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Mutters

Agenda

achten Band

25. Februar 1967

(Mutter schenkt Satprem eine feuerrote Rose.)

Glaubst du, daß die Natur etwas Besseres erfinden wird?... Ich glaube nicht.

Die Welt der Pflanzen ist so schön! Noch schöner als die der Tiere. Im Hinblick auf das Bewußtsein ist sie offensichtlich begrenzter; eine Pflanze hat nicht das Bewußtsein eines Tieres – die Blumen haben diese Aspiration zum Licht, aber das Bewußtsein ist nicht ausgeprägt. Doch hinsichtlich der materiellen Organisation gibt es nichts Vergleichbares. So wie dieser Baum (die Kokospalme unter Mutters Fenster), ich sehe ihn die ganze Zeit, er ist wunderbar. Wie er kämpft, wie er arbeitet, wie er produziert!

Was die Schönheit betrifft – ich spreche von der materiellen Harmonie –, hat das Mental viel verdorben, sehr viel (wenigstens ist das mein Eindruck).

Und wie wird es in Zukunft sein?... Denn nichts, was ich in bezug auf die Form sah, hat den Reichtum, die Abwechslung, das Unerwartete, die Schönheit der Farbe und Form dieser Rose. Ich habe einiges gesehen, supramentale Verwirklichungen ..., was das Bewußtsein betrifft, sind diese unvergleichlich höher, zweifellos, aber im Hinblick auf die Form...

Diese Formen müssen noch geboren werden.

Hoffen wir es, wirklich!

Es muß so sein.

Ja, hoffen wir es!

Im Hinblick auf das Bewußtsein... Wenn zum Beispiel die Wesen, die ich sah 1, sich irgendwie bekleiden wollten, geschah dies durch die Macht des Willens; vom Standpunkt des Bewußtseins ist das unvergleichlich, aber ....

Offensichtlich kann man sich wunderbar bekleiden.

Ja, wie eine Blume. Das Bewußtsein kann dem Augenblick entsprechend alle Farben verändern.

Ach, wie schön das wäre. Wenn man eine schöne Rose werden könnte!...

Ja, das wäre eine Idee! (Mutter lacht)

(Mutter versinkt in Kontemplation)

Man kann sagen, daß alle Erfahrungen auf eine einzige Offenbarung hin tendieren: allein das Bewußtsein existiert. Nur die Entscheidung oder die Wahl (Worte sind ungenau), die Entscheidung des Bewußtseins erschafft die Formen – alle Formen –, von den subtilsten bis zu den materiellsten. Die materielle Welt, die scheinbare Starrheit der materiellen Welt, rührt von einer Entstellung oder Verdunkelung des Bewußtseins her, weil es das Gefühl seiner Allmacht verloren hat.

Diese Entstellung ist noch ausgeprägter, seit das Mental die Funktion des Bewußtseins so weit übernommen hat, daß es sozusagen an die Stelle des Bewußtseins getreten ist und in seiner gewöhnlichen Funktion nicht mehr vom Bewußtsein unterschieden werden kann – es weiß nicht, was das Bewußtsein ist, und demnach... (Geste einer Schrumpfung und Verhärtung)

Im entwickelten menschlichen Mental wird das sehr präzise und klar sichtbar. Zum Beispiel bei der Funktionsweise des Körpers: der Unterschied zwischen der Handlung und Wahrnehmung des Bewußtseins und derjenigen des Mentals. In unserer Welt, wie sie noch organisiert ist, ist das Mental (das ist ein sehr interessanter Eindruck) sehr viel konkreter – "konkret" im Sinne von dem, was wir nach unserer Gewohnheit (einer schlechten Gewohnheit) real und festgelegt nennen. Es ist nicht transparent, nicht fluide, es ist nicht plastisch und fließend, sondern mental, konkret. Es braucht das angelernte Wissen, alle Kontakte mit der Außenwelt... Nehmen wir eine Störung in der Funktion des Körpers (die aus allen möglichen Gründen, die auch sehr interessant zu beobachten sind, kommen mag, aber man kann schließlich nicht über alles gleichzeitig sprechen). Die Störung ist vorhanden und drückt sich durch ein Gefühl des Unbehagens aus. Die Art, wie sich das Bewußtsein verhält und handelt, und die Art, wie sich das Mental verhält und handelt, sind völlig verschieden (nicht eigentlich entgegengesetzt, aber ganz und gar verschieden). Dann ist da die Schwäche (ich spreche vom Empfinden des Körpers selbst), die von der alten Gewohnheit herrührt. Es ist kein Mangel an Glauben, denn der Körper weiß auf fast absolute Weise, daß es nur ein Heil, nur einen Retter gibt: DAS Bewußtsein; aber eine Schwäche bewirkt eine Art Erschlaffen, einen Rückfall in die alte Gewohnheit, und hier bedarf es einer Intensität des Glaubens – einer Energie im Glauben –, um nicht nachzugeben. Das spielt sich in einem mikroskopischen Bereich ab, und es ist eine Frage... nicht einmal von Minuten: von Sekunden. Sich gehenzulassen, bedeutet Krankheit; das andere (das Bewußtsein) bewirkt Schritt für Schritt, Schritt für Schritt die Unwirklichkeit der Störung.

Aber dies erfordert eine Intensität des Glaubens, die im Vergleich zum gegenwärtigen Zustand der Menschheit als wunderbar angesehen werden kann.

Die Annahme der Krankheit bedeutet die Annahme des üblichen Endes, allgemein "Tod" genannt (der nichts besagt), aber immerhin bedeutet es, daß die Zellgruppierung unfähig ist, sich zu transformieren, und sich auflöst.

Solche Dinge geschehen sehr häufig (diese "Sekunden"), und zwar ohne jegliche Beziehung zu den äußeren Umständen, folglich wäre es radikaler und definitiver, wenn man ganz alleine und reglos in Meditation verharren würde. Aber es ist vermischt mit der Bewegung des Lebens, mit den äußeren Umständen, und durch die Erfordernisse dieser äußeren Umstände muß es sich mehr oder weniger unbemerkt abspielen. Dadurch ist das Ergebnis weniger vollständig, nur bruchstückhaft und wiederholt sich immer wieder, erneuert sich... Es erstreckt sich über lange Zeit.

(Schweigen)

All dies ergibt wirklich nur dann einen Sinn, wenn wir am Ende angekommen sind.

Am Ende ergreift das Bewußtsein wieder die Macht.

Selbst wenn die Wirkung weder total noch allgemein ist – ich meine für die ganze Erde –, wird es trotzdem eine gewaltige Wirkung ausüben, und sei es auch nur in einem Punkt.

Voilà. Man muß geduldig sein.

 

1 Erfahrung des "supramentalen Schiffes". Siehe Agenda Bd. 1, 3. Februar 1958.

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