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Mutters

Agenda

sechsten Band

17. April 1965

Du sagtest, wir hätten einen Schritt vorwärts getan. Gibt es etwas Neues?

Ich habe schon immer gesagt, daß mir in zwei Punkten die Zukunft niemals offenbart wurde. Zum einen, was genau die erste supramentale Lebensform auf der Erde sein wird, mit anderen Worten, die Stufe, die auf den gegenwärtigen Menschen folgen wird – analog der ersten Stufe, die auf das Tier folgte (die dann verschwand). Wie ist die Stufe beschaffen, die auf den Menschen folgt und die vielleicht letztlich auch verschwinden wird? Dann der zweite, persönlichere Punkt: Wird die Transformation dieses Körpers eine unbegrenzte Fortsetzung ermöglichen, oder wird ein Teil der Arbeit an den Zellen in gewisser Weise umsonst sein?

Ich kann nicht sagen, ich hätte eine Antwort darauf erhalten, aber beidseitig hat sich gleichsam etwas geöffnet. Der Eindruck, als sei man vor einer Wand gestanden, und nun öffnet sie sich, man erlaubt mir weiterzugehen. Man sieht noch keine Resultate, aber wir haben wirklich in beide Richtungen einen Schritt vorwärts getan, denn es ist offen – es ist keine Wand mehr da, es ist offen.

Besonders das Gefühl, blockiert zu sein, ist verschwunden.

Die ersten Entdeckungen sind kaum der Rede wert, denn sie sind weder präzis noch konkret oder definitiv genug. Nur das Gefühl der Erleichterung: Anstatt vor einer Sache zu stehen, die einem den Weg versperrt, uff, kann man atmen und weiterschreiten.

Die Konsequenzen, das ist für später.

(langes Schweigen)

Der Übergang zwischen den beiden scheint tatsächlich nur dann möglich zu sein, wenn ein supramentalisiertes Bewußtsein bewußt und willentlich in einen Körper eintritt, den man als einen "verbesserten physischen Körper" bezeichnen könnte, das heißt, der menschliche Körper, wie er jetzt ist, aber in verbesserter Form: eine Verbesserung, wie sie zum Beispiel eine ECHTE Körperschulung bewirkt, nicht so, wie man sie jetzt übertrieben betreibt, sondern im wahren Sinne. Ich habe dies sehr deutlich gesehen: Bei der Körperschulung werden gegenwärtig große Fortschritte gemacht, es begann vor kaum einem halben Jahrhundert, und innerhalb der Evolution wird dieses Körpertraining eine Verbesserung hinsichtlich Geschmeidigkeit, Gleichgewicht, Ausdauer und Harmonie bewirken – dies sind die vier Qualitäten: Geschmeidigkeit (Plastizität), Gleichgewicht der verschiedenen Wesensteile, Ausdauer und Harmonie des Körpers, die aus ihm ein anpassungsfähigeres Instrument für das supramentalisierte Bewußtsein machen werden.

Der Übergang wäre also die bewußte und willentliche Verwendung eines auf diese Weise vorbereiteten Körpers durch ein supramentalisiertes Bewußtsein. Dieser Körper muß zur höchstmöglichen Entwicklung und Nutzung seiner Zellen geführt werden, um... ja, um bewußt von den höchsten Kräften durchdrungen zu werden – was jetzt hier [in Mutter] geschieht. Und wenn das Bewußtsein, das dem Körper innewohnt und ihn beseelt, die erforderlichen Qualitäten in genügendem Ausmaß besitzt, müßte es diesen Körper eigentlich bis zu seiner maximalen Transformationsmöglichkeit benutzen können, so daß der Verlust durch das Absterben der sich zersetzenden Zellen wirklich auf ein Minimum reduziert wird – in welchem Ausmaß ist dies möglich?... Dies ist eben noch nicht bekannt.

Es entspricht dem, was Sri Aurobindo als die beliebige und unbegrenzte Verlängerung des Lebens bezeichnete.

Aber so, wie die Dinge jetzt stehen, wird es vermutlich eine Übergangsperiode geben, in der das Bewußtsein von diesem Körper in einen anderen, besser vorbereiteten, übergehen wird – äußerlich, physisch besser vorbereitet (nicht innerlich). Mit "äußerlich" will ich sagen, daß er durch die jetzige Entwicklung der vier Qualitäten gewisse Fähigkeiten erworben haben wird, die meiner weder im nötigen Ausmaß noch in completeness [Vollständigkeit] besitzt; das heißt, die vier Qualitäten müssen in vollkommenem Einklang und in genügendem Ausmaß vorhanden sein, um der Transformationsarbeit standzuhalten.

Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke...

Ja, aber meinst du damit, den Körper zu wechseln?

In diesem Fall müßte man den Körper wechseln. Aber ein Wechsel... (in okkulter Hinsicht ist das eine bekannte Sache), kein Wechsel in einen neugeborenen Körper, sondern in einen schon geformten Körper. Es geschähe durch eine Art Identifikation der psychischen Persönlichkeit des zu wechselnden Körpers mit einem anderen empfangenden Körper – dieses Verschmelzen der psychischen Persönlichkeiten ist möglich, (lachend) ich kenne den Vorgang! Es würde eine Auslöschung des Egos erfordern – das schon, die Auslöschung des Egos ist nötig. Aber wenn die Auslöschung des Egos in der supramentalisierten Individualität ausreicht (kann man das Wort "Individualität" verwenden? Ich weiß es nicht... es ist weder "Persönlichkeit" noch "Individualität"), hat dieses supramentalisierte Wesen die Macht, das verbleibende Ego im anderen Wesen völlig zu neutralisieren. Dadurch wäre die Verminderung, die sonst bei einer Reinkarnation immer eintritt, ausgeschaltet – durch die Verminderung beim Wechsel zu einem neuen Wesen geht ja schrecklich viel Zeit verloren! Aber durch den bewußten – willentlichen und bewußten – Übergang von einem Körper in einen anderen hat das Wesen, dessen Ego nicht mehr besteht, die Macht, das andere Ego fast völlig auszulöschen.

Dieser ganze okkulte Mechanismus muß noch entwickelt werden, für das Bewußtsein ist es aber schon fast logisch.

Das wäre der Ablauf.

Die Bedingungen für eine fast unbegrenzte Lebensverlängerung des Körpers sind bekannt oder so gut wie bekannt (sie sind mehr als erahnt: sie sind bekannt), und sie werden erlernt durch die Arbeit, die erforderlich ist, um DER ÄUSSERSTEN ZERBRECHLICHKEIT des physischen Gleichgewichts des Körpers während der Transformation entgegenzuwirken. Das bedeutet ein Studium jeder Minute, ja fast jeder Sekunde. Dies ist ein extrem schwieriger Bereich – schwierig aus all den schon erwähnten Gründen, wegen des Eindringens von Kräften, die in einem Zustand des Ungleichgewichts sind, deren Gleichgewicht nach und nach wiederhergestellt werden muß 1 . Dort stößt man auf das Unbekannte.

Das ist es.

Aber es ist nicht mehr blockiert. Der Weg ist offen, man kann sehen – man kann sehen.

Es wird kommen.

Der wirklich schwer vorstellbare Übergang ist jedoch der von der animalischen Schöpfung (die sich ja fortsetzt) zur supramentalen Schöpfung, die noch nicht geschaffen wurde. Den Übergang von dieser Schöpfung zur supramentalen Schöpfung eines Körpers kennt man noch nicht. Der Übergang vom einen zum anderen: Wie...? Es ist ein noch schwierigeres Problem als der Übergang vom Tier zum Menschen, denn der Prozeß der menschlichen Schöpfung hat sich zwar verfeinert, ist aber grundsätzlich noch der gleiche wie beim Tier... Ach!

(die Unterhaltung wird durch das
Eintreten des Arztes unterbrochen)

...Während es dort um eine neue Form der Schöpfung ginge.

 

1 Darin besteht das ganze Problem der evolutionären Mustersammlung, die der Ashram repräsentiert.

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