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Mutters

Agenda

achten Band

6. Dezember 1967

Letzte Nacht habe ich dich getroffen.

Ach, ja?

Erinnerst du dich?

Nein.

Wir waren im Subtilphysischen. Ich sah eine Vielzahl von Leuten: Purani (ein verstorbener Schüler) und andere Leute, die nicht mehr auf der Erde sind. Es geschah im... nicht im Haus, aber im Lebensbereich von Sri Aurobindo. Ich sah und verrichtete viele Dinge. Da waren Leute, die auf der Erde sind, und welche, die nicht mehr auf der Erde sind: alle zusammen. Sri Aurobindo war auch gegenwärtig und kümmerte sich um viele Details, dann verschwand er. Danach betrachtete ich all das und sagte zum ersten Mal im Subtilphysischen: "Oh, wie ist euer Leben langweilig und unnütz, wenn ihr nicht an das Göttliche denkt!"

Das war eine so markante Erfahrung. Da sagte ich ihnen (unter den anwesenden Leuten befand sich Purani und, wie gesagt, Leute, die auf der Erde sind): "Auf der Erde hat man diese Intensität der Aspiration, aber hier ist das Leben so leicht! Und schaut doch all eure Beschäftigungen, all das, oh, es ist so blaß, weil dieses intensive Bedürfnis nach dem göttlichen Leben nicht besteht." Das war so stark, daß ich während mehrerer Stunden des Vormittags so war (Geste intensiver Aspiration). Das Leben, wo auch immer – egal wo, in irgendeinem Teil der Welt (des Universums) und unter beliebigen Umständen, selbst den leichtesten, den harmonischsten, ist nicht lebenswert ohne diese intensive Aspiration, das BEDÜRFNIS, das Göttliche zu sein.

Dies geschah zum ersten Mal.

Als ich früher in alle diese Bereiche ging, waren es immer sehr interessante Dinge; im Subtilphysischen war ich gewöhnlich immer mit Sri Aurobindo zusammen – diesmal war es auch bei Sri Aurobindo, aber dann zog er sich in einen Teil seines Bereiches zurück, und danach war ich mit all den anderen zusammen, die dort ein leichtes, sorgloses Leben führten. Alles, was sie unternahmen, erschien so... meaningless [sinnlos]. Warum denn? Warum all das, warum sich damit beschäftigen, warum all diese Dinge unternehmen, wenn nicht für die Aspiration, für dieses Bedürfnis, das Göttliche zu sein und zu werden?

Aber es geschah zum ersten Mal und dauerte an: stundenlang heute morgen war ich so (Geste intensiver Aspiration).

Voilà.

Demzufolge hatte ich den Eindruck, wenn nicht das gesamte Universum DAS wird... was soll dann das Ganze? Alles, alles, was nicht das Bewußtsein ist, das höchste Bewußtsein, ja, das höchste und gänzlich göttliche Bewußtsein, alles übrige... Zum ersten Mal spüre ich so intensiv die Nutzlosigkeit aller äußeren Tätigkeiten – die Nutzlosigkeit AN SICH, wie eine Entfaltung, denn die gleichen Dinge werden alle schön und interessant, wenn es das göttliche Spiel ist, aber in sich selbst, für sich selbst sind sie NICHTS. Zum ersten Mal spüre ich dies so intensiv. Denn ich fühlte es in der subtilen Welt... In der materiellen Welt ist es immer vermischt mit einer Anzahl von Ärgernissen, großen Anstrengungen und einem Haufen Schwierigkeiten, da ist es ganz anders, aber in der subtilen Welt geschieht alles ohne jede Schwierigkeit, völlig harmonisch, vollkommen – und es war NICHTS. Als Sri Aurobindo anwesend war, war es vollkommen, und als er sich zurückzog... farblos.

Das PHYSISCHE Bewußtsein macht diese Erfahrungen in der Nacht: Der Körper verbleibt in Trance, und es ist das physische Bewußtsein. Es war das physische Bewußtsein, aber in einer subtilphysischen Welt, befreit von allen Schwierigkeiten – es war nicht besser. Dies war wie eine Antwort auf den Ehrgeiz der Leute, die hier auf der Erde sind und die ein Leben suchen, das angenehm, leicht, ohne Schwierigkeiten, ohne Konflikte, ohne Erschütterungen, ohne Krankheiten ist... und die sich sagen: oh, wie reizend alles wäre! – es ist nicht wahr: alles ist leer, wenn es DAS nicht gibt.

Die Erfahrung war sehr interessant.

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*   *

Etwas später

Ich führe eine ganze Korrespondenz auf französisch mit S, der Französisch lernt und mir Fragen stellt. (Mutter zeigt ein Schriftstück) Hier ist das letzte, von gestern, denn ich hatte ihm eine Geschichte erzählt.

Weiß du, ich stecke mir immer eine Transformationsblüte hierhin (Mutter zeigt auf ihr Knopfloch); diese Blüte hebe ich den ganzen Morgen über auf; nachmittags lege ich mein Kleid ab, um ein Bad zu nehmen, da ist sie natürlich in einem jämmerlichen Zustand, und gewöhnlich werfe ich sie dann weg. Aber eines Tages hatte mir S Rosen in einem Glas Wasser geschickt, und es stand auf meinem Toilettentisch; so stellte ich die Transformationsblüte ins Wasser, und als ich von meinem Bad zurückkam, war sie einfach prächtig, viel frischer und viel kräftiger als ich sie erhalten hatte. Ich behielt sie die ganze Nacht, bis zum nächsten Morgen, und sie veränderte sich nicht mehr. Sie blieb immer gleich frisch. Am nächsten Tag schickte ich ihm die Blume in seinem Glas zurück. Als er am Nachmittag kam, um mich zu treffen, erzählte ich ihm die Geschichte und fragte ihn: "Haben Sie die Transformationsblüte gefunden? Nun, so kam es dazu ..." Am nächsten Morgen schrieb er mir folgendes:

"Erfordert die Transformation nicht einen sehr hohen Grad an Aspiration, Unterwerfung und Empfänglichkeit?"

Ich antwortete:

Die Transformation erfordert eine totale und integrale Hingabe. Aber ist dies nicht die Aspiration eines jeden aufrichtigen Sadhaks?

"Total" bedeutet...

Ja, es stand auf der nächsten Seite (denn ich sagte mir, dieser Mann wird sich fragen, warum ich "total" und "integral" auseinanderhalte, was ganz einfach dasselbe zu sein scheint). So gab ich ihm die Erklärung:

"Total" bedeutet vertikal in allen Wesensstufen, von der materiellsten bis zur subtilsten. "Integral" bedeutet horizontal in allen verschiedenen und oft widersprüchlichen Teilen, die das äußere Wesen ausmachen (das physische, das vitale und das mentale Wesen).

*
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(Dann hört sich Mutter die Lektüre einiger unveröffentlichter Briefe von Sri Aurobindo an:)

Wie kann ich Sri Aurobindos Licht im Mental empfangen?

Es kann immer kommen, wenn du geduldig danach strebst. Aber die grundlegende Bedingung, wenn du jenes Licht willst, ist, dich von allen anderen mentalen Einflüssen freizumachen.

Was bedeutet "sich von allen anderen mentalen Einflüssen freizumachen"? Heißt es, daß ich besser keine anderen Bücher als die Sri Aurobindos lese oder nicht versuche, etwas zu lernen, indem ich auf andere höre oder sie bewundere?

Es ist keine Frage von Büchern oder Fakten, die man lernt. Wenn eine Frau jemanden liebt oder bewundert, wird ihr Geist instinktiv durch ihn geformt, und dieser Einfluß bleibt auch dann bestehen, nachdem das Gefühl selbst vergangen oder scheinbar vergangen ist. Dies bezieht sich nicht nur auf Xs Einfluß, sondern es ist eine allgemeine Regel, um dich von allen anderen Einflüssen freizuhalten.

30.5.1932

Das wissen die Leute gewöhnlich nicht. Es ist wirklich wahr, aber sie wissen es nicht. Wenn sie beginnen, vielerlei Dinge zu bewundern, wird es ein Potpourri.

(Schweigen)

Das gehört zu den Dingen, die ich in letzter Zeit aus Erfahrung gelernt habe: die Universalität, der Kontakt mit allem (horizontale Geste), das wurde dem Körper auf eine so präzise Weise gezeigt, im Detail aller Schwingungen... Im Zustand der Empfänglichkeit (vertikale Geste nach oben), der aufnahmefähigen Passivität (d.h. das Gegenteil des Handelns) muß man ausschließlich zum Höchsten gerichtet sein (die gleiche vertikale Geste); das war dem Körper, den Zellen beigebracht worden – sie verstanden es und haben es sich jetzt zur Gewohnheit gemacht. Im Zustand der Handlung (horizontale Geste), wenn man eins ist mit... reduzieren wir das Problem auf die Erde: eins mit der ganzen Erde, muß es eine AKTIVE ausstrahlende Schwingung des Höchsten sein. Eine solche Empfänglichkeit (vertikale, die Kraft empfangende Geste) und eine solche Aktivität (horizontale, die Kraft ausbreitende Geste). Sie fühlten es, sie verstanden es, sie können es ausführen. Das ist so wunderbar! Bis ins geringste Detail, die Beziehung mit allem, was einen umgibt (es wird immer mehr), mit einer wachsenden Ausstrahlung.

Wenn man diese beiden Haltungen gleichzeitig verwirklicht, wird die Ansteckung ausgelöscht: die mentale Ansteckung (von der Sri Aurobindo hier spricht, die man erfährt, wenn man etwas "bewundert"), die vitale Ansteckung und SELBST DIE PHYSISCHE ANSTECKUNG – wenn die Zellen das verwirklichen, erwischt man keine Krankheiten mehr. Denn vorher (während langer Zeit) gab es jedesmal, wenn sich im Ausstrahlungsfeld des Handelns etwas ereignete, eine Nachwirkung (in Mutter). Sehr lange war es gefährlich. Dann beschränkte es sich auf ein Unwohlsein, das bewußt wurde – des Warum und Wie bewußt. Es beschränkte sich auf ein Unwohlsein, aber es war immer noch lästig. Jetzt ist es eine Art... ich kann nicht sagen "Wissen", denn es ist nicht mental, aber awareness (im Französischen gibt es nur das Wort "Bewußtsein"), eine Wahrnehmung – das ist alles, und es hat keine Wirkung (keine Auswirkung auf Mutters Körper). Das ganze Problem liegt also darin:

Einige fanden die Vertikale, die in den Höhen entschwindet, um sich dann von der Welt zu isolieren (sie konnten es nicht völlig tun, denn sie besaßen nicht das nötige Wissen, aber sie versuchten es). Das ist es nicht. Andere wollen helfen: die Großzügigen mit dieser Haltung (Geste der horizontalen Ausbreitung), sie nehmen alles auf, selbst die geistigen Krankheiten aller Leute der Umgebung. Die Wahrheit liegt in beiden zusammen: Der passive, aufnahmebereite Zustand (vertikale Geste) und der tätige Zustand der Handlung und der Ausstrahlung (horizontale Geste). Der Körper ist sich der doppelten Bewegung völlig bewußt geworden, und er arbeitet daran, sie im Detail zu verwirklichen.

Damit ist ein großes Problem gelöst.

Das ist interessant, denn diese beiden Haltungen können fast simultan werden, aber sie sind... Im Hinblick auf die Schwingung, die schwingungsmäßige Empfindung sind es zwei Gegenpole, die sich vereinigen: Eine Empfänglichkeit zum Bewußtsein hin, zur Kraft, zur Macht, zum Licht, zu allem von oben Kommenden und dann natürlich die Liebe (aber über die Liebe werde ich später sprechen), und es kommt (Geste einer Herabkunft), es kommt, und alles ist absolut passiv und aufnahmebereit (Geste einer vertikalen Öffnung): aufnehmen, aufnehmen, aufnehmen, völlig hingegeben und im Zustand eines Schwammes, der aufsaugt, aufsaugt, aufsaugt... Gleichzeitig besteht die Beziehung mit der Welt (horizontale Geste), und die Macht geht hindurch und arbeitet, mit dem Empfinden der Kraft, der Aktion, der Sache, die sich durchsetzt. Das ist großartig. Und in DER GLEICHEN schwingungsmäßigen Ausstrahlung von "Dem". Stets dieselbe allmächtige Vollkommenheit, die aufgenommen wird und handelt (Geste der Übermittlung durch Mutter hindurch in einem ununterbrochenen Hinausströmen in die Welt).

Dies scheint das Geheimnis der Allmacht zu sein. Es ist überhaupt nicht nötig, durch das mentale Wissen zu gehen – das vermindert, verengt und verhärtet nur.

Es ist ein Zustand geschärften Bewußtseins: völlig wach. In den Zellen des Körpers vertreibt es alle Dunkelheit. Natürlich ist es eine lange und langsame Arbeit, aber es ist ein Zustand, der überall alle Dunkelheit verjagt. Dunkelheit ist immer das Zeichen (oder die Ursache) von Störungen. Man weiß, daß es noch viele davon gibt. Es ist eine langsame Arbeit, eine ganze Welt! Wenn man... (wie soll ich sagen?) hinabsteigt (man kann sagen: hinabsteigt oder sich konzentriert) in diese zellulare Konstruktion, die den Körper bildet, ist es auf körperlicher Ebene eine unermeßliche Welt, eine unübersehbare Welt. Alles ist wie aus unzähligen kleinen Punkten aufgebaut, und jeder Punkt muß erweckt und mit Bewußtsein und Licht durchflutet werden – eine lange Arbeit.

(Schweigen)

So ergibt sich die Lösung für die beiden Irrtümer, die ständig im Wettstreit miteinander liegen: der Irrtum der Verengung, der Ausschließlichkeit eines Einflusses (der übrigens, wenn dies mental praktiziert wird, zu einer Begrenzung, einer kleingeistigen Haltung führt, wie bei allen ausschließlichen Glaubensformen), oder aber ein wirkungs- und kraftloser Eklektizismus, der eine Art Gemisch aus allem, aus allen Ideen macht (mental ist das nicht von Belang, aber im Hinblick auf die Transformation ist es ernst). Für diese beiden Gegensätze ist das Problem somit gelöst.

Der Zustand, den ich gerade beschrieben habe, ist in den Zellen des Körpers und im körperlichen Bewußtsein möglich und auch im psychischen Bewußtsein; vital und mental scheint es jedoch – aufgrund einer Starrheit, einer Starrheit der Form: der Form der Gedanken und der Empfindungen – eine fast unmögliche Verwirklichung zu sein, selbst wenn man versteht. Mental könnte es sich nur durch eine Annahme aller Denkweisen, aller Formeln ausdrücken, und indem man diese auf eine höhere Ebene anhebt... zu etwas, das kein Gedanke, nichts mental Formuliertes mehr ist, sondern ein Licht, ein bewußtes Licht, das sie organisiert und vereint. Aber wenn man all das auf derselben Ebene nimmt... Man kann alles zulassen, aber immer nur als eine von unzähligen Auffassungen von "etwas", das sich nicht in Worte fassen läßt, denn sobald man es in Worten ausdrückt, wird es eine Formel, und die Formel raubt die Kraft. Aber physisch, in den Zellen des Körpers, ist es sehr deutlich wahrnehmbar, und es läßt sich völlig spontan leben: ausschließlich von oben empfangen und ausbreiten.

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