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Mutters

Agenda

sechsten Band

23. November 1965

Über die "Botschaft", die Mutter zum Darshan am 24. November verteilen wird:

"Es ist gewiß ein Fehler, das Licht gewaltsam herabzubringen, daran zu ziehen. Das Supramental kann nicht im Sturm erobert werden. Wenn die Zeit gekommen ist, wird es sich von selbst öffnen. Aber vorher bleibt noch vieles zu tun, und es muß geduldig und ohne Eile getan werden."

Sri Aurobindo

Das ist gut für die Vernünftigen. Sie werden sagen: "Aha, er verspricht also keine Wunder."

Warum? Haben denn viele Leute die Tendenz zu "ziehen"?

Die Leute haben es eilig, sie wollen schnelle Resultate sehen.

Außerdem glauben sie, das Supramental herabzuziehen – stattdessen ziehen sie irgendwelche kleinen Vitalwesen herbei, die sich über sie lustig machen und ihnen dann ein paar böse Streiche spielen. Das passiert am häufigsten, in neunundneunzig Prozent der Fälle.

Eine kleine Individualität, eine vitale Wesenheit, die sich aufspielt und mit Lichtzauber Eindruck schindet. Davon ist der arme Kerl dann so geblendet, daß er sagt: "Ach, das ist das Supramental!" und er fällt in ein Loch.

Erst wenn man auf irgendeine Art das wahre Licht berührt oder gesehen hat und mit ihm in Kontakt getreten ist, kann man das Vital davon unterscheiden. Dann erkennt man, daß es wie ein künstliches Feuerwerk auf der Theaterbühne ist: theatralische Effekte, ein künstliches Licht. Andernfalls lassen sich die Leute davon blenden – es ist blendend, "prachtvoll", und so werden sie irregeführt. Erst wenn man die Wahrheit GESEHEN hat und mit ihr in Kontakt getreten ist, ja, dann lächelt man!

Es ist Schauspielerei, aber man muß die Wahrheit kennen, um sie von der Schauspielerei zu unterscheiden.

Das gilt im Grunde für alles. Das Vital ist wie eine Supershow, die sehr attraktive, blendende, irreführende Vorführungen veranstaltet, und erst wenn man die wahre Sache kennt, unterscheidet man sofort, instinktiv, ohne darüber nachzudenken, und man sagt: "Nein, das will ich nicht!"

Das gilt für alles. Und die größte Bedeutung im menschlichen Leben hat es in der Liebe erlangt. Die vitalen Leidenschaften, die vitalen Reize haben fast überall den Platz des wahren Gefühls eingenommen, das ruhig ist, wohingegen diese einen in Aufwallung versetzen und den Eindruck von etwas "Lebendigem" vermitteln... Das ist sehr trügerisch. Aber man weiß und fühlt es erst und ist sich erst dann klar darüber, wenn man die wahre Sache kennt; erst wenn man mit der Seele und in der göttlichen Vereinigung die wahre Liebe berührt, dann erscheint einem alles andere hohl, schwach und leer: ein Schein und eine Komödie – die des öfteren mehr tragisch als komisch ist.

Alles, was man darüber sagen kann und wie auch immer man es erklären mag, nützt überhaupt nichts, denn derjenige oder diejenige, die davon ergriffen ist, wird sagen: "Oh, bei mir ist es nicht so wie bei den anderen!" – Alles, was einem selbst geschieht, ist nie dasselbe, was den anderen geschieht. Man muß diese "Sache" haben, die wahre Erfahrung, dann... dann nimmt das ganze Vital den Aspekt einer Maskerade an – keine sehr anziehende Maskerade.

Wenn man zieht, oh, dann läuft es in weit mehr als neunundneunzig Prozent aller Fälle so, denn nur einmal in einer Million kommt es vor, daß man das Wahre herbeizieht – was beweist, daß man bereit war. Sonst zieht man immer das Vital an: den Schein, das Äußere, die dramatische Darstellung der Sache, aber nicht die Sache selbst.

Ziehen ist immer eine egoistische Regung, eine Entstellung der Aspiration. Die wahre Aspiration beinhaltet Hingabe – die Hingabe seiner selbst –, ziehen hingegen bedeutet, sich etwas aneignen zu wollen. Auch wenn man in Gedanken eine größere Ambition hegt – die Erde, das Universum –, bewirkt es nichts, das sind lediglich mentale Aktivitäten.

(langes Schweigen)

Wenn man die Dinge auf mentale Weise ausdrückt... alle, die auf mentale Weise zu erklären versuchten, konstruieren einen Gegensatz, um sich dann einzubilden, das eine sei das offensichtliche Gegenteil des anderen [die wahre Sache und ihre Entstellung], was die Unterscheidung dann sehr leicht zu machen scheint. Aber so ist es keineswegs!... Ich studiere gerade, auf welche Weise die Materie, der Körper, ständig im Einklang mit der göttlichen Gegenwart stehen könnte. Das ist überaus interessant: Es besteht überhaupt kein Gegensatz, sondern es ist eine winzige, mikroskopische Entstellung. Man macht zum Beispiel oft die Erfahrung (und meistens weiß man nicht, warum es sich so abspielt – jetzt weiß ich es), wie an gewissen Tagen oder in gewissen Augenblicken alle Gesten, die man macht, harmonisch sind, alle Dinge, die man berührt, immer harmonisch auf den sie berührenden Willen zu reagieren scheinen, wie sich alles ordnet (ich spreche von all den kleinen Dingen des Lebens – des alltäglichen Lebens), jedes Ding scheint an seinem Platz zu sein oder ganz natürlich seinen Platz zu finden: wenn man ein Papier faltet, faltet es sich wie spontan auf die richtige Weise; wenn man etwas sucht, findet man wie spontan genau das Ding, das man braucht; man stößt sich an nichts, man wirft nie etwas um – alles scheint harmonisch. Und andere Male (ohne erkenntlichen Unterschied im Gesamtzustand des Bewußtseins) ist es genau das Gegenteil: Man will ein Papier falten und faltet es verkehrt; man will etwas aufheben und läßt es fallen – alles scheint unharmonisch, aus dem Gleichgewicht geraten oder widerspenstig zu sein. Man selbst ist mehr oder weniger im selben Zustand. Jetzt mit dieser scharfen und feinen Beobachtung sehe ich aber: im einen Fall herrscht eine innere Stille in den Zellen, eine tiefe RUHE, welche keineswegs die Bewegung verhindert, auch nicht die schnelle Bewegung, aber es ist, als beruhe sie auf einer ewigen Schwingung; und im anderen Fall herrscht diese innere Hast (hektische Geste), dieses innere Vibrieren, diese innere Unruhe, die Hast, von einem Augenblick zum anderen zu gelangen, eine dauernde Hetze (warum? man weiß es nicht), immer in Eile, in Eile, und alles, was man tut, geht daneben. Im anderen Fall, in dieser Ausgeglichenheit und diesem inneren Frieden, spielt sich alles harmonisch ab, und dazu VIEL SCHNELLER in der materiellen Zeit: man verliert keine Zeit.

Deshalb ist es so schwierig zu wissen, wie man zu sein hat. Denn in Gedanken kann man immer im gleichen Zustand sein, selbst in der Aspiration, im allgemeinen guten Willen, selbst in der Hingabe an das Göttliche, all das kann das gleiche sein, der gleiche Zustand – aber die Sache spielt sich hier innen ab (Mutter berührt ihren Körper), und das macht den ganzen Unterschied aus. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es Leute gibt, bei denen diese Gegensätzlichkeit im Mental und im Vital fortbesteht, aber da ist es so offenkundig... Ich spreche jedoch von etwas vollkommen Materiellem. Es gibt Leute, die sagen und denken: "Wie ist das nur möglich? Ich bin doch so guten Willens, ich möchte es so gut machen, aber nichts gelingt mir, alles ist unharmonisch, warum nur? Ich bin so gut (!), dennoch sprechen die Dinge nicht darauf an." Oder diejenigen, die sich sagen: "Oh, ich habe mich vollkommen hingegeben, ich bin so guten Willens, ich habe eine Aspiration und will ja nur die Wahrheit und das Gute, und doch bin ich die ganze Zeit krank, warum bin ich denn krank?" Und nur einen kleinen Schritt weiter, und schon zweifelt man an der Gerechtigkeit, die diese Welt regiert usw. Man fällt in ein Loch... Aber um all dies geht es gar nicht. Das ist es nicht, was ich sagen will. Es ist zugleich viel einfacher und viel schwieriger, denn es ist nicht grell, es sind keine offensichtlichen Gegensätze, zwischen denen man wählen könnte – es gilt ausschließlich, die Verantwortung voll und ganz, integral, dem Herrn zu überlassen.

Von allen Dingen ist das für den Menschen das Schwierigste – für die Pflanze und sogar für das Tier ist das viel einfacher. Aber dem Menschen fällt das sehr schwer. Denn es gab eine ganze Zeitspanne in der Evolution, wo er notgedrungen die Verantwortung für seinen Fortschritt übernehmen mußte. So hat er sich daran gewöhnt, das hat sich seinem Wesen tief eingeprägt.

Ich habe etwas sehr Interessantes festgestellt. Da macht sich zum Beispiel ein Schmerz oder irgendein Zeichen bemerkbar, daß etwas im Körper nicht in Ordnung ist. Im Bewußtsein – ja, im Bewußtsein – bleibt man trotzdem völlig unbeteiligt, gleichviel ob Tod oder Leben, Krankheit oder Gesundheit, dort herrscht Gleichmut; wenn aber der Körper seiner alten Gewohnheit entsprechend reagiert: "Was tun, damit es weggeht?" verbunden mit alldem, was das mit sich bringt (ich spreche nicht von einer Reaktion im Mental, sondern hier im Körper), dann setzt sich die Sache fest. Warum? – Weil sie dazubleiben hat... (lachend), damit man sie studieren kann! Haben aber die Zellen ihre Lektion gelernt und sagen sich sofort: "Herr, Deine Gegenwart" (ohne Worte: als Haltung) – pfft! dann verschwindet die Störung.

Es nützt nichts, wenn dies im Denken oder im psychischen Bewußtsein geschieht oder SOGAR IM PHYSISCHEN BEWUSSTSEIN: die Zellen müssen es tun. Derjenige, der es in Gedanken tut, sagt sich: "Ich gebe mich doch dem Göttlichen hin, ich bin bereit für alles, ich befinde mich in einem Zustand völligen Gleichmuts, und trotzdem bin ich krank! Was soll ich jetzt noch glauben?" Das ist es nicht. Um HIER eine unmittelbare Wirkung zu erzielen (unmittelbar heißt, daß es einem wie ein Wunder erscheint, was aber überhaupt nicht der Fall ist), muß an der Stelle, wo sich aus irgendeinem Grund die Störung eingestellt hat, augenblicklich diese Reaktion kommen: "Herr – Herr das bist Du; Herr wir sind Du; Herr, Du bist hier." – Und alles verfliegt. Eine Empfindung, eine Haltung – und sofort, hoppla, ist es vorbei!

Ich hatte schon Hunderte und Aberhunderte von Erfahrungen dieser Art.

Und der Zustand – der Allgemeinzustand des Bewußtseins – bleibt sich völlig gleich, immer so (Geste der Unbewegtheit, die Handflächen nach oben gekehrt), in einer Art bewußter Glückseligkeit: "Möge Dein Wille geschehen!" Aber dies nützt nichts, HIER greift das nicht – es muß HIER geschehen (Mutter berührt ihren Körper).

Das ist sehr interessant.

Ich könnte stundenlang darüber sprechen, aber das hat keinen Sinn.

Ich bin so sehr von der Vergeblichkeit des Sprechens überzeugt. Wenn man mir später vorliest, was ich gesagt habe... Ich sage es IN der Erfahrung, und wenn ich es nachher lese, bin ich in einer anderen Erfahrung, und so scheint es mir bar jeder Überzeugungskraft. Wenn ich die Erfahrung dann zufällig wieder einfangen kann, fühle ich sofort: "Ach ja, genau das ist es!" Deshalb nützt es nichts, etwas zu lesen, wenn man nicht selber die Erfahrung hat. Wir veröffentlichen zwar die Bulletins, aber die Tatsache bleibt. Erst in dem Augenblick, wo man die Erfahrung hat, kann man wirklich verstehen, was man liest.

Es mag die Kraft haben, die Erfahrung zu übermitteln (auf mentale Weise geschieht dies zweifellos: es hat eine mentale Wirkung), ich rede aber von der Arbeit hier in den Zellen des Körpers... Man verschafft sich eine kleine mentale Erklärung, doch darum geht es überhaupt nicht. Sobald man aber die Schwingung fühlt, ja, dann ist es offensichtlich.

Weißt du, man fühlt sich völlig unwohl, völlig daneben, man kann nicht atmen, es ist einem schlecht, man fühlt sich machtlos und kann sich weder bewegen noch denken oder sonst etwas... kurz, man fühlt sich vollkommen elend, und da, mit einem Schlag: das Bewußtsein – das körperliche Bewußtsein der Schwingung der Liebe, die wahre Essenz der Schöpfung, eine Sekunde lang: alles erhellt sich, pfft! weg, alle Beschwerden sind weg. Verwundert schaut man sich an – alles weg. Man hat sich wirklich elend gefühlt – alles verschwunden.

Ich glaube nicht, daß Worte dies vermitteln können. Nicht einmal, wenn man in der Atmosphäre lebt – was ist es denn?... Eines Tages wird vielleicht eine Kraft da sein. Die Kraft, das zu übermitteln. Ja, dann kann sich alles ändern.

Zweifellos wird dieser Punkt kommen, wenn es sich hier dauerhaft festgesetzt hat.

Wenn es sein soll, wird es sein, nicht wahr?

in French

in English