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Mutters

Agenda

achten Band

6. Mai 1967

Ich habe P und A eine Rede gehalten (keine Rede, aber sie erzählten mir etwas, und ich begann zu sprechen), Pavitra versuchte es aufzuschreiben. Er las es mir nicht vor, ich weiß nicht, was er aufgeschrieben hat; wenn du willst, kannst du es mir vorlesen.

Aber warte mal... Am 4. morgens, als ich aufstand (um halb fünf), war es plötzlich, als ob man mir etwas schickte... wie ein Kugelblitz (Mutter klopft sich an den Kopf). Aha, sagte ich, sehr gut! (Mutter lacht) Aber es hat mich erschüttert. Es war so stark, daß es mich erschütterte (ich saß hier). Dann die Erklärung der "Botschaft" für den 4.5.67, und zwar auf englisch. Er sagte mir: "Dies mußt du sagen, jenes mußt du sagen ..." Das wiederholte sich, bis ich es aufschrieb.

Erinnerst du dich an die Botschaft 1?

(Mutter liest ihre Notiz:)

"Die von Sri Aurobindo erwähnte Gottheit ..."

Es war Sri Aurobindo, der zu mir sprach, aber er sagte es so:

"Die von Sri Aurobindo erwähnte Gottheit ist KEINE PERSON..."

Er bestand sehr darauf.

"... sondern ein Zustand, der von allen, die sich darauf vorbereiten, erfahren und gelebt werden soll."

Ich ging gerade auf und ab (ich gehe morgens immer eine halbe Stunde, während ich das Mantra sage), und er wiederholte seine Botschaft unablässig, wendete und drehte sie, bis diese Form gefunden war. Als ich sie dann zu Papier brachte, war Schluß.

Danach sagte er mir, auf französisch solle ich es so ausdrücken:

"La Divinité dont parle Sri Aurobindo n'est pas une personne, mais un état auquel participeront tous ceux qui se sont préparés à le recevoir."

Ist am 4. etwas geschehen?

Dies ist geschehen.

Und eine beständige Gegenwart den ganzen Tag lang.

Ich sage dir: Morgens begann es so, und den ganzen Tag war ich wie betäubt, ich existierte nicht mehr.

So ist es immer: die Kraft ist ununterbrochen an der Arbeit... die ganze Zeit über, nichts als die Kraft, die arbeitet und arbeitet. Das, was ich dir neulich erzählt habe (die beiden Schwingungen), so ist das... Auch auf dem Balkon. Nichts bleibt außer dem.

Und da viele Menschen versammelt sind, ist viel Arbeit zu tun.

Aber auf dem Balkon (und sogar vorher, am Morgen, als dieser Kugelblitz kam), richtete ich eine besondere Konzentration auf dich. Aber das Ergebnis weiß ich nicht, das mußt du selbst sagen. Wenn du etwas gespürt hast, um so besser!

Ich hatte eine sehr angenehme, sehr gute Meditation. Ich spürte die Kraft, aber...

Ja, die Meditation hatte einen ganz besonderen Zauber.

Und dieses ständige Beharren auf Harmonie, Harmonie und nochmals Harmonie... Ein harmonisches Gleichgewicht: ein harmonisches Gleichgewicht der Nationen, ein harmonisches Gleichgewicht der Menschen, ein harmonisches Gleichgewicht der inneren Fähigkeiten, ein harmonisches Gleichgewicht... in der Art.

Die Widerstände drücken sich sehr klar durch eine Disharmonie aus.

Etwas sehr Lächelndes, Harmonisches, lächelnd und harmonisch...

Es gab ein recht interessantes Phänomen (gestern oder vorgestern), kleine amüsante Details: Jetzt ist sozusagen das letzte Mitglied der indischen Regierung bekehrt. Alle Mitglieder der Zentralregierung (nicht im ganzen Land, aber in der Bundesregierung) sind... (wie soll ich sagen?) schon fast "angehende Schüler von Sri Aurobindo", voll guten Willens zu dienen.

Überall, wirklich überall in der Welt erscheinen Zeichen eines erwachenden BEWUSSTEN guten Willens.

Sri Aurobindo hatte mich darauf vorbereitet. Er sah voraus, daß die supramentale Kraft genügend Einfluß auf die verschiedenen Regierungen der Erde, der Länder, ausüben würde, damit Hoffnung und Harmonie besteht.

Wenn dies eingetreten ist, bedeutet es etwas.

Wir werden sehen.

Aber das Licht habe ich immer noch nicht gesehen!

Du hast das Licht nicht gesehen...

Ich hatte nicht das Gefühl eines Kontakts mit...

...etwas Neuem.

Wahrscheinlich bin ich blockiert.

Nein... Nein, was ich auch noch sehe... es ist das gleiche wie in diesem Körper, es gibt noch kleine Dummheiten, weißt du: hier und dort verstreut – winzige Dummheiten, aber ausreichend, um zu bewirken, daß die Bewegung nicht vollständig ist.

Auch Sri Aurobindo hat von dieser Reinheit gesprochen, die darin besteht, ALLEIN den Einfluß des Göttlichen zu empfangen, so daß nichts anderes einen mehr berühren kann. Eine gewisse Gruppe von Leuten wurde zum Beispiel dafür bezahlt, mich zu zerstören. Ich weiß es. Ich sehe es. Nun, das kann mir nichts anhaben, aber es bereitet mir trotzdem einige Arbeit – es SOLLTE keine Arbeit machen, aber von Zeit zu Zeit bin ich gezwungen, ein Schutzschild aus weißem Licht zu errichten, um sie zu stoppen. Das sollte nicht nötig sein, es sollte automatisch geschehen. Der Grund liegt darin, daß viele Zellen noch mit alten Gewohnheiten behaftet sind – mit alten Einprägungen, alten Gewohnheiten.

Das muß sich ändern.

Sie weinen etwas ("weinen", nun ja), sie klagen ein wenig, sie sind sich ihrer Schwäche sehr bewußt und beten viel, aber... sie haben immer noch das Gefühl, daß es etwas Ruhe und Zeit braucht, damit die höchste Harmonie überall durchdringen kann – das ist zwar sehr dumm, aber... Sie fühlen sich nicht eigentlich im Widerspruch zur materiellen Arbeit, aber doch ein wenig beengt oder bedrückt durch deren Menge – eine immense materielle Arbeit. Man kann kaum mehr essen, man hat keine Zeit mehr, sich auszuruhen, selbst in der Nacht gibt es jetzt viel Arbeit (ich hatte beschlossen, in der Nacht zu ruhen, aber es gibt Arbeit, die einfach getan werden muß), all dies bewirkt... (Geste des Hin- und Hergerissenseins). Sie sind dumm, immer noch haben sie das Gefühl: "Oh, könnte ich doch etwas Ruhe haben, dann würde ich mich ändern." Sie brauchen eine Ohrfeige. Das ist alles.

Es gibt immer noch Spannungen.

Der Körper ist ausreichend bewußt, um überzeugt zu sein, daß er nicht das geringste Recht hat, eine Veränderung des Ganzen zu verlangen (ich meine eine bestimmte Veränderung), um seine eigene Wandlung zu ermöglichen. Denn er weiß sehr gut: "Zu was bin ich nütze? Wenn ich wie die anderen bin, bin ich zu nichts nütze – ich MUSS das Vermögen haben, ins Licht zu tauchen, wie immer auch die Umgebung und die Schwierigkeiten beschaffen sein mögen." Er weiß es, er macht sich keine Illusionen darüber. Jedenfalls besteht immer noch eine gewisse Reibung.

(Schweigen)

Lies mir nun Pavitras Notiz vor! Ich möchte gerne wissen, was er sagt.

Zum Thema des physischen Leidens sagt Mutter:

"Es gibt drei verschiedene Ebenen oder Niveaus des Bewußtseins, die Leiden verursachen. Sie sind wie nebeneinanderliegend, sie überlagern einander, vermischen sich aber nicht. Man geht abwechselnd von einer Ebene zur anderen, ohne festgelegte Reihenfolge."

Das stimmt nicht ganz. Es ist so starr geworden... Nun gut, lies weiter.

"Die eine ist eine Abwehr, eine Angst, die manchmal bis zum Schrecken reicht. Die zweite ist eine uneingestandene perverse Anziehung. Die dritte ein Gefühl des Unvermeidlichen, der Resignation, der totalen Machtlosigkeit.

Fast alle lassen sich also irgendwie einfangen, obwohl es ein Heilmittel gibt – ein einziges –, um alle diese Krankheiten zu heilen (mit den Ärzten ist das eine andere Sache, ein anderes Übel, etwas, das nicht wirklich heilt).

Dieses Heilmittel taugt für das ganze irdische Leben, und es besteht darin, das Bewußtsein der Harmonie zu erlangen und sich ihm zu öffnen – nicht die mentale oder vitale Harmonie, sondern die "essentielle" Harmonie, das "Prinzip" der Harmonie.

Es ist stets dasselbe Heilmittel. Es hat eine wunderbare Wirkkraft, wenn man es anzuwenden weiß, aber es ist schwierig, denn das menschliche Bewußtsein ist sehr unstet, in stetem Wechsel befangen. Dieser Wechsel ist es, der dem Menschen das Gefühl gibt, lebendig und in Bewegung zu sein. Es ist absolut idiotisch, aber so ist das nun mal!

Wenn man nun das Bewußtsein festigen und diese übereinanderliegenden Ebenen in Kontakt mit dem Bewußtsein der Harmonie bringen kann, führt dies zu Ergebnissen, die wie ein Wunder anmuten. Zum Beispiel kam S heute morgen um 10 Jahre verjüngt zurück, nachdem er halb tot gewesen war ..."

(Lachend) S., das bist nicht du! Es ist jemand aus Kalkutta.

"... Man hatte mir ein Telegramm geschickt, daß er im Sterben liege. Darauf konzentrierte ich mich (Geste) ..., um allmählich den Kontakt mit dieser Kraft der Harmonie, dem Prinzip der Harmonie, herzustellen... Und jetzt sagt er mir, daß er sich sehr wohl fühle, wie ein vollkommen neuer Mensch ..."

Ich sah ihn, und er erzählte mir sogar von der Vision, die er am Beginn seiner Heilung hatte. Wirklich interessant. Er sagte, daß er dies sozusagen mit offenen Augen gesehen habe; alles war schwarz (es war nachts), das Zimmer war schwarz, er fühlte sich total deprimiert (es war ein Herzanfall), und er hatte an nichts mehr Interesse, kein Interesse mehr am Leben, er ließ sich einfach "in den Tod treiben". Plötzlich dachte er an mich. Er sagt, seine Augen seien offen gewesen, das ganze Zimmer war dunkel, ausgenommen ein ovales Licht genau ihm gegenüber. Ein Oval von blendendhellem Licht blieb bestehen. Er betrachtete es (er schlief nicht), um zu sehen, woher das Licht wohl kommen mochte (er ist ein rechter Materialist), aber nichts: er sah, daß dort nichts war. Dann begann er, dieses Licht zu beobachten, und er sah aus der Tiefe (er wußte nicht woher, man konnte nicht sehen woher) so etwas wie eine Flamme aufsteigen – zwei kleine Flammen – von einem sehr blassen, leuchtenden Licht. Er fand das interessant und fuhr fort, es zu beobachten. Plötzlich sah er in dem Licht die Form von etwas, das er, glaube ich, Mahasaraswati nennt (ich weiß nicht mehr welche, aber ich glaube, es ist Mahasaraswati, die "Vollkommenheit in der Arbeit"), er sah sie dastehen. Gleichzeitig fühlte er in sich, oh, ein so großes Bedürfnis zu dienen, gute Arbeit zu leisten, sein Leben dem göttlichen Werk zu widmen, all das. Am nächsten Morgen sagten die Ärzte, als sie ihn sahen: "Oh, was für eine Veränderung!"

Das ist interessant.

Es fiel mit dem Moment zusammen, wo ich hier mit meiner Konzentration befaßt war (ich hatte das Telegramm von einem kleinen Jungen erhalten, den er adoptiert hat und den er sehr liebt: er hatte mir ein Telegramm geschickt, um mir mitzuteilen, daß ihn die Ärzte fast aufgegeben hätten). Dann erlebte er dies (natürlich in seinen Worten, nach seiner Auffassungsweise). Aber das ist interessant.

Ich möchte auf keinen Fall, daß jemand erfährt, was ich hier sage: Man muß jedem seine Auffassung lassen. Er selbst ist überzeugt, daß es Mahasaraswati war, die ihm das Leben wiederschenkte (trotzdem ist er mir sehr ergeben, aber das macht nichts...). Ich will nicht, daß dies bekannt wird. Ich sagte nichts, ich lächelte ihm nur zu – und sagte dann: "Sie sind aufnahmefähig." Als er seine Dankbarkeit bekundete, sagte ich ihm: "Wir brauchen Sie für die Arbeit." So, ganz einfach.

Aber es interessierte mich, denn... Gewöhnlich ist es so: Die Kraft ist da und arbeitet, und sobald etwas geschieht (eine Bitte von jemandem, ein Gebet oder irgend etwas) bleibt all dies vollkommen unbewegt (Geste zur Stirn), reglos, es läßt nur die Kraft hindurchgehen, und das einzige, was ich manchmal tue, ist einfach (Geste einer Darbringung oder Hingabe nach oben): "Herr, das hier ist nun Deine Aufgabe." Und damit belasse ich es. Aber in diesem Fall saß ich vor meinem Tisch (wir hatten eben das Telegramm erhalten) und konzentrierte mich, und vollkommen willentlich, bewußt, brachte ich ihn in Kontakt mit der Kraft. Denn es gab eine ganze Welt von Suggestionen, er erwartete, daß es zu Ende ginge: "Diesmal ist es das Ende." Deshalb konzentrierte ich mich und sandte die Formation.

(Schweigen)

Ist das die ganze "Notiz"?

Nein, sie geht noch weiter:

"... Es ist ein sehr viel höheres Gleichgewicht.

Dies erinnert mich an Théon, der sagte, daß die Welt sechsmal geschaffen und wieder verschlungen worden sei; insgesamt habe es sechs Schöpfungen, sechs pralayas 2 gegeben. Wir seien in der siebten Schöpfung, der letzten, in der die Welt ein neues, höheres Gleichgewicht erreichen werde, kein statisches, sondern ein progressives, in anderen Worten, es werde einen unbegrenzten Fortschritt in Gleichgewicht und Harmonie, ohne pralaya, geben."

(24.4.67)

Das habe ich dir schon mehrere Male erzählt.

Ich möchte nicht, daß die Geschichte von S erscheint; ich möchte nicht den Anschein erwecken, damit zu prahlen, ihm das Leben gerettet zu haben, verstehst du! Das könnte sehr ärgerliche Konsequenzen für ihn selbst haben... Ich habe es nur Pavitra erzählt, denn ich stand noch ganz unter dem Eindruck der Erfahrung, ich hatte den Mann eben getroffen: als er eintrat, erkannte ich ihn kaum wieder! Das heißt, ich hatte den Eindruck eines völlig wiederhergestellten Mannes. Er fühlte es (das ist das Interessante daran) und sagte: "Ach, es ist, als ob der alte Mann gestorben wäre, ich bin ein neuer Mann." Das heißt, ich fand in ihm die Energie wieder, die ich bei ihm vor zwanzig oder dreißig Jahren gekannt hatte.

 

1 "Das Leben auf Erden ist die selbstgewählte Wohnstätte einer großen Gottheit, und seit Urzeiten ist es ihr Wille, dieses blinde Gefängnis in ein strahlendes Heim und in einen bis zum Himmel reichenden Tempel zu verwandeln." (Sri Aurobindo, The Hour of God, S. 73)

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2 Pralaya: Zerstörung oder Untergang einer Welt.

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