SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 06 Bande

Mutters

Agenda

sechsten Band

3. November 1965

(Kurz vor dem Betreten des Musikzimmers, wo Mutter zu Sunils 1  Geburtstag auf der Orgel spielen wird.)

Neulich erzählte ich dir doch von diesem Kometen – nun hat sich etwas Lustiges ereignet. Ich dachte mir nämlich: "Es wäre doch wirklich interessant, diesen Kometen so zu sehen, wie man ihn durch das stärkste Teleskop auf der Welt sehen würde." Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht (es war letzte Nacht), da hörte ich: "Sieh doch!" Ich öffnete die Augen und sah den Kometen, gigantisch, riesig, so wie man ihn durch ein riesiges Teleskop sehen würde: hell leuchtend mit seinem Schweif! Interessant war, daß sich dicht daneben (nicht so dicht wie der Schweif, aber sehr nahe) ein Stern befand, eine Art Stern, aber ganz klein und sehr hell, und der schien mir von ganz besonderer Bedeutung zu sein.

Die Wirkung hält immer noch an. Diese Substanz, von der ich dir erzählte, wirkt weiter in der Erdatmosphäre. Fühlst du es nicht? Fühlst du dich nicht wohler, nein?

*
*   *

Etwas später, nach der Musik:

Das Leben ist ziemlich kompliziert! (Mutter lacht) Darin bist du ja mit mir einig!

Ja. Du siehst aber müde aus.

Nein, ich bin nicht müde – ich bin nicht müde.

Es herrscht ein vollkommen harmonischer innerer Rhythmus, und solange ich in diesem Rhythmus leben kann, geht alles sehr gut, sogar außerordentlich gut, wie die Geschichte meines Kometen, wo es fast genügt zu sagen: "So möchte ich es gerne", und schon geschieht es. Gleichzeitig untersteht man jedoch einem Komplex von Dingen, die auch ihre Nützlichkeit, ihre Notwendigkeit haben und nicht einmal in einem Mißverhältnis zum tieferen Prinzip stehen, die diesem Rhythmus aber äußerlich ihren eigenen Rhythmus aufzwingen. Deshalb ist es manchmal schwierig.

Zum Beispiel hatte ich mir heute vorgenommen, bis zehn Uhr fertig zu sein, um dich dann in aller Ruhe zu treffen und anschließend ins Musikzimmer zu gehen, ich äußerte sogar meine Absicht, aber da war nichts zu machen! Es ist kein schlechter Wille, sondern ein Zusammenspiel der Umstände.

Sie gehen immer später [die Sekretäre].

Das scheint mir auch so. Und es gibt keinen Grund, daß es nicht noch später wird. Siehst du, mir bleibt all das hier (Mutter deutet auf einen Stapel Briefe), das alles ist ungetane Arbeit, die heute morgen noch erledigt werden sollte. So geht das jeden Tag. Die Briefe stapeln sich immer mehr, manche habe ich noch nicht einmal geöffnet. Einige Leute beschweren sich deshalb (aber das erleichtert mich eher): "Ich habe Ihnen schon zweimal geschrieben, und Sie antworten mir nicht, ich geb es auf." – Dann eben nicht. Aber es gibt andere, die sehr geduldig sind und mich um etwas für sie sehr Wichtiges bitten, denen zu antworten ich aber keine Zeit habe. Wenn ich einen solchen Brief höre (es sind auch Briefe darunter, die ich nicht einmal geöffnet habe, ich weiß nicht, was darin steht), wenn ich ihn aber höre, antworte ich innerlich, und wenn sie imstande wären, es mental aufzunehmen, könnten sie meine Antwort empfangen, aber leider können sie das nicht. Dann auch wichtige Briefe von Leuten, die um etwas Vernünftiges bitten, und ein Wort oder eine Geste würde ihnen weiterhelfen – aber es ist einfach nicht möglich. Und es werden immer mehr. Früher ruhte ich mich regelmäßig zu bestimmten Zeiten aus (mit "ausruhen" meine ich: ich konzentriere mich), aber jetzt ist das vorbei, ich komme nicht mehr dazu. Auch das zehrt an meiner Ruhe, es ist schlimm.

In der Welt geht alles drunter und drüber. Das betrifft nicht nur eine kleine Anzahl von Individuen, sondern es ist überall so: die Vereinten Nationen, die indische Regierung, Menschen hier und dort bitten von überall um Rat, um Richtlinien. Sie sollten fähig sein, auf mentale Weise zu empfangen, dann könnte ich die ganze Arbeit im Nu erledigen, denn dies beansprucht keine Zeit, es geschieht unmittelbar, aber sie sind noch nicht so weit, sie können das nicht. Weißt du, sie bitten um eine "Botschaft", um etwas, das eine Aktion auszulösen vermag, es gibt täglich Dutzende davon. Das ist ein gutes Zeichen, ich kann mich nicht beklagen. Es ist ein gutes Zeichen, es bedeutet, daß die Welt empfänglich wird. Aber...

 

1 Ein Musiker und Mitglied des Ashrams.

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English