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Mutters

Agenda

fünften Band

29. Januar 1964

Mutter liest einige Auszüge aus Sri Aurobindos Briefen vor:

Ich habe da drei Zitate über Schwierigkeiten... Das paßt jetzt so wunderbar! Und Sri Aurobindo schrieb das im Jahre... 1946-47-48 – in den schwarzen Stunden. Und das wiederholt sich jetzt:

The Mother's victory is essentially a victory of each sadhak over himself. It can only be then that any external form of work can come to a harmonious perfection.1

(12.11.1937)

Dann dieses, das ist sehr interessant:

I know that this is a time of trouble for you and everybody else. It is so for the whole world. Confusion, trouble, disorder and upset everywhere is the general state of things. The better things that are to come are preparing or growing under a veil and the worse are prominent everywhere. The one thing is to hold on and hold out till the hour of light has come.2

(2.6.1946)

Das könnte man den Leuten immer wieder sagen, aber gerade jetzt ist es besonders zutreffend.

Standhalten und durchhalten.

Bis die Stunde des Lichts kommt.

So sei es!

(Lachend) Es war noch nie so schlimm. Und merkwürdigerweise – ganz merkwürdig – gibt es dahinter eine Art FESTIGKEIT, die früher nie da war. Ich bin mir dessen seit gestern bewußt. Äußerlich waren die Dinge noch nie so verwirrt, so kompliziert, so unangenehm, so schwierig, und doch besteht irgendwo (ob darunter oder innerhalb, kann ich nicht sagen) eine Festigkeit, etwas, das von einer soliden Einheitlichkeit ist... wie eine Grundlage, die NICHTS erschüttern kann. Das habe ich vorher nie wahrgenommen. Ich fühle das seit zwei Tagen.

Als ob sich etwas etabliert hätte, das UNERSCHÜTTERLICH ist. Und äußerlich war es noch nie so katastrophal. Ich finde das interessant.

Und dann, selbst vom Gesichtspunkt des Lichts aus gesehen, gab es (bis vor einigen Tagen) eine Art leuchtendes Licht, das sich aus einem mehr oder weniger kindlichen Vertrauen und einer mehr oder weniger kindlichen Hoffnung zusammensetzte (speziell unter den hiesigen Leuten), welches... (es ist komisch, dies zu sagen) plötzlich erlosch, als die Portionen im Eßsaal gekürzt wurden.

(Satprem, ungläubig:) Nein!

Ich versichere dir, das hört sich wie ein Scherz an, doch es ist wahr! Das Essen wurde gekürzt (eher als Demonstration denn als Notwendigkeit: es verursachte viel Lärm, viel Aufregung, viel Wechsel, brachte aber verhältnismäßig wenig Einsparungen; D hatte jedoch das Gefühl, daß es eine notwendige Demonstration sei – na, gut), aber was für eine Wirkung hatte das doch!... Diese Art kindliches Vertrauen, wie das Licht einer kindlichen Sorglosigkeit, das die hiesige Atmosphäre bestimmte, poff! Verschluckt. (Mutter lacht) Als ich mir das anschaute, sagte ich mir: "Aber das ist ja verblüffend!" Und so schaute ich aufmerksam hin... und ich sah: diese Art äußerer Glanz, voll-stän-dig weg! Die Leute fassungslos. Und gleichzeitig herrschte im Bewußtsein eine solche Festigkeit und Stabilität!... wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, als wäre entschieden worden (Mutter senkt die Hände mit einer souveränen Geste): "Jetzt hat es sich etabliert."

Und dies steht in Beziehung zum 29. Februar.

Weißt du, seit langem sind die Leute wie perlender Champagner, sie wollten wissen: "Was wird passieren? Was soll man erwarten?", eine Riesensache. Ich sagte darauf: "Ich weiß nicht." Ich weiß es nicht – ich suche nicht, ich schaue nicht, ich beschäftige mich nicht damit: wenn es kommt, so kommt es. Dann – als ich "Birthday"-Karten oder Briefe schrieb – wurde mir mehrmals klar diktiert: "Bereite dich auf das herabkommende Wahrheitslicht vor!" Und es ist eindeutig das: das Wahrheitslicht, das sich manifestieren wird... das herabsteigende Wahrheitslicht... das Wahrheitslicht, das seine Manifestation vorbereitet – alle möglichen Sätze kamen mir, aber immer: das Wahrheitslicht. Und so verstand ich, daß sich das ereignen würde.

Und jetzt... Es ist etwas Festes, wie Zement (d.h. daß es materiell ist), es ist ab-so-lut einförmig, nicht wahr, einförmig, kein Schatten einer Form, absolut eben wie eine Marmorplatte, und es hat weder Anfang noch Ende – es ist unbegrenzt, man sieht kein Ende: es ist überall. Es ist überall, und überall ist es dasselbe. Überall dasselbe. Eine Art Farbe... wie ein Grau (ein Grau: das Grau der Materie), das eine Art goldenes Licht enthält, welches aber nicht leuchtet: es leuchtet nicht, es besitzt keine Leuchtkraft aus sich selbst heraus, aber es enthält Licht. Es strahlt nicht, es ist nicht leuchtend, und trotzdem ist es ein Grau, das goldenes Licht in sich birgt – das materiellste Grau der Materie, des Gesteins, grau, nicht wahr. Nur enthält es eben dieses Licht: es ist nicht träge, es ist nicht empfindungslos, es ist nicht unbewußt, aber es ist materie.

Ich habe das noch nie zuvor gesehen.

Seit zwei Tagen ist es da. Was wird daraus werden? Was wird es bringen?... Ich weiß es nicht.

Hör mal, Sujata hatte einen Traum, der genau das ausdrückt, was du soeben gesagt hat!

Oh, deine Sujata ist wirklich verblüffend!

Sie schaute den Himmel an, da begann sie, Sterne zu sehen, die überall zu Boden fielen, wie ein auf die Erde fallender Sternenregen. Und dann hatte sich der Erdboden in eine einheitliche Masse aus Eis, wie an den Polen, verwandelt: er war nicht glänzend, sondern wie Eis, überall auf der Erdoberfläche. Und darüber erhob sich eine Art Schiff, von gräulicher Farbe, mit Passagieren, deren Farbe ebenfalls... nicht glänzend, sondern ein wenig grau, ein blaues Grau war, und es war, als ob sie Überlebende... als ob sie einer Katastrophe entkommen wären oder dabei waren, einer Katastrophe zu entrinnen 3...

Schau mal einer an!

Und überall war dieses Eis, wie an den Polen.

Das ist es. So was, das ist merkwürdig. Und der Sternenregen... Wie interessant!

(Schweigen)

Eine solide Basis, nicht wahr, und sie ist da (Mutter macht eine zum Erdboden weisende Geste). Der Eindruck einer soliden Basis, un-er-schüt-ter-lich.

Als ob...

Die in ihr bewußtes Prinzip unsterblicher Stabilität verwandelte Trägheit.

Das ist offensichtlich eine Veränderung in der Trägheit selbst.

*
*   *

Dann liest Mutter einen anderen Brief von Sri Aurobindo:

The extreme acuteness of your difficulties is due to the yoga having come down against the bed-rock Inconscience which is the fundamental basis of all resistance in the individual and in the world to the victory of the Spirit and the Divine Work that is leading toward that victory. The difficulties themselves are general in the Ashram as well as in the outside world4...

Und darauf die Beschreibung. Man könnte fast sagen, daß sich das jetzt ereignet:

Doubt, discouragement, diminution or loss of faith, waning of the vital enthusiasm for the ideal, perplexity and a baffling of the hope for the future are the common features of the difficulty. In the world outside there are much worse symptoms such as the general increase of cynicism, a refusal to believe in anything at all, a decrease of honesty, an immense corruption, a preoccupation with food, money, comfort, pleasure, to the exclusion of higher things, and a general expectation of worse and worse things awaiting the world. All that, however acute, is a temporary phenomenon for which those who know anything about the workings of the world-energy and the workings of the Spirit were prepared. I myself foresaw that this worst would come, the darkness of night before the dawn; therefore I am not discouraged. I know what is preparing behind the darkness and can see and feel the first signs of its coming. Those who seek for the Divine have to stand firm and persist in their seeking; after a time, the darkness will fade and begin to disappear and the Light will come. 5

(9.4.1947)

Sehr passend.

Nun gut, es gilt standzuhalten.

Oh, es berührt mich nicht einmal! All diese Dinge sind ganz und gar... wie ein Schauspiel, das man sich anschaut.

(Schweigen)

Es ist absolut konkret geworden, nicht wahr, so konkret, wie es nur sein kann.

Und trotzdem kommen die Schwierigkeiten von allüberall her, nicht nur, was die Gesundheit angeht (die immer noch einen Bezug zu den emotionalen Dingen hat: dem Seelenzustand, dem Bewußtseinszustand, dem Denken, den mentalen Formationen etc.), sondern auch bezüglich des Geldes, des "Papiergeldes", das nicht kommen will. Und in diesen letzten Tagen sah ich auf recht interessante Art den Unterschied in der materiellen mentalen Atmosphäre: es gab eine Art Gewißheit, daß alles, was nötig ist, kommen wird, auf die eine oder andere Art – es ist unmöglich, daß es nicht kommt (ich spreche von einer allgemeinen Atmosphäre) – dann wurde dies ersetzt durch... weißt du, so als ob man sich die Nase an einer Wand einschlägt! Dieses sehr kindliche, sorglose Vertrauen: zerronnen! Spurlos verschwunden! Somit mußte ich tiefer blicken, um zu sehen, was dahinter war, und so erkannte ich diesen Wandel in der Trägheit, den ich nie zuvor gesehen hatte. (Wie wird sich das ausdrücken? Ich weiß es nicht. Auf welche Art und Weise?...)

Es ist etwas, das unten ist. Zuvor war es da (Geste zur Höhe der Stirne), in der Atmosphäre; jetzt ist es dort (zum Boden weisende Geste), das will sagen, sehr tief unten.

Es ist etwas, das sich im Unbewußten ereignet hat.

Es ist interessant, wir werden sehen.

 

1 Der Sieg der Mutter ist im wesentlichen der Sieg eines jeden Sadhaks über sich selbst. Erst dann kann jegliche äußere Form von Arbeit zu harmonischer Vollendung geraten.

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2 Ich weiß, daß dies für Dich und jedermann eine mühevolle Zeit ist. Für die ganze Welt ist es so. Verwirrung, Mühe, Unordnung und Aufruhr überall ist der allgemeine Zustand der Dinge. Die besseren Dinge, die da kommen sollen, wachsen oder bereiten sich hinter einem Schleier vor, während das Übel überall vorherrscht. Das einzige, was man tun kann, ist standzuhalten und durchzuhalten, bis die Stunde des Lichts gekommen ist.

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3 Satprem fügte hinzu: Die Sterne begannen ins Meer zu fallen, aber es gab kein Wasser mehr! Es war eine feste Fläche, es war Eis, ein Meer aus Eis wie an den Polen. Und dieses Eis war nicht blendend-weiß, sondern eher von einem gräulichen Weiß, fast wie mattes Glas, nicht durchsichtig, sondern durchscheinend. Und die Passagiere trugen eine Art blauen Gürtel.

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4 Die extreme Heftigkeit Deiner Schwierigkeiten ist darauf zurückzuführen, daß der Yoga auf das Urgestein des Unbewußten gestoßen ist, das die grundlegende Basis für sämtliche Widerstände im Individuum und in der Welt gegenüber dem Sieg des Geistes und dem Göttlichen Werk ist, das auf diesen Sieg hinführt. Die Schwierigkeiten selbst sind im Ashram wie auch in der Außenwelt allgemein verbreitet...

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5 Zweifel, Entmutigung, Minderung oder Verlust des Glaubens, Nachlassen des vitalen Enthusiasmus für das Ideal, Ratlosigkeit und enttäuschte Zukunftshoffnungen sind die allgemeinen Zeichen der Schwierigkeit. In der Außenwelt sind die Symptome noch schlimmer: eine allgemeine Zunahme des Zynismus, die Weigerung, an irgend etwas zu glauben, eine abnehmende Ehrlichkeit, eine immense Korruption, eine ausschließliche Beschäftigung mit Essen, Geld, Behaglichkeit, Vergnügungen auf Kosten der höheren Dinge, und die allgemeine Erwartung, daß es in der Welt stets noch schlimmer kommen wird. Wie akut auch immer all dies sein mag, ist es doch ein vorübergehendes Phänomen, worauf jene, die etwas vom Wirken der kosmischen Energie und dem Wirken des Geistes verstehen, vorbereitet waren. Ich persönlich sah voraus, daß dieses Schlimmste, diese äußerste Dunkelheit vor der Morgenröte, kommen würde; deshalb bin ich auch nicht entmutigt. Ich weiß, was sich hinter der Dunkelheit vorbereitet und kann die ersten Zeichen seines Kommens sehen und spüren. Wer nach dem Göttlichen strebt, muß jetzt standhaft bleiben und auf seinem Streben beharren; nach einer gewissen Zeit wird die Dunkelheit abnehmen und anfangen, sich aufzulösen, und das Licht wird kommen.

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