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Mutters

Agenda

sechsten Band

14. August 1965

Über die Sekretäre des Ashrams:

...Ich schimpfe jeden Tag mit ihm und sage ihm, daß er meine Zeit vergeudet. Darüber wundert er sich sehr.

Erst gestern war da wieder eine Angelegenheit, die schon völlig abgeschlossen war, ich hatte mit zwei Worten geantwortet (weißt du, in einer Sekunde ist es entschieden; ich sagte ihm: "Das und das ist zu tun – fertig", und dann war es erledigt), er aber fährt fort, mir sämtliche Argumente aller Leute, die schreiben, vorzulesen. Ich sagte ihm: "Aber warum vergeudest du meine ganze Zeit!" Er war so verblüfft, als hätte ich ihm etwas gesagt, das ihm nie in den Sinn gekommen wäre.

Mit ihm wird sogar das Einfache kompliziert.

Ich dachte, es sei nur meine eigene Erfahrung, dies sei nur mir beschert... Ich glaubte, er habe Skrupel und wolle, daß ich alles erfahre, was die Leute schreiben – aber das ist absurd!

Wenn man mir einen Brief vorliest, dann nehme ich damit Kontakt auf, erfasse einige Worte, und die Sache ist geregelt. Die Entscheidung kommt oder kommt nicht von hier – sie kommt einfach. Und wenn ich die Entscheidung gefaßt habe, dann ist es geregelt. Aber sie fahren alle fort mit dem Vorlesen des Briefes. Ich sage: "Mein Gott, wozu denn? Das sind doch nur Worte und Sätze!"

Für ihn müssen die Dinge Punkt für Punkt ihren Verlauf nehmen, und er fügt noch einige hinzu.

Aber so wird sich die Welt nie ändern!

Seit Jahren überfällt mich jedesmal eine furchtbare Müdigkeit, wenn ich in seine Nähe komme und mit diesen Dingen in Berührung gebracht werde.

Er ermüdet mich schrecklich – ich glaubte, nur mir ginge es so.

Nein, nein!

Als ich noch gute Augen hatte, brauchte ich keine Sekretäre, ich ließ niemanden an meine Sachen rühren, und die Arbeit war in einer Minute getan. Bei einem Brief zum Beispiel sah ich (Mutter deutet kleine leuchtende Funken an verschiedenen Stellen des Briefes an), so wußte ich, daß ich hier lesen sollte, dann da, dann dort. Das geht prima. Ich las nur dann alles, wenn es von jemandem mit einem prägnanten, klaren Geist kam, der auch wirklich etwas zu sagen hatte. Wozu nützt es sonst, wenn man sieht, daß es nur Geschwätz ist?

Für mich ist die Arbeit hundertmal schwieriger geworden, seit ich selbst nicht mehr sehen kann. Was man mir vorliest, geht durch die Gedanken dessen, der liest – im allgemeinen legt sich dann ein Nebel darüber, der mich am Verständnis hindert. Wenn man mir etwas von Sri Aurobindo vorliest, dann verbreiten selbst diejenigen Leute, die ihn verstehen, immer einen Nebel. Manchmal werde ich ungeduldig, nehme eine Lupe und lese, und sobald ich lese, sehe ich (Geste von etwas, das in die Augen sticht): "Ach, das ist es!" Dann sehe ich die Angelegenheit sofort, und es ist hell und klar.

Es muß eine große Strafe gewesen sein – ich weiß nicht, wer mich bestraft hat. (Lachend) Wahrscheinlich ich selbst, denn ich habe die Augen zu sehr strapaziert. Aber jetzt nimmt die Arbeit mindestens zehnmal mehr Zeit in Anspruch.

(Schweigen)

...Es ist ein wenig abstumpfend.

Nein, ich habe festgestellt, das einzig Anstrengende ist die Zeit. Wenn man bei der Arbeit seinen eigenen ewigen Rhythmus beibehalten könnte, dann wäre alles zum besten bestellt – ob man nun das eine oder das andere tut (man tut immer irgend etwas), hat keine Bedeutung; das Schreckliche ist die ständige Eile – die Leute drängen einen, die Zeit drängt. So ist man gezwungen, mehr Dinge zu tun, als man in dieser Zeit tun sollte, und das ist sehr anstrengend. Ich weiß nicht... Es ist schwierig.

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