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Mutters

Agenda

dritten Band

14. November 1962

(Lektüre einer Manuskriptstelle, in der Satprem die Beziehung zwischen dem Unterbewußten und dem Überbewußten erklärt. Er sagt insbesondere: "Man kann nur heilen, wenn man ganz auf den Grund geht, und man kann nur auf den Grund gehen, wenn man ganz nach oben geht.")

Das wird interessant... Es ist die Ausformulierung (nicht die Theorie, nicht die Erklärung, es ist mehr als intellektuell, aber der Ausdruck in literarischer Form) meiner Erfahrungen all der Nächte in letzter Zeit – nicht nur der Nacht, auch der Tage.

Ich berühre gleichsam den letzten Grund der Dinge.

Gestern Nacht erst kam dieser Eindruck: "Mein Gott, muß man denn immer tiefer hinabsteigen, tiefer und tiefer, immer tiefer!" Meine Identität mit dem Höchsten wächst, aber gleichzeitig scheine ich in die Tiefen der Dunkelheit hinabzusteigen... auch des Schlamms, unglaublich! In die Möglichkeiten des Lebens. Du sprichst ja über Sri Aurobindos Erfahrung. Stell dir vor, ich wußte nicht, daß er diese Vision aller Foltern hatte 1 . Aber ich hatte sie gerade im Detail, Stück für Stück – wirklich unglaubliche Dinge! Ich sagte mir: "Warum das alles? Warum sehe ich das alles? Verliere ich meinen Kontakt?" Im Gegenteil, er kam immer näher, immer stärker, immer bewußter, immer leuchtender und zugleich... das (Bewegung nach ganz unten).

Du drückst es sehr, sehr gut aus. Spürst du vielleicht meine Erfahrung und machst sie mit, ohne es zu wissen, oder bin ich es, die...? Ich weiß es nicht – all das hängt zusammen. Aber es ist sehr interessant.

Mein Eindruck war nämlich folgender: Je höher ich steige, um so mehr erkenne ich die unteren Dinge. Ich konstruierte keine Lehre oder Theorie daraus, denn diese Angewohnheit ließ ich vor sehr langer Zeit fallen. Doch ich beobachte und halte die Tatsache fest. Ich stelle sie fest, ohne mir zu sagen: "Das ist wegen diesem oder jenem" (was du in deinem Buch erklärst). Ich stellte sie fest und konnte sagen: Je mehr ich die ständige leuchtende Gegenwart fühle, um so mehr sehe ich diese Dinge. Nun wird es für mich vollkommen klar, daß es unmöglich ist, DAS integral zu manifestieren, ohne all dies [unten] dem Licht darzubringen.

Im Grunde ist mein Mittel sehr einfach. Bei allem, was kommt, sage ich: "Hier, Herr, das ist für Dich. Ändere es, transformiere es!" Es ist die Arbeit des Darbringens, der Hingabe (Bewegung der Übergabe ans Licht). Heute morgen erhielt ich eine Antwort, nicht direkt auf eine Frage, aber als ob ich mich fragte: "Was soll ich tun?" (Der Herr sagt mir ja, daß ich für seine Arbeit hier bin.) "Wie verrichte ich Seine Arbeit? Eine neue Art, die Arbeit zu verrichten?" All die alten Methoden kennen wir. Aber die neue Art, die Arbeit auszuführen? Da kam die Antwort völlig konkret, ohne Worte: "Füge die beiden Enden zusammen – alles, was du siehst, alles, was sich dir zeigt oder was du entdeckst, wird automatisch in die Gegenwart des Allerhöchsten, des Höchsten gestellt. Du verbindest die beiden Enden. Deine ganze Arbeit besteht darin, die Verbindung herzustellen."

Und jetzt liest du mir das alles vor! Es ist, als ob du es erklärtest. Das ist interessant, findest du nicht? (Mutter lacht) Ich finde es sehr interessant.

Es kam noch mehr, denn heute morgen sagte mir Sri Aurobindo selber: "Heute wird er dir etwas mitteilen, was deine Erfahrungen erklärt." Und so ist es. Das ist keine mentale Erklärung, verstehst du, sondern die Dinge werden so GESEHEN.

Gerade jetzt war er wieder da und sagte mir... (wie soll ich es ausdrücken?) ich könnte es etwa so formulieren: he receives well [er empfängt gut], als ob er dir vieles diktierte.

Es ist gut, ich bin sehr zufrieden! (Mutter lacht)

*
*   *

Etwas später

Es würde Hunderte von Bänden füllen, wenn ich morgens beim Aufwachen all das erzählen könnte, was ich mich erinnere, gesehen zu haben! Es würde sicherlich Hinweise bieten.

Ich habe niemals aufgehört zu sehen. Jetzt sehe ich Tag und Nacht, es macht keinen Unterschied. Aber ich sehe nicht dieselben Dinge, ich verrichte nicht dieselbe Arbeit [tagsüber oder nachts]. Doch stets äußert sich die ganze Arbeit durch Visionen (ich höre es auch deutlich, ich erinnere mich an die Worte, aber das ist nebensächlich): die Ideen sind Bilder, und die Willensäußerungen sind Handlungen. All das ist wie ein Leben – ein Leben in anderen Welten, unterschiedlichen Welten.

 

1 Im Gefängnis von Alipore: "Während zwei Wochen hatte ich die Vision aller Arten von Torturen und Leiden ..." (A.B. Purani, Life of Sri Aurobindo, S. 122)

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