloch, ganz und gar nicht, sondern Die Liebe, wie wir sie uns am wunderbar schönsten und reinsten vorstellen können. Das ist der Ursprung dieser Liebe, und sie ist im Höchsten.

(Mutter setzt sich ans Harmonium)

Übrigens ist schon immer gesagt worden, daß allein Das den gegnerischen Kräften Einhalt gebieten kann.

(Musik)

 

1 Eine gelbe Rose mit einem schmalen rosa Saum.

Rückwärts zum Text

2 Prakriti: die Natur oder ausführende Kraft, im Gegensatz zur Purusha, der bewußten Seele, die sieht und weiß und durch ihre Vision schöpferisch ist.

Rückwärts zum Text

3 Siehe Agenda, Bd. 1, am 26. März 1959: der Titan, der speziell entsandt wurde, um Mutters Körper anzugreifen, und der sich der Leute in ihrer Umgebung bedient.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English