Mutters
Agenda
siebenten Band
V stellte mir eine Frage im Hinblick auf die Amerikaner und Vietnam; ich antwortete ihm folgendes (Mutter sieht sehr vergnügt aus und reicht Satprem den Text ihrer Antwort):
Frage
Sind die Anwesenheit und die Intervention der Amerikaner in Vietnam gerechtfertigt?
Mutters Antwort
Von welchem Standpunkt aus stellst du diese Frage?
Wenn es aus politischer Sicht geschieht – Politik ist eine grobe Falschheit, und ich befasse mich nicht damit.
Wenn es aus moralischer Sicht geschieht – Moral ist der Schild, den die gewöhnlichen Menschen hochhalten, um sich vor der Wahrheit zu schützen.
Wenn es aus spiritueller Sicht geschieht – einzig der Göttliche Wille ist gerechtfertigt, und eben Ihn verdrehen und verzerren die Menschen in all ihren Handlungen.
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Etwas später
Ich hätte eine Frage zum letzten "Aphorismus"... Am Anfang sagtest du, trotz dieser unnützen Überaktivität der Menschen fließe darunter die große Strömung der unwiderstehlichen Macht, die trotz allem, trotz der Menschen die Dinge TUT...
Und deine Frage?
Um sich auszudrücken, ist diese große Strömung der Macht doch auf Instrumente angewiesen?
Auf ein Gehirn.
Aber nicht nur auf ein Gehirn. Diese Macht kann sich wie in der Vergangenheit mental oder übermental ausdrücken; sie kann sich vital durch die Kraft ausdrücken; sie kann sich durch die Muskeln ausdrücken. Aber wie kann sie sich (da du so oft von der "materiellen Macht" sprichst) physisch ausdrücken, rein und direkt? Welcher Unterschied besteht zwischen der Handlung oben und der wahren Handlung hier?
Jedesmal, wenn ich mir dieser Macht bewußt wurde, war die Erfahrung ähnlich. Der Wille von oben drückt sich durch eine Schwingung aus, die sicherlich den Aspekt einer vitalen Macht annimmt, aber im Subtilphysischen wirkt. Man hat die Wahrnehmung einer gewissen Schwingungsqualität, die schwer zu beschreiben ist, die aber den Eindruck von etwas Geballtem (nicht Zerstückeltem) verleiht, etwas, das dichter als die Luft scheint und extrem homogen ist, golden lichthaft, mit einer UNGEHEUREN Antriebskraft, und das einen bestimmten Willen zum Ausdruck bringt (ganz anders als ein menschlicher Wille, es gleicht eher der Schau als dem Denken: wie eine Sicht, die sich aufdrängt, um realisiert zu werden), in einem der materiellen Materie sehr nahen, aber nur für die innere Schau sichtbaren Bereich. Und DAS, diese Schwingung, übt einen Druck auf die Menschen, Dinge und Umstände aus, um sie ihrer Vision gemäß zu gestalten. Unwiderstehlich. Selbst diejenigen Menschen, die das Gegenteil glauben und das Gegenteil wollen, tun unweigerlich das Gewollte, ohne es zu wollen; selbst die Dinge, die ihrer Natur nach widerstrebend sind, werden umgedreht.
Für die nationalen Ereignisse, die Beziehungen unter den Nationen, die globalen Umstände, wirkt das dauernd, unablässig, wie eine UNGEHEURE Macht. Und wenn man selbst in Einheit mit dem Göttlichen Willen ist, ohne Einmischung des Denkens und aller Konzeptionen und Vorstellungen, dann folgt man. Man sieht, und man weiß.
Der Widerstand der Trägheit im Bewußtsein der Menschen und in der Materie bewirkt, daß diese Aktion, anstatt direkt und vollkommen harmonisch zu sein, konfus und voller Widersprüche, Schocks und Konflikte wird. Statt daß sich alles sozusagen "normal" ordnet, fließend (wie es sein sollte), führt diese ganze Trägheit, die Widerstand leistet und aufbegehrt, dazu, daß die Dinge in einer verwickelten Bewegung miteinander kollidieren, und so entstehen die Unordnung und die Zerstörungen, die nur durch den Widerstand notwendig werden und NICHT UNERLÄSSLICH wären, die nicht hätten sein müssen – oder vielmehr, die nicht hätten sein dürfen. Denn dieser Wille, diese Macht ist eine Macht von vollkommener Harmonie, in der jedes Ding seinen Platz hat, und sie organisiert alles wunderbar. Das kommt wie eine absolut lichthafte und vollkommene Organisation, die man sehen kann, wenn man die Schau hat. Aber wenn DAS herabkommt und auf die Materie drückt, dann beginnt alles zu brodeln und Widerstand zu leisten. Diese Unordnung, Verwirrung und Zerstörung dann dem göttlichen Handeln, der göttlichen Macht zuschreiben zu wollen, ist eine weitere menschliche Dummheit. Nur die Trägheit (ganz zu schweigen von der Böswilligkeit) ERZEUGT die Katastrophe. Nicht, daß die Katastrophe gewollt wäre, sie war nicht einmal vorgesehen, nein, sie wird durch den Widerstand ERZEUGT.
Dazu kommt noch die Vision vom Wirken der Gnade, die eingreift und die Schäden überall da, wo es möglich ist, abschwächt, das heißt, überall da, wo sie angenommen wird. Und das erklärt, daß die Aspiration, der Glaube, das totale Vertrauen des irdischen, menschlichen Elements eine Macht der Harmonisierung haben, weil sie der Gnade erlauben, einzugreifen und die Konsequenzen des blinden Widerstands ungeschehen zu machen.
Das ist eine ganz klare Vision, deutlich bis in alle Einzelheiten.
Wenn man wollte, könnte man Prophezeiungen abgeben und sagen, was man sieht. Doch da ist eine Art übergeordnetes Mitgefühl, das diese Prophezeiungen verhindert, weil das Wort der Wahrheit eine Macht zur Manifestation hat, und die Folgen des Widerstands auszudrücken, würde diesen Zustand konkreter werden lassen und das Wirken der Gnade schmälern. Deshalb kann man nichts sagen, selbst wenn man sieht, ja, man DARF NICHTS sagen.
Ganz gewiß wollte Sri Aurobindo sagen, daß genau diese Macht oder Kraft alles tut – alles. Wenn man sie sieht und eins mit ihr ist, weiß man zugleich, und man weiß, daß Das wirklich das einzige ist, was handelt oder erschafft, alles andere ist das Ergebnis des Bereichs oder der Welt oder der Materie oder der Substanz, in der Das wirkt – das Ergebnis des Widerstands, doch es ist nicht das Wirken selbst. Und sich mit Dem zu vereinigen, bedeutet, sich mit dem Wirken zu vereinigen. Sich mit dem zu vereinigen, was unten ist, bedeutet, sich dem Widerstand anzuschließen.
Und dann zappeln sie und regen sich und machen und tun und wollen und denken und machen Pläne... und stellen sich vor, daß sie etwas tun – dabei leisten sie nur Widerstand.
Später (ein bißchen später) werde ich Beispiele für ganz kleine Dinge geben können, die aufzeigen, wie die Kraft wirkt und was sich dazwischenstellt und damit vermischt, oder was von dieser Kraft angetrieben wird, ihre Bewegung jedoch verzerrt, sowie das Resultat, das heißt die physische Erscheinung, wie wir sie sehen. Selbst ein Beispiel für eine winzige, für die Welt absolut unwichtige Sache gibt einen klaren Hinweis von der Art, wie alles hier geschieht und entstellt wird.
Das gilt für alles, alles, und die ganze Zeit über. So ist das. Und wenn man dann den Yoga der Zellen macht, merkt man, daß es dasselbe ist: einerseits die Kraft, die wirkt, und dann... (Mutter lacht) was der Körper aus diesem Wirken macht.
(Schweigen)
Sofort kommt das Warum und das Wie. Aber das entstammt dem Bereich der mentalen Neugier, denn die wichtige Tatsache ist, den Widerstand aufzuheben, damit das Universum zu dem wird, was es sein soll: der Ausdruck einer harmonischen, leuchtenden, wunderbaren Macht von unvergleichlicher Schönheit. Hinterher, wenn der Widerstand aufgehört hat und man aus Neugier wissen will, warum er da war... wird dies keinerlei Bedeutung mehr haben. Aber jetzt kann man das Heilmittel nicht durch die Suche nach dem Warum finden, sondern nur dadurch, daß man die wahre Position einnimmt. Das ist das einzige, was zählt.
Der Widerstand löst sich auf durch die totale Überantwortung, die totale Selbsthingabe, in allen Zellen, wenn man das kann.
Die Zellen beginnen diese mächtige Freude zu empfinden, nur noch durch den Herrn zu sein, für den Herrn, im Herrn...
Wenn sich das überall durchgesetzt hat, dann wird es gut sein.