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Mutters

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dritten Band

30. November 1962

Noch ein Prophet! (Mutter gibt Satprem ein schreibmaschinengeschriebenes Blatt). Indien ist voller Propheten. Aber dieser ist recht interessant, denn es ist der erste, der diesen Krieg [zwischen Indien und China] vom Standpunkt eines inneren Geschehens aus sah.

Es scheint ein guter Mann zu sein. Er wohnt in Madras.

(Satprem liest)

"Ein Nachbar von A., ein Erziehungsbeamter (im Ruhestand), hält täglich ernsthafte Pujas ab und verfügt über gewisse Kräfte der Wahrsagung, des Gedankenlesens usw. Von seinem Guru erhielt er die Anweisung, niemals Leute wegzuschicken, ohne ihre Fragen zu beantworten, welcher Art sie auch seien, unter keinen Umständen je zornig zu werden, niemals Geld zu akzeptieren und niemals Dinge aus eigenem Antrieb zu erzählen. Bei den Ministern und Beamten der Regierung in Madras ist er sehr gefragt, auch Nehru hatte eine interessante Erfahrung mit ihm.

Dieser Herr sagte A. am 20. Oktober, daß die chinesischen Feindseligkeiten Ende November eingestellt würden. Dies geschah in der Tat am 20. November. Hier sind einige andere Dinge, die er A. sagte:

1.) Das menschliche Element wird zunehmend mitarbeiten, und die Leute werden in jeder Hinsicht stärker.

2.) Der Kampf wird anderthalb Jahre andauern. Es wird ein Sieg für Indien sein.

3.) Der Kampf findet mehr im Spirituellen (Subtilen) statt als im Physischen, und es muß kein Krieg mit Schußwaffen sein.

4.) Die Staaten des Himalayas werden sich der Unabhängigkeit erfreuen.

5.) Immer mehr wichtige Leute (von Indien und dem Ausland) werden nach Pondicherry kommen.

6.) Alle Nationen werden Indien mit Hilfe überhäufen, und die Kriegskosten werden Indiens Wirtschaft nicht beeinträchtigen.

7.) Als er gefragt wurde, wie die Chinesen ohne einen Krieg mit Waffen besiegt werden könnten, sagte er: "Vielleicht ziehen sie sich einfach zurück." Er konnte nicht sagen, ob die Feindseligkeiten wieder aufgenommen würden. Er sagte: "Es muß nicht sein."

Offensichtlich weiß er, daß hier eine Arbeit verrichtet wird. Das ceasefire 1 [Feuereinstellung] war eindeutig das Resultat meiner Tätigkeit – alle Länder wundern sich darüber, wie das geschehen konnte. Mein Eindruck war der einer unsichtbaren Handlung, die auf die Leute einwirkt, OHNE DASS SIE ES WAHRNEHMEN – nicht durch das Mental.

Der äußere Grund ist, daß Kennedy die Feuereinstellung verlangte, sonst hätte er Truppen geschickt.

Man hat eher den Eindruck, daß die Feuereinstellung ein Trick der Chinesen ist und daß sie etwas im Schilde führen.

Das ist sehr gut möglich. Vielleicht denken sie so in ihrem äußeren Bewußtsein.

(Schweigen)

Hätte man mir die Frage gestellt, die man dem Mann von Madras stellte, hätte ich in etwa so geantwortet: "Ich weiß nicht, ob es notwendig sein wird zu kämpfen oder nicht, aber es kann ohne Kampf geschehen."

Mich interessierte das, weil er es von der anderen Seite aus sah.

Was du gelesen hast, ging durch zwei Köpfe: zuerst der von A., dann jener von M., der schrieb, was A. ihm sagte – demnach muß es schon zweimal entstellt worden sein... Jedenfalls spürte er offensichtlich eine Kraft am Werk, die hinter den Erscheinungen wirkte.

Die Kraft ist so beschaffen: von Anfang an brachte ich den ewigen Frieden dorthin [an die Front]... um zu sehen, wie sich das auswirken würde! Es war fast Neugierde, zu sehen, was geschehen würde.

*
*   *

Etwas später

1963 wird hier ein schwieriges Jahr sein.

Aber ich rechne damit, daß es im Februar 1964 nachgeben wird – anfangen wird, nachzugeben – diese Art Druck, oder vielmehr diese allgemeine Depression.

*
*   *

Später

Neulich sprachst du über Sri Aurobindos Weggang, und du sagtest: "Als er ging, ein Sturz in ein Loch. Das katapultierte mich förmlich..." Wolltest du sagen, daß es dich in die Evolution katapultierte?

Ich hatte sie nie verlassen. Aber...

Du machtest eine Geste nach vorn.

Zur Zukunft hin.

Obwohl ich auch schon dort war, das ist es nicht. Es ist...

(Schweigen)

Die eigentliche Wahrheit ist, daß mich das DIREKT zum Höchsten hin katapultierte, ohne Vermittler.

Ich hatte den Kontakt mit dem inneren Göttlichen, die Verwirklichung der Ewigkeit, ich hatte all diese Verwirklichungen, aber... solange ich mit Sri Aurobindo lebte, war mein Gefühl des Absoluten auf ihn bezogen und... (wie soll ich sagen?) All die zwingenden "Bedürfnisse", von denen ich sagte, sie seien die Samen der Evolution, sind im Grunde ein Hebel oder ein Sprungbrett, damit der Mensch erkennt, daß das EINZIGE Absolute der Herr ist, das einzig Beständige der Herr ist, die einzige Sicherheit der Herr ist, die einzige Unsterblichkeit der Herr ist – daß die ganze Manifestation nur dazu dient, einen DORTHIN zu führen.

Im Grunde ist es das: von meiner Erfahrung des Höchsten durch die Manifestation Sri Aurobindos wurde ich in eine direkte Erfahrung, ohne Vermittler, katapultiert.

Dies ist schlecht ausgedrückt, es ist nicht das, aber... (Mutter schließt die Augen)

Ich fühlte sehr stark – auf unaussprechliche Weise, so intensiv war es –, daß man sich nur auf EINES abstützen kann, daß nur EINES sicher ist und nicht versagen kann: der Höchste – alles übrige geht, kommt, dauert, verschwindet.

(Schweigen)

Offensichtlich war es das, was ich für die Arbeit verstehen mußte.

(Schweigen)

Das ist es. Es ist schwierig auszudrücken, aber es war als... Im ewigen Spiel ist alles unstet, und alles versagt. Es war so: "Alles wird fehlschlagen außer dem Höchsten."

Das wird eine so absorbierende und so absolute Erfahrung... (Mutter ist wie von weißem Licht umhüllt) die Ungewißheit, die Unstetigkeit, der flüchtige, unbeständige, vergängliche Charakter aller Dinge – man kann sich auf nichts abstützen, alles stürzt in sich zusammen, nur DER HÖCHSTE nicht, denn Er ist alles.

Nur das absolute Ganze versagt nicht.

(Schweigen)

Worte sind dumm, aber es ist eine Erfahrung.

Wenn man einmal diese Erfahrung hat, ist es vorbei. Alles übrige ergibt sich daraus: das sind Details.

Dies lernte ich in jenem Augenblick [am 5. Dezember 1950].

 

1 Vor einigen Tagen (am 20. November) hatten die Chinesen völlig unerwartet einseitig den Waffenstillstand erklärt. Man hatte sie schon bis Kalkutta kommen sehen.

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