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Mutters

Agenda

dritten Band

11. Juli 1962

(Es geht wieder um das Gespräch vom 4. Juli: "Man muß dem Tode sterben, um in die Unsterblichkeit geboren zu werden.")

Das kannst du dir nicht vorstellen. Als ich dies sagte, hatte ich es gerade gesehen – irgendwo in einem blendenden Licht –, voll wunderbarer Bedeutung. Als ich es dann ausdrückte, fragte ich mich natürlich, warum es... es war nicht mehr das. Das war einfach wunderbar, es erklärte... Nicht, daß es alles erklärte, aber es war eine Offenbarung. Die Übertragung muß fehlerhaft gewesen sein. Nachher, als du fort warst, kam es wieder. Ich fragte mich: "Warum sagte ich wohl, daß es so wunderbar war!" Ich verstand, es war wunderbar, als ich es sah: es war etwas GESEHENES. Ich SAH die Worte, strahlender als die strahlendsten Diamanten, voll von der Kraft eines wunderbaren Wissens, als enthielte es den Schlüssel aller Dinge. Als ich es aussprach, wurde es fast platt. Im Vergleich dazu ist es jedenfalls völlig platt. Hatte es eine Wirkung auf dich, als ich es sagte?

Ich fühlte, daß da etwas war...

Es war ein Wunder! Ein solches Strahlen! Als mir nur noch die Erinnerung an das Strahlen blieb (ich habe sie immer noch), als die Offenbarung vorbei war, fragte ich mich: "Was war bloß in diesen Worten: dem Tode sterben?"... Dieses "dem-Tode-sterben" war glorreich, mein Kind.

Aber was ich sagte, ist nichts.

Als du es ausdrücktest, hatte ich den Eindruck, darin stecke ein Geheimnis.

Ja, ja! Das war die MACHT darin.

Es waren genau diese Worte, aber... in den Worten war etwas anderes enthalten. Liegt es an der Übertragung?... Und doch waren es diese Worte.

Das ist sehr interessant.

Wenn man jetzt zu verstehen versucht, findet man wohl etwas, aber es bedeutet nichts.

Sobald man übersetzt, sobald man mit dem Verstand an die Dinge herangeht, wird alles merkwürdig platt. Man hat den Eindruck, daß alles platt wird.

Ja, erledigt, so platt – seines Inhalts entleert.

Etwas geht verloren, unwiderruflich verloren... Wir müßten ein anderes Ausdrucksmittel haben.

Das Schweigen vielleicht.

Nein... ich weiß nicht, könnten es nicht farbige Wellen sein?

Vielleicht. Ja, an jenem Tag [13. April] bestand die ganze Schöpfung aus farbigen Wellen, aber nicht die Farben, die wir hier haben, es war... Ja, jener Tag...

Für gute zwei Stunden war es absolut... Die Welt, die ganze Schöpfung, erschien mir wie ein spielendes Kind, so war die Beziehung. Und was für ein Spiel!

Ja, es war heiter, leicht. Aber SEHR schön, sehr leicht.

Das ist nie mehr verblaßt, es blieb immer da (Geste hinter dem Kopf). In jedem beliebigen Augenblick kann ich hineintauchen. Es ist derselbe Unterschied wie beim "dem-Tod-sterben"; es ist derselbe Unterschied zwischen der Rückkehr zum Bewußtsein, das spricht, und DEM. Es ist dasselbe. Das "dem-Tode-sterben" enthielt die ganze KRAFT davon. 1 Es war klar und... von überwältigender Kraft. Auch der Eindruck: leicht, leicht! Es ist weder eine Frage von schwer noch von leicht: spontan, NATÜRLICH und so heiter! Das "dem-Tode-sterben" war voller Freude. Eine solche Freude!... Ich könnte sagen: "Es ist doch offensichtlich! Seht ihr denn nicht, wie offensichtlich es ist! Man muß nur dem Tode sterben, das ist alles!"

(Schweigen)

Gegenwärtig muß ich während kurzen Zeiten in der Nacht plötzlich eine Arbeit mit den mentalen Konstruktionen des einen oder des anderen verrichten. Da habe ich den Eindruck, mit einer ungeheuren Lüge konfrontiert zu sein. Einer zerstörerischen Lüge – ein VÖLLIGER Widerspruch zu dieser schöpferischen Schwingung, die sich unendlich entfaltet.

Manche Leute sind hier, manche sind anderswo, aber es ist der mentale Zustand (sogar des höheren Mentals, nicht etwas sehr Erdverbundenes), der mentale Zustand des einen oder anderen... Es kommt individuell, ich erfahre jeweils zugleich den Namen. Eine Art Unbehagen ergreift meinen Körper, als wäre ich in der Gegenwart von... Ich weiß nicht, im gewöhnlichen Leben würde ich sagen: "Verschwinde!" (Mutter jagt etwas mit einer heftigen Geste fort) Doch hier wird es mir vorgesetzt, damit ich eine bestimmte Arbeit verrichte (ich kenne die Person: manche sind hier, manche sind anderswo – es sind Leute, mit denen ich über den Yoga in Beziehung stehe). Folglich begegne ich diesen mentalen Formationen, und es wird so GEHALTEN (Mutter faßt die Sache fest mit beiden Händen), damit ich es nicht fortweise. Dann (man könnte dabei ohne weiteres verrückt werden) führe ich langsam die göttliche Schwingung herbei und halte sie so (Mutter hält diese Schwingung in der Faust und treibt sie wie ein Schwert des Lichtes hinein), ohne Bewegung... bis alles sich in Schweigen auflöst.

Ich kam noch nicht dazu (lachend), sie zu fragen, was mit ihnen geschehen ist.

Vielleicht waren sie sich nicht sofort bewußt, aber sicherlich wird es eine Wirkung haben.

Das geschah früher nie, es ist völlig neu. Vorher drückte sich diese Kraft durch das höhere Mental aus, weit oben (das, was Sri Aurobindo das Übermental nennt). Es war dort oben, genau so, dann löste es die Dinge auf, zerstreute, änderte sie, verrichtete eine ganze Arbeit, aber ohne Schwierigkeiten, ohne Anstrengung (Geste über den Kopf, wie um ein ruhiges und widerstandsloses Fließen zu bezeichnen), mühelos. Es war mein Handeln in jeder Sekunde, beständig, überall, immerwährend, die ganze Zeit, mit allen Dingen, die auf mich zukommen. DAS hingegen ist völlig neu. Es ist eine Art "Überlagerung", etwas wird dem PHYSISCHEN Gehirn auferlegt (es dient wohl dazu, die Gehirnzellen zu verändern), deshalb ist mir nur eines erlaubt: (Mutter ergreift die mentale Konstruktion, die sich ihr zeigt) es steht mir so gegenüber und verläßt mich nicht, es saugt sich fest wie ein Blutegel und rührt sich nicht. So muß ich die höchste göttliche Schwingung hineinbringen, die ich anderntags [13. April] erfuhr, und es dann so halten, bewegungslos (manchmal braucht es lange Zeit)... bis alles in göttliches Schweigen getaucht ist.

(Schweigen)

Ich weiß nicht mehr, ob es heute oder gestern morgen war, als ich gegen halb fünf oder Viertel vor fünf aufstand... Ganz plötzlich (wie soll ich sagen?) dachte ich willentlich und wie aus Gewohnheit an dich. Ich fragte: "Muß man mit Satprem auch so verfahren?" [Dieser Vorgang mit dem Lichtschwert] Ich erhielt keine Antwort. Bis jetzt kam noch nichts.

Wenn ich an dich denke, führt mich das immer in einen sehr kristallenen und leuchtenden Bereich – kristallklar, manchmal mit... Ein Zustand, in dem ich mich ohne Reibung mitteilen kann.

Trotzdem habe ich den Eindruck, daß es verschlossen ist.

Es ist nicht verschlossen.

Ich habe den Eindruck, daß ich mich nicht so ausbreite [horizontale Geste ins Unendliche].

Nein, es ist nicht so (horizontal) sondern so (vertikal). Es ist nicht universal. Je mehr es herabsteigt, um so mehr... Aber mein Kontakt mit dir findet immer oberhalb deines Kopfes statt.

Da sind keine Trennwände, nein, keine Mauern. Es ist vielmehr eine Konzentration (wie soll ich sagen?) mit Unregelmäßigkeiten, in dem Sinn, daß mit einem Mal ein sehr intensives, klares Licht aufleuchtet, wie ein Blitz, und dann... nimmt es wieder ab. Manche Stellen sind sehr leuchtend und sehr aufnahmefähig – sie empfangen, empfangen, empfangen. Andere sind... nicht schlafend, aber passiver. Es ist nicht so (horizontal) sondern so (vertikal). Die ganze Tätigkeit spielt sich über dem Kopf ab – sehr aktiv, sehr tätig. Es ist nicht in Mauern eingeschlossen – sehr aktiv. Von Zeit zu Zeit gibt es einen kleinen Lichtausbruch.

So sehe ich dich immer. Du LEBST dort (Geste oberhalb des Kopfes).

Du hast wenig Kontakt mit den äußeren Gegebenheiten. Dein wahres Leben spielt sich dort ab. Hier steigt es etwas herab (Mutter zeigt auf die obere Stirn), und es liegt dort (Geste oberhalb des Kopfes und darum herum). Es ist größer als dein Körper, sehr aktiv und sehr beständig. Von Zeit zu Zeit kommt es dann wie ein Wasserfall – ein Wasserfall (herabrieselnde Geste), leuchtend und schön. Wie leuchtende Fontänen. Es ist SEHR schön und fällt wie ein Regen. Hier fängt es dann an, sich zu bewegen (Höhe der Stirn).

Ja, es ist gut – interessant.

Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, es sei das wahre Leben.

Das, nein.

Das wahre Leben... das wird kommen.

Das wahre Leben ist etwas anderes, das kommen muß. Es ist etwas anderes.

Das wahre Leben ist Sat-prem. Das ist für später. Das muß sich erst manifestieren, dann wirst du den Eindruck des wahren Lebens haben.

Es wird kommen.

Man darf nicht ungeduldig sein, denn wenn man ungeduldig ist, imitiert man die Dinge. Man imitiert die Dinge in sich selbst, in seiner Erfahrung. Man imitiert die Verwirklichung (man weiß es nicht, man tut es in Aufrichtigkeit), aber die Ungeduld bewirkt das.

In EINFACHER Reinheit kann es nur kommen, wenn... der Herr alles tut, alles entscheidet, handelt, verwirklicht, lebt, die Erfahrung hat.

Wenn alles Seine Angelegenheit ist, wenn man absolut nichts zu tun hat und man NICHT EINMAL WEISS, WO MAN IST – dann... kommt es in seiner Reinheit, nicht vorher.

Darin besteht der radikale Unterschied seit der letzten Erfahrung [vom 13. April]: es gibt nichts mehr außer dem Herrn. Der Rest... was ist das? Es ist nur eine Angewohnheit zu sprechen (nicht einmal eine Angewohnheit zu denken, das ist alles verschwunden), eine Angewohnheit zu sprechen. Je weniger man deshalb spricht, um so zufriedener ist man. Sonst... nichts mehr. Was kann es anderes geben? – Er sieht, Er will, Er handelt.

Alles kommt spontan, einfach, in großer Schlichtheit.

Es wird kommen, mein Kind, nur keine Ungeduld!

Bis jetzt ist es auf gutem Wege. Es ist sehr gut.

Im Grunde ist es immer eine Art mehr oder weniger verdecktes Begehren, die Befriedigung der Verwirklichung zu haben (Mutter macht eine Bewegung des Hinsetzens). Ich kenne das: man will sich existieren, fortschreiten, handeln sehen... (Mutter lacht)

Also gut, mein Kind!

 

1 Mutter fügte hinzu: "Darin besteht der große Unterschied: es ist die schöpferische Macht."

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