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Mutters

Agenda

fünften Band

31. Juli 1964

(Satprem sortiert alle möglichen kleinen zerstreuten Papiere – Mutters "Notizen" – und stößt dabei auf folgende Aussage, die er laut vorliest:)

"Sie sind nur dann gewillt, einen Gott zu verehren, wenn dieser Gott für sie leidet."

Das schrieb ich im Zusammenhang mit der Wahl des neuen Papstes über Christus an seinem Kreuz (Mutter schweigt).

Die Katholiken sind sehr rührig in Frankreich.

Ja...

Allerdings geschah hier etwas Neues. Vor drei Tagen besuchte ein Abgesandter des Papstes Pondicherry, natürlich um den Erzbischof zu besuchen. Es gab einen öffentlichen Empfang – und der Erzbischof lud offiziell auch Leute vom Ashram ein!... Z war Katholik und begab sich dorthin. Es scheint, daß der Abgesandte eine große Rede hielt, worin er ständig wiederholte, daß die Stunde der Spaltungen nun vorüber sei und all jene, die Gott lieben, sich brüderlich zusammenschließen sollten etc. – das ist ein Fortschritt.

Anschließend fand im Rathaus ein Empfang statt; der Abgesandte saß mit dem Erzbischof und dem wichtigsten Minister von Pondicherry auf dem Podium, nur sie allein – alle anderen saßen auf ebener Erde auf Stühlen. Dann, als sich nichts ereignete, dachte Z, so habe das Ganze keinen Sinn, und stieg auf das Podium. Er bat den Minister, ihn dem Abgesandten des Papstes vorzustellen, was dieser auch tat. Darauf sagte Z, daß man sich sehr über seine Rede freue, und dankte ihm dafür, daß er mit solchen Ideen hierhergekommen sei – das Gesicht des Erzbischofs kann man sich vorstellen!

Aber es ist ein kleiner Schritt vorwärts.

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(Kurz darauf findet Satprem eine weitere Notiz, den Entwurf eines Briefes, den Mutter an einen Schüler schrieb, aber nie abschickte:)

"Es gibt zu viele Führer, Gründer von Sekten, Vorsteher von Tempeln oder Klöstern, Sadhus oder Heilige, die sich unter dem Vorwand, Vermittler zu sein, zwischen die Menschheit und den Höchsten Herrn stellen und die Wellen von Dankbarkeit, die geradewegs zu ihrem eigentlichen Ziel, dem Höchsten Herrn, gehen sollten, für ihr eigenes kleines, glorreiches Ego beanspruchen. Ich nehme stets davon Abstand, mit diesen Leuten etwas zu tun zu haben, ob sie nun hier auf Erden oder in der feinstofflichen Welt sind. Was immer der Herr für uns will, gibt er uns, und ich ziehe vor, es direkt zu erhalten als durch Vermittler, wie groß diese auch sein mögen."

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(Dann ist die Rede von einer neueren Notiz, die Mutter überall vergeblich suchte:)

...Weißt du, es passieren seltsame Dinge hier. Gewisse Dinge lösen sich buchstäblich in Luft auf, und nach einigen Tagen tauchen sie wieder auf! (Mutter ist immer noch am Suchen) Ich erschöpfe lieber zuerst alle materiellen Erklärungen, bevor ich andere Hypothesen ins Auge fasse. Aber sogar eine Person wie Madame David-Neel (die weiß Gott eine Positivistin bis zum Extrem war) erzählte mir persönlich eine solche Erfahrung; ich erklärte ihr etwas, worauf sie erwiderte: "Das erstaunt mich nicht, denn mir ist dasselbe passiert ..." Sie besaß ein Schmuckstück (es war zu jener Zeit, als sie Schmuck zu tragen pflegte), das sie oben in einer Schatulle aufbewahrte: ein blauer chinesischer Drachen, und dieses Schmuckstück wollte sie eines Abends tragen. Sie öffnet die Schatulle – und das Schmuckstück war nicht mehr drin (die Schatulle befand sich in einem abgeschlossenen Schrank, und es gab keine Anzeichen von Diebstahl). Sie versuchte alles, um es zu finden – ohne Erfolg. Dann, vier oder fünf Tage danach, öffnet sie die Schatulle erneut, und das Schmuckstück war genau da, wo es sein mußte!

Ich hatte ein ähnliches Erlebnis: Einmal ging ich hinauf zur Terrasse und wollte einen Sonnenschirm mitnehmen (der sich normalerweise im Schirmständer befand). Ich suchte danach, fand ihn aber nicht. So nahm ich halt einen andern und ging hinauf (ich hatte wirklich sorgfältig gesucht und alle Regenschirme der Reihe nach genau angeschaut, aber mein Sonnenschirm war nicht darunter). Dann ging ich wieder hinunter und kümmerte mich nicht mehr darum – zwei Tage später war er wieder dort!

Es gibt solche Dinge... Vielleicht kleine Wesen, die sich einen Spaß erlauben. Kennst du die Geschichte von Sri Aurobindo und den Wanduhren?

Bevor sich Sri Aurobindo das Bein brach, pflegte er während einer gewissen Zeit von der Straße dort bis zum Garten hier hin- und herzugehen – durch alle Zimmer. Um sicher zu sein, daß er nicht zu viel – oder zu wenig – lief, waren vier Wanduhren in einem bestimmten Abstand voneinander plaziert, alle aufeinander abgestimmt. Die letzte hing hier und die erste in seinem Zimmer. Eines Tages, als er wie üblich seine Runden abschritt, schaute er die erste Uhr an: sie stand; er schaut die zweite Uhr an (er selbst hatte sie aufgezogen): stehengeblieben, genau zur selben Uhrzeit; er schaut die dritte Uhr an: auch sie stand, und schließlich die vierte: stehengeblieben, exakt um die gleiche Zeit. Ich war zu jenem Zeitpunkt gerade in Meditation, als ich ihn ausrufen hörte: Oh! that is a bad joke! [Oh, das ist aber ein schlechter Witz], und... eine nach der andern begannen sie wieder zu laufen!

Ich sah dies mit meinen eigenen Augen (er täuschte sich nicht, ich auch nicht). Ich fragte ihn: "Was ist los?" Er entgegnete mir: "Schau doch, alle Wanduhren sind stehengeblieben!"... und alle Uhren setzten sich wieder in Bewegung.

Was also diese Papiere betrifft... ich habe da meine Zweifel.

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(Dann erzählt Satprem Mutter vom "Rätsel" des Tonbandgeräts, das viermal nacheinander bei Mutter nicht funktionierte – die Aufnahme klang sehr fern, wie verschleiert – bei der Überprüfung des Geräts in der Werkstatt des Elektrikers hingegen lief es jedesmal ohne Probleme.)

Die vier Male, wo ich dich besuchte, war es genauso. Und jedesmal, wenn wir es unten überprüfen, funktioniert es einwandfrei!

(Mutter lächelt amüsiert)

Das ist wirklich mysteriös...

Meine Stimme hat kein Volumen mehr.

Nein, nein! Zu Beginn der Aufnahme hört man deine Stimme ganz deutlich, du sprichst eine Zeitlang, und dann, ganz plötzlich, hopp, hört man nichts mehr, als ob sich etwas verhüllt hätte! Man hört zwar noch etwas, aber sehr, sehr schwach.

Sehr weit weg... (Mutter wiegt ihren Kopf hin und her)

Es funktioniert, aber plötzlich verhüllt es sich... Und an jenem Tag, als du von deiner Erfahrung der Liebe sprachst, war deine Stimme fast auf der ganzen Länge sehr gedämpft.

Immerhin hast du das noch ganz gut hingekriegt!

Ja, aber es ist etwas Rätselhaftes daran.

Ja, je komplizierter diese Geräte sind, desto anfälliger werden sie. Vor ein paar Jahren, als ich noch unten arbeitete, brachte man mir einen Apparat, der die Schallwellen der Sprache messen konnte. Sie kamen mit diesem Apparat und zeigten ihn mir. Ich sagte: "Wartet mal, wir wollen ein Experiment machen!" Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber jedenfalls sagte ich dieselben Worte zweimal: einmal mit meiner üblichen Konzentration und ein zweites Mal mit der vollen "Ladung" der Gegenwart des Herrn... Weißt du, diese Geräte zeichnen eine Art Diagramm auf – und es begann zu tanzen! Alle konnten es sehen, kein Irrtum. Was mich betrifft, ich sagte dieselbe Sache auf dieselbe Weise, nur sagte ich sie im ersteren Falle ohne eine spezielle Konzentration, und im zweiten Fall brachte ich die volle Ladung und Konzentration rein – es begann wild zu hüpfen! Worauf ich ihnen sagte: "Schaut mal!"

Diese Apparate sind empfindsam. 1

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Unmittelbar vor dem Gehen beginnt Mutter über Geld zu sprechen:

... Übrigens, haben sich die Finanzen verbessert?

Nein, es steht noch schlimmer damit!

Wir haben riesige Schulden. Wir mußten Geld von allen Leuten ausleihen, die uns welches geben konnten.

Ich weiß nicht...

Wir werden sehen! (Mutter lacht)

 

1 Das Rätselhafte daran ist, daß dieser Teil der Unterhaltung aufgezeichnet wurde, während alles übrige verschwand... Fühlte die Maschine sich wohl geschmeichelt?

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