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Mutters

Agenda

achten Band

22. April 1967

(Mutter reicht Satprem einen Brief und einen Zeitungsartikel über LSD, den sie eben aus Amerika erhalten hat, sowie ein Foto der Plakate, welche die Leute einladen, den "Trip" zu machen.)

Sie scheinen halbverrückt zu sein – schon etwas mehr als halb!

Willst du im nächsten Bulletin veröffentlichen, was du zum Thema LSD gesagt hast?

Nein, ich finde, daß ihnen das fast zu viel Bedeutung schenken würde.

In Amerika hat es recht erschreckende Ausmaße angenommen... Die Zahl der Leute, die diese Droge nehmen, ist beachtlich.

Ich glaube nicht, daß man die Leute davon abhalten kann – sie fahren damit fort, bis sie schwere Unfälle haben, folglich... Die Regierung wird eingreifen, was ein Fehler mehr sein wird.

(Schweigen)

Daß ein sehr großer Druck, eine Art Intensität des Druckes besteht, ist unbestreitbar – überall, überall. Und natürlich die Reaktion der Unwissenheit.

Im wesentlichen hatte die Natur die Dinge arrangiert, und da sie nicht in Eile war, mochte es ruhig Tausende und Abertausende von Jahren dauern – man schritt langsam voran. Man amüsierte sich unterwegs; alle nur möglichen Erfindungen wurden gemacht, man amüsierte sich. Aber es ging nicht besonders schnell voran. Die Natur arrangierte die Dinge in der Art, daß jeder Druck, schnell weiterzukommen, Katastrophen auslöst.

Bei der ungeheuren Masse jener, die noch in tiefer Unwissenheit stecken, führt der Versuch einer Beschleunigung zu einer eher ungesunden Erregung. Leute, die in einem gewissen Gleichgewicht leben, protestieren; wie oft höre ich sie sagen: "Aber wir haben es doch nicht so eilig. Das läuft schon richtig so! Alles zu seiner Zeit, warum die Dinge so schnell ändern wollen!" Das ist die Haltung derer, die ein einigermaßen harmonisches Gleichgewicht im Leben gefunden haben. Sie sagen sich: "Oh, ihr habt es reichlich eilig, warum alles umstürzen? Man muß es einfach geschehen lassen. Alles zu seiner Zeit!" Voilà. Leute, die etwas "sattvisch" und bedächtig sind, besitzen ein solches Gleichgewicht. Unter jenen, die eine Aspiration haben, gibt es eine ganz kleine Anzahl, die aufrichtig, ernsthaft, ausgeglichen und zu allem bereit ist: langsam zu gehen, schnell zu gehen, viel zu tun, wenig zu tun, die aber regelmäßig und ruhig sind. Dann gibt es eine weitere Gruppe von Leuten, die ein gestörtes Gleichgewicht vorziehen, diesen bietet sich somit eine Gelegenheit zu allen möglichen Extravaganzen. Aber offensichtlich ist der Druck der Kraft überall spürbar.

Sri Aurobindo betonte immer, das Wichtigste, aber auch das Schwierigste sei, DAS GLEICHGEWICHT IN DER INTENSITÄT bewahren zu können. Die Intensität der Aspiration, die Intensität der Bemühung, die Intensität des Voranschreitens zu besitzen, und gleichzeitig sein Gleichgewicht zu bewahren – das Gleichgewicht eines vollkommenen Friedens. Das sind die idealen Bedingungen. Aber es ist nicht leicht.

(Schweigen)

Für die Zellen des Körpers bedeutet das einen schwierigen Übergang von der Ruhe, die "tamasischen" Ursprungs ist (einer Ruhe, die in ferner Vergangenheit das Produkt der Trägheit war, ein Überbleibsel dieser Tendenz zur Trägheit), zu einem Stadium, wo diese Ruhe aufhört, träge zu sein, und der Ruhe der Allmacht angehört. Für die Zellen ist das schwierig.

In diesen Tagen, ach... Die Arbeit das Übergangs vollzieht sich insbesondere in den Details, und das ist nicht angenehm.

Zum Beispiel diese Gewohnheit der Zellen, die Kraft von unten zu schöpfen (durch die Nahrung usw.); wenn man dies in eine bleibende Gewohnheit umwandeln will, die Kraft in jedem Augenblick, in den kleinsten Details, von oben zu schöpfen, kommt es zu einem schwierigen Augenblick... "Von oben" ist eine Redensart, denn genau genommen können es auch die Tiefen sein: es hat weder Richtung noch oben oder unten, nichts dergleichen, aber es bedeutet, sich nicht mehr an der Oberfläche zu orientieren, sei es, um zu stehen, zu gehen, sich zu setzen oder um sich zu bewegen...

Und dann dieser Druck der äußeren Unruhe (die Welt lebt in ständiger Unruhe): die ganze Welt stürzt sich vorwärts, um... man weiß wirklich nicht wozu. Sie wollen zehnmal mehr tun in einer Zeit, die nicht ausreicht, nur eine Sache normal zu tun, das bewirkt so etwas... (vibrierende Geste). Die Kraft, die es braucht, um in diesem Wirbel ruhig und ausgeglichen zu bleiben...

Das ist wirklich sehr interessant.

Was die Menschen gewöhnlich "Kraft" nennen (im Sinne des englischen Wortes strength), ist etwas sehr Schweres und Tamasisches. Wahre Kraft ist eine Bewegung von ungeheurer Geschwindigkeit, aber... in vollkommener Ruhe. Es besteht nicht die geringste Unruhe; die Bewegung ist phantastisch schnell, aber ohne Heftigkeit, in einer solchen Ruhe... Diese Kraft fühlen sie gewöhnlich nicht einmal, und dennoch ist sie es, die die Transformation erlaubt – erlauben wird.

Das Schwierige ist immer der Übergang. Der Körper handelt (er wird sozusagen getragen: er tut die Dinge ohne ein Gefühl des Widerstands oder der Ermüdung, nichts dergleichen), aber wenn dann aus irgendeinem Grund (gewöhnlich ein von irgend jemand anderem kommender Einfluß oder Gedanke) sich die Erinnerung an die andere Methode einstellt (die gewöhnliche Methode, die universale Methode aller menschlichen Wesen), ist es plötzlich so... (das ist ganz seltsam), als ob der Körper NICHTS mehr tun könnte, ganz so, als ob er ohnmächtig würde. Unverzüglich kommt es zu einer Reaktion, und die andere Bewegung übernimmt wieder die Führung. Aber dies schafft eine schwierige Zeitspanne. Erst wenn diese Rückfälle unmöglich geworden sind, wird es eine Sicherheit geben. Vorerst ist es noch schwierig.

Früher gab es sogar gefährliche Augenblicke, aber nun erhebt sich in den Zellen unverzüglich eine Art Stoßgebet: "Du – Du – Du ..." Dann geht es gut.

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