SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 03 Bande

Mutters

Agenda

dritten Band

9. Juni 1962

(Während des vorhergehenden Gesprächs dachte Satprem an eine objektive Änderung anstelle einer subjektiven oder einer bloßen Änderung der Einstellung gegenüber den Dingen, die die Materie der Dinge ändert, ihre Härte zum Beispiel. Hier erläutert Mutter ihre Antwort, nämlich, "wenn die Materie sich ändern ließe, hätte sie sich schon seit langem geändert" – eine Antwort, die auf den ersten Blick jede Hoffnung auf Transformation zunichte zu machen scheint.)

Da gibt es nichts zu ändern! – Die Verbindungen ändern sich.

Nehmen wir als Beispiel das, was die Wissenschaft beim sogenannten Aufbau der Materie herausgefunden hat. Als sie zum Aufbau des Atoms kamen, gab es da nichts zu ändern. Zu ändern ist da nichts! Das grundlegende Element ändert sich nicht, nur die Verbindung ändert sich.

Für alles gibt es nur ein einziges Grundelement; alles spielt sich in den VERBINDUNGEN ab 1 . Für die Transformation ist es genau das gleiche.

Du sprichst von "Kraft", aber gerade...

(langes Schweigen)

Dieser Begriff "subjektiv" und "objektiv" gehört NOCH der alten Welt und den drei Dimensionen an, höchstens den vier Dimensionen... Es ist ein und dieselbe Kraft, die die Verbindungen ein und desselben Elements ändert – um es ganz einfach zu sagen –, es ist dieselbe Kraft, die die subjektive Erfahrung UND die objektive Verwirklichung ergibt. Man könnte sagen, es ist nur die Frage einer mehr oder weniger großen Totalität der Erfahrung. Wäre es eine totale Erfahrung, so wäre es die Erfahrung des Höchsten, und sie wäre universell.

Ergibt das einen Sinn, was ich sage?

Alles läuft fast auf die Fähigkeit hinaus, die Erfahrung auszubreiten oder alles in die Erfahrung EINZUBEZIEHEN (was das gleiche ist). Man muß vergessen, daß da die eine Person oder die andere Person, eine Sache oder eine andere Sache ist – stell dir vor (wenn du es nicht konkret realisieren kannst, stell es dir vor), daß es nur EINE äußerst komplexe Sache und eine Erfahrung gibt, die sich an einem Punkt ereignet und sich wie ein Ölfleck ausbreitet oder alles in sich einbezieht, je nachdem. Das ist eine sehr vage Darstellung, aber nur so versteht man es. Die einzige Erklärung der "Ansteckung" ist die Einheit.

Der Unterschied liegt in der Kraft. Je größer die Kraft ist, so könnte man sagen (das sind alles sehr unbeholfene Worte), desto verbreiteter ist die Erfahrung. Die Größe der Kraft hängt vom Ausgangspunkt ab. Geht sie vom Ursprung aus, so ist die Kraft sozusagen universell (gegenwärtig beschäftigen wir uns nur mit einem Universum), sie ist universell. Diese Kraft offenbart sich von Stufe zu Stufe, und sie konkretisiert und beschränkt sich: auf jeder Stufe verringert sich die Reichweite. Wenn eure Kraft vital ist (oder "pranisch", wie man hier dazu sagt), ist das Aktionsfeld irdisch: manchmal ist es auf einige Individuen begrenzt, manchmal ist es nur eine Kraft, die in einem kleinen Wesen handeln kann. Es ist aber DIESELBE ursprüngliche Kraft, die in DERSELBEN Substanz wirkt – ich kann es nicht sagen, es gibt keine Worte dafür, ich fühle es aber genau.

Ich kann bestätigen, daß dieser Begriff von "subjektiv" und "objektiv" noch der Welt der Illusion angehört. Der INHALT der Erfahrung kann mikroskopisch oder universell sein, gemäß der Qualität der zum Ausdruck kommenden Kraft oder des Ausstrahlungsfeldes der Kraft. Denn es kann eine gewollte und beschlossene Beschränkung sein, keine auferlegte. Daher kann es eine gewollte Beschränkung sein. Das heißt, daß der Kraft-Wille aus dem Ursprung kommen kann, aber freiwillig sein Aktionsfeld begrenzt. Es ist jedoch dieselbe Kraft und dieselbe Substanz.

Im Grunde gibt es nur eine Kraft und eine Substanz. Es gibt unzählige Ausführungsarten, Modalitäten der Kraft und der Substanz, aber nur EINE Kraft und EINE Substanz, wie es nur EIN Bewußtsein und EINE Wahrheit gibt.

Ja, aber wenn du sagst, daß sich "nur die Verbindung ändert", handelt es sich trotzdem um eine Subjektivität (ich verwende dieses Wort, weil es kein anderes gibt). Kommt man aber zur Tatsache der Transformation, zum Beispiel der physischen Unsterblichkeit des Körpers, ist es doch etwas anderes als nur eine einfache innere Änderung der Verbindungen? Denn letztlich muß sich DIE MATERIE transformieren. Somit ist es eine Kraft über die Materie. Nicht nur die Verbindung muß sich ändern, oder?

Nein, das Wort "Verbindung" kannst du nur verstehen, wenn du es in seinem wissenschaftlichen Sinn gebrauchst, das heißt, daß dein Körper wie mein Körper, wie dieser Tisch und dieser Teppich alle aus Atomen bestehen; und diese Atome bestehen aus etwas, das EINZIGARTIG ist; und nur die Bewegung oder die Verbindung von diesem "Etwas" macht den sichtbaren Unterschied aus: unterschiedliche Körper, unterschiedliche Formen...

Dann muß diese Verbindung geändert werden.

Das muß man aber sehr genau verstehen. Da sage ich, daß die Kraft diese inner-atomare Bewegung verändern muß, dann gehorcht deine Substanz der Bewegung der Transformation, anstatt sich aufzulösen, verstehst du? Es ist DIESELBE Sache, alles ist dieselbe Sache. Nur die Verbindung in den Dingen muß geändert werden.

Dann ist OFFENSICHTLICH, daß man die Unsterblichkeit erreichen kann! Nur die Starrheit der Dinge bewirkt, daß sie sich zersetzen – es ist eine bloß scheinbare Zerstörung: das wesentliche Element bleibt das gleiche, überall, in allem, in der Verwesung wie im Leben.

Das ist so interessant!

Im Grunde genommen ist es nur der konstruktive Wille. Wenn es vom konstruktiven Willen abhängt, ist dieser konstruktive Wille ewig, unsterblich, unendlich, das ist offensichtlich. Demzufolge gibt es keinen Grund, daß das, was Er geschaffen hat, nicht dieser Unsterblichkeit und dieser Unendlichkeit angehöre – es besteht kein Grund, daß die Dinge sich scheinbar auflösen müßten, um ihre Form zu ändern. Das ist nicht unbedingt notwendig. Aus irgendeinem Grund (der uns wahrscheinlich nichts angeht) kam es so, es ist aber nicht unumgänglich, es könnte anders sein.

(Schweigen)

Die Schwierigkeit besteht darin, da herauszukommen: man berührt, man sieht, und man ist Sklave. Beobachtet man aber von DA aus (Geste über dem Kopf), erscheint das ganz einfach!

Ich behaupte: Wenn man von da aus betrachtet, so bin ich sicher, daß es keinen Unterschied zwischen "subjektiv" und "objektiv" gibt, außer man setzt eine unabhängige Realität des eigenen Individuums und des individuellen Bewußtseins voraus – das heißt, wenn man in seiner Vorstellung alles in kleine Stücke zerlegt, dann...

 

1 Der einstimmige Ruf der Physiker der Materie im Jahr 1979 war, daß die mathematischen "Modelle" der Teilchenstruktur der Materie zu komplex geworden sind: "Es gibt zu viele Arten Quarks (hypothetische Elementarteilchen und "letzte" Bestandteile der Materie), und viel zu viele ihrer Aspekte sind nicht beobachtbar". Die Wissenschaft verspürt die Notwendigkeit einer einfacheren Arbeitshypothese. Von daher ergibt sich der dringende Wunsch der Physiker nach einem neuen, vereinfachenden und einheitlichen Begriff, der die Materie ohne Rückgriff auf "nicht Beobachtbares" erklärt. Vielleicht liegt dieser "Begriff" als Keim in diesem kurzen rätselhaften Satz von Mutter: "Für alles gibt es nur ein einziges Grundelement; alles spielt sich in den Verbindungen ab."

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English