Mutters
Agenda
fünften Band
14. Mai 1964
(von Mutter an Satprem)
14.5.64
Satprem, mein liebes Kind,
Dieser Ansturm von Zweifeln, von dem Du sprichst 1, ist Teil der allgemeinen Arbeit. Es ist eine sehr direkte Art und Weise, auf die Atmosphäre einzuwirken.
Du fragst mich, ob ich Dich sehe. Du suchst mich nicht in einem subtilen Körper auf, aber ich bin auf sehr konkrete Weise bei Dir, so konkret, daß ich mit Deinen Augen sehe und mit Deinem Mund spreche. So konnte ich Leute treffen, die ich physisch überhaupt nicht kenne, und mit ihnen seltsame Gespräche führen. Es ist gewiß eine nützliche Vorbereitung, die da vor sich geht.
Durch wiederholte alltägliche Erfahrungen gewinne ich immer mehr die Überzeugung, daß jegliche Unordnung im Körper und alle Krankheiten das Ergebnis des ZWEIFELS in den Zellen oder in einer gewissen Gruppe von Zellen sind. Sie zweifeln an der konkreten Realität des Göttlichen, sie zweifeln an der Göttlichen Gegenwart in sich selbst, ja, sie zweifeln gar an der Göttlichkeit ihres innersten Wesens, und dieser Zweifel ist die Ursache aller Beschwerden 2 .
Sobald es Dir gelingt, sie mit der Gewißheit des Göttlichen zu erfüllen, verschwindet die Störung beinahe augenblicklich und kommt nur zurück, wenn sich der Zweifel, der noch nicht definitiv verjagt ist, wieder regt.
Ich hoffe, Du kannst dieses Gekritzel entziffern – ich stehe mit Schreibwerkzeugen immer auf Kriegsfuß; für mich sind sie alle gleich unzulänglich.
Mögest Du in der Bretagne wieder gesund werden und frisch und munter zurückkommen, um Deine Arbeit mit mir wieder aufzunehmen. So viele Dinge werden in Vergessenheit geraten...
Mit all meiner Zärtlichkeit und meinem Segen.
Sag Deiner Mutter, daß ich sie sehr, sehr liebe, weil sie deine Mutter ist!
Mutter
1 Es handelt sich nicht um Satprems eigene Zweifel, sondern um einen allgemeinen Skeptizismus.
2 Ein Bluthusten, den Satprem nicht beachtete.