Mutters
Agenda
neunten Band
(Mutter fühlt sich nicht wohl. Trotzdem beginnt sie mit der Tonbandaufzeichnung der "Botschaft zur Einheit Indiens"
für das indische Radio.)
Hast du etwas zu sagen?
Du siehst abgespannt aus.
Nein... ach, das ist eine lange Geschichte.
Das letzte Mal, als du hier warst, war ich erkältet; das hat nicht mal einen Tag gedauert: die folgende Nacht war es vorbei. Es hat jedoch die Bewegung der Transformation beschleunigt, und so wurde es schwierig.
All das hier (Hals, Brust) wurde in Mitleidenschaft gezogen... Normalerweise dauert es mehrere Tage.
Und heute morgen... ich glaube, es liegt daran, daß der Körper direkt mit all jenen in Verbindung steht, die ihn mit großer Kraft anrufen, und weil er ein solcher Ignoramus ist, muß er die Konsequenzen austragen. In den letzten Tagen gab es drei oder vier solche Fälle: ich beobachtete im Körper eine Art Nachahmung... Er hat es noch nicht gelernt, die Schwingung augenblicklich zu transformieren.
Es gab zwei oder drei Fälle (zwei waren sehr deutlich), und heute morgen begann dieser dumme Körper, Schwierigkeiten beim Atmen zu haben: "Viel zu schnell, viel zu schnell ..." Ich mußte ihn beruhigen (er bekam ein Fieber), auch aß ich nichts mehr. Ich hatte gesehen, daß dies aufgrund eines sehr kranken Menschen passiert war, ein Zusammentreffen von allen möglichen Dingen. Ich hatte dem Körper jedoch nachts gesagt, daß diese Arbeit erledigt werden müsse (die Radioaufzeichnung) und er nicht nachgeben dürfe. Um das tun zu können, ließ er alles andere ausfallen: kein Blumenarrangement, kein Frühstück usw.
Auch die Erkältung kam von einer anderen Person (ich habe gar keine Gelegenheit, eine Erkältung einzufangen), ich weiß, wer es war, aber...
Jetzt heißt es: Entweder sich verändern oder sich auflösen.
Der Körper ist voll guten Willens, weißt du, er weigert sich nicht, er will wirklich mitarbeiten, aber mitunter kommt alles sehr schnell, und dann ist es schwierig.
(langes Schweigen)
Hast du etwas auf dem Herzen?
Ich habe Neuigkeiten von P.L.
Ach!
Eine ganze Reihe von Dingen. Zunächst ein Brief von J, die einen Brief von P.L. erhielt und mir folgendes sagte: "P.L. geht es sehr gut. Monsignore R sagte ihm, daß er "durch Ihr Buch 1 eine andere Welt entdeckt hat"... Er hat mit Mutter Verbindung aufgenommen. Er hat P.L. von der Notwendigkeit überzeugt, weiter in diesem Milieu zu verweilen, wenn sie es transformieren wollen ..."
(Mutter macht große Augen)
Ach!...
"... P.L. fühlt sich ganz von Mutter geleitet. Sobald seine Arbeit beendet ist, zieht er sich völlig zurück, um Das Göttliche Leben zu studieren und darüber zu meditieren ..." Dann noch folgendes: P.L. schickte einen Brief mit, den Monsignore R ihm nach seiner Ankunft in Rom gab. In diesem Brief schreibt ihm der Monsignore insbesondere: "Ich möchte Dich ebenfalls darüber in Kenntnis setzen, daß ich – unter dem Siegel der Vertraulichkeit – seiner Eminenz (dem Kardinal Frankreichs) eröffnet habe, daß Du in einem Ashram in Indien gewesen bist. Seine Reaktion war ausgezeichnet, und er stimmte Deinem Tun voll und ganz zu.""
Was du nicht sagst!
Und schließlich ein Brief von P.L., der die ganze Geschichte erzählt: "Ich habe mir ein wenig Zeit gelassen, um Sie von meiner neuen Lage hier zu unterrichten, die sich jeden Augenblick überstürzen könnte. Seit meiner Rückkehr verfolgte der Vatikan zwei verschiedene Strategien: Drohungen einerseits, Beförderungen und verlockende Angebote andererseits. Ich war seit dem 9. Dezember von Rom abwesend: welche merkwürdige Krankheit könnte wohl so lange dauern? Man sprach davon, mich von drei Ärzten untersuchen zu lassen, verlangte die Namen der besuchten Kliniken usw. 2 Ich beriet mich mit seiner Eminenz und mit Monsignore R. Durch Anwendung der Regeln hinausgeworfen zu werden, paßte niemandem: weder meiner Familie noch dem Kardinal selber. Somit blieb als richtige Lösung, meine neue Stellung anzutreten, wobei wir sichergehen mußten, daß ich wieder vollkommen hergestellt bin. So wurden die Untersuchungen abgebrochen. Das Prozeßverfahren wurde eingestellt, die Berichte wurden zu den Akten gelegt. Sicherlich sind die Neugierde und die Verdächtigungen nicht getilgt, in mein Leben jedoch ist wieder die Routine eingekehrt, und in einiger Zeit werden alle die Sache vergessen haben. Ich werde den Papst nächsten Monat sehen, und es ist möglich, daß ich ihn Ende August auf seiner Reise nach Kolumbien begleiten werde. Ich halte Sie darüber auf dem laufenden. Er hat noch immer Probleme mit seiner Gesundheit, was die Reise verhindern könnte... Alles, was ich Ihnen hier beschreibe, liegt sehr "äußerlich" von mir selbst, und ich habe kaum Anteil daran. Ich richte mein Bewußtsein lieber auf Sie, darin hat sich nichts geändert, es bleibt verbunden mit dem Einfluß der Mutter. Ich spüre ihren Schutz. Alles wird leicht, weil sie bei mir ist. Sie gibt mir die angemessene Antwort. Ich wiederhole wie ein Mantra: "O süße Mutter, mit deiner Hilfe, was ist da noch unmöglich?" Darüber hinaus ist die Freude, die sie mir ins Herz gelegt hat, unerschütterlich. Meine Gedanken fliegen ihr voller Dankbarkeit zu. Monsignore R erzählte seiner Eminenz, daß ich im Ashram war. Der Kardinal war begeistert. R hat Ihr Buch zu Ende gelesen. Er predigt die Gedanken Sri Aurobindos in seiner Messe. Er sagte mir, er sei mit Mutter in eine innere Verbindung getreten: er wird ihr schreiben und ihr später einen Besuch abstatten. Er hat die Botschaft Sri Aurobindos als Lösung der Weltfrage akzeptiert. Ich muß Ihnen nochmals sagen, wie sehr mich das Telegramm gefreut hat: Mutter all meinen Dank."
(Mutter tritt in eine lange Kontemplation ein)
Das ist gut... das sind sehr gute Nachrichten.
Es ist vollkommen wahr, daß ich bei ihm bin. Vollkommen wahr. Und erinnerst du dich, ich hatte dir von dieser Erfahrung erzählt, dieser sehr starken Kraft, die ich spürte, wie eine großartige Sache, die ihren Anfang nimmt, einen Anfang 3 ... Es scheint wahr zu sein.
Dies wird ein großer Schritt für die Menschheit sein – für die gesamte Menschheit.
Das ist wirklich gut.
Ich habe das Gefühl, er hätte gern eine Bestätigung von dir, daß er dort bleiben solle, um seine Arbeit zu verrichten.
Ach! Aber ja, so ist es gut, er soll dort bleiben, um seine Arbeit zu tun. Er soll dort bleiben. Und wenn ich sage "das ist wirklich gut", so heißt das, ALLES ist wirklich gut. Er ist den Umständen vollends gewachsen. Das ist sehr gut.
Die kleine Oberflächenpersönlichkeit gibt ihr eigenes Wohlbehagen auf zugunsten des allgemeinen Werks, und das ist sehr gut, das bringt einen sehr schnell voran.
Es ist wirklich gut. In jeder Hinsicht sehr gut.
Die Antwort (von P.L.) übertrifft meine Erwartungen.
Das erscheint mir absolut wie einer dieser herrlichen Augenblicke des göttlichen Bewußtseins... man möchte einfach nur noch schweigen und anbeten... 4
1 Sri Aurobindo oder Das Abenteuer des Bewußtseins.
2 P.L. hatte sich mit verschiedenen "psychischen Krankheiten" entschuldigt.
3 Ein Blatt in der Weltgeschichte hat sich gewendet, d.h. die Umorientierung der Christenheit zur Neuen Wahrheit (Agenda vom 3. April 1968).
4 Einige Tage später schickte P.L. ein Telegramm an Mutter, in dem er sie um ihren Schutz bat, denn er habe eine "höhere Order" erhalten, sich einer "kollegialen" ärztlichen Untersuchung zu unterziehen unter Oberaufsicht des Leibarztes des Papstes. Es scheint also, daß es zu einer Umkehrung der Lage gekommen war. Mutter antwortete darauf folgendes: "Der beste Schutz ist ein unerschütterlicher Glaube an die Göttliche Gnade."