Mutters
Agenda
neunten Band
(Mutter beginnt damit, den Text der "Reminiszenzen" ihres Lebens in Indien für das indische Radio zu lesen – siehe die Unterhaltung vom 27. Januar 1968.)
Und dann habe ich etwas geschrieben... Sie wollten eine Art Broschüre über Auroville herausgeben, um sie am 28. Februar 1 an die Presse, an die Leute von der Regierung usw. zu verteilen. Vorher findet in Delhi in zwei oder drei Tagen eine Konferenz aller Nationen statt ("alle Nationen" ist übertrieben, aber sie sagen jedenfalls "alle Nationen"). Z geht dorthin, und sie möchte Informationsmaterial über Auroville mitnehmen. Sie hatten Texte vorbereitet – lange Texte, das hört überhaupt nicht mehr auf: Reden über Reden. Ich fragte und konzentrierte mich, um zu wissen, was gesagt werden sollte. Plötzlich gab mir Sri Aurobindo eine Offenbarung. Das war wirklich interessant. Ich konzentrierte mich, um das Warum und das Wie zu erfahren, und plötzlich sagte mir Sri Aurobindo: (Mutter liest eine Notiz)
Indien ist...
Das war die Vision der Sache, und dann hat es sich sofort in französische Worte übersetzt.
Indien ist zur symbolischen Darstellung aller Schwierigkeiten der modernen Menschheit geworden.
Indien wird der Ort ihrer Wiederauferstehung sein, der Wiederauferstehung in ein höheres und wahreres Leben.
Und die Vision war klar: Auf die gleiche Art, wie in der Geschichte des Universums die Erde zur symbolischen Darstellung des Universums wurde, um die Arbeit auf einen Punkt zu konzentrieren, ist Indien nun zur Darstellung aller irdischen, menschlichen Schwierigkeiten geworden, und von Indien aus wird die Heilung eintreten. Und aus diesem Grunde wurde ich veranlaßt, Auroville zu gründen.
Das kam absolut klar und ungeheuer machtvoll.
Also habe ich es aufgeschrieben. Ich sagte ihnen nicht, wie oder was, nur: "Stellt das an den Anfang eurer Papiere, was auch immer sie sind – ihr könnt erzählen, was ihr wollt, aber das kommt an den Anfang."
(Schweigen)
Dies war sehr interessant. Und diese Vision blieb über eine Stunde lang, so stark, so klar, als wäre mit einem Schlag alles klar geworden. Ich habe mir oft die Frage gestellt (nicht als "Frage", aber wie eine innere Spannung, um zu verstehen, warum es ausgerechnet hier in Indien zu einem solchen Chaos gekommen ist, mit solch erbärmlichen Schwierigkeiten und einer solchen Ansammlung), und auf einmal wurde alles klar, einfach so. Das war wirklich interessant. Und es kam augenblicklich: "Siehst du, dafür hast du Auroville geschaffen!" Ich wußte es nicht, ich tat es wie unter einem Druck, und es nahm immer größere Ausmaße an (es ist wirklich weltweit geworden), und dann fragte ich mich: "Warum das alles?..." Eine Weile dachte ich, dies sei gegenwärtig die einzige Möglichkeit, einen Krieg zu verhindern 2, aber das erschien dann als eine etwas oberflächliche Erklärung. Plötzlich wurde es jedoch klar: "Ach, das ist es!"
Weil all diese Macht darin lag, sagte ich: "Zitiert dies in euren Schriften!" Man wird sehen – sie werden nichts verstehen, aber das macht nichts. Es wird seine Wirkung haben.
*
* *
Etwas später
Neulich habe ich dir doch eine kleine Notiz geschickt 3... Und heute morgen geschah etwas (bevor ich mit den Leuten in Kontakt kam, in den frühen Morgenstunden). Ich notierte es, damit ich es dir sagen kann, denn ich weiß, daß es sonst verloren geht... Nicht daß es sich verflüchtigt, aber es verdünnt sich (Mutter liest):
Der Körper badet im göttlichen Bewußtsein...
So, als würde man vom Wasser getragen. Der Eindruck ist so: Das göttliche Bewußtsein durchdringt alles, sehr intensiv, überaus machtvoll, und es ist, als würde der Körper darin gebadet, wobei er noch den Eindruck von etwas Widerspenstigem macht, ja, ein wenig wie eine Rinde, er ist noch zäh, aber allmählich wird er geschmeidig und erlangt diese Plastizität, diese Aufnahmefähigkeit. Und beides ist eng miteinander vermischt. Und der Körper, sein Bewußtseinszustand, seine Seinsweise ist folgendermaßen (Mutter nimmt ihre Lektüre wieder auf):
Er tut sein Möglichstes, um durchlässig und transparent zu werden, damit er die Aktion dieses Bewußtseins nicht behindert oder verzerrt.
So ist es in Wirklichkeit: nicht direkt "durchsichtig", denn das hieße... ein Glas ist zum Beispiel durchsichtig, und dabei bleibt es hart. Hier aber besteht eine Bemühung zu schmelzen, um sich auf diese Weise zu identifizieren – das geht so weit, daß, wenn ich sehr ruhig bin und mich überhaupt nicht rege, weder innerlich noch äußerlich, etwas wie eine Ausdehnung stattfindet, etwas, das irgendwie schmelzen will. Dies ist ein sehr starker Eindruck. Und es erzeugt eine außerordentliche Schwingungsmacht in allen Zellen. Verstehst du, etwas, das in keinem Verhältnis zum menschlichen Körper steht – ungeheuerlich.
Das ist mir manchmal auch schon mit Leuten geschehen: Du weißt, daß ich ihnen immer ein "Bad des Herrn" geben möchte, wie ich es nenne, wenn sie kommen. Dann gibt es aber welche, die reagieren und daran "ziehen", und in jenem Augenblick (das ist ein- oder zweimal passiert) ist es, als würden alle Zellen anschwellen, etwas, das sehr groß wird, mit einer solchen Schwingung... fast ehrfurchterregend, verstehst du? Nun, wenn das geschieht und ich beobachte, gibt es Leute, die darin aufgehen und schmelzen (nicht viele, sehr wenige), aber es gibt auch welche, die entsetzt sind. Sie stehen auf und suchen das Weite. Und es gibt wiederum andere, die von etwas ergriffen werden, was man im Englischen awe nennt [Ehrfurcht]: sie sind überwältigt. Das konnte ich öfters bemerken. Ich dachte dann nur: der Herr tut sein Werk – aber das ist es nicht. Etwas im Körper verändert sich tatsächlich.
Jetzt ist es klar und bewußt geworden, und der Körper... Man braucht nur die äußeren Tätigkeiten einzustellen, und zwei oder drei Sekunden später, oder spätestens nach ein oder zwei Minuten, fühlt der Körper sich darin geborgen, schwebend, aufgehoben... Man sieht eine Unermeßlichkeit, gleich einem Ozean von diesem schwingenden, leuchtenden, goldenen, machtvollen Bewußtsein, und darin treibt er... Wie ich eben sagte: Er ist noch ein wenig wie ein Stück Rinde, und manche Teile zerbröckeln. Es gleicht einem Stück Rinde, das an verschiedenen Stellen schlecht paßt: an jenen Stellen, die... immer noch die Identifikation spüren; es ist noch nicht die vollkommene Identifikation, da sie immer noch verspürt wird – aber in welcher Seligkeit!... Und bei praktischen Fragen – wenn irgendwo etwas stört, aus welchem Grund auch immer (meistens wegen eines unerwarteten Einflusses von außen: ein Schmerz hier, etwas Störendes dort, usw.) –, löst sich das in diesem Zustand beinahe augenblicklich auf, und wenn ich geduldig so verharre, verschwindet auch die ERINNERUNG daran. Und so lösen sich sogar die Störungen, die bereits zu Gewohnheiten geworden sind, nach und nach, Schritt für Schritt, auf.
Da ist eine Frage, die ich mir häufig stelle. Es ist keine Frage sondern ein Zustand in der Meditation: Sehr oft habe ich nicht die geringste Lust auf das Mantra, ich habe nicht die geringste Lust auf irgend etwas. Ich spüre, daß ich mich selig in einer Art Auflösung zerfließen lasse, wirklich wie eine Auflösung, eine vollständige Durchlässigkeit, in der sich nicht das Geringste mehr regt. Wenn ich einen solchen Zustand erreiche, gibt es immer etwas in mir, das sich zusammenzieht und "Nein" sagt... Denn ich verspüre auch das Bedürfnis, die Aspiration aufrechtzuerhalten, aktiv zu halten; denn selbst die Existenz der Aspiration verlischt darin.
Ja, ich kenne das.
Was tun?
Sri Aurobindo hat mir mehrmals gesagt: "Sobald die Aufhebung des Wesens vollzogen ist, kehrt augenblicklich die Essenz, der eigentliche Zweck der Individualisierung zurück, aber OHNE die Grenzen des Egos." Dieses Problem, von dem du sprichst, diese Art Beklemmung, die einen innehalten läßt 4, ist eine notwendige Regung, bis die Gesamtheit des Wesens bereit ist. Wenn diese Aufhebung der Persönlichkeit und des Individuums nämlich zustandekäme, bevor alle die einzelnen Teile des Körpers und selbst des Vitals und des Mentals dazu bereit sind... würde es ganz aufgelöst, und man weiß nicht mehr, was geschehen würde. Daher das Bedürfnis innezuhalten, bis man ganz und gar bereit ist – wenn man dann bereit ist, kann man sich gehen lassen. Und sobald die "Verschmelzung" vollbracht ist, kehrt... (wie soll ich sagen?) nicht das "Gesetz", aber man kann es den Seinsgrund nennen, die raison d'être, zurück, ohne die Begrenzungen des Egos.
Diese Erfahrung hatte ich im Vital und im Mental; nun sehe ich im Körper, daß dieses Innehalten eintritt, weil dieser oder jener Teil, dieses oder jenes Element nicht genügend vorbereitet wurde und es nötig ist zu warten, bis es soweit ist. Aber in der Erfahrung von heute morgen gab es nichts mehr als diese dahintreibenden Rindenstücke.
Das bedeutet, daß die Arbeit sehr rasch vonstatten geht.
Sobald er bereit ist, wird der Körper sich einfach so gehen lassen können, OHNE AUFGELÖST ZU WERDEN. Und genau darin besteht diese Phase der Vorbereitung. Die Bewegung besteht darin, vollkommen zu schmelzen, und das Ergebnis ist die Aufhebung des Egos, das heißt ein UNBEKANNTER Zustand. Man kann sagen "noch nicht physisch realisiert", denn all jene, die das Nirvana suchten, erreichten es durch die Aufhebung ihres Körpers, wohingegen unsere Arbeit darin besteht, daß auch der Körper, die materielle Substanz, schmelzen kann. Dabei bleibt das Prinzip der Individualisierung bestehen, jedoch ohne all die Nachteile des Egos. Eben das wollen wir versuchen. Wie kann man die Gestalt, die Form erhalten, ohne daß es ein Ego gibt? Dies ist das Problem, und es läßt sich nur Schritt für Schritt und ganz allmählich bewerkstelligen. Aus diesem Grunde braucht es Zeit: jedes Element wird wieder aufgenommen, wird transformiert... Das Wunder besteht darin, unter völligem Verlust des Egos die Form zu bewahren (für das gewöhnliche Bewußtsein jedenfalls ist es ein Wunder). Für das Vital und für das Mental ist dies leichter zu verstehen (für die meisten Leute ist das sehr schwierig, für diejenigen aber, die bereit sind, ist es einfach, und dadurch kann das Werk viel schneller vonstatten gehen). Ob DIES HIER (Mutter deutet auf ihren Körper) sich aber durch die Bewegung der Verschmelzung nicht auflöst?... Genau darin besteht die Erfahrung. Und es gibt eine kleine Regung der Geduld, eine Bewegung von... eigentlich die tiefste Essenz von Mitgefühl, damit es bei einer maximalen Wirkung ein Mindestmaß an Schaden gebe. Dies bedeutet, daß man so schnell vorangeht, wie man kann, dabei aber Verzögerungen in Kauf nimmt, die sich aus der Notwendigkeit der Vorbereitung der verschiedenen Elemente ergeben.
Die gegenwärtige Entwicklungskurve ist besonders interessant. In manchen Augenblicken hat man den Eindruck, absolut alles löse sich auf und zerrütte sich, das konnte ich deutlich sehen: Zu Beginn war das physische Bewußtsein nicht genügend erleuchtet, und als die inneren Vorbereitungen dann stattfanden, hatte es den Eindruck: "Ach, das müssen Anzeichen des Todes sein!" Dann kam allmählich die Erkenntnis, daß dies nicht der Fall war, sondern daß es nur eine innere Vorbereitung war, um fähig zu sein... fähig, sich zu identifizieren, und dann, als Gegensatz dazu, die sehr klare Vision dieser so besonderen Aufnahmefähigkeit, dieser außerordentlichen Geschmeidigkeit, die, wenn sie sich verwirklicht, ohne jeden Zweifel die Aufhebung der Notwendigkeit des Todes bedeutet.
Diese Erfahrung von heute morgen war... alles war ein unermeßlicher Ozean eines leuchtenden, ungeheuer machtvollen Bewußtseins. Und gleichzeitig ist es etwas so Sanftmütiges, Mitfühlendes, dabei aber ohne Ursache – es hatte keinen Grund, es war einfach so, der gegenstandslosen göttlichen Liebe gleich. Und darin begann der Körper zu schweben, immer leichter, immer durchlässiger, auch jetzt noch. Dennoch bleibt der Eindruck einer Rinde, aber es ist nicht überall wie Rinde. Etwas, das noch mit Widersprüchen behaftet ist. Keine absichtlichen Widersprüche, nein, sondern: Unfähigkeiten, Ohnmächtigkeiten, ein Mangel an Empfänglichkeit. Und auch diese heilen langsam, Schritt für Schritt.
Jede Erfahrung – und das geht jetzt schnell –, jede Erfahrung steht für einen großen Schritt vorwärts.
(Schweigen)
Jedesmal wenn die Norm oder die Herrschaft der gewohnten Naturgesetze am einen oder anderen Punkt durch die Autorität des göttlichen Bewußtseins ersetzt wird (oder ersetzt werden soll oder ersetzt werden wird), entsteht ein Übergangszustand, der alle Anzeichen einer entsetzlichen Störung und einer ernsten Gefahr beinhaltet. Solange der Körper sich im Zustand der Unwissenheit befindet und dies nicht weiß, gerät er folglich in Panik (das passiert fast allen), er befürchtet eine schwere Krankheit, und etwas davon überträgt sich dann mit Hilfe der Vorstellung tatsächlich in eine Krankheit. Ursprünglich aber ist es keineswegs das. Es handelt sich lediglich um den Rückzug der gewohnten Naturgesetze und des ihnen eigenen persönlichen Vital- und Mentalgesetzes (dabei ist das Naturgesetz im Körper im allgemeinen viel stärker als das vitale und das mentale Gesetz). Im Augenblick vollzieht sich der Rückzug dieses Gesetzes, und es wird durch das andere, höhere ersetzt. Einen Moment lang herrscht also weder das eine noch das andere, und dieser Augenblick ist kritisch. Wenn der Körper dies zu verstehen beginnt, bleibt er unbewegt in seinem Vertrauen und Glauben, er verharrt reglos, und alles geht gut. Es geht schnell vorüber, und alles geht gut. Wenn er sich dessen jedoch nicht bewußt ist, sind seine Reaktionen katastrophal. Um es spontan und automatisch zu wissen, muß ein großer Teil der Elemente des Körpers bereits bewußt und transformiert sein. Jetzt geht es; vor noch nicht allzulanger Zeit war es noch notwendig, mit allem innezuhalten, zu schweigen, sich zu konzentrieren, die göttliche Gegenwart zu rufen, zu glauben und zu vertrauen, damit alles wieder in Ordnung kommt. Mittlerweile geschieht dies spontan.
Und die äußere Erscheinung, eben jener Teil, der den Eindruck vermittelt, aus Rinde zu sein, ist das, was sich erst zuletzt verändert. – Was wird geschehen? Ich weiß es nicht... Ich weiß es nicht. Aber das wird sich zuletzt ändern.
Dabei gibt es amüsante Details: Wenn ich zum Beispiel jemandem gegenüberstehe, der aus dem einen oder anderen Grund einen Schock oder ein Mißbehagen über meine gebeugte Erscheinung empfindet (jemand, der mich vorher gekannt hat), dann schafft dies eine Atmosphäre, die dem Körper eine Art Bedauern über seine Erscheinung gibt – eigentlich ist es kein "Bedauern" sondern vielmehr eine Mißbilligung dieses Eindrucks von Verfall (als ein Beispiel unter vielen anderen) –, und dann kommt fast augenblicklich die sehr klare Vision von dem, was dies heilen kann, der BEWUSSTSEINSZUSTAND, der das heilen kann. Es muß aber ein spontaner Zustand sein, damit es andauert. Wie für alles andere wird es auch hier einen Übergangszustand geben, und der wird wahrscheinlich gefährlich sein. Der Zustand des Wahrheitsbewußtseins muß ausreichend gefestigt sein, damit er spontan sein kann. Damit er spontan sei, muß die Notwendigkeit wegfallen, sich konzentrieren oder einen Willensakt aufbringen zu müssen, verstehst du? So kann der Übergang stattfinden.
Mein Leben ist mit so vielen Erfahrungen gesegnet worden, die mir beweisen, daß ALLES möglich ist. Ich hatte zum Beispiel eine seltsame Erfahrung mit zweiundzwanzig. Nach dieser Erfahrung, die ich in der Nacht hatte... (ich erinnere mich nicht mehr an alle Einzelheiten). Damals trug man Kleider, die genau bis zum Boden reichten, ohne aber anzustoßen (Geste in Bodenhöhe). In einer nächtlichen Erfahrung war ich sehr groß, und am Morgen bestanden 2 Zentimeter Abstand zwischen Kleid und Boden. Das bedeutete, daß der Körper MIT DER NÄCHTLICHEN ERFAHRUNG um 2 Zentimeter gewachsen war. Verstehst du, nachts in der Erfahrung war ich sehr groß geworden, und am Morgen... Diese materielle Bestätigung wurde mir in vielen Fällen gegeben, damit ich sicher sein konnte und der Körper überzeugt wurde, ohne die Erfahrungen stets wiederholen zu müssen. Folglich WEISS er, er weiß einfach, daß es nichts "Unmögliches" gibt; er weiß, daß "unmöglich" nichts besagen will... Und dies hängt nicht vom individuellen Willen ab. Das Bewußtsein, das alles lenkt, ist ein Wunder an Weisheit, Geduld, Mitgefühl, Ausdauer. Wenn Zerstörung oder Verwirrung stattfindet, heißt das, daß es absolut unvermeidbar ist, daß der Widerstand der Materie im Individuum oder in den Dingen dermaßen stark ist, daß dies ganz natürlich die Verwirrung und Zerstörung herbeiführt. Das ist aber nicht Teil des Höchsten Wirkens – dieses ist ein reines Wunder. Und das hat der Körper verstanden; er hat es verstanden und ist geduldig. Von Zeit zu Zeit bleibt lediglich... (wie soll ich sagen?)... Es gab Leute, deren Tod ich verhinderte... mehrere von ihnen. Ich habe in diesen Fällen noch nicht die volle, bewußte Macht, sie zu heilen, aber die Möglichkeit besteht, und ich halte sie ihnen offen. Es ist nicht allmächtig, insofern als eine bestimmte Empfänglichkeit, Offenheit, eine gewisse Haltung notwendig sind, die nicht immer gegeben sind (die menschliche Natur ist sehr schwankend, es gibt Höhen und Tiefen, ein Auf und Ab, und das erschwert die Arbeit), aber mitunter an den Tiefpunkten, wenn das betreffende Wesen leidet oder den Mut sinken läßt, kommt im Bewußtsein (von Mutter) etwas wie ein tiefes Mitgefühl auf... (wie das erklären?)... All diese Regungen der Entmutigung sind Regungen der Schwäche, "Das" aber ist etwas ungeheuer Mächtiges und gleichzeitig sehr Sanftes, fast wie ein tiefer Schmerz, und das ganze Körperbewußtsein wird zu einem Gebet und einer Aspiration – ein sehr reines Gebet: "Warum befinden sich die Dinge noch immer in diesem elenden Zustand? Warum? Warum?" Und dies hat einen unmittelbaren Effekt (beim Kranken). Leider ist dieser Effekt nicht anhaltend – weil im Gegenüber noch bestimmte Bedingungen gegeben sein müssen. Aber es ist einfach wunderbar! Und dies läßt einen die Notwendigkeit einer Gegenwart auf dieser Seite verstehen, einer Gegenwart, die noch AUF DIE ANDERE WEISE zu spüren und zu verstehen vermag, damit das Leiden der anderen... eine Realität sei. Auch das wird berücksichtigt, und darum sind Zeit und Geduld notwendig. Der Körper weiß das mittlerweile – in ihm besteht keine Ungeduld mehr – lediglich von Zeit zu Zeit diese Art Traurigkeit, besonders wenn es sich um Wesen voller Aspiration, guten Willens und Glaubens handelt und trotz alledem das Leiden noch fortbesteht. Abgesehen davon bleibt noch eine Art Schrecken und Mißbilligung gegenüber Greueltaten, gegenüber DER Grausamkeit schlechthin, das ist... Das ruft eine ungeheure Macht ins Spiel, und man spürt, daß ein Nichts davon, eine winzig kleine Bewegung, ach, eine Katastrophe auslösen würde. Also muß man das sorgfältig ruhig halten, damit stets das Beste geschieht.
Die Dummheit, der Schwachsinn, die Unwissenheit, all diese Dinge betrachtet man nun mit einer großen Dosis Geduld, die darauf wartet, daß sich das entwickeln möge. Böswilligkeit und Grausamkeit aber – vor allem die Bösartigkeit, jene Art von Grausamkeit, die es GENIESST, andere leiden zu lassen – in diesen Fällen muß man sich sehr beherrschen. In bildlicher Sprache gesprochen... nicht "Sprache": in der Seinsweise ist es Kali, die zuschlagen möchte, und ich muß ihr sagen: "Bleib ruhig, ganz ruhig!" (Das ist allerdings eine Übertragung ins Menschliche.) All diese Götter, all diese Wesen existieren tatsächlich, aber... so ausgedrückt handelt es sich um eine Übertragung. Die wahre Wahrheit liegt über all dem.
Voilà.
Heute ist der Tag von Mahasaraswati 5... (lachend) sie hat viel geschwatzt!
1 Tag der Grundsteinlegung von Auroville.
2 Siehe Agenda Bd. 7 vom 21. September 1966.
3 "Anstelle des Bewußtseins innerhalb des Körpers befindet sich der Körper jetzt innerhalb des Bewußtseins, und doch handelt es sich immer noch um das körperliche Bewußtsein."
4 Satprem merkt an, daß es keine Besorgnis ist sondern ein Empfinden, daß das Leben der Aspiration wichtiger ist als diese Auflösung.
5 Mahasaraswati: die universelle Mutter unter dem Aspekt des Wissens und der Vollkommenheit in der Arbeit.