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Mutters

Agenda

achten Band

5. Juli 1967

Du erinnerst dich doch an diesen Burschen, der nach Israel abreiste – die indische Botschaft hat ihm das Visum verweigert, um hierher zurückzukehren 1... Also ist er gezwungen, nach Amerika zu gehen (er ist Amerikaner), dort, so schreibt er mir, will er Geld verdienen, um es mir zu bringen.

Es gibt einen anderen jungen Mann hier, der nach Deutschland gehen wollte, um dort bei E zu arbeiten; alles war in die Wege geleitet, und nun sagen die deutschen Behörden: "Nein, wir wollen keine Inder." So also sieht die allgemeine Brüderlichkeit aus.

Aber mit der Israel-Affäre und der Stellung, die sie dabei einnahmen, haben sich die Inder keine Freunde gemacht.

Nein.

Oh, hier war eine Holländerin, die mir zur Zeit der Ereignisse schrieb: "Nie in meinem Leben habe ich einen solchen Ausbruch von Haß erlebt wie hier gegen die Israelis!..." In Holland!

In Deutschland ist es weiß Gott dasselbe: Es ist also nicht lokalisiert. DAS PRINZIP DES HASSES manifestiert sich allüberall ohne Sinn und Zweck.

Auch in Frankreich gab es anscheinend eine große, sehr gewalttätige antisemitische Bewegung.

In Frankreich ist es nicht die Mehrheit, sondern eine kleine Minderheit.

Ach?... Ich weiß nicht.

Genau die Minderheit, die während des Kriegs auf der Seite von Vichy stand.

Wie hieß jener Marschall?

Pétain. Ja, diese ganze Richtung.

Ja, der sich aufführte wie... Er schien Hitler nachahmen zu wollen, so gut er nur konnte!

Aber die Zusammenhangslosigkeit von alldem... Man ist böse auf Indien wegen seiner Haltung in diesem Krieg, und man ist böse auf die Israelis, weil sie gesiegt haben! Es scheint sie nicht zu stören, daß sie gleichzeitig die widersprüchlichsten Dinge vertreten – es ist das Bedürfnis... zu hassen. Boshaft zu sein, so boshaft wie nur möglich.

*
*   *

Etwas später

Ich hatte einen recht seltsamen Traum.

Ach, erzähl ihn mir!

Aber ich weiß nicht, ob es nicht ein Machwerk ist, denn alles spielte sich in einer recht obskuren und verwirrten Atmosphäre ab... Ich erinnere mich, daß Sri Aurobindo ausgestreckt dalag und sich einer schweren Operation unterziehen mußte, eine Operation an seinen beiden Füßen und an allen Zehen. Dann stand er auf und ging, um sich operieren zu lassen (er ging ganz allein, ohne Hilfe). Kurz darauf sah ich ihn wiederkommen (obwohl es eine lange Operation war), mit großen Bandagen an beiden Füßen. Was mich dann sehr überraschte, war, daß ich ihn bald danach ohne Verband weggehen sah, wobei er neue Schuhe an seinen Füßen trug.

Oh!

Neue Schuhe, ich sehe die Schuhe immer noch vor mir... sie erschienen mir recht seltsam, cremefarben. Und er, der gewöhnlich nie Schuhe trug, hatte Schuhe an! Aber kurz danach schon.

Creme?

Ja, eine Farbe... etwa wie diese Schachtel. Nicht creme: rosa... eine Mischung aus Rosa und Creme 2 .

Sieh an!

Die Füße sind das Symbol des physischen Lebens, und nach dem, was ich einmal gesehen habe (dein Traum scheint damit in Beziehung zu stehen), repräsentiert JEDER Teil seines Körpers jemanden – oder vielmehr, jeder Teil repräsentiert Sri Aurobindos Ausdrucksmodus in einer Person 3 .

Eines Nachts sah ich ihn so, ich habe dir das erzählt. Aber es war äußerst komplex; ich notierte mir nur zwei, drei Dinge, die wichtig waren, aber es schien, als ob jeder kleinste Teil seines Körpers durch jemanden repräsentiert würde... Wenn wir nun das Symbol der Füße als das Physische nehmen... Du sagst, nicht nur die Füße, sondern auch sämtliche Zehen?

Alle Zehen, ja.

Das bedeutet eine gewisse Anzahl von Leuten.

In meiner Vision stellte ich die beiden Füße dar. Aber da hatten seine Füße weiße tabis an, um mir zu verdeutlichen, daß ich es war. In meiner Vision ging er am Wegrand auf den blanken Schottersteinen, wo es sehr hart und scharfkantig war, und er sagte: "Nein, so darf es nicht sein, man muß etwas höher auf dem Weg gehen, damit es weniger unangenehm ist", und er ging zur Mitte zurück. Wenn dein Traum dasselbe Symbol zeigt, mag es mich betreffen – das ist möglich.

Die Schuhe sind eine Bekleidung, eine Umhüllung... Du sagst cremerosafarben?

Ja, cremerosa.

Das ist die Farbe des Supramentals im Physischen. Ich habe ihn so gesehen.

Demnach hätte ich eine supramentale Umhüllung?... Ich würde eine supramentale Hülle erhalten? Das wäre lustig!

Dein Traum ist sehr interessant; das ist kein Traum, es ist viel besser als ein Traum.

Aber er hatte eine schwere Operation.

Ja, mein Kind, das weiß ich wohl! (Mutter lacht) Aber das dauerte nur einen kurzen Moment. Wie du sagst, kam er fast sofort zurück.

Ja, und ich war erstaunt darüber: Er war sehr schnell wieder auf den Beinen.

Ja, so ist es! (Mutter lacht)

Er kam mit großen Bandagen an beiden Füßen zurück.

(Nach einem Schweigen) Wann hattest du den Traum?

Vor zwei Tagen, in der Nacht von Sonntag auf Montag.

Das ist es.

Sonntag abend, bevor ich zu Bett ging, beklagte ich mich (ich kann nicht sagen ernsthaft, aber du weißt schon: wenn man mürrisch ist), ich sagte: "Aber wenn Du doch willst, daß ich Dich manifestiere, warum läßt Du es dann zu, daß es mir so schlecht geht?" Es gab alle möglichen Unannehmlichkeiten – nichts Gravierendes, aber wenn sie zahlreich sind, wird es eben zuviel. Nun (lachend), da murrte ich halt! Dies ein oder zwei Sekunden lang, worauf ich lachte! Aber ich grollte, ich protestierte. Es war, als ob er mir sagte (der Körper): "Warum all diese schmerzhaften Operationen?" Sofort gab ich mir einen kräftigen Klaps und sagte mir: "Du bist immer noch voller Eitelkeit, du bekommst nur das, was du verdienst!" Damit war die Sache beendet.

Aber so ist es wirklich: es scheint, oh, sehr ernst, sehr schwierig, sehr kompliziert zu sein, sehr... Wenn wir nicht so dumm wären, könnte es wahrscheinlich sehr leicht und schnell gehen! Offensichtlich liegt es nur an unserer eigenen Dummheit, kein Zweifel!

(langes Schweigen)

Gerade in den letzten Tagen (wegen allen möglichen Dingen und Personen) sah ich immer klarer, daß die menschliche Vorstellung göttlicher Allmacht eine unsinnige Auffassung ist: eine Allmacht als Abfolge vernunftwidriger Launen. Was die Menschen "Allmacht" nennen, ist die Macht, nach Belieben das Dümmstmögliche zu tun.

Aber es ist offensichtlich, daß dies keiner höheren Harmonie entspricht. Die Menschen sind so: Wenn der Gott, den sie anbeten oder manifestieren wollen, nicht bereit ist, das zu tun, was ihnen auf völlig unzusammenhängende und willkürliche Weise gerade durch den Kopf geht, ist er für sie nicht allmächtig.

Ich drücke es auf übertriebene Weise aus, um mich verständlich zu machen; es ist nicht ganz so: aber sie täuschen sich selbst. Wenn man ihnen das sagt, protestieren sie, doch es läuft auf das hinaus, was ich eben sagte.

Wenn es einem gelingt, in dieses Bewußtsein der Harmonie einzutreten (allerdings keine individuelle oder örtlich beschränkte Harmonie), eine universale Harmonie – ja, überuniversal, in der das Universum nurmehr ein Teil ist –, ändern sich die Werte auf radikale Art...

(Mutter nickt und verbleibt in Kontemplation)

Alle Dinge sind zugleich so einfach und VOLLSTÄNDIG...

Zum Beispiel diese Beziehung einer Einfachheit (wie die eines Kindes), wo man ganz einfach um die Sache bittet, die man braucht, aber ohne mentale Komplikationen, Erklärungen und Rechtfertigungen, ohne all diesen unnützen Kram, ganz einfach: "Oh, ich möchte gern ..." Man hat zum Beispiel ein ganz besonderes Gefühl für jemanden oder für etwas, und man möchte, daß dieser Jemand oder dieses Etwas völlig harmonisch und glücklich sei (physisch drückt sich das durch ein Wohlbefinden oder durch günstige Umstände aus), und so betet man ganz einfach: "Oh, möge es so sein!" Und es geschieht. Sofort kommt der Gedanke (der übliche menschliche Gedanke): "Es ist geschehen, folglich ist dies der Ausdruck der Wahrheit." Und man macht ein Prinzip daraus: "Das ist wahr, so muß es sein." Dort oben, in diesem Bewußtsein, in diesem globalen Bewußtsein, in dieser totalen Harmonie, sind das Dinge, die in sich selbst, in ihrem materiellen Ausdruck (Wohlbefinden, günstige Umstände) eine minimale, ja, fast inexistente Bedeutung haben: es kann so sein oder auch so (hundert verschiedene Weisen), das ändert nichts an der Harmonie; aber diese spezielle Möglichkeit wurde gewählt wegen der einfachen, reinen, naiven Schönheit der Aspiration – etwas Schönes und sehr Starkes in seiner Einfachheit. Ohne mentale Komplikationen, ohne jegliche Heuchelei, ohne irgendeine Vortäuschung: ganz einfach, von einem leuchtenden, reinen, liebenden Herzen ausgehend, ohne jeglichen Egoismus, "einfach so". Ein wirklich schönes Licht also, das seinen Platz hat; deshalb kann es so oder so sein (Wohlbefinden, günstige Umstände), das spielt keine Rolle, es ist unwichtig. Die Menschen messen nur der äußeren Form, dem, was sich manifestiert, Bedeutung zu; sie sagen: "Oh, das ist wahr, da es ja ist" – aber es ist nur ein flüchtiger Hauch. Und der Grund dafür, der Ursprung von alledem liegt in dieser totalen, universalen Harmonie: ein selbstloser guter Wille, eine Liebe ohne Egoismus, ein Vertrauen, das nicht diskutiert, das keine Einwände macht, eine Einfachheit – eine offenherzige Einfachheit, für die das Übel nicht existiert 4 . Wenn man das einfangen und bewahren könnte... Dieses Vertrauen, daß das Böse nicht existiert – nicht "Vertrauen" in etwas, das hier geschieht: ein Vertrauen dort oben, in dieses allmächtige Prinzip der Harmonie.

(langes Schweigen, dann spricht Mutter dieses Gebet:)

Ruhm Dir, Herr, o höchster Triumphator,

Laß nichts in uns ein Hindernis für Dein Werk sein,

Mach, daß alles in uns bereit sei für Deine Manifestation.

 

1 Weil Indien Israel nicht "anerkennt".

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2 Tatsächlich wäre die beste Beschreibung hellorange oder lachsfarben.

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3 Mutter sagte mehrmals, daß sie die Füße Sri Aurobindos sei (Agenda Bd. 6 vom 10. März 1965)

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4 Die Rede ist vom reinen Mental der Zellen.

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