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Mutters

Agenda

fünften Band

22. Februar 1964

(Am Folgetag von Mutters 86. Geburtstag. Mutter beginnt, die Übersetzung der Botschaft zu lesen, die sie am Vorabend abgab:)

Sie wurde auf eine interessante Art übersetzt... Ich las sie, und dann konzentrierte ich mich (A saß da, ohne sich zu bewegen oder etwas zu sagen), und so sprach ich zuerst ein paar Worte mit ihm, um die "Atmosphäre aufzubauen"; dann verhielt ich mich still, und es kam so – es ist keine wörtliche Übersetzung:

Sa volonté solitaire affronta la loi du monde.

Pour arrêter la roue fatale, cette Splendeur se leva1...

 

Ihr einsamer Wille trotzte dem Weltengesetz,

Um aufzuhalten das Schicksalsrad, erhob sich dieser Glanz...

*
*   *

Die letzte Nacht war merkwürdig.

Den ganzen Tag hatte ich gestern den Eindruck – keinen vagen Eindruck, sondern eine sehr präzise Empfindung – eines Druckes von etwas, das sich manifestieren wollte, aber es war so materiell, daß es wie ein physischer Druck wirkte. Und dann erschien eine Art Kraft, die nicht nur Widerstand leistete, sondern sich auflehnte und bewußt versuchte, Verwirrung zu stiften, indem sie die Leute durcheinanderbrachte, unliebsame Umstände und alle möglichen ganz und gar unerfreulichen Nichtigkeiten schuf. All dies sah ich.

Und am Abend fand eine Art Konkretisierung dieses Widerstandes und dieser Auflehnung statt. Darauf erhob sich in sämtlichen Zellen des Körpers so etwas wie ein verzweifelter Ruf nach Wahrheit, als ob alle Zellen schrien: "Ach, nein! Wir haben genug von dieser Falschheit, genug, genug, genug! – Die Wahrheit, die Wahrheit, die Wahrheit ..." Das versetzte meinen Körper in einen sehr tiefen Trancezustand. Und er hatte den Eindruck eines äußerst intensiven Kampfes.

Ich beobachtete, und überall war es... als ob die Welt aus Riesenmaschinen mit gewaltigen stampfenden Kolben bestünde – weißt du, so wie in Maschinenräumen: das hob und senkte sich, hob und senkte sich... Überall war es so. Ein pausenloses Behämmern der Materie, furchterregend. Und dies in einem solchen Ausmaß, daß der Körper selbst den Eindruck hatte, behämmert zu werden.

Es war ein Druck – ein mechanischer Druck – und gleichzeitig eine Aspiration von einer solchen Intensität! In diesen Zellen herrscht eine außerordentliche Intensität: "Die Wahrheit, die Wahrheit, die Wahrheit..." 2 Dann, inmitten von all dem, trat ich in einen sehr tiefen Trancezustand, eine Art Samadhi, aus dem ich erst fünf Stunden später auftauchte – das dauerte von 10 Uhr abends bis 3 Uhr morgens – selig und mir dessen bewußt, daß ich die ganze Zeit über einer absolut unaussprechlichen Sache bewußt gewesen war. Und ein solches Licht! Ein Licht, ein Licht... ein phantastisches Licht.

Aber heute morgen ist der Körper ein wenig... (wie sagt man?) "giddy".

Betäubt, schwindlig.

Nicht genau schwindlig... die Empfindung einer Art Haltlosigkeit. Ja, so, als ob man betäubt wäre – eher eine Betäubung. Denn es war ein solches Behämmern!

Mutter, vor ungefähr vierzehn Tagen hatte ich genau einen solchen Traum. Es war wie ein riesiger "drill" [Bohrer], der sich in die Materie bohrte; dann kamst du in einem bestimmten Augenblick; es interessierte dich sehr, als ob du aktiv daran teilnähmest. Ein riesiger schwarzer Bohrer, wie man ihn für Bohrlöcher benutzt, der sich in eine Art Materie wie aus gelbem Lehm senkte. Das hinterließ einen starken Eindruck. Vor ungefähr zehn oder vierzehn Tagen... Eine ungeheure Macht.

Ja, gestern hatte ich den Eindruck, daß ich mit etwas in Verbindung gebracht wurde, das sich DIE GANZE ZEIT abspielt.

Dann ist es das.

Ja, so ein Hämmern: weißt du, wie Maschinen, die auf- und abgehen, auf und ab... deren Hunderte und Aberhunderte... es war endlos.

Dieser arme Körper (lachend) befand sich darunter! Ich hörte sogar (obwohl ich in Trance war), wie mein Körper gedämpfte Schreie von sich gab: "Au, au!...", ein leises "Au!"

Und so fühle ich mich heute morgen ein wenig schwindlig.

Das sind große Geschütze!

(Schweigen)

Ich habe in den Zellen, im Bewußtsein der Zellen, noch nie eine solche Intensität beobachtet... eine beinahe verzweifelte Intensität: "Wir haben genug von dieser Falschheit, genug, genug! – Die Wahrheit, die Wahrheit, die Wahrheit ..." Und dann dieses Licht! Sie waren sich des Lichtes, eines blendend-weißen Lichtes, bewußt.

Es ist jene Art Schwindel, die man hat, wenn man ein wenig zuviel getrunken hat – ja, der Schwindel, der vom Alkohol kommt.

Aber ich hatte nicht den Eindruck von etwas Definitivem, nein, ich hatte den Eindruck eines Anfangs! Es ist erst ein Anfang!

Das bedeutet, daß die Spanne zwischen dem, was sie durch Einsikkern gewohnt sind zu empfangen, und einer radikalen Herabkunft noch riesengroß ist.

Sri Aurobindo hat in seinen Briefen mehrmals geschrieben: "... the matter would be shattered" [die Materie würde zerschmettert], wenn das höhere Licht oder wenn die göttliche Liebe plötzlich, ohne Vorbereitung, hinabsteigen würde. Das scheint sehr wahr zu sein!

(Schweigen)

Auch jetzt noch (Mutter berührt ihre Hände und Finger) fühle ich... nicht das Hämmern, sondern die Aspiration aller Zellen...

(Mutter geht in einen Zustand der Kontemplation über)

Ja, das ist es, eine Art Trunkenheit.

Es gibt eine Stelle in Savitri, wo Sri Aurobindo sagt: "This wine of lightning in the cells 3 ..."

Ah! Weißt du, wo das ist?...

(Satprem sucht vergeblich)

 

1 Her single will opposed the cosmic rule.

To stay the wheels of Doom this greatness rose.

(Savitri, I. II.19)

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2 Einige Tage später hatte Mutter eine Blutung am Auge.

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3 And came back quivering with a nameless Force Drunk with a wine of lightning in their cells. (IV.IV.383) Und kehrten zurück durchbebt von namenloser Kraft Trunken in den Zellen von Blitzeswein.

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