SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 06 Bande

Mutters

Agenda

sechsten Band

18. August 1965

(Zwei Amerikaner haben Mutter Fotos von einem ehemaligen Schüler gebracht, der in die USA ausgewandert war.)

Erinnerst du dich an C? Er ist dort ein großer Guru mit einer Gruppe geworden, und er scheint die Leute zu hypnotisieren... Zwei Amerikaner (sehr nette Leute, der eine ist Maler und der andere Bildhauer) sind gerade hier; der eine war in die Klauen von C geraten, und der andere hatte ihn gerettet, indem er ihn fast gewaltsam drei Tage lang physisch von C fernhielt – am dritten Tag war er dann frei (was tatsächlich zu beweisen scheint, daß es sich um einen hypnotischen Einfluß handelt), und er sagte ihm: "Wir reisen nach Pondicherry, Sie brauchen keinen Vermittler zwischen der Mutter und Ihnen." Denn C spielt den großen "Vermittler" zwischen Sri Aurobindo und dem armen Volk.

(Mutter betrachtet die Fotos)

Ach ja, das ist es!

Oh, schau dir das an...

(Dann liest sie den Brief, der den Fotos beiliegt)

"... Z und ich sind ihm mehrere Male begegnet. Als ich in ihm eine diabolische Bosheit erkannte, brachen wir den Kontakt ab. Ich lege das jetzt in Ihre Hände."

Z lebt mit seinem Freund S im Wald, in einem Blockhaus. Vor einiger Zeit habe ich Fotos davon gesehen. Der Wald ist wunderbar.

Aber, siehst du, ich wußte es ja...

Er beantragte ein Visum als "Prediger" (!), und es scheint, daß man auf diese Weise unbegrenzt lange bleiben kann. Er muß nicht mehr zurückkehren – das ist ausgezeichnet, ich bin sehr froh, daß er dort ist! Denn die Leute, die von ihm eingenommen sind, folgen nur ihrem Schicksal, sie mußten davon eingenommen werden. Außerdem kann man das Ziel ebensogut mit einem Teufel erreichen wie mit einem Engel – manchmal sogar besser! (Mutter lacht)

Aber hier war es sichtbar: ein phantastischer Hochmut und Ehrgeiz, der auf diese Weise enden mußte. Er hat ein häßliches Gesicht, sehr häßlich.

Trotzdem ist es ärgerlich, daß er sich als "Abgesandter" des Ashrams ausgibt.

Ja! Aber ich schrieb sofort an Doktor Sanyal, der meine Antwort an all seine Bekannten weiterleitete.

Dieser S (ein Amerikaner), der Freund von C, betet ihn förmlich an – aber das ist sehr gut, es mußte ihm passieren.

Die Amerikaner haben so wenig Unterscheidungsvermögen. Sie stürzen sich auf das erstbeste.

Überhaupt kein Unterscheidungsvermögen.

Er (C) muß etwas haben, ich fühle aber nichts! (Mutter deutet mit einer Geste etwas Dünnes wie ein Zigarettenpapier an.) Es ist etwas ohne Kraft. Aber als K in Amerika war, geriet auch sie unter seinen Einfluß. Sie sagte, sie habe wunderbare Meditationen mit ihm gehabt... Dann schrieb ich ihr, weil er ihr Ratschläge für ihr Leben gab und ihr sagte, was sie tun solle und was nicht; deshalb schrieb sie mir und fragte: "Was soll ich davon halten?" Ich antwortete:"Nichts!"... Er verbot ihr, in den Ashram zu kommen; er sagte ihr, dies sei nicht der richtig Ort für sie, sie sei eine viel zu große Persönlichkeit, um hierherzukommen. Der Ashram sei gut für Entwicklungsbedürftige, die Betreuung brauchen, wohingegen fähige Leute unabhängig leben müssen.

So nimmt er sie für sich ein.

Aber das ist sehr gut. Es ist komisch.

Wenn man einen solchen Ehrgeiz hat, kann man relativ leicht ein (subtiles) Wesen an sich ziehen, das natürlich in einem sehr täuschenden Gewand daherkommt, und dann bildet man sich ein, die Inkarnation einer großen Persönlichkeit zu sein.

Wenn die Leute aufrichtig sind, kann das aber nicht lange anhalten.

*
*   *

Etwas später

Gestern gab man mir mehr als 200 Fotos zu signieren...

Das ist nicht vernünftig!

Ach, die Welt ist nicht vernünftig. Sie hat auch nie behauptet, es zu sein. Und dann all diese Leute, die wollen, daß ich ihre Angelegenheiten regle und dazu noch die Angelegenheiten ihrer ganzen Familie bereinige. Sie fragen mich um meine Meinung für alles, was sie beschäftigt, angefangen vom "business" bis zur Heirat ihrer Tochter. Ich antworte nicht mehr, ich sage:

"Das geht mich nichts an."

– "Oh! Warum denn?"

– "Fragen Sie Ihren inneren Ratgeber!" (Mutter lacht)

*
*   *

Satprem schickt sich an wegzugehen:

Geht es dir gesundheitlich gut? Sind die Nächte besser?

Ja, ich werde nicht mehr belästigt, seitdem du diesen Kokon gebildet hast. Wenn du mir aber ein wenig Bewußtsein gäbest, wäre ich sehr froh!

Nein, wenn ich dich jede Nacht sähe, würde ich es dir sagen. Warum kommst du nicht? Ich sehe dich sehr selten.

Ja, warum? Woran liegt das?

Ich glaube, seit einigen Nächten nähere ich mich dem Ort, an den du gehst. Denn seit zwei Nächten habe ich deutlich den Eindruck, daß ich dich durch die Beschäftigung mit diesen Dingen bald sehen werde. Es sind interessante Dinge, aber sehr intellektuell, das ist das Leidige daran!

Was mich betrifft, bin ich mehr am Handeln als am Denken interessiert.

Es gibt Orte (die gewiß interessant sind, ich sage nicht, sie seien uninteressant), wo der präzise Ausdruck der Ideen, die die Welt beherrschen sollen, ausgearbeitet wird. Es geht in diese Richtung. Seit zwei oder drei Nächten gehe ich an diesen Ort. Er erscheint mir ziemlich grau und eintönig, aber... immerhin mangelt es ihm nicht an einem gewissen Reiz. Mehrere Personen haben dich dort gesehen. Es sind wie große Säle mit riesigen Gängen, und sehr hell – die Atmosphäre ist sehr klar. Dort geht es sehr gewissenhaft zu, ja, eine Arbeit, als seien Tausende von Schreibern eifrig am Werk. Und es ist riesig, riesig – so groß wie die Erde.

Wenn ich dort hingehe, werde ich dich antreffen.

BIN ich denn nichts anderes als das?

Oh, doch! Aber dies ist dein aktives Bewußtsein, mein Kind, nicht dein physisches: das Bewußtsein, das in deinen Träumen bewußt ist... Jedenfalls ist das besser als deine Ausflüge in der vitalen Welt, viel besser. Denn da mußte ich eingreifen.

Wenn ich dorthin gehe, wird es wahrscheinlich plötzlich eine andere Beschaffenheit annehmen; das wird einen Orkan von Kraft und Licht auslösen (alles hinwegfegende Geste), dann wird es interessant werden.

Dieser Bereich interessiert mich doch gar nicht besonders.

Ich weiß nicht.

Du mußtest jedenfalls um jeden Preis aus dem Vital herausgerissen werden, in dem du heftige Schläge erlittest, das war nicht gut. Hier ist es viel besser. Es ist hell und sehr friedlich. Sehr weiträumig, sehr weit, so als gäbe es keine Wände, keine Mauern.

Ein Glasgefängnis.

Das ist es.

(Spöttisch) Aber ein großes Gefängnis! Es ist nicht klein.

Es kommt. Sei nicht besorgt, es kommt.

Etwas viel Interessanteres: ich spüre im Mantra sehr präzise Schwingungen deines Bewußtseins. Das ist mir aufgefallen, und es ist sehr gut. Sehr präzise und sehr intensive Schwingungen. Folglich werden wir es schaffen. Das ist doch etwas.

Man muß geduldig sein. Ich war sehr geduldig. Man muß geduldig sein.

Das gehört zur notwendigen Gelassenheit.

Denn Gelassenheit und Friede sind UNERLÄSSLICH, damit sich etwas verwirklichen läßt. Und Geduld ist Teil der unentbehrlichen Gelassenheit. Die Nerven sind ein wenig ungeduldig, und das ist schlecht für sie, sehr schlecht.

in French

in English