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Mutters

Agenda

siebenten Band

3. November 1966

Möchtest du 200 000 Dollar gewinnen?

Was muß man dafür tun?

Die Existenz der Seele nach dem Tod beweisen.

Ach ja, ich weiß, dieser Artikel...

"Eine Belohnung von 200 000 $ ist für denjenigen ausgesetzt, der einen wissenschaftlichen Beweis für den Austritt der Seele aus dem menschlichen Körper beim Tode abgeben kann. – Dies fand sich im Testament von James Kidd, einem Bergarbeiter aus Arizona, der 1951 verstarb. Sollte kein echter wissenschaftlicher Beweis vorgelegt werden, wird das Geld an irgendein Institut gehen, dessen Forschung darauf abzielt, die Existenz der menschlichen Seele zu beweisen, erklären die Anwälte, die als Testamentsvollstrecker fungieren."

Hindu, 26.10.1966

Einige Leute haben ihren Beweis schon bereit, habe ich gehört.

Einen Beweis... was sie eigentlich wollen, ist ein wissenschaftlich fundierter Beweis. Aber handelt es sich dabei überhaupt um die Seele? Sie sind doch alle in einer schrecklichen Verwirrung: Die Seele ist für sie einfach irgend etwas. Ist es die Seele, die sie beweisen wollen, die ewige, unsterbliche Seele, oder wollen sie vielmehr beweisen, daß es ein Leben nach dem Tode gibt – was eine ganz andere Sache ist? Das Leben nach dem Tode wurde schon durch zahlreiche Fälle wissenschaftlich bewiesen: Es gibt nicht wenige Fälle von Menschen, die ihr voriges Leben im jetzigen Leben fortgesetzt haben. Da gibt es die Geschichte von einem Familienvater, nach dessen Tod das Kind einer benachbarten Familie außergewöhnlich genaue Einzelheiten über Dinge lieferte, die allein der Tote wissen konnte. Seit es zu unabhängigen Handlungen fähig war, das heißt seit seinem fünften oder sechsten Lebensjahr, versuchte das Kind immer wieder, sein altes Leben neu aufzunehmen. Es sagte: "Meine Kinder warten in diesem Haus auf mich, ich muß zu ihnen gehen und mich um sie kümmern." Obwohl es selbst noch ein Kind war, sagte es: "Meine Kinder erwarten mich dort." Und dieses Haus war jenes, in dem er gestorben war. Ganz präzise Details, die allein dem Toten bekannt waren. Es sagte: "Ich habe das doch dahin gelegt, warum ist es jetzt nicht mehr da?" Alle möglichen solchen Dinge. Das ist ein Fall, der noch nicht lange her ist. Es sind mir aber mindestens vier oder fünf solche Fälle bekannt, folglich gibt es ein Leben nach dem Tode. Doch was ist es, das weiterlebt? Im Falle dieses Kindes ist es nicht die Seele, sondern Wesen des Vitals 1 (des mentalisierten Vitals), die intakt geblieben sind und die sich durch einen besonderen Umstand sofort reinkarniert haben. So waren sie noch "ganz frisch" vom letzten Leben. Der Fall dieses Kindes ist für mich wissenschaftlich unwiderlegbar; man kann nicht sagen: "Das Kind ist verrückt" oder "Es handelt sich um eine Halluzination" – es ist ein Kind, und es spricht von "seinen Kindern". Es gibt noch andere genauso überzeugende Fälle, an die ich mich jetzt nicht mehr erinnere. Doch ist es das, was sie wissen wollen? Oder wollen sie wissen, ob es überhaupt eine Seele gibt, und ob die Seele unsterblich ist und... Im Grunde wissen sie nichts. Dies sind Fragen unwissender Leute. Man müßte ihnen zuerst einmal sagen: "Verzeihung! Bevor ihr Fragen stellt, solltet ihr zuerst einmal das Problem studieren."

Da ist die Geschichte von Ford, der Sri Aurobindo und mir ausrichten ließ, er wolle hierherkommen, um uns die ihn quälende Frage zu stellen: "Was passiert nach dem Tod?" Und er sagte, er sei gewillt, demjenigen sein Vermögen zu vermachen, der ihm darauf eine Antwort geben könne. Jemand hatte ihm nämlich gesagt: "Ja, Sri Aurobindo weiß um die Antwort." Bevor er aber kommen konnte, um seine Frage zu stellen, starb er plötzlich.

Nein, diese Fragen werden von unwissenden Menschen gestellt. Sie sollten sich erstmal mit dem Thema vertraut machen, damit sie wissen, wovon sie reden.

Es gibt die Seele. Die Seele ist ganz einfach eine Emanation des... man kann es das höchste Bewußtsein nennen, die höchste Wirklichkeit, die höchste Wahrheit, was immer man will, mir ist das egal – alle möglichen Worte. Aber letztendlich ist die Seele eine direkte Emanation von Dem. Im Körper hüllt sich Das in das psychische Wesen. Das psychische Wesen ist ein Wesen, das sich progressiv durch alle Leben hindurch bildet. Wenn man also von der Seele spricht, meint man damit das psychische Wesen (das zuerst in embryonaler Form existiert und am Ende zu einem bewußten, völlig unabhängigen Wesen wird), oder aber ist die Rede etwa vom Weiterleben eines individuellen Bewußtseins nach dem Tod? Das ist nämlich wieder etwas anderes. Es gibt Beweise dafür; nur ist das ein völlig vitales Bewußtsein niedrigen Ranges, und es kann vorkommen, daß es durch eine Verkettung von Umständen sofort in einen anderen Körper zurückkehrt (jener Vater kehrte in dieselbe Familie zurück), und daß es mitsamt seinem Erinnerungsvermögen zurückkommt. Ansonsten (den Erfahrungen jener zufolge, die sich mit der Frage beschäftigt haben) behält nur das in Entwicklung begriffene psychische Wesen die Erinnerung an seine früheren Leben. Aber von seinem materiellen, rein physischen Dasein behält es nur die Erinnerung an die AUGENBLICKE, AN DENEN ES AKTIV BETEILIGT WAR. Anstelle all dieser Geschichten, die erzählt werden und eine glatte Erfindung sind, hat man also nur solche Erinnerungen (Mutter zeichnet eine Reihe von "Punkten" in den Raum), die mehr oder weniger detailliert, mehr oder weniger vollständig sein können, aber nur bruchstückhafte Erinnerungen an jenen AUGENBLICK sind, in dem sich das Psychische physisch manifestiert hat. Diese Art Erinnerung haben viele Menschen, doch sie wissen nicht, was es ist. Sie halten es meistens für "Träume" oder "Einbildungen". Jene, die Bescheid wissen (das heißt, die sich dessen bewußt sind, was in ihrem physischen Bewußtsein geschieht), können sehen, daß es Erinnerungen sind.

Ich hatte eine Fülle von Erinnerungen dieser Art. Aber es handelt sich dabei um etwas anderes als die Erinnerungen der höheren Bewußtseinsebenen (dort ist es keine "Erinnerung" sondern eine Art Vision des Lebens der höheren Wesen 2). Ich spreche jetzt von den Erinnerungen des psychischen Wesens; diese haben einen anderen Charakter. Sie sind von ziemlich persönlicher Art, das heißt, man hat den Eindruck einer PERSON, die eine Erinnerung hat. Die Visionen von oben hingegen sind Visionen eines "handelnden Bewußtseins". Die Erinnerungen des psychischen Wesens sind aber nicht mentalisiert; wenn man sich zum Beispiel im Augenblick der Erinnerung nicht darum kümmerte, wie man gekleidet war oder in welcher Umgebung man sich befand, dann erinnert man sich nicht daran. Man erinnert sich also nur an das, was geschah, insbesondere an das, was vom Standpunkt des Bewußtseins und der Empfindungen und der inneren Regungen aus geschah.

Im allgemeinen sind es Fragmente – Lebensfragmente –, die eine individuelle Form angenommen haben, und bei einer normalen Entwicklung, wenn sich alle Wesensteile um das zentrale Bewußtsein herum gruppieren, kommen alle diese Elemente zurück und finden ihren Platz. Beispielsweise hatte ich eine solche Erinnerung (wie gesagt, es waren Hunderte), als ich sehr jung war, vielleicht zwanzig Jahre alt, und es war nicht während der Nacht, ich hatte mich nur hingelegt: Plötzlich fühlte ich mich zu Pferd sitzen, mit dem Eindruck einer ungeheuren kriegerischen Macht und dem Empfinden... eines Siegeswillens und der MACHT zum Sieg. Ich sah ein weißes Pferd, und ich sah meine Beine, meine Hosen, weißt du, und ein Gewand aus rotem Samt. Und ich galoppierte dahin. Wie der Kopf aussah, wußte ich natürlich nicht! Aber ich sah die Menschenmenge, die Armeen und die aufgehende Sonne. Diese Empfindung war so stark... die Empfindung eines Siegeswillens und einer SiegesMACHT. Dies kam einfach so. Einige Zeit später las ich dann irgendwo die Geschichte von Murat – ich weiß nicht mehr, ob es sein Sieg in Magenta war 3... ich erinnere mich nicht mehr an alles – und ich verstand augenblicklich, daß meine Vision der Moment war, in dem die Schlacht losging. Er rief eine innere Macht an, und so gab es eine Identifikation [mit Mutters Macht]; das war es, woran ich mich erinnerte. Zu sagen, wie die Theosophen zu sagen pflegen: "Ich war Murat", wäre eine Dummheit. Es war ein Bewußtsein, das wiederkam, und es war so stark! Dieser Eindruck hielt ziemlich lange an, mit der Empfindung der Schlacht, vor allem aber dieser MACHT, die einen unbesiegbar macht. Dies war interessant, denn zu jener Zeit, ganz am Anfang (ich hatte gerade angefangen, mich mit solchen Dingen zu beschäftigen, und war eben auf Théons "Kosmische Lehre" gestoßen), war ich davon überzeugt, daß das psychische Wesen einer Frau sich immer in einer Frau reinkarnieren würde und dasjenige eines Mannes immer in einem Mann – viele Schulen lehren das; Théon glaubte das auch, er bestand geradezu darauf. Folglich kam dies als eine Überraschung, denn es stimmte nicht mit dem überein, was ich dachte. Später, viel später wurde mir klar, daß alle diese Dogmen natürlich Unsinn sind, aber...

Es stimmt mit dem überein, was ich dir schon letztes Mal sagte: Es sind BEWUSSTSEINSZUSTÄNDE, die sich reinkarnieren und sich dabei weiterentwickeln und vervollkommnen. So ist es wohl, und so kam auch diese Erinnerung. Das gilt für viele Erinnerungen. Doch ich weiß, wenn man sagen würde, es handle sich dabei um "Bewußtseinszustände", die sich reinkarnieren – wenn man dies als "einzige" Erklärung gelten lassen wollte, so wäre auch das falsch, völlig falsch. Doch es ist eine Art, die Sache zu betrachten, die jenseits des Rahmens der kleinen Persönlichkeit liegt. Es erweitert das Bewußtsein: Man trägt Dinge in sich, die viel universeller und viel weniger begrenzt sind als persönliche Erfahrungen. Wie im Leben – es gibt Menschen mit einem ungewöhnlichen Leben, und diese haben in ihrem Leben dann solche ungewöhnlichen Augenblicke, wo sie nicht mehr nur eine kleine Person sondern eine Kraft in Aktion sind. So ist das.

Im Grunde ist diese Frage – ich habe sie gelesen, sie wurde irgendwo veröffentlicht, und man las sie mir vor – eine Frage von Menschen, die nichts wissen. Sie müßten zuerst einmal anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und etwas darüber zu erfahren, dann verstehen sie vielleicht die Beweise, die man ihnen geben kann.

Man stellte mir diese Frage, jemand schickte mir den Artikel in der Hoffnung auf eine Antwort. Ich sagte: "Nein! Sie sind nicht bereit für die Antwort. Sollen sie zuerst ihre Hausaufgaben machen, und dann werde ich antworten."

Es sind Unwissende, die wollen, daß man ihnen alles serviert – die vorgekaute Mahlzeit. (Lachend) So geht das nicht!

 

1 Es sind nicht verschiedene "Wesen", sondern Seinsebenen.

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2 Gemeint ist nicht eine Klasse von sogenannten höheren "Wesen", sondern höhere Seinsebenen oder höhere Seinszustände.

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3 Sollte es sich um die Schlacht von Magenta handeln, so war es nicht Murat, sondern Mac-Mahon. Wahrscheinlicher ist, daß es sich um Murat in einer anderen Schlacht handelte.

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