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Mutters

Agenda

sechsten Band

25. September 1965

(Nach dem Ultimatum des Sicherheitsrats akzeptierte Indien am 22. September den Waffenstillstand.)

Du hattest also doch recht!

Recht womit?... Ach, deine Botschaft für Delhi: "India MUST fight". [Indien MUSS kämpfen]

Ja.

Oh, sie kapieren nichts. Das mitansehen zu müssen, ist abscheulich.

Und so verlogen: sie kämpfen weiter und tun nur so, als ob sie es nicht täten.

Sie sind alle sehr zufrieden mit dem, was sie getan haben, ja sie sind sogar noch stolz darauf.

Nein, sie sind nicht zufrieden.

Glaubst du wirklich?

Nein, ich weiß es!

Es kommt mir vor wie 1933, als Chamberlain aus München zurückkehrte: "Wir haben den Frieden gerettet!"

Ja, so ist es.

Die UNO brüstet sich damit, sie sind mit sich sehr zufrieden (über den Waffenstillstand). Aber hier ist man es nicht.

Besonders wütend sind die Leute hier auf England 1 .

Oh, die Engländer...

Ja, und sie wollen aus dem Commonwealth austreten.

Das wäre gut.

(Lachend) Ja, es ist an der Zeit!

Die Russen haben Shastri und den Mann aus Pakistan (Ayub Khan) aufgefordert, sich in Rußland (in Taschkent) zu treffen, und es scheint, daß die Russen sich mit den Amerikanern dahingehend einigten, England von Pakistan und China von Indien fernzuhalten. Sie wollen definitive Schritte unternehmen, um England und China daran zu hindern, sich in die hiesigen Angelegenheiten einzumischen. Wie es scheint, verfügen sie über entsprechende Druckmittel.

Wenn Rußland und Amerika sich zusammentäten, würde das natürlich... Sie wollen beide an dem Treffen teilnehmen. Vielleicht bekommen wir dann etwas Interessantes zu sehen.

Die Annäherung zwischen den Russen und Amerikanern ist etwas, woran ich schon seit Jahren arbeite. Ich glaubte schon, es sei mir gelungen, als Kennedy ermordet wurde; auch Chruschtschow war der Sache wohlgesonnen – alle beide einfach weg! Der eine ermordet, der andere abgesetzt.

Jetzt werden wir ja sehen.

Wenn nichts dazwischenkommt, wird vielleicht etwas Interessantes dabei herauskommen.

Man sieht offenbar keine andere Lösung als die militärische. Aber das Problem muß gelöst werden, nicht wahr?

Eine Lösung wäre, Pakistan wieder mit Indien zu vereinigen.

Ja, aber das ist nicht möglich, es sei denn, Indien nimmt es ein.

Vielleicht kommen sie selbst darauf, ohne dazu gezwungen zu werden. Dieser Mann (Ayub) ist allerdings unmöglich.

Oh ja, er ist unmöglich!

Ja, aber er wird nicht ewig bleiben.

Jedenfalls läßt sich die dortige Mentalität nur mit Mühe ändern. Die Inder haben die Gelegenheit verpaßt.

Ja. Oh ja, das war die Gelegenheit!

Nur ist es nicht ihre Schuld, sondern die Schuld der Vereinten Nationen; die Vereinten Nationen handelten aus einem einzigen Motiv heraus, sie hatten nämlich eine Heidenangst vor einem allgemeinen Krieg – das verwischte ihnen die Sicht.

Wir werden sehen.

Aber ich glaube an Kali, liebe Mutter. Ich hoffe wirklich nur noch auf Kali: Kalis Kraft, die zuschlägt. Ich kann mir keine andere Lösung vorstellen.

(Schweigen) Dieser Mann, der an der Spitze Pakistans steht, ist nicht repräsentativ für ganz Pakistan. Ein großer Teil Pakistans ist für die Wiedervereinigung mit Indien.

Wirklich?

Ein großer Teil.

Besonders wenn sie den Schutz, den Beistand und die Unterstützung der Russen und der Amerikaner spüren, könnte es durchaus sein, daß sie auf die Wiedervereinigung drängen. Weißt du, bei Massen ist alles nur eine Frage der vorherrschenden Ideen: sie handeln nicht aus Überlegung oder Vernunft, sondern folgen einfach einer Gedankenwelle.

Ich weiß nicht, wir werden sehen.

(Mutter gibt Satprem eine Hibiskusblüte) Eine riesige "Gnade", es sind deren fast zwei.

(Schweigen)

Vor dem Angriff hatte Nolini einen Traum, den er mir eben erzählte. Er stand bei einer Gruppe von Personen, und sie sahen, wie Sri Aurobindo auf sie zuschritt. Sri Aurobindo war gebeugt wie von einer ungeheuren Last, und er war vollkommen mit einem Mantel bedeckt. Er kam auf sie zu und öffnete seinen Mantel, in seinen Armen trug er Früchte (Geste, ein mageres Bündel andeutend), Früchte und einige andere symbolische Dinge. Dies reichte er ihnen mit den Worten: "Das ist alles, was ich tun konnte." Worauf er wieder ging. Als sei das alles, was er tun konnte: "Hier ist alles, was ich euch als Fest bereiten konnte", ungefähr so. Sie versuchten, damit ein Fest zu machen, weil er es ihnen gegeben hatte, dadurch entstand aber eine unerfreuliche Verwirrung... Als Nolini diesen Traum hatte, verstand er nichts – jetzt versteht er. Es ist die ganze Anstrengung, die Sri Aurobindo auf sich nahm, um die Lösung herbeizuführen: "Hier, das ist alles, was ich für euch tun konnte". Und es schien wie eine ungeheure Anstrengung (lachend): "Hier, das ist alles, was ich tun konnte".

Die Welt ist nicht bereit. Das ist das Schlimme.

Die Welt ist nicht bereit.

Und wenn es Kali überlassen wird, landet alles wieder im Schmelztiegel, und bei den Zerstörungsmitteln, über die die Menschheit heute verfügt, muß die ganze Zivilisation vielleicht wieder von vorn beginnen – wieviele verlorene Jahrhunderte?

Was ist uns von den Zivilisationen, die verschwunden sind, geblieben?... Nichts, nicht einmal genaue Aufzeichnungen.

All dies, die ganze Materie, die sich die ganze Zeit... (Geste des Aufsteigens und Wiederversinkens), die bestrebt war, Formen zu schaffen – ein Element, das das Bewußtsein zu manifestieren vermag –, und dann, brrf! (Geste des Verschlucktwerdens). Und wieder (Geste des Aufsteigens), wieder fängt alles von vorn an – was für eine schreckliche Verschwendung! Eine Riesenverschwendung.

(Schweigen)

Die ganze Nacht (nicht die letzte Nacht, die Nacht davor) war sehr, sehr kritisch, mit einer so klaren Erkenntnis der Sinnlosigkeit des gegenwärtigen Vorgehens... und dieser Sklaverei, die das Ergebnis einer vieltausendjährigen Gewohnheit ist 2 .

Es herrschte ein Kampf im Körper zwischen den beiden Tendenzen: jener, die aus Gewohnheit der alten Bewegung unterworfen war, und jener, die durch das Erkennen der neuen Möglichkeit versuchte, diese Gewohnheit aufzugeben. Es war... äußerst schmerzhaft, mühsam und zugleich völlig grotesk. Und so wurde der Körper zu einer Art Schlachtfeld, was nicht angenehm war.

Das Bewußtsein des Körpers (das jetzt immer klarere Formen annimmt), selbst in jenen Teilen, die noch der alten Gewohnheit unterworfen sind, ist sich, wie man sagen könnte, der göttlichen Existenz bewußt (d.h. der Existenz des Göttlichen oder beinahe der göttlichen Existenz), es hat aber immer noch das Gefühl einer Machtlosigkeit, und in dieser Machtlosigkeit gibt es sich vollkommen dem göttlichen Willen hin: "Wenn wir nicht bereit sind, wird es so sein" (Auflösung). Aber da ist auch ein Teil, der sich bereit fühlt, der versteht und weiß, wie es sein sollte, und den Willen dazu hat, und diese beiden prallen aufeinander. Nicht, daß das eine für das Göttliche und das andere dagegen wäre, nichts von dieser alten Geschichte, sondern es ist die totale Akzeptanz des Göttlichen, aber verbunden mit dem Gefühl, nicht bereit zu sein – d.h. die Welt ist nicht bereit (es war überhaupt keine persönliche Angelegenheit, in keiner Weise, sondern ein globales Bewußtsein).

In diesem Kampf (der die ganze Nacht und bis in den Morgen dauerte – gestern fühlte ich mich nicht allzu glänzend) sieht man ganz klar, daß es nicht eine Frage des gewaltsamen Willens ist... nein: die SUBSTANZ muß bereit sein. Wenn die Substanz nicht bereit ist, führt ein Eingreifen der Kraft, der Macht, offensichtlich zur Vernichtung. Dann muß alles, was geschaffen wurde, wieder von vorn begonnen werden. Weißt du, dieser stupide Tod macht alles zunichte, die ganze Arbeit geht verloren – was hinausgeht, ist genau das, was hereinkam... mit ein klein wenig mehr Erfahrung, mehr nicht. Das ist nichts.

(Schweigen)

Wenn es nur einer kleinen Zellgruppierung gelänge, die vollständige Erfahrung der Transformation zu machen, dann wäre das wirksamer als große Umstürze, sehr viel wirksamer.

Aber das ist schwieriger, viel schwieriger. Und es führt zu keinen "Ereignissen", die Aufsehen erregen und viel Lärm machen.

Ja, es hängt vom allgemeinen Zustand der Welt ab.

Vollkommen.

Und da ist wirklich kein Fortschritt in Sicht. Man hat eher den Eindruck, daß die Menschen, die Staatschefs, das menschliche Bewußtsein immer beschränkter werden.

Ja, das stimmt genau.

Pygmäen. Es frappiert mich zu sehen, wie das in zwanzig Jahren alles immer zwergenhafter geworden ist.

Das stimmt genau. Aber ich möchte sagen, daß aus meiner Sicht (die, glaube ich, keine persönliche Sicht ist) Nächte und Tage wie die von gestern (die nicht angenehm sind) einem offensichtlich ein Wissen vermitteln, und der Umsturz (Kali) gehört noch der alten Methode an – er entspricht einem Akzeptieren der Tatsache, daß die Welt sich nicht geändert hat. Wohingegen diese Art scheinbarer Verengung vielleicht gerade der Beweis dafür ist, daß das irdische Bewußtsein sich verändert hat und Druck auf das ausübt, was sich widersetzt, wodurch es immer kleiner, aber auch immer härter wird.

Immer härter, das stimmt.

Als extrahiere man alles, was bewußt und lebendig war, und was bleibt, wird immer steiniger.

(Schweigen)

Die bewußte Wahrnehmung beider Elemente (der Körper wird eine Art stellvertretendes Objekt, nicht nur symbolisch, sondern stellvertretend): des Bewußtseinszustandes jener Teile, die der Vergangenheit angehören, der vergangenen Evolutionsbewegung, und jener, die sozusagen der neuen Methode gegenüber offen sind, wird immer klarer – klarer als die äußeren physischen Dinge und die äußere Form (diese Unterscheidung ist physisch, betrifft aber die innere Struktur). Äußerlich kommt es als Fieber zum Ausdruck. Es ist ein Kampf, aber kein Kampf aus mangelndem Willen, sondern eine Art Unfähigkeit. Mit Gewalt läßt sich hier nichts erreichen. Weißt du, das einzige, was den Sieg davontragen kann, ist diese Schwingung der höchsten Liebe, aber es besteht eine Unempfänglichkeit dafür, und (das ist ein merkwürdiges Phänomen) diese Unempfänglichkeit führt zu einer Art Filterung: nur solche Elemente, die wie verwässert sind, kommen durch. Das Ding an sich, in seiner wahren Essenz kann nicht... Wenn man es von unten betrachtet, hat man den Eindruck, daß sich Das weigert, aber das stimmt nicht, denn wenn man Das IST (lachend), gibt es überhaupt kein Gefühl der Verdünnung: DAS manifestiert sich in seiner Fülle. Und dann geschieht dies! (diese Filterung)

Wenn ein direkter Kontakt bestünde, käme es offensichtlich zu einer Art Explosion (man sieht das in allen kleinen Einzelheiten) – es würde ein Bersten bewirken. Ja, eine zu brüske, zu plötzliche Veränderung hätte eine Explosion zur Folge.

Es waren mikroskopisch kleine Erfahrungen, wie winzige Demonstrationen; wenn diese winzigen Demonstrationen mit ihren Resultaten in genügender Menge oder in genügender Anzahl stattfänden, dann würde es zwangsläufig zu dem führen, was für uns einer Auflösung gleichkäme.

Es war eine in jeder Sekunde erlebte Erfahrung, ununterbrochen während ungefähr sechs Stunden. Sechs Stunden in einer Unbewegtheit (jedenfalls die Möglichkeit physischer Unbewegtheit auf dem Bett); es hielt noch eine Stunde lang an, als ich schon aufgestanden war und meine Arbeit verrichtete (zwar reduziert, aber die gleichen Aktivitäten), da wurde es schrecklich! Ich sage dir: Alle, wirklich alle Elemente, ob sie nun der alten oder der anderen Bewegung angehörten, alle Elemente teilten dasselbe Gefühl der Verehrung. Es ist also keine moralische Haltung, sondern ein und dasselbe Gefühl der Verehrung. Nur akzeptierten die einen in ihrer Anbetung die Auflösung, während die anderen den Sieg, die Transformation wollten – d.h. sie "wollten" nicht: sie FÜHLTEN den Sieg; und die anderen akzeptierten die Auflösung. Und beide zusammen... Wahrscheinlich hätte man mich für hochgradig verrückt erklärt, wenn ich das in jenem Augenblick ausgedrückt hätte (aber ich war nicht in der Lage, irgend etwas auszudrücken!) – ich war jedoch vollkommen bewußt. Und hier, weißt du, HIER über dem Körper, herrschte der wunderbarste Friede, den man sich nur vorstellen kann, ein lächelnder Friede und...

Und das Fieber hält an. Das heißt, ich bin mir sehr bewußt, daß dies bereits das Äußerste ist, was sich tun läßt, um die Transformation zu beschleunigen.

Bei all diesen Fieberfällen hier (in den letzten Monaten gab es mehrere Hundert Fälle im Ashram) handelt es sich um das gleiche, lediglich etwas verdünnt durch die Unbewußtheit der Leute. Aber es ist das gleiche: eine "zellulare" Angelegenheit (ich habe das experimentell bestätigt, denn bei einigen konnte ich das Fieber durch eine gewisse Methode der Abtrennung von der allgemeinen Bewegung abrupt stoppen).

(Schweigen)

Was hast du mitgebracht? Ist das Bulletin fertig?

Bis auf den Aphorismus.

Wie lautet er?

111 – Das Wissen verhält sich mit seinen Errungenschaften wie ein Kind: sobald es etwas entdeckt hat, rennt es auf die Straße, um es lauthals zu verkünden. Die Weisheit aber hüllt sich lange in nachdenkliches und mächtiges Schweigen.

Diese Erfahrung hatte ich vor ungefähr zwei Jahren. Das, was er hier sagt, wurde mir als lebendige Erfahrung zuteil – einen halben Tag lang; damals hätte ich dir sehr interessante Dinge erzählen können, jetzt aber erscheint es mir alt, so alt – in ferner Vergangenheit.

Ich würde dir gerne eine Frage stellen, die mit dem zusammenhängt, was du vorhin sagtest. Als du dieses Fieber hattest, lagst du auf deinem Bett und über dir, sagtest du, herrschte unentwegt ein wunderbarer Friede – welches ist die Macht dieses Friedens, welches ist die Macht dieser Stille? Wenn man nach oben geht, tritt man ein in eine Art weite, reglose Stille, die überall ist, welches aber ist die Macht dieser Stille? Bewirkt sie etwas?

Es ist das, was die Leute früher suchten, wenn sie aus dem Leben scheiden wollten: sie versetzten sich in Trance, ließen ihren Körper unbewegt zurück, um da einzutreten, und waren dann vollkommen glücklich. Für die Sannyasins, die sich lebendig begraben ließen, war es dasselbe; sie sagten: "Jetzt habe ich meine Arbeit beendet (sie fanden schöne Phrasen dafür), und ich trete nun in Samadhi ein", worauf sie sich lebendig begraben ließen. Sie begaben sich in ein Zimmer oder egal wohin, dann schloß man zu, und es war zu Ende. Dabei geschah dasselbe: sie versetzten sich in Trance, und ihr Körper zerfiel natürlich nach einer gewissen Zeit, während sie im Frieden weilten.

Aber Sri Aurobindo sagt, daß diese Stille mächtig sei.

Mächtig, ja.

Ich wüßte gerne, in welcher Hinsicht sie mächtig ist. Denn man hat den Eindruck, man könnte darin eine Ewigkeit verweilen...

Nicht "eine" Ewigkeit – die Ewigkeit.

... ohne daß sich etwas ändert.

Ja, weil es nicht manifestiert ist, es liegt außerhalb der Manifestation. Aber Sri Aurobindo will ja gerade, daß man es in die Welt herabbringt. Darin besteht eben die Schwierigkeit. Und man muß die Gebrechlichkeit und sogar den Anschein des Schwachsinns auf sich nehmen, alles – aber es gibt nicht ein Wesen unter fünfzig Millionen, das den Mut dazu hätte. Sri Aurobindo sagte mir, ich sei die einzige!... (lachend) Das mag wohl stimmen!

Erst gestern noch betrachtete ich diesen Körper, und es gab keine... Die Reaktionen, die man als "persönlich" bezeichnen könnte, waren wirklich auf ein kaum wahrnehmbares Minimum reduziert, das heißt, es herrschte eine Empfindung, die ich zwar nicht als universell bezeichnen kann, denn es ist nicht sicher, daß die Materie in den anderen Universen dem gleichen Gesetz unterworfen ist... ich weiß es nicht (früher wußte ich es, da stand ich mit diesem und jenem in Kontakt und hätte es sagen können, aber jetzt möchte ich mich nicht damit befassen: ich kümmere mich nur um die Erde). Denn immer besteht ja die Möglichkeit, woandershin zu entfliehen. Viele Leute haben dies auch getan: sie gingen woandershin, in eine andere, mehr oder weniger subtile Welt. Weißt du, es gibt Millionen Arten zu fliehen, aber nur eine zu bleiben, was bedeutet, Mut und Ausdauer zu haben, alle Zeichen der Gebrechlichkeit, der Ohnmacht, des Unverständnisses, ja, der Verneinung der Wahrheit selbst zu akzeptieren. Wenn man dies nicht auf sich nimmt, dann wird es sich nie ändern! Jene, die groß, leuchtend, stark und mächtig oder was auch immer sein wollen, wohlan, sie können nichts für die Erde tun.

Es ist zwar nicht von Bedeutung (denn das Bewußtsein reicht aus, um nicht im geringsten betroffen zu sein), aber das Unverständnis ist allgemein und total. Das heißt, man wird beschimpft und verachtet – alles mögliche –, genau aufgrund von dem, was man tut, denn ihrer Auffassung nach (für alle "großen Geister" der Erde), hat man auf seine Göttlichkeit verzichtet. Sie drücken das nicht so aus, sie sagen: "Was, Sie geben vor, ein göttliches Bewußtsein zu haben, und sind dennoch ..." So kommt es bei allen Leuten und in allen Umständen zum Ausdruck. Von Zeit zu Zeit blickt jemand für einen kurzen Augenblick durch, aber das ist ganz außergewöhnlich, sonst heißt es überall: "Zeigen Sie uns doch Ihre Macht!"

Ja, für sie muß das Göttliche auf der Erde allmächtig sein.

So ist es: "Zeigen Sie uns Ihre Macht, verändern Sie die Welt. Und vor allem tun Sie das, was ich will; die erste und wichtigste Sache ist zu tun, was ich will – zeigen Sie uns Ihre Macht!"

(langes Schweigen)

Ach, das ergibt aber keinen Aphorismus, das ist keine Antwort auf das, was Sri Aurobindo sagte! Nein, wie ich dir schon sagte, war das eine Erfahrung vor langer Zeit. Ich erinnere mich, es war so schön, klar und leuchtend, und ich konnte es sehr gut ausdrücken, es hätte einen sehr schönen kleinen Artikel ergeben. Aber jetzt liegt das weit hinter mir (Geste hinter die Schulter), weit, weit zurück.

Wenn du mir keine Frage stellen möchtest (aber du siehst ja die Lage)... machen wir uns lieber an die Savitri-Übersetzung.

(Schweigen)

Es ist ein Teufelskreis. Man hat den Eindruck, daß die Transformation nicht ohne eine Entwicklung oder allgemeine Empfänglichkeit auf der Erde stattfinden kann, und gleichzeitig ist diese größere Vorbereitung auf der Erde nicht ohne eine Beschleunigung deiner transformierenden Kraft möglich.

Ja, doch, sie wirkt, nur ist es eine unendlich kleine Aktion. Deshalb bedeuten die Jahrmillionen gar nichts. Diese Stagnation zum Beispiel existiert nur für unser Bewußtsein; denn das menschliche Bewußtsein bemißt alles nach seinem Maßstab. Die Geschichte der Erde erscheint ihm wie eine Unendlichkeit – in der universellen Geschichte ist sie das nicht, aber das menschliche Wesen hat den Eindruck einer Unendlichkeit (es weiß sehr wohl, daß dem nicht so ist, aber das ist nur ein theoretisches Wissen), und nach seinem Maßstab rührt sich nichts – aber das stimmt nicht.

Trotzdem müßte es in der Zeitspanne eines einzigen Lebens geschehen.

Oh, das...

Dafür käme nur das letzte Leben in Frage – das letzte Leben vor der Transformation. Es wäre das Leben der Transformation. Das heißt, alles, was seit Millionen und Abermillionen von Jahren vorbereitet wurde, wird sich eines schönen Tages erfüllen, und wenn es sich dann erfüllt, wird derjenige (oder diejenige oder diejenigen oder wer auch immer), der es erlebt, sagen: "Jetzt haben wir es geschafft"! (Mutter lacht) Und sie vergessen dabei, daß diese Minute während Jahrmillionen vorbereitet wurde!

Es wäre schön, wenn diese Minute bald käme.

Ach, das ist genau das Lied, das ich dauernd zu hören bekomme: "Sie sagen, daß die Wahrheit sich manifestiert, nun, wir hoffen wirklich, daß sie den Sieg bald erringt"!

Ich weiß nicht.

Als ich Sri Aurobindo zum ersten Mal traf, sagte er mir: "Die anderen kamen, um die Dinge vorzubereiten, und gingen wieder, aber diesmal wird es GETAN." Und auch er ist gegangen.

Er ist gegangen. Zwar sagte er mir: "Du wirst es vollbringen", aber er hat nie... Allein er sagte mir dies, und dazu sagte er es "einfach so", wie er die Dinge eben sagte. Es war nicht etwas, das einem eine absolute Sicherheit gab... Er hatte ja diese Macht: Wenn ich ihm etwas sagte und er antwortete: "So wird es sein", dann WAR es so (etwas, das ich verwirklicht sehen WOLLTE, nicht etwas, das bereits war). Wenn er sagte: "Ja, so ist es", dann WURDE es so. Das erste Mal, als dies geschah, war es für mich unglaublich beeindruckend. Doch im allgemeinen betraf es Details. Als er mir aber sagte: "Du wirst es tun", geschah es nicht auf diese Art – es hätte auch sein Wille sein können, die Sache durchzuziehen.

Ich kann nicht sagen, daß ich mir die Frage stelle, denn das ist nicht der Fall, ich stelle sie nicht, aber die beiden Möglichkeiten bestehen fort (abwägende Geste); jedenfalls ist die Antwort nicht klar. Zuweilen habe ich die Vision, daß es aus ist (eine sehr konkrete Vision dessen, was ich tun will), dies erscheint aber vor einem Hintergrund vollständiger Ungewißheit; und eine Minute später zeigt sich die Möglichkeit, bis zur vollständigen Verwirklichung der Transformation zu gelangen, verbunden mit der klaren Vision dessen, was zu tun ist, aber vor einem Hintergrund... Im Hintergrund steht nicht die Gewißheit, daß es so sein WIRD – weder im einen noch im anderen Fall. Ich weiß, daß es absichtlich so ist, weil das für die Arbeit der Zellen notwendig ist. Wenn ich zum Beispiel die Anweisung des Höchsten bekäme (es kommt vor, daß ich sie klar erhalte, so klar wie...), wenn ich von Ihm die Gewißheit erhielte, daß dieser Körper trotz aller äußeren Anzeichen des Weges und trotz aller Schwierigkeiten bis zur Erfüllung der Transformation gelangen wird, nun ja, dann würde dies irgendwo zu einer Erschlaffung führen, die sehr schädlich wäre. Ich weiß dies selbst, ich weiß das sehr wohl. Folglich ist es so: ich gehe weiter und weiß nicht, was morgen geschieht. Gestern hätte ich sagen können: "Ja, vielleicht geht es mein Ende." Wie es schien, hat X 3 dies liebenswürdigerweise den Leuten gesagt, die zu ihm kamen; er behauptete, mir bliebe nur noch ein halbes Jahr – (lachend) das ist eine seiner typischen "Vorhersagen". Mit der gestrigen Erfahrung könnte ich sagen: "Das ist schon möglich." Weißt du, mit dieser vollkommenen Indifferenz: Das ist schon möglich. Mit einem Zitat von Sri Aurobindo: "Nichts kann den Glanz des Bewußtseins der Ewigkeit trüben", das ist es. Und wenn dieser Zustand vorbei ist und der andere kommt, sagt man: "Was bedeutet es zu sterben? Was soll das heißen? Wie kannst du so etwas sagen?" Es ist auch nicht so, daß sich die beiden Zustände abwechseln... (wie soll ich sagen?) als Gegensätze – keineswegs, sondern sie sind beinahe simultan (Mutter verflechtet die Finger ihrer rechten Hand mit denen der linken), aber mal sieht man das eine, mal das andere. Es ist jedoch das gleiche Ganze... etwas, das die Wahrheit ist, nur noch ein wenig unklar – sie ist noch nicht voll erfaßt (Geste).

Das ist der Normalzustand, aber offensichtlich wird er weiter ausgearbeitet, aufgebaut und geformt.

Und das ist sehr weise. Die höchste Weisheit ist unendlich größer als die unsrige! In unserem Enthusiasmus denken wir manchmal: "Oh, wenn es so wäre!" (Mutter gibt sich eine kleine Ohrfeige) "Sei ruhig!" Das ist alles.

Wir sind sehr verworren.

Ja, es fällt einem schwer zu verstehen, daß die Weisheit STÄNDIG weise ist.

Es fällt einem sehr schwer zu verstehen, daß der Höchste ständig alles tut.

So ist es.

Wir sind nur verwirrte Dummköpfe (lachend), die es sich anders wünschen, weil wir nichts, aber auch gar nichts verstehen!

Etwas beginnt, ein wenig weiser zu werden. Ich sagte es dir, nach einer Nacht wie gestern ist man ein wenig weiser, und morgens... ist man etwas weiser. Man hat dann so etwas wie ein sehr, sehr materielles Gefühl, daß Er es ist... Denn wir denken: "Oh, wenn wir nur selber... (wir sprechen es nicht so direkt aus, aber...), dann wäre alles ganz schnell sehr gut", nicht wahr? Und dieses "sehr gut", Gott weiß, was das wäre!

Gestern oder vorgestern, ich weiß nicht (ich glaube, es war vor zwei Tagen), da fühlte ich überall Schmerzen, und es bedurfte einer ständigen Anstrengung, um ein akzeptables Gleichgewicht aufrechtzuhalten. Dann legte ich mich einen Augenblick hin, und der Körper sagte: "Oh (lachend), nimmt das denn kein Ende? Wird es immer so sein?" Daraufhin hatte er plötzlich die Wahrnehmung: "Ach, wie feige ich bin!" Er schämte sich seiner. Und er fühlte (Mutter drückt die Hände gegen ihr Gesicht) hier innen, überall die Gegenwart des Herrn – überall, eine solche Gegenwart!... Eine strahlende Macht, aber weißt du, eine strahlende Macht, die auch zerstören kann. (Mutter lacht) Sie kann einen vollkommen auflösen – "Was, du bist nicht zufrieden? Du möchtest etwas anderes?" Oh!...

Er bittet um nichts.

Das nenne ich Aufrichtigkeit: Wenn man sich in jeder Minute dabei ertappen kann, der alten Dummheit anzugehören.

Es geschieht genau deshalb, damit man das sieht. Man interpretiert es auf mentale Weise, aber es ist, als wolle Er einem sagen: "Siehst du, die Dinge sind so, damit du verstehst, andernfalls würdest du nicht verstehen." Und das ist so wahr, daß man nichts darauf erwidern kann.

"Du [der Körper] brauchst das, um zu verstehen."

 

1 Die britische Regierung und Presse (auch die amerikanische) vertraten eine ausgesprochen antiindische Haltung.

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2 Am Vortag wurde Mutter von einem Fieber befallen.

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3 Der Tantra-Guru.

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