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Mutters

Agenda

vierten Band

15. Juni 1963

Von einem Freund in Frankreich erhielt ich einen Brief, in dem er des längeren über einen Autor von drei Bänden mit dem Titel "Gnosis" spricht.

Ooh!

Er lebt in der Schweiz, ein Russe namens B.M. Er leitet dort ein Zentrum mit Schülern. Ich bat um ein Foto von ihm und wollte dich fragen, wer dieser Mann ist.

(Mutter betrachtet das Foto) Auf jeden Fall ist er ein Intellektueller – kein spiritueller Mensch, das ist klar. Er mag vitale Kräfte haben (das beeindruckt die Leute gewöhnlich). Ja, ein Intellektueller, ein Idealist. Hast du seine Handschrift nicht?

Nein.

Er ist schrecklich manierlich, das stört mich! (Lachend) Ein wohlerzogener Herr!

Ich hatte denselben Eindruck: ein außerordentlich bürgerlicher Mann.

Ein sehr "respektabler" Herr.

Er muß Geist haben, einen recht feinen Geist. Ein Ironiker: Er muß auf gewandte Weise zu antworten verstehen, er hat wirklich das, was man im Französischen "Esprit" nennt.

Das Foto läßt keine Anzeichen von Macht erkennen, aber falls er sie über die Menschen hat, muß es eine vitale Macht sein.

Er hat keinen spirituellen Geist: den idealistischen Intellekt übersteigt er nicht. Aber für die Leute ist das mehr als genug, denn die wahre spirituelle Macht geht völlig über ihr Verständnis hinaus – sie lassen sich sehr leicht von einer kleinen vitalen Macht beeindrucken: mental-vital.

Dieser Mann hätte Tantrismus nach Art von Woodroffe betreiben können, ich weiß nicht. Viele Menschen treten auch zum Sufismus über – sehr leicht wenden sie sich dem Sufismus zu. Aber nicht viele kommen zu einem wahrhaft spirituellen Leben...

Er hat drei Bände mit dem Titel "Gnosis" geschrieben.

Er besitzt einen großen Ehrgeiz.

Aber er ist ein Intellektueller, er mag intellektuell etwas empfangen haben.

Kam der Brief aus Frankreich?

Ja, von einem Freund, und da dieser B.M. populär zu werden scheint, wollte ich zu meiner eigenen Orientierung wissen, ob mein Freund in guten oder zweifelhaften Händen ist.

Das Niveau reicht nicht sehr hoch, aber das bedeutet nicht unbedingt, daß er in "schlechten Händen" ist.

Er ist ein Aristokrat, dein Herr. Vielleicht ein alter Aristokrat aus Rußland?

Mein Freund ist ein Aristokrat. Ein Marquis so und so. Aber er ist kein gewöhnlicher Marquis sondern ein Abenteurer.

Nun ja! Das gehört zum guten Charakter. Es ist das Kshatriaelement 1, da gehört es zum guten Stil, Abenteurer zu sein.

Aber dieser hier ist schrecklich gut erzogen! (Lachend) Sehr gute Manieren, vielleicht verfeinert. Ein Intellektueller.

Aber er ist humanitär – handelt er zum Wohle der Menschheit?... Oder zum Wohle seines eigenen Ruhms?

Er behauptet, mit einer Botschaft beauftragt zu sein. Er hat eine Botschaft.

Ach, er hat der Welt etwas zu offenbaren – oh Gott, arme Welt! Wieviele Offenbarungen!...

Nun, warten wir auf das Buch, wir werden sehen.

Du kennst ja die Geschichte jenes Rumänen, der von den Kommunisten gefoltert wurde und Visionen von Sri Aurobindo hatte 2 (er sah ihn übrigens nicht so, wie er ist, sondern gemäß seiner eigenen Vorstellung: mager und asketisch). Schließlich sagte ihm diese Erscheinung: "Ich bin deine Seele" usw. Aber er hatte Sri Aurobindos Namen nie geschrieben gesehen, er hörte ihn nur, und deshalb schrieb er ihn sehr seltsam [Aurobin Dogos]... Er SCHEINT etwas von Sri Aurobindo gesehen zu haben. Jedenfalls gab ihm diese Vision die Kraft, all diese Foltern zu überstehen – schreckliche, unvorstellbare Foltern. Er konnte fliehen. Jemand half ihm dabei (jetzt ist er in England in Sicherheit). Damals litt er so sehr, daß er sich sterben lassen wollte. Da erschien ihm diese "Stimme", diese Erscheinung, und sprach mehrere Stunden lang zu ihm, sie gab ihm Mut und sagte ihm, daß die Seele sich NIEMALS entmutigen lasse, daß sie etwas zu tun habe usw., und er müsse durchhalten. Deswegen hielt er durch.

Analoge Dinge mögen sich anderswo ereignet haben, und die Menschen können Inspirationen empfangen haben – man weiß es nicht.

Offensichtlich wirkt die Kraft überall, wo eine Aufnahmefähigkeit besteht, das ist gewiß.

*
*   *

(Mutter knüpft an das vorhergehende Gespräch an, wo sie von gefährlichen Übergangsperioden für die Erde und für das Individuum sprach, in denen alles in einem instabilen Gleichgewicht schwebt.)

Das geschieht auch jetzt noch häufig.

Heute morgen kam das mehrere Stunden lang wieder (es begann gegen Ende der Nacht, zwischen drei und vier Uhr, und dauerte bis halb sieben, sieben Uhr morgens), das Empfinden, auf einem Grat zu balancieren (Geste): man muß sehr aufpassen und sich sehr ruhig verhalten – nicht bewegungslos, aber doch ruhig.

So muß es in den Augenblicken sein, wo man krank wird (auf einer viel niedrigeren Ebene). Wenn die Leute krank werden, muß es (in ihrem Maßstab, wahrscheinlich in mikroskopischem Ausmaß) so sein (Geste eines instabilen Gleichgewichts): sie müssen den Übergang vom einen zum andern Augenblick, vom einen Gleichgewicht zum andern vollziehen, und wenn sie nicht aufpassen, stürzen sie. Und DURCH die Krankheit finden sie dann zu einer neuen Harmonie zurück – (lachend) entweder hier oder in einer anderen Welt!

*
*   *

(Dann spricht Mutter über den Besuch von Pandit Nehru, den sie vor zwei Tagen, am 13. Juni, empfangen hatte:)

Dieser Besuch, ein eigentlicher Präsidentschaftsbesuch, führte natürlich zu einem großen Tohuwabohu: alle waren in Aufregung, jedenfalls die meisten. Dieser Besuch war mir mehr oder weniger aufgezwungen worden, denn eigentlich wollte ich ihn nicht sehen – ich fühlte mich nicht in einer Verfassung, wo dieser Besuch von kapitaler Bedeutung sein könnte. Aber manche Leute erhofften sich viel davon (fast überall, sogar in der Schweiz, auch in Amerika), sie dachten, ich könne etwas ausrichten... Aber äußerlich gesehen war das eine Illusion.

Plötzlich kam dann etwas so klar, als ob der Herr selbst es angeordnet hatte, und es drückte sich so aus: "Gib ihm ein Bad des Herrn!" Eine Atmosphäre schaffen (ohne zu sprechen, ohne etwas zu sagen), eine Atmosphäre, die ein Bad des Herrn bildet. So daß alle, die in diese Atmosphäre treten, automatisch in das Bad des Herrn gelangen. Es war so schön! So einfach, mit einem Lächeln, nicht prätentiös, keine großen Worte: etwas sehr Einfaches und Natürliches. Ich ging frühzeitig hinunter in das Zimmer. Vorher mußte ich viele Leute treffen, unzählige Leute, die mich am Morgen sehen wollten, aber ich hatte schon morgens begonnen, das Bad des Herrn vorzubereiten. Ungefähr eine Stunde vor Nehrus Ankunft empfing ich die letzten Besucher, dann blieb ich im Zimmer und bereitete das "Bad" vor... Es war wirklich erfreulich.

Vielleicht spürte er etwas. Diese Leute sind gezwungenermaßen sehr dickfellig: überarbeitet, natürlich sehr selbstgefällig und davon überzeugt, daß sie alles wissen und alles vermögen (unglücklicherweise können sie viel ausrichten). Ihr ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, jegliche innere Empfangsbereitschaft zu UNTERBINDEN.

Aber er bekam das Bad!

Er wollte für zwei oder drei Minuten kommen – und blieb eine Viertelstunde.

Ich selbst sagte nichts. Eine andere Person sprach. Gegen das Ende hin sah man, daß er sich aus seinem Sessel erheben wollte (ich hatte für ihn einen gemütlichen Sessel bereitgestellt), als wollte er sagen: Now I must go [Nun muß ich gehen]. Da sagte ich ihm einfach: You need a little rest [Sie brauchen etwas Ruhe] – du hättest sein Gesicht sehen sollen! Sofort entspannte sich alles. Die ganze Zeit über bewegten sich seine Finger (Mutter trommelt auf die Armlehne ihres Sessels), zwei Finger bewegten sich fortwährend, obwohl ich ihm beharrlich Frieden und Ruhe zusandte, aber dauernd bewegten sich seine Finger, denn innerlich war er ständig aktiv. Als ich ihm diese Worte sagte, entspannte sich sein Gesicht, und die Finger hielten still. Es war schon spät, und die anderen warteten, deshalb ließ ich ihn bald darauf fortgehen. Aber es war interessant. Ich sagte ihm einfach: You need a little rest – alles kam zum Stillstand.

Verstandesmäßig... (Mutter macht eine Geste völliger Verschlossenheit). Ein Prinz von Kaschmir war einmal hier, ein ganz junger Mann 3 . Später ging er nach England und schrieb dort eine Doktorarbeit über Sri Aurobindos politisches Leben: Sri Aurobindo, der Prophet des indischen Nationalismus, mit einem Vorwort von Jawaharlal Nehru. Ich las das Vorwort, aber erst nach seinem Besuch, am nächsten Morgen – es ist schrecklich! Versteht nichts, er versteht rein gar nichts, absolut stumpf. Es ist sehr liebenswert geschrieben, aber trotzdem von jemandem, der nichts versteht... Ich kann dir auch den Grund sagen: Zwischen meinem ersten und zweiten Besuch hier, während ich in Japan war und Gandhi seine Kampagne begann 4, schickte er erst ein Telegramm und dann einen Botschafter hierher zu Sri Aurobindo, um ihn zu bitten, Präsident der Kongreßpartei zu werden – was Sri Aurobindo ablehnte.

Diese Leute vergaben ihm das nie.

Ja, er verstand nie, warum Sri Aurobindo sein politisches Leben nicht wieder aufnahm.

Nein. Nehru verwechselt Gandhis Askese mit dem spirituellen Leben – sie machen immer denselben Fehler. Sie sind nicht davon abzubringen. Leider ist die ganze Welt in derselben Vorstellung verhaftet.

Während der Cripps-Affäre 5 sagte Nehru (oder Gandhi, ich weiß nicht mehr, wer von beiden): "Er hat sich doch aus dem politischen Leben zurückgezogen, warum mischt er sich jetzt ein! Das geht ihn nichts an." – Sie haben ihm nie vergeben. Das heißt, sie sind völlig verschlossen und unfähig zu verstehen, daß man ein höheres Wissen als das rein praktische haben kann.

Na ja.

Glaubst du, daß Indien einer neuen Bedrohung ausgesetzt ist?

Die Chinesen?... Ich weiß es nicht. Es wird viel darüber gesprochen.

Jedenfalls hatte X das für April angekündigt – nichts geschah!

Vor ein paar Tagen mußte ich wieder an den "Norden" denken. Ich sah mir das also an und sagte: "Aber der April ist doch vorbei?" Dieser Gedanke kam mir vor ein paar Tagen – vielleicht hegen sie etwas im Schilde, ich weiß es nicht.

Die Chinesen sind recht empfänglich, trotz ihres Kommunismus. Sie sind sehr offen für die Idee des menschlichen Wohlwollens, das heißt, sie halten ihre politische Organisation in menschlicher Hinsicht für die beste, deshalb wollen sie sie allen aufzwingen – in ihrer Überzeugung liegt eine gewisse Aufrichtigkeit; sie glauben, es sei die beste Lebensweise. Sie handeln nicht nur aus bösem Willen. Sie sind sehr intelligent.

Jedenfalls hätten sie tun können, was ihnen beliebte (im letzten Oktober, als Indien seine Grenzen nicht verteidigte), unternahmen aber nichts.

Ja, das war außergewöhnlich!

(Mutter lächelt) Nicht ganz. Aber es beweist jedenfalls ihre Empfänglichkeit.

Sie ziehen dem Krieg eine mentale und politische Vorherrschaft vor. Verstehst du, es geht ihnen nicht darum, die Leute zu massakrieren.

Es scheint (ich habe es gehört, ich weiß es nicht), daß sie viele Gefangene machten – leider auch viele Inder –, die meisten davon wurden wieder freigelassen, und alle sagten, sie seien sehr korrekt behandelt worden. Ich habe es von vielen Stellen gehört.

Pavitra, der Nehrus Rede im Rathaus hörte, sagte mir gestern, Nehru sei ein überzeugter Sozialdemokrat, der glaube, eine ideale Organisation für die Menschheit würde nicht nur einer "Elite" sondern der ganzen Masse den Fortschritt ermöglichen (als ob sie den wollte!... aber was soll's). Das ist eine Idee – jedem die seine. Der Angriff der Chinesen scheint seine Überzeugung heftig erschüttert zu haben: es schien ihm unmöglich, daß die Chinesen so weit gehen würden. Er war sehr betroffen.

Natürlich reicht ihre Sicht nur bis zu ihrer eigenen Nasenspitze. Dann wundern sie sich (lachend), daß die Umstände damit nicht übereinstimmen.

ÄUSSERLICH ist jedenfalls nichts zu machen (um auf Nehru und die Politiker einzuwirken). Man kann lediglich etwas ausrichten, indem man sehr ruhig in seinem Sessel sitzt – unter der Bedingung, daß nicht zu viele Leute wissen, daß man etwas tut!

So ist das.

Als Nehru hier war, ließ ich S.M. kommen (ein Freund, der sein Vertrauen genießt), so daß sich S.M. mit ihm unterhielt. Wenn S.M. und ich nichts gesagt hätten und der andere ruhig auf seinem Stuhl dagesessen wäre, ohne jemandem zuzuhören, hätte er wohl nicht bleiben können. Er wäre fortgegangen. Es wäre zu stark gewesen, er hätte nicht bleiben können. Da er aber S.M. zuhörte, wurde er abgelenkt, und ich konnte sehr behutsam meine Arbeit verrichten. Das heißt, sie läßt sich wirklich nur auf Umwegen tun.

Nach seinem Abschied kam eine Invasion... eine völlig unerwartete Invasion (Nehrus Gefolge). Als ich das sah, sagte ich mir: "Sieh an, so werde ich also beschützt!" Wenn einer von diesen Leuten schlechte Absichten gehegt hätte, wäre er auf keinerlei Widerstand gestoßen. Eine Invasion der ganzen Regierung Pondicherrys: die Stadträte. Ein Ansturm... wenn ich sage "ein aufgewühltes Meer", ist das noch ein gemäßigter Ausdruck. Ich zögerte, ich wollte sagen "eine Herde", aber eine Herde hat nicht den vulgären Skeptizismus dieser Leute; eine Herde bedeutet eine wohlwollende Unbewußtheit, während diese Leute nicht nur unbewußt sondern auch feindselig sind.

Ich kannte sie nicht (ich kenne sie, ohne sie zu kennen!), aber ich erkannte sie allein an der Reaktion ihres Gesichtsausdrucks auf die Atmosphäre hier! Das war sehr amüsant. Bei zweien insbesondere sagte ich bei ihrem Eintreten: "Sieh an! Das muß dieser sein" und bei dem anderen: "Halt! Das ist sicher jener", nur nach der Art der Reaktion auf ihren Gesichtern – die Anspannung der Gesichtszüge beim Eintreten in das "Bad"! In der ganzen Menge war ein einziger Mann, ein großer Bursche in einer Militäruniform, sein Gesicht wurde... (wie soll ich sagen?) kann man sagen "würdevoll"? Das ist kein französisches Wort, aber es kennzeichnet seine Reaktion. Plötzlich nahm sein Gesicht Würde an. Es war der Polizeipräsident von Madras.

Er war der einzige.

Ich frage mich, warum man diese Horde heraufkommen ließ, man hätte dich ihnen nicht aussetzen sollen...

Ich sage dir, ich bin allem und jedem ausgeliefert. Die Leute müßten ihre schlechten Absichten schon ankündigen, bevor man sie am Heraufkommen hindert.

Schließlich sind Leute wie G notorische Banditen!

Ja, G habe ich erkannt. G und D sind die beiden, die ich erkannte. Ich sagte: "Sieh an! Das ist ja G!", und beim anderen: "Halt, das muß doch D sein!", einfach aufgrund der Veränderung ihres Gesichtsausdrucks!

Nein, das kannst du dir nicht vorstellen! Ein solches Gedränge! Zwanzig auf einmal. Ich sagte mir: "Sieh an, physisch bin ich nicht beschützt." Wenn ein Mörder nicht ausdrücklich seine Absicht ankündigt: "Ich habe vor, sie zu töten", (lachend) würden sie ihn nicht daran hindern heraufzukommen!

Nolini fühlte sich ein wenig verwirrt; er sagte mir: "Ich wollte einen aufhalten, aber er stieß mich mit den Worten zur Seite: "Ich bin auch ein Minister!"" (Lachen)

Ach, wie lächerlich sie sind... Was für ein Zirkus!

*
*   *

(Beim Weggehen)

Gibt es nichts Besonderes, das du gerne essen möchtest?

Nein, liebe Mutter, ich habe wirklich alles, was ich brauche.

Wirklich?

Alles-alles-alles.

Außer ein bißchen Polster!... Allerdings ist es zum Essen fast zu heiß. Ist dir warm?

Und wie! Aber man gewöhnt sich daran.

Das ist eine wunderbare Sache, und ich danke Gott dafür: ich empfinde weder Kälte noch Wärme, nichts mehr. Aber ich merke, daß die anderen unter der Hitze leiden.

Beim Schreiben leide ich darunter. Wenn ich schreibe, brenne ich. Ich brenne! Mein Körper brennt buchstäblich. Als ich das Buch über Sri Aurobindo schrieb, war ich völlig erschöpft – es verbrennt mich, verstehst du, ich lodere! Ich bin jedesmal mit Salz bedeckt: ich schwitze nicht, aber ich werde ganz salzig!

Oh, du bist wirklich ein Mann des Westens.

Hmm...

Nein, das stimmt, normalerweise ist man für den Ort gebaut, an dem man leben soll, aber ich fühlte mich erst hier wohl. Bis zum dreißigsten Lebensjahr, während meiner ganzen Kindheit und meiner Jugend, habe ich immer gefroren – ständig war mir kalt. Obwohl ich im Winter Schlittschuh lief, Übungen machte, ein sehr aktives Leben führte, war mir kalt, schrecklich kalt! Die Empfindung, daß mir die Sonne fehlte. Als ich hierher kam: "Ah, endlich! (Mutter atmet auf) Nun fühle ich mich wohl." Im ersten Jahr nach meiner Ankunft hier trug ich noch die ganze angesammelte Kälte in meinem Körper, so daß ich mitten im Sommer, in der jetzigen Jahreszeit in einem Wollkleid herumlief! Mit Rock, Bluse und Mantel. Die Leute schauten mich an... Ich merkte es nicht: das war meine natürliche Bekleidung. (Das zweite Mal kam ich via Japan, da war es dann nicht mehr dasselbe.)

Auf dem Rückweg reiste ich mit dem Schiff (zu der Zeit gab es noch keine Flugreisen), und im Mittelmeer wurde ich krank – wegen der Kälte! Im Mittelmeer. Ich wurde wirklich für die Arbeit hier gebaut (lachend), es war so vorhergesehen!

Aber es muß doch ein Mittel gegen das Brennen geben!

Ach, solange ich nicht schreibe, macht mir das nichts aus – ich nehme doch nicht an, daß ich die ganze Zeit Bücher schreiben werde!

Nächstes Mal werde ich dir eine Flasche zum Einreiben mitgeben. Vor dem Schreiben reibst du dich damit ein! (Lachen) Das hält dich kühl.

 

1 Kshatria: Kaste der Krieger und Könige.

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2 Silvius Craciunas, Autor von The Lost Footstep.

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3 Yuvaraj Karan Singh.

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4 Gandhi kam im Januar 1915 von Afrika nach Indien. 1920 begann er seine Kampagne des passiven Widerstandes.

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5 Siehe Agenda vom 17. November 1962, Band 3, S. 402.

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