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Mutters

Agenda

dritten Band

12. Juni 1962

(Dieses Gespräch führte unerwartet zum Bruch mit X, der die letzten Jahre Satprems tantrischer Lehrer war. Vielleicht sollte kurz gesagt werden, wie es dazu kam. Jedesmal, wenn ich X in den Ashram brachte, hängte sich ein Schwarm von Schülern an seine Fersen, besonders die reichen Männer – dieselben, die elf Jahre später, nach Mutters Abschied, ihre wahren Absichten in Auroville wie auch in Pondicherry zeigten. Meine etwas direkte Art behinderte sehr schnell ihre Pläne. Ich schätzte X sehr, und als ich wiederholt sah, daß diese Leute – ich sollte sagen: diese spirituellen Halunken – Mutter über die angeblichen Aussagen von X falsch informierten, um Verwirrung zu schaffen (denn in der Verwirrung können sie am besten walten), wollte ich X vor diesen schädlichen Äußerungen und diesen unehrlichen Leuten warnen. Anstatt mich anzuhören und zu verstehen, daß mein Herz mich sprechen ließ, geriet X in heftigen Zorn gegen mich (mit all seiner tantrischen Kraft), als hätte ich sein Ansehen in Frage gestellt. Ich habe nicht ohne Schmerz mit ihm gebrochen.)

Gibt es nichts Neues?

Hm!...

Auch bei mir gibt es nichts.

Überhaupt nichts.

Du hast aber einen Brief (Mutter sieht einen Umschlag auf dem Boden neben Satprem).

Ich weiß nicht, was es ist, ich habe ihn noch nicht geöffnet, er kam heute morgen.

Ist es nicht dein Verleger?

Der Verleger sagt: "Wenn Sie ein Buch fertig haben, schicken Sie es!"

Haben sie das gesagt?

Ja.

Gut.

Dann stellen wir die andere Arbeit ein.

Dieses Buch muß mir kommen!

Es wird schon kommen. Da habe ich keine Zweifel. Du brauchst dich nur dahin zu wenden (Geste über dem Kopf).

Manche Leute sind zufrieden mit dem, was sie schreiben. Ich muß sagen, dieses Gefühl habe ich nicht.

Im allgemeinen sind es Dummköpfe.

Aber weißt du, wenn du glaubst, daß es nur kommt, wenn du weggehst... das ist immer noch möglich.

Nein, nicht wegen der Inspiration wollte ich in den Himalaya gehen – ich weiß sehr wohl, daß die Inspiration überall kommt! Nein, nicht deswegen, es war...

Für die Gesundheit?

Ja. Diese Angelegenheit hat mich verletzt. Du kennst nicht alle Einzelheiten, es war häßlich.

Aber mein Kind... ich habe dir nicht alles erzählt, was sich ereignete! Jetzt sagt er jedem, daß er mit dem Ashram brechen mußte, weil er schlecht behandelt wurde.

Das sagt er...

Er sagt, er hätte das, was man ihm nachsagt, nie gesagt, während ich N 1 fast schwören ließ, daß er die Wahrheit sagt... X behauptet, er habe nie gesagt, daß mir nur noch zwei Monate verblieben (sicherlich hat er es nie in dieser Form gesagt).

Ja, sicherlich!

Da gibt es keinen Zweifel. Er sagt, daß ihm Unrecht getan wurde (er nennt nicht deinen Namen, er nennt keine Namen, wenigstens wiederholte man sie mir nicht), daß er beleidigt und beschimpft wurde und daher mit dem Ashram brechen müsse.

Als ich ihn aufsuchte und mit ihm sprach, war es nach meinem Japa. Es geschah in einem absolut ruhigen inneren Zustand – absolut, da war kein... ich hatte nur das Gefühl, daß man ihm helfen mußte, weil er Dinge sagte, die ihm Unrecht zufügten. Ich hatte dieses sehr starke Gefühl, das heißt ein Gefühl der Zuneigung – der Zuneigung, die aber die Dinge klar und ohne Emotion sagt. Ich war sehr ruhig, als ich das alles sagte. Danach war ich bewegt, aber hauptsächlich, weil er sofort ungeheuerlich reagierte. Da konnte ich nichts mehr machen. Ich sagte ihm die Dinge... wirklich, hätte er den leisesten... selbst ein Mann, der nie Yoga übte, hätte gefühlt, daß ich ganz einfach mit meinem Herzen sprach. Selbst ein Mensch ohne spirituelle Kultur hätte das empfunden. Wie hat er es so anders aufnehmen können!

Ich bin nicht sicher, daß er es anders aufgefaßt hat.

Ach, das war so...

Nein, ich glaube nicht, daß er denkt, du hättest ihn beleidigt – ich glaube, das ist Politik, mein Kind!

Denn als Z ihn das erste Mal ansprach, sagte er ihm nicht: "Das habe ich nicht gesagt", er sagte nur: "Ach, beschäftigen wir uns nicht mit diesen banalen Dingen", und er sprach ihn wegen seines Armes an, den er heilen wollte. Das zweite Mal leugnete er einen Teil. Er leugnete, von meiner Gesundheit gesprochen zu haben... Das dritte Mal... Verstehst du, jedesmal, wenn seine Behauptung unhaltbar wurde, bestritt er sie, er sagte einfach: "Nein, das habe ich nicht gesagt!"

Dann hat er seine Beziehungen mit dem Ashram abgebrochen?

Er sagt es – er hat es aber nicht getan.

Natürlich sagt er, daß er für mich all das bewahrt, was er empfand und sah. Er sagte, daß er sein Yantra 2 vom Ashram zurückziehen wolle. Er hat es aber dagelassen. An Z schreibt er, daß er sich um seinen Arm kümmere. Komisch ist, daß A und M ihn besuchten! M kam natürlich in den Ashram, um hier zu bleiben, aber... er sucht nach Macht. Ich spüre es deutlich. M verkehrte mit einer Person, die Macht hatte, sie aber nicht gerade gut nutzte, und M fühlte so etwas bei X, er sucht instinktiv nach Macht. Und als er X besuchte, fühlte er da vielleicht eine Kraft in sich erwachen. Nun geht er!... Ich glaube nicht, daß er sich mit Indien oder mit dem Ashram verbunden fühlt: er sucht Macht.

Weißt du... für mich ist das alles nur eine Komödie der Außenwelt, das entspricht überhaupt nichts Wirklichem – die ganze Geschichte. Was ich klar erkannte und was dem entspricht, was du empfunden hast, ist dies: Wenn X in enger Verbindung mit uns verbleibt, wäre es besser, er würde lernen, keine Geschichten zu erzählen... oder sagen wir es lieber positiv: daß er keinen unbewußten Teil seines Wesens sprechen läßt.

Ja! Ich hasse Klatsch und erzähle keinen, aber bestimmten Personen hat er unwahrscheinliche Dinge erzählt. Ich "berichte" dir das nicht, denn ich finde das... Das mag ich nicht. Deswegen sprach ich ihn an – in so einem Fall beziehe ich mich immer auf das Innere, auf die tiefe Zuneigung, die ich für ihn empfand, das heißt, ich versuche, ihm zu helfen. Ich habe KEINE andere Reaktion. Ich sehe ihn in einer schwierigen Situation und versuche, ihm zu helfen.

Ja, aber verstehst du, diese Leute um ihn...

Oh!

Das konnte er nicht akzeptieren, er mußte seine Position wahren.

Diese Leute! Weißt du, da machte ich Entdeckungen...

Weil er seine Position halten mußte.

(Schweigen)

Unglücklicherweise ist er ein Mensch, der aufgrund seiner Prinzipien und seiner Ausbildung nicht an den Fortschritt und die Transformation glaubt. Er glaubt, wenn man die Bedingungen erfüllt, erhalte man die Siddhi 3, und das ist alles. Man erhält die Siddhi, und das Ziel ist erreicht. Er hatte sein Ziel bereits erreicht, bevor er zu uns kam. Er hätte auf Distanz bleiben können, aber er trat in innige Verbindung mit etwas, das alle Arten von Schwierigkeiten birgt. Es sind Schwierigkeiten, die weder ignoriert werden noch erwünscht sind, sondern im wesentlichen eine Kraft des Fortschritts darstellen – es ist eine ungeheuerliche Kraft des Fortschritts! Ich sah das und fragte mich: "Wie kann er das aushalten?" Ich glaubte, er würde sich auf Distanz halten und nicht in die Atmosphäre eindringen. Er versuchte, in die Atmosphäre einzutreten, er schloß sich bestimmten Personen an, und vor allem, als er mit mir meditierte (er bat darum, nicht ich), antwortete plötzlich etwas... Das hat natürlich einen Konflikt heraufbeschworen. Ein Teil seines Wesens ist der Bewegung gefolgt, der Rest blieb zurück, rührte sich nicht. Das verursachte eine Diskrepanz.

Man muß sich in einem schrecklich oberflächlichen Bewußtsein befinden, um zu reagieren, wie er es tat. Er hatte eine ziemlich tiefe Beziehung zu dir, es gab Augenblicke, wo er sehr gut verstand, wer du bist (er weiß es, er sagte es mir). Wenn er also wirklich in einem yogischen Zustand war, hätte er gelächelt, selbst wenn du etwas Unbeholfenes, Inkorrektes getan hättest! Er hätte gesagt: "Das ist sein ungestümes Wesen, das darf man nicht beachten."

Aber Mutter! Gott weiß, daß ich kritisch bin! Ich habe mich gefragt: Ich habe KEINEN Fehltritt getan, ich sprach sehr ruhig – sehr ruhig und nicht mit der Absicht, ihn anzuklagen, sondern im Gegenteil, indem ich ihm zu sagen versuchte: "Wirklich, sehen wir uns doch die Sache an ..." Ich habe wirklich keinen Fehler gemacht.

Doch, du hast einen Fehler gemacht.

Ja, du hattest mir gesagt, ich solle nichts sagen.

Ja, weil ich es gesehen hatte – du konntest es nicht sehen, ich sah aber, wenn du etwas sagtest, würde das eine Katastrophe auslösen. (Mutter lacht) Als ich das sah, sagte ich dir sofort: "Sprich nicht!"

Ich tat es aber ABSICHTLICH, weil ich mir sagte: man muß ihm helfen.

Man KANN einem Menschen in seiner Position mit einem so rudimentären Grad an Kultur nicht helfen – um so weniger, als all sein Wissen darauf begründet ist, daß es keinen Fortschritt gibt. Wie kann man ihm da helfen, voranzukommen?

Nun, es wird kommen, was kommen muß, und es wird bestimmt für alle das beste sein, einschließlich für ihn selbst 4!

Seitdem kam ich mit einem bestimmten Bereich der mentalen Entstellung in Berührung, der etwas... bewildering [beunruhigend] ist. Ich beobachtete, daß ich etwas sage, das für mich klar wie Gebirgswasser ist, und dann...

(Schweigen)

Nein, er war Gegenstand einer speziellen Aufmerksamkeit der Gnade, die ihn in eine Welt projizierte, die äußerlich nicht die seine war. Das heißt, er hat in einigen Jahren die Strecke mehrerer Leben zurückgelegt, was recht schwierig war. Er ist wirklich in einigen Jahren innerlich den Weg von vielen Leben gegangen. Außerdem wurde er vor die Notwendigkeit eines sehr großen Fortschritts gestellt, der um so schwieriger ist, als er weder akzeptiert noch mental vorgesehen war. Also versteht er überhaupt nichts mehr, der arme Mann! Wenn ich ihn wie ein Kleinkind in meine Arme nehmen und ihm sagen könnte: "Mein armer Kleiner, mein Kind ..." und er sich wohl fühlte, wäre das sehr gut. Das ist aber nicht möglich – er besitzt einen enormen spirituellen Aufbau. So tue ich es von weitem, ohne Worte, in aller Stille – aber wieviel davon durchdringt diese Kruste? Das weiß ich nicht!... Das einzige, was ich sage und wiederhole: "Die göttliche Liebe ignoriert alle Mißverständnisse und menschlichen Verwirrungen." Wir werden sehen. "Wo es die göttliche Liebe gibt, können Verwirrungen und menschliche Mißverständnisse nicht existieren, da kommen sie nicht rein."

Das ist die einzige Lösung.

Man darf dem aber nicht ein ATOM des Mentals hinzufügen – die geringste intellektuelle Aktivität verdirbt alles.

Man muß alles mit einem kristallenen Lächeln betrachten.

(Schweigen)

Er wurde mit einer gefährlichen Gnade in Verbindung gebracht – manche Gnaden sind gefährlich... Ich wußte es von Anfang an. Wir werden sehen... Das kann von einem einzigen... Lichtblitz abhängen: Wenn sich etwas ereignen würde, das die Kruste durchdringt, wäre es gut. Dann würde er ein sehr guter Mensch werden.

Der Herr wird entscheiden.

(Schweigen)

Es gibt eine etwas allzu menschliche Art, die Dinge zu betrachten, die zu Behauptungen führt, daß ich eine ÄUSSERST gefährliche Person sei, sehr gefährlich. Wie oft ist das gesagt worden... Eine Engländerin war hier, sie hatte eine enttäuschte Liebe erlebt und kam nach Indien, um "Trost" zu finden. Dann stieß sie auf Pondicherry. Das war ganz am Anfang (meine Gespräche mit ihr bildeten die Conversations auf Englisch; hinterher wurde es dann übersetzt – ich übersetzte es oder vielmehr sagte es noch einmal auf Französisch 5). Nach einem Jahr sagte mir diese Frau (in Verzweiflung!): "Als ich hier ankam, konnte ich die Leute noch lieben und an den Menschen glauben. Jetzt, wo ich bewußt geworden bin, bin ich voller Verachtung und Haß." Da antwortete ich ihr: "Gehen Sie noch ein Stück weiter." Sie sagte mir: "Oh, nein, mir reicht das!" Dann fügte sie hinzu: "Sie sind eine sehr gefährliche Person!" – Weil ich die Leute bewußt mache! (Mutter lacht) Das ist aber wahr! Wenn man angefangen hat, muß man bis zum Ende gehen. Man darf nicht auf halbem Weg anhalten – sonst wird es unerfreulich.

Ich tue es nicht absichtlich.

Im Grunde genommen tue ich überhaupt nichts absichtlich. Es ist so (Geste mit offenen Händen): Herr, Du hast es gewollt...

Das liegt nicht an mir.

*
*   *

Etwas später

Was ich sage, wird immer schwieriger...

Vielleicht werden die Leute in fünfzig Jahren verstehen!

(Schweigen)

Ich fühle mich ein wenig wie ein bebrütetes Ei... das heißt, eine bestimmte Inkubationszeit ist erforderlich, oder?

Diesmal beobachte ich mehr und mehr, daß die Leute von Panik ergriffen wurden und sich vorstellten, ich würde sterben – ich hätte sterben können, wenn der Herr es gewollt hätte. Aber... es war eine Art Tod, das ist sicher – ganz sicher –, ich sage es nicht, denn... man muß schließlich die Gemütsruhe der Leute respektieren!

Einen Schritt weiter, und ich würde sagen: ich starb und... ich bin auferstanden. Ich sage es aber nicht.

Eine Menge Leute beteten, legten auch Gelübde ab, sie würden eine Wallfahrt hierhin oder dorthin machen, damit ich nicht sterbe – das ist sehr rührend.

Das objektiviert meine Situation sehr. Ich habe nichts mit einer Krankheit zu tun, die man heilt! Ich kann nicht genesen! – Es ist eine Arbeit der Transformation. Jederzeit, wenn der Herr entscheidet, daß es hopeless [hoffnungslos] ist, wird es hopeless sein, wird es beendet sein; und egal was kommen wird, wenn der Herr entscheidet, daß wir bis zum Ende der Erfahrung gehen sollen, gehen wir bis zum Ende der Erfahrung.

Diese Art zu sehen, zu fühlen, zu reagieren, gehört einer anderen Welt an – einer ganz anderen Welt... Würde ich die Gemütsruhe der Leute nicht respektieren, könnte ich sagen: "Ich weiß nicht, ob ich lebe oder ob ich tot bin." Denn es gibt ein Leben, eine Schwingungsart des Lebens, die völlig unabhängig ist von... Nein, ich sage es anders: Die Art, wie die Leute ihr gewöhnliches Leben empfinden, ist eng mit einem bestimmten Empfinden ihrer selbst verknüpft – ein Empfinden ihres Körpers und ihrer selbst. Schaltet man dieses Gefühl vollkommen aus, diese Empfindung, diese Verbindung, die die Leute "ich lebe" nennen, schaltet man es aus, wie kann man dann sagen: "ich lebe" oder "ich lebe nicht"? – Das EXISTIERT NICHT MEHR. Das ist jetzt vollkommen verschwunden. In dieser Nacht 6 wurde es endgültig ausgeräumt. Es ist nicht zurückgekommen. Das scheint unmöglich... Was sie "ich lebe" nennen... Ich kann nicht wie sie sagen: "Ich lebe" – es ist völlig anders.

Das sollte nicht aufgezeichnet werden, weil sie sich noch fragen werden, ob es nicht besser wäre, mich psychiatrisch zu behandeln! (Mutter lacht)

Aber auch das ist unwichtig!

(Schweigen)

Man hat dieses Gefühl einer SO ungeheuerlichen Kraft, so FREI, so unabhängig von allen Umständen, allen Reaktionen, allen Ereignissen – und es hängt nicht davon ab, daß dieser Körper so oder anders ist. Etwas anderes... Etwas anderes.

Nur eins hängt vom Körper ab: das Sprechen, der Ausdruck – aber wer weiß?... (Mutter sieht Satprem lange an, als ob sie eine unbekannte Möglichkeit erwäge)

Das reicht für heute.

Bleiben wir noch fünf Minuten still? [um zu meditieren]

Sag mir ganz offen, ob es dir hilft oder nicht? Du kannst mir alles sagen, du kannst mir auch sagen, daß es dir nicht hilft, du kannst mir sagen, daß es dir weh tut, egal was, du kannst es mir sagen! Das ist unwichtig, ich bin nicht empfindlich.

Liebe Mutter, nein...

Du fühlst nichts? – nichts.

Es ist immer das gleiche. Es ist sehr... Es ist ruhig, klar, aber es passiert nichts.

Du glaubst, etwas müsse passieren? (Mutter lacht) Ich habe so viele Jahre gearbeitet, damit sich nichts ereignet!

Es ist so schwer zu erreichen, daß sich nichts ereignet.

Aber ja, ich habe sehr daran gearbeitet (wenn ich so sagen darf), all die Jahre widmete ich dem. Bei Sri Aurobindo las ich: mentale Stille, Ruhe, Frieden. Dafür habe ich gearbeitet. Das heißt, ich glaube, daß es mir gelungen ist – wenn ich meditiere, ist es still.

Ja, natürlich.

Nichts bewegt sich – da ist nichts!

Warum sollte denn etwas da sein?

Aber was soll's dann?

Wenn etwas da ist, ist es nicht mehr still!

Etwas anderes müßte da sein! Ich dachte...

Oh... etwas anderes?

Für mich ist diese Ruhe nur der Ausgangspunkt. Darin offenbart sich etwas, oder?

Ich beklage mich immer, wenn sich etwas offenbart und die Ruhe unterbricht.

Hätte ich zum Beispiel in dieser Bewegungslosigkeit eine Vision der Mutter – eine Vision der Mutter –, daß Sie da wäre, wie... ja, daß Sie mich kennt, daß Sie nahe ist, daß Sie weiß, daß ich existiere – eine Verbindung, etwas! Das würde alles ändern! Wenn ich sagen könnte: du schließt die Augen, und du siehst Sie – wie Ramakrishna zum Beispiel, er hatte diese Verbindung. Ich weiß nicht, mein ganzes Leben wäre verändert, ich hätte eine Verbindung mit ETWAS. Es wäre nicht nur die Stille und die Stille und die Stille...

Das ist aber eine Stufe darunter.

Was erforderlich wäre, ist...

Eine Stufe darunter?

Eine bildliche, konkrete, fühlbare Verbindung ist in einem Bewußtsein... "darunter" meine ich nicht in einer abschätzigen Art, ich meine ein materielleres Bewußtsein. Das ist im Vital. Das ist im Vital. Die Erfahrungen Ramakrishnas waren im Vital.

Ich weiß nicht, das gibt dem Leben einen Sinn; dann wird das Leben voll!

Ja! Aber im Vital... Dein Vital braucht eine Menge Vorbereitungen dafür – das wird kommen, aber... ich glaube nicht, daß es dir die Zufriedenheit bringt, die du erhoffst. Was ich möchte, ist, daß du plötzlich in das supramentale Licht vorstößt, mit dem EMPFINDEN der ewigen Fülle. Dann, ja, da fühlt man etwas... Aber nicht unbedingt eine Form. Manche Leute sehen Formen, aber es muß nicht unbedingt eine Form sein.

(Schweigen)

Vielleicht ist es ein Mißverständnis. (Mutter lacht) Ich glaubte, du wolltest...

(Schweigen)

Nun, wenn du das willst, dann mußt du sehr daran arbeiten, eine weite Ruhe, einen weiten Frieden in dein Vital und dein Gefühlswesen zu bringen – dann dürfen dich Ereignisse wie dieses [mit X] nicht berühren, dich krank machen usw. Nur so könntest du das erreichen.

Ein Blitz, ja (in Brindaban 7 hattest du einmal eine Erfahrung), das ist möglich. Du willst aber einen Dauerzustand.

Gut.

(Schweigen)

Was ich schon immer wollte: Wenn man plötzlich in das höchste Licht, die Ewigkeit, die Unendlichkeit aufsteigt und dann dieses Wunder! Dann... anstatt ein Wunder zu sein, wird es ein normaler Zustand.

Das wäre etwas. Das wollte ich dir geben.

Gut.

Ich weiß nicht...

Stell dir vor: für mich ist das leichter als das andere!

Gut, wir werden es versuchen.

(Schweigen)

Oh! Du willst, daß Sie dir sagt, daß Sie dich kennt! – Aber Sie sagt es dir! Sie hat es dir schon oft gesagt!

Du willst, daß Sie dir sagt: "Du gehörst mir, du bist mein?"

Du willst SIE SEHEN?

Ja.

(Meditation)

 

1 Einer dieser reichen Männer, der die angeblichen Aussagen von X in Umlauf gebracht hatte.

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2 Yantra: tantrisches Symbol, das dazu dient, Götter, Göttinnen oder jenseitige Wesen anzurufen oder zu beschwören.

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3 Siddhi: Verwirklichung (manchmal auch: okkulte Kräfte).

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4 Ich weiß nicht, welche Schlüsse die anderen daraus ziehen, mich jedenfalls verband diese Angelegenheit endgültig und ausschließlich mit Mutter und ließ mich vor allem die Bedeutungslosigkeit der Berge von Yoga-Disziplin erkennen, die einen nur stärker in einer "Verwirklichung" gefangenhält – alle Verwirklichungen sind Gefängnisse, ausgenommen das Supramental, das leicht wie Luft ist. Was die Geldleute betrifft, scheint ihr dunkler Vorsatz geglückt zu sein, der darin bestand, zwischen X auf der einen Seite und Mutter und mir auf der anderen eine Distanz hervorzurufen, um ein leichteres Spiel zu haben.

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5 Conversations with the Mother, die später als die Entretiens 1929 erschienen.

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6 Nacht vom 12. auf den 13. April.

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7 Brindaban: Krishnas Stadt, wo er mit den Gopis spielte.

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